Ronald Rinklef/Fränkischer Tag

Aufmerksam lauschten die kleinen Studierenden dem Vortrag ...

Ronald Rinklef/Fränkischer Tag

... von Christine Gerhardt. Sie ist Professorin für Amerikanistik und gab den Kindern Einblick in die Geschichte der Sklaverei.

Eine krasse Geschichte

Kinder-Uni-Vorlesung über die Geschichte der Sklaverei

Am Samstag lernten die jungen Studierenden die Romanfigur Emma kennen – eine Zwölfjährige, die als Kindermädchen arbeiten muss, verkauft wird und eine gefährliche Flucht wagt.

Draußen regnet es in Strömen. Drinnen, in einem schönen Zimmer in einem großen Haus im US-Bundesstaat Georgia, sitzen drei Mädchen: die achtjährige Sarah Butler, ihre Schwester Frances, die ein Jahr älter als Sarah ist, und Emma. Emma ist zwölf – aber sie ist nicht zum Spielen vorbeigekommen. „Bürste mir die Haare“, befiehlt Frances. Emma ist eine Sklavin, die den Schwestern Sarah und Frances gehört. Wie ein Spielzeug oder eine Jacke.

Auch Emmas Eltern sind Sklaven: Ihre Mutter muss als Köchin für die reiche Familie von Sarah und Frances arbeiten, Emmas Vater als Kutscher. Emma ahnt nicht, dass ihr Besitzer, also der Vater von Sarah und Frances, sie heute, an diesem verregneten Tag, an eine fremde Frau verkaufen wird – obwohl er fest versprochen hat, das niemals zu tun … Viele Jungen und Mädchen, die in der Kinder-Uni-Vorlesung „Das Leben von Emma und Frances – wie uns Geschichten helfen, die Geschichte der Sklaverei in den USA zu verstehen“ sitzen, sind ganz still geworden. Sie hören gespannt zu, wie Christine Gerhardt von Emma erzählt.

Gefühle helfen uns zu verstehen

Dr. Christine Gerhardt ist Professorin für Amerikanistik. Sie weiß also sehr viel über die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika – oder kurz: USA – und erzählt den jungen Studierenden heute die Geschichte von Emma, weil sie uns klar macht, wie es war, als in den Südstaaten der USA Menschen als Sklaven arbeiten und leben mussten. „Julius Lester hat das Buch ,Day Of Tears‘, in dem es um Emma geht, geschrieben.“ Sie hält das Buch hoch. „Weiß jemand, was ,Day Of Tears‘ heißt?“ Ein Junge kann es übersetzen: „Tag der Tränen.“ „Genau“, sagt Professorin Gerhardt und erklärt, dass der Tag, an dem Emma an die fremde Frau verkauft wird, dieser traurige Tag ist.

Der Autor Julius Lester hilft uns mit Emmas Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht, uns in die Zeit der Sklaverei und in Emmas Leben hineinzuversetzen. „Julius Lester hat gesagt: Geschichte ist nicht nur das, was passiert, sondern auch alltägliches Leben und die Gefühle von allen, denen die Geschichte großes Leid zugefügt hat“, erklärt Christine Gerhardt. Sklaverei ist heute nirgendwo mehr auf der Welt erlaubt. Aber warum gab es sie überhaupt? „Könige und andere, die Macht hatten, haben Menschen gezwungen zu arbeiten“, sagt ein Mädchen. Das passierte in vielen Teilen der Welt: „Die Pyramiden in Ägypten wurden von Sklaven gebaut“, weiß ein Junge. Ein Mädchen meldet sich: „Die Gladiatoren im alten Rom waren auch Sklaven, die zur Unterhaltung der Leute oft bis zum Tod kämpfen mussten.“ Professorin Gerhardt nickt: „Sobald es Hochkulturen gab, gab es auch mächtige Gruppen, die andere gezwungen haben, für sie zu arbeiten.“

Übrigens: Erst vor 149 Jahren wurde die Sklaverei in den USA mit einem Gesetz abgeschafft. Die Geschichte von Emma spielt lange davor. Zum Glück geht sie gut aus: Emma gelingt es, mit ihrem neuen Freund Joe in den Norden der USA zu fliehen, wo es keine Sklaverei gibt.

Hinweis:

Dieser Artikel von Isabelle Epplé erschien am 24. November 2014 im Fränkischen Tag und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.