Barbara Herbst/Fränkischer Tag

Mit gelben, grünen und roten Karten stimmten die Kinder-Uni-Besucher ab, welche Spielzüge Christoph Schlieder (vorne) gegen den Computer machen sollte.

- Isabelle Epplé/Fränkischer Tag

Schlag den Algorithmus!

Schach gegen Opa oder den Computer?

Können Computerprogramme gegen menschliche Spieler gewinnen? Um die Antwort auf diese Frage herauszufinden, sind am Samstag, den 25. November 2017, über 150 junge Studierende zur Vorlesung von Dr. Christoph Schlieder, Professor für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften, gekommen.

Beim Spiel der Könige kann man nicht mogeln

Christoph Schlieder macht ziemlich coole Sachen: "Wir entwickeln Spiele, die so ähnlich sind wie Pokémon Go", erklärt er. Also Spiele, bei denen man draußen, in der Stadt, über das Smartphone in Echtzeit Spielzüge gegen einen oder mehrere Gegner macht. "Und auch heute beschäftigen wir uns mit Spielen, bei denen wir einen Gegner haben." Zum Beispiel Schach. Das haben fast alle jungen Studierenden schon mal gespielt. Viele gegen ihren Opa, andere gegen den Computer. "Schach ist ein Spiel, bei dem man nicht mogeln kann", erklärt der Professor. "Auch der Computer nicht, denn er hat kein Wissen über den Spielverlauf, das wir nicht haben. Ich sehe alle für das Spiel wichtigen Informationen." Der Mensch weiß also jederzeit genauso viel wie das Schachprogramm.

Auch ein Rechner kann nicht alles ausrechnen

Der menschliche Spieler kann also die weiße Dame drei Felder vorziehen und den schwarzen König vom Gegner - dem Computer - bedrohen. Doch woher weiß das Programm, welcher Schachzug jetzt der beste ist? "Dazu nutzt es einen Algorithmus. Das ist ein schweres Wort", gibt Schlieder zu. "Damit könnt ihr eure Eltern beeindrucken!" Viele Kinder schreiben sich das Wort schnell auf. "Ein Algorithmus ist ein Verfahren, mit dem wir oder ein Computer ein Problem lösen können."

In diesem Fall lautet das Problem: Welcher Spielzug ist jetzt am besten? Eine Möglichkeit ist, dass das Computerprogramm einfach alle möglichen Spielzüge abgespeichert hat und sie in rasender Geschwindigkeit ausprobiert. Das geht bei einfachen Spielen wie Tic Tac Toe, bei dem der Spieler gewinnt, der als Erster drei gleiche Zeichen nebeneinander oder diagonal in ein Raster einträgt, das aus drei Mal drei Feldern besteht.

Dahinter steckt ein Algorithmus

Der Algorithmus, der dem Computer vorgibt, was er tun soll, kann so aussehen: Wenn die folgende Spielsituation vorliegt, dann führe diesen Zug aus. Sonst führe jenen Zug aus. In Programmiersprache aufgeschrieben, wird aus dem Algorithmus dann das Computerprogramm, gegen das gespielt wird. "Bei Tic Tac Toe gibt es fast 20 000 verschiedene Spielsituationen", sagt der Professor. Beim Schach dagegen sind es unendlich viele. "Der Computer kann sie nicht alle errechnen. Sondern er bewertet sie." Aber kann ein Computer gegen einen Menschen gewinnen? Gegen einen Schachweltmeister, der besser ist als alle anderen Spieler? "1996 ist es einem Computer gelungen."

Dieser Computer hieß Deep Blue und er konnte damals 200 Millionen Figur-Stellungen in nur einer Sekunde ausrechnen und ausprobieren. Das war zu viel für Schachweltmeister Garri Kasparow! Er verlor, und der Computer Deep Blue entschied die Schachpartie für sich. Doch natürlich kann es auch uns gelingen, den künstlichen Spieler in einem Computer zu schlagen. Aber ist dieser künstliche Spieler wirklich intelligent? "Tja, selbst Wissenschaftler sind sich darüber nicht einig", gibt Christoph Schlieder zu und lacht.