Universität Bamberg

Brüllen und Fauchen wie Drachen aus dem Mittelalter ...

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... konnten die Kinder nach der Vorlesung von Andrea Schindler.

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Rund 50 Kinder waren zur ersten Kinder-Uni in Kronach gekommen.

Fauch! Stampf! Brüüüüll!

Erste Kinder-Uni in Kronach

Drachen sind meist ziemlich fiese Typen. Das wussten schon die Leute im Mittelalter. Sie haben sich viele Geschichten über die Ungeheuer erzählt. Einige davon kennen jetzt auch die rund 50 Jungen und Mädchen, die am Samstag bei der allerersten Kinder-Uni-Vorlesung in Kronach waren.

Schneller, Harry! Der Ungarische Hornschwanz greift an! Puh, zum Glück kann Harry Potter so schnell fliegen. Denn der schreckliche Drache ist ihm dicht auf den Fersen. Und das schuppige Ungeheuer scheint ziemlich wütend zu sein: Er spuckt Feuer, lässt seinen schuppigen Schwanz durch die Luft sausen und versucht, den jungen Zauberlehrling zu erwischen. Er trifft Harry an der Schulter und verletzt ihn. Doch Harry schafft es, ihm das Goldene Ei zu stehlen und davonzusausen. Ein Glück!

Uralter Drachen-Steckbrief

Den Kampf von Harry Potter und dem Ungarischen Hornschwanz kennen fast  alle der 50 Jungen und Mädchen, die zur Kinder-Uni nach Kronach gekommen sind. In einem Klassenzimmer in der Lucas-Cranach-Grundschule wollen sie von Professorin Andrea Schindler noch mehr Geschichten von Drachen und  mutigen Helden hören. Die Frau mit den kurzen braunen Haaren und dem dunkelblauen Polohemd, auf dessen Rückseite ein grünes Stoff-Blatt prangt und die normalerweise an der Universität Bamberg Erwachsenen etwas beibringt, kennt sich sehr gut aus mit Drachengeschichten. „Wie sehen Drachen denn aus?“ will sie zuerst wissen. „Grün“, ruft ein Junge. „So schuppig. Und sie sprühen Feuer“, sagt ein anderer Junge. „Drachen haben Flügel“, weiß ein Mädchen. Ein Junge hinter ihr schüttelt den Kopf: „Nicht immer.“ Aha, es gibt also verschiedene Drachen.

Komisches Deutsch

Andrea Schindler schaltet einen Beamer an und an der Wand erscheint ein Text. „Draco ist der groesten tier ains, daz diu werlt hat“, steht da. „Hä?!“, ruft ein Junge. „Das ist aber komisch geschrieben!“ Die Professorin lächelt. „Wie denn?“ „Hm, so mittelalterlich“, antwortet der Junge. Stimmt! „Dieser Text ist 800 Jahre alt“, erklärt die Professorin. Zusammen übersetzen alle den Satz in unser Deutsch von heute: „Der Drache ist eines der größten Tiere, die es auf der Welt gibt.“ Gar nicht so schwer. „Damals haben die Leute anders gesprochen“, erklärt Andrea Schindler. Sie ist Spezialistin für mittelalterliches Deutsch. An der Universität unterrichtet sie erwachsene Studierende in einem Fach mit dem schwierigen Namen Germa-nis-ti-sche Me-di-ä-vis-tik, da geht es um alte deutschsprachige Schriften und Bücher, die aus dem Mittelalter stammen.

Mörderischer Mundgeruch

Auch der Text über den „Draco“, den Drachen, stammt aus dem Mittelalter. Geschrieben hat ihn Konrad von Megenberg in seinem „Buch der Natur“. Zusammen mit Andrea Schindler übersetzen die Kinder den Rest des uralten Drachen-Steckbriefs weiter: Aus „Daz tier hat niht vergift“ wird: „Das Tier ist nicht giftig“. Konrad von Megenberg dachte nämlich, dass der Drache nur dann Gift an den Zähnen hat, wenn er vorher etwas Giftiges gefressen hat. Aus „sein stimm und sein geschrai erschrecket die läut“ wird: Seine Stimme und sein Geschrei, also sein Gebrüll, erschreckt die Leute. Dann kommt’s: „Er hat ain totpringendes anhûchen“, liest ein Mädchen vor. „Anhûchen“ … das klingt ein bisschen wie „anhauchen“. „Genau“, bestätigt die Professorin. „Wenn der dich anhaucht, fällst du tot um!“ Iiiih, Drachen scheinen echt üblen Mundgeruch zu haben!

Nur etwas für echte Helden

Nochmal kurz zurück zu Harry Potter. „Warum muss Harry eigentlich gegen den schlimmsten der vier Drachen im Trimagischen Turnier kämpfen?“, möchte Andrea Schindler am Schlusswissen. Erstmal grübeln alle ein  bisschen. Um den Kampf gegen Voldemort zu schaffen? „Genau. Wir wissen: Der, der den Drachen besiegt, ist ein Superheld und schafft alles. Der wird auch mit einem noch schlimmeren Gegner fertig.“

Hinweis

Dieser Artikel von Isabelle Epplé erschien am 10. November 2014 im Fränkischen Tag und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.