Die Ausstellung „Ansichtssache – Anziehsache“ zeigt die geschichtliche Entwicklung einzelner Kleidungsstücke und Modestile und deren überspitzte Darstellung in Satirezeitschriften.

Auch der Student Fabian Hasibeder hat an der Entstehung der Ausstellung mitgewirkt.

In Vitrinen können die Besucher Exponate sehen und auf Schautafeln mehr über Abendgarderobe oder Kinderkleidung erfahren. (Fotos: Ivana Peric)

- Ivana Peric

Kleider machen Leute

Bamberger Studierende wirken bei Karikaturen-Ausstellung in Buttenheim mit

Was haben Herren- und Damenmode sowie Kinderkleidung gemeinsam? Sie waren beliebte Motive europäischer Karikaturisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Bamberger Studierende der Kommunikationswissenschaft analysierten diese Zeichnungen und stellen eine Auswahl ihrer Interpretationen jetzt im Buttenheimer Levi Strauss Museum aus.

Dass der Spruch „Kleider machen Leute“ nicht von ungefähr kommt, wissen wir seit der Novelle von Gottfried Keller. Dies erkannten auch die europäischen Karikaturisten des 19. und 20. Jahrhunderts und stellten anhand der Kleidung individuelle Eigenschaften von Berufsständen überspitzt dar. Im Rahmen des Kurses „Klamotten in Karikaturen. Oder: Wie Zeichner Arbeitskleidung darstellen – und damit den sozialen Wandel erfassen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Behmer und Michael Wild analysierten Bamberger Studierende Zeichnungen aus den kleinen und großen Karikaturenzeitschriften des 19. und 20. Jahrhunderts wie Simplicissimus, Le Caricature und Punch. Aus diesem Seminar entstand das Ausstellungsprojekt „Ansichtssache – Anziehsache. Kleidung in Karikaturen des 19. und 20. Jahrhunderts"  mit dem Levi Strauss Museum in Buttenheim. Die Ausstellung der Studierenden ist dort bis September 2016 zu sehen.

Die Studierenden widmeten sich im Seminar zunächst der Modeentwicklung und ihrer Darstellung in Karikaturen der damaligen Zeit. Sie durchliefen die einzelnen Schritte von der Theorie zur Bildhermeneutik über die Konzeption der Ausstellung bis hin zum eigentlichen Gegenstand, der Suche und Interpretation von Karikaturen. All das wurde anschließend bis zur Eröffnung der Ausstellung Anfang des Jahres in Vitrinen und Schautafeln aufbereitet. Diese geben einen Überblick über die Entwicklung der verschiedenen Bekleidungsarten: Von der Damen- und Herrenmode wie der Abendgarderobe und dem Beinkleid über Kinderkleidung bis hin zu Arbeiterklamotten – genug Stoff und Themen boten die Zeichner den Studierenden für die Analyse und die Entwicklung der Ausstellung an.

Eine der Schautafeln gibt zum Beispiel einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Herrenmode und darüber, wie sie in den Karikaturen dargestellt wird. Der Student Fabian Hasibeder erklärt: „Die Herrenmode unterlag großen Schwankungen. Während sie in der Kaiserzeit sehr ausladend war, da sie den sozialen Status nach außen trug und dementsprechend pompös karikiert wurde, war sie in der Weimarer Republik eher minimalistisch.“ In der Zeit des Nationalsozialismus galt die Uniform als Idealbild, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie vom Einzug der Jeans abgelöst und eröffnete schließlich die Möglichkeit für verschiedene Kleidungsstile.

Doch nicht nur den äußeren Bekleidungsschichten widmeten sich die Karikaturisten. Auch Unterwäsche und die zunächst verpönte Bademode fand den Einzug in die Karikaturenzeitschriften. So löste die körperbetonte Badebekleidung zu Beginn des 20. Jahrhunderts knielange Pluderhosen und hemdartige Oberteile der Bademode aus den 1890er Jahren ab. Den Trend zu weniger Stoff kommentiert Zeichner Ernst Heilemann mit dem Bild eines im Wasser stehenden Mannes, der eine Frau in einem Badeanzug auf seinen Armen trägt und dem Satz „So möchte ich Sie durchs Leben tragen!“ – „Das glaub‘ ich, wegen der billigen Schneiderrechnungen!“.

Mediengeschichte zum Anfassen

Die Idee einer Kooperation mit dem Levi Strauss Museum in Buttenheim ist für das Bamberger Institut für Kommunikationswissenschaft keine Neuheit. „Es kam bereits eine kleinere Ausstellung im Rahmen eines früheren Kurses zustande. Der Plan war, diesmal etwas Größeres auf die Beine zu stellen“, erzählt Markus Behmer. Ein wichtiger Bestandteil des Kurses war eine zweitägige Exkursion nach München, während der die Kursteilnehmer in einem Archiv historische Satirezeitschriften nach einschlägigen Zeichnungen durchsuchten. „Zum einen sollten die Studierenden praktisch an Mediengeschichte herangeführt werden und Karikaturengeschichte anschaulich kennenlernen“, erläutert Markus Behmer das doppelte Lehrkonzept. „Zum anderen sollten sie praktisch arbeiten und im Archiv lernen, wie Medienhistoriker arbeiten. So sollen sie Kompetenzen erwerben, die sie auch im späteren Berufsleben anwenden können.“

Die Idee hat gefruchtet und besonders der praktische Teil ist bei den Studierenden gut angekommen. „Die Aussicht ins Archiv zu gehen und dort alte Zeitschriften zu durchforsten, war ein ausschlaggebendes Kriterium für mich, den Kurs zu wählen“, erklärt Fabian Hasibeder sein Interesse. „Durch die praktische Arbeit während des Studiums erarbeitet man sich ein breiteres Spektrum für das spätere Berufsleben. Außerdem ist es schön, ein sichtbares Ergebnis zu haben, wie eben die Ausstellung in Buttenheim“, ergänzt Kursteilnehmerin Teresa Halbig ihre Motivation. Zum Wintersemester 2016/2017 zieht die Ausstellung zu ihren Initiatoren nach Bamberg zurück. Zum Ausstellungsbeginn in der Teilbibliothek 4 im kommenden Herbst wird auch ein Katalog erarbeitet.

Die Ausstellung in Buttenheim ist bis zum 11. September 2016 sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags und donnerstags von 14-18 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11-17 Uhr. Der Eintritt beträgt 4 Euro.