Rudolf Hein

Der Kammerchor der Universität und die Solisten beim Auftritt von Rossinis „Petite Messe solennelle“ .

Rudolf Hein

Die knapp drei Dutzend Sängerinnen und Sänger wurden von Klavier und Harmonium begleitet, was zu ganz eigenen Klangmischungen führte.

- Rupert Plischke

Rossinis kleine, große Messe

Kammerchor der Universität und Solisten führten „Petite Messe solennelle“ auf

Giachino Rossinis späte Petite Messe solennelle  – zwar „petite“, also klein, aber trotzdem mit etwa 90 Minuten sicher nicht zu kurz – hat Wilhelm Schmidts mit dem Kammerchor der Bamberger Universität und mit Solisten, die zumeist auch Universitätsangehörige sind, am 18. Juni in der AULA aufgeführt.

Der besondere Reiz dieser Messe liegt neben ihrer musikalischen Anlage sicher auch in der Besetzung: Die wie hier knapp drei Dutzend Sängerinnen und Sänger werden von Klavier und Harmonium begleitet, was zu ganz eigenen Klangmischungen führte. Schon der etwas dumpf-neblig gehaltene Beginn ließ da aufhorchen, der zunächst nur durch eine markante Klavierfigur belebt wurde, bevor neben dem sanft anhebenden Alt, besetzt mit Christine Mittermair, der sich rasch und bestimmt entwickelnde Chor gleichsam die Bühne betrat. Das Kyrie gestaltet Rossini mit allerlei romantischen Aufschwüngen und harmonischen Wendungen beziehungsweise Eintrübungen, teils überraschend, teils erwartbar. Die immer wieder drohende Kitschgefahr bannten Schmidts und seine Sängerinnen und Sänger jedoch durch eine bemerkenswert differenzierte Piano- und Pianissimo-Kultur und klare Artikulation sowie großartige innere Spannung über die teils recht weiten Bögen. Beachtlich auch die Flexibilität des Chores, sodass die archaischen, quasi spätmittelalterlich eingefärbten Passagen mit der gebotenen Durchsichtigkeit gelangen, ebenso klar die fugierten Passagen. So erklang auch das Glaubensbekenntnis gegen Ende des groß dimensionierten Credo gewissermaßen mit freudig pochendem – oder gar hüpfenden – Herzen. Spätestens hier offenbarte sich Rossinis Selbsteinschätzung, er habe nur „all (s)ein kleines musikalischen Wissen“ in diese Messe gelegt, als gewaltige Untertreibung. 

Neben der mit dem Chor die Messe eröffnenden – und sie auch in intensiv ausgestelltem religiösen Zweifel beschließenden – famosen Altistin Mittermaier gestaltete die Sopranistin Ulrike Heyse ihren Part mit leuchtendem Sopran und reichlich Vibrato, aber dynamischer Zurückhaltung, wie sie Raum und auch Text forderten. Sehr schlank im Ton und mit überaus angenehmem lyrischen Timbre in höheren Lagen präsentierte sich Hisashi Fujiyama, der wie auch Heyse an der Bamberger Universität unterrichtet. In den Tiefen, in die Rossini den Bass schickt, war er an diesem Abend etwas zurückhaltend. Dies schien der Opern- und Liedsänger Pieter Roux mehr als ausgleichen zu wollen: Mit überaus klangvoller, romantisch artikulierter Solistengeste tat sich Roux im Solo wie in den Ensemblepassagen hervor. Besonders akkurate harmonische Angaben beziehungsweise raffinierte klanglichen Abtönungen gelangen am Harmonium Luisa Rapa; Beate Roux bot eine souveräne begleiterische Tour de Force am Klavier und gestaltete ihr Prélude religieux als so hochdramatisches wie sensibles Suchen nach religiöser Sicherheit – hier nach festem musikalisch-harmonischem Grund, das den Hörern aber die einfache Antwort vorenthielt. 

Großer, langer Applaus für die Solisten, den präzisen Chor und nicht zuletzt seinen Leiter, Wilhelm Schmidts beschloss den Abend.