Ein Grammy für Kocinas Lebenswerk. (Foto: D. Wagner)

Auf der Audimax-Bühne... (Foto: R. Hein)

...legten sich die Musiker mächtig ins Zeug. (Foto: D. Wagner)

Würdigende Worte von Stefan Hörmann (li.) an Roland Kocina (re.) (Foto: R. Hein)

Sag nicht so einfach nur Ciao!

Letztes Jazz-Konzert mit Roland Kocina

Ein Grammy fürs Lebenswerk – damit hatte Dr. Roland Kocina bei seinem letzten Konzert als Leiter der Uni-Bigband nicht gerechnet. Mit einer 45-minütigen Überraschungseinlage unterbrachen die Mitglieder der Uni-Bigband in der zweiten Hälfte das Programm des Jazz-Konzerts, welches am 2. Februar im Audimax stattfand. Mit einem Thron, einer Krone und feschen Hosenträgern kleideten Sängerin Nicole Wagner und Gitarrist Matthias Amm ihren musikalischen Leiter neu ein. Dieser durfte nun einige Zeit lang dem Überraschungsprogramm lauschen. Prof. Dr. Stefan Hörmann, Inhaber des Lehrstuhls für Musikpädagogik und Musikdidaktik, würdigte Kocinas „grandiose Leitung“ der Uni-Bigband. Seit seinem Antritt am 1. Februar 1987 hätte Kocina mit der Bigband eine „wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit für die Universität“ betrieben. Aus einem damals völlig neuen Musikensemble eine in der Region etablierte und in der Kulturszene verankerte Truppe zu schaffen, zeige die Leistungsfähigkeit Kocinas, so Hörmann.

Auch das Publikum im komplett besetzten Audimax durfte bei der Würdigung Kocinas mitwirken. Mittendrin waren die Ehrengäste Bärbel Irmler, dank deren langjähriger Unterstützung die Uni-Bigband professionell ausgestattet ist, sowie Kocinas Doktorvater Prof. Dr. Reinhold Weyer. Das berühmte Volare von Domenico Modungo hatte Kocinas langjähriger Freund Klaus Grebita in Ja Roland umgetextet. Und so stimmte das ganze Publikum in den Refrain Ja Roland! Oh Oh! Kocina! Whoooo! ein, während Sängerin Rosalie Haas stimmungsvoll die Worte sang, die sich so mancher dachte: Sag nicht so einfach nur Ciao!

Plaudern aus dem Nähkästchen

Nein, sich so einfach nur verabschieden, dass ging an dem Abend wirklich nicht. Denn Kocinas Musiker hatten noch jede Menge Programm für ihren Leiter bereit gehalten. Das Gründungsmitglied und gleichzeitig dienstälteste aktive Mitglied der Bigband, der 79-jährige Trompeter Otto Herzog, plauderte auf der Bühne im Gespräch mit Nicole Wagner über die Anfangszeiten der Band. So verhalf er Kocina damals zu Noten von Stücken wie Blueberry Hill, so dass im Dezember 1987 im Jazzclub die Bigband ihr allererstes Konzert und 1988 ihr erstes Konzert im Audimax geben konnte.

Der Altsaxophonist Oliver Herrmann, der bei einigen Stücken wie den Latinnummern Chu Cho von Paquito D’Rivera oder Zambia von Mario Bauza exzellente Soloparts absolvierte, würdigte Kocina mit einem eigens verfassten, scherzhaft gemeinten Wikipedia-Artikel über seine Person und seine Erfolge als Gründer und Leiter der Uni-Bigband: Das Publikum erfuhr so auch manche interessante Zahlen. Über 900 Proben, die immer Montagabends drei Stunden lang dauerten, um die 100 Auftritte, zwei Auslandsreisen nach Ungarn und Frankreich sowie zwei CD-Produktionen kann die Uni-Bigband vorzeigen. Sie war damals bei der Gründung übrigens die erste überhaupt in Bamberg. Dass Kocinas Frau Helga dies all die Jahre unterstützt hatte, würdigte die Band mit einem speziellen Geschenk an sie – und Standing Ovations vom Publikum gab es obendrauf. Und der Grammy? Den erhielt Kocina in Form eines goldenen, intakten Grammophons. Sofort danach dirigierte er die Salsanummer Azulito von Ray Santos um die Überraschung zu verarbeiten und bedankte sich danach sichtlich gerührt für das wahrlich gelungene Geschenk.

Spanisch sprechender Zuwachs

Außer der Grammy-Verleihung stand natürlich die Musik im Vordergrund. Die Band bot zwei Stunden Swing-, Latin- und Salsamusik. Als Sängerinnen fungierten wie in früheren Konzerten Nicole Wagner und Rosalie Haas. Erstmals bei einem Uni-Konzert dabei war der mexikanischstämmige Naoki Loza. Da das Repertoire der Uni-Bigband viel Salsa und Latin enthält, suchte Kocina nach einem spanischen Muttersprachler. Dieser sang die Cha Cha-Nummer El Cayuco von Tito Puente leidenschaftlich, tänzelte beim feurigen Salsa Soy Salsasero von Bobby Rodriguez gekonnt auf der Bühne und sang mit Rosalie Haas gemeinsam das karibische Latin-Stück Sola Naci von Candi Sossa. Ein gelungener Einstand, der auf weitere Auftritte hoffen lässt.

Das Repertoire umfasste verschiedene Stile: Mit Jeff Jarvis Overdrive hatten die Musiker den Abend groovig begonnen. Bei der darauffolgenden Cha Cha-Nummer Whatever Lola wants spielte Rosalie Haas lasziv mit einer pinken Federboa. Und Kocina spielte bei Fiesta a la King von Tito Puente selbst an der Querflöte. Bossanova-Klänge ertönten mit Luiz Bonfas A Day In The Life Of A Fool, bei der Nicole Wagner ausdrucksstark sang. Natürlich präsentierte die Band auch Swing-Klassiker wie Jumpin‘ At The Woodside von Count Basie und das berühmte Mack The Knife aus der Dreigroschenoper, bei denen Pianist Hans-Conrad Feiler sein Können am Stage-Piano zeigte. Bei der Salsa-Nummer Dolly von Bobby Rodriguez zeigte Trompeter Andreas Stieler seine technische Fertigkeit. Das fröhliche popmäßige Save The Last Dance For Me von Doc Pomus und Mort Shuman sang Nicole Wagner charmant in der Version von Michael Bubleé. Sie sang außerdem gemeinsam mit Rosalie Haas die Swing-Nummer All Of Me von S. Simons und G. Marks sowie das fetzig-freche Mr. Zoot Suit von Mark Cally. Auch schwungvollen Samba gab die Uni-Bigband zum Besten: Bei Caravan von Duke Ellington zeigte Gitarrist Norbert Schramm sein Können.

Fröhlicher Abschied

Bei der langsamen, traurig-sentimentalen Swingnummer Goodbye von Gordon Jenkins in der Version von Benny Goodman griff Kocina zur Klarinette und zauberte ein hinreißendes Solo hin. Das in Moll getragene Stück wandelte sich am Ende in Dur – das hatte geradezu etwas Symbolhaftes, denn trotz eines Abschieds soll man ja nicht traurig sein! Um das Publikum nun wahrlich nicht traurig gehen zu lassen, gab es einen fulminanten Abschluss: Louis Primas berühmtes Sing, Sing, Sing, bei der die Band nochmal alle Register zog und das Audimax zu der sehr weit vorgerückten Stunde nochmal mit lautstarken Swingrhythmen mitriss und Paul Gehrig am Schlagzeug ein beeindruckendes langes Solo hinlegte. Ein bewegender Abschluss für Roland Kocina! Und einfach so nur Ciao hatte er an dem Abend nun wirklich nicht gesagt…

Hinweis

Diesen Text verfasste Freyja Ebner für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.