81 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählt die diesjährige Internationale Sommeruniversität (Foto: Tanja Eisenach).

Studierende bei einem Ausflug zu Gügel und Giechburg (Fotos: Annika Westphal)...

... und ins Neue Museum für Kunst und Design in Nürnberg.

- Annika Westphal und Tanja Eisenach

Von der Untergrundliteratur zum Jazz-Festival

Internationale Sommeruniversität 2010 in Bamberg

„Gegenwartsliteratur 1945-2010“ war das Thema der Internationalen Sommeruniversität 2010. Neben Kursen zu deutscher Sprache und Literatur standen auch viele landeskundliche Freizeitangebote auf dem Programm. Zwei Studierende berichten von ihren Erfahrungen.

Damjan Pungračič reiste mit gemischten Gefühlen aus Slowenien nach Bamberg. Weltkulturerbe schön und gut, aber das fast eine ganz Stadt diesen Titel trägt, kam dem jungen Germanistikstudenten doch ein bisschen komisch vor: „Ich bekam bei meinen Internetrecherchen das Gefühl, dass Bamberg ein Freilichtmuseum ist, weil ständig vom Unesco Welterbe die Rede war. Ich dachte schon, dass ich die ganze Zeit aufpassen müsste, wo ich hintrete, damit ich ja nichts zerbreche und es dann mein Leben lang abbezahlen muss.“ Vier Wochen später hat sich Damjans Furcht in Luft aufgelöst: Die historischen Gebäude Bambergs sind wohlauf und haben die Besichtigungstouren des Studierenden und seiner zahlreichen Kommilitonen gut überstanden. „Mittlerweile gefällt mir die Stadt sehr gut, ich entdecke jeden Tag neue Details an ihr, die sehr interessant sind und mich immer wieder überraschen.“

Mit dem Slowenen haben sich noch 81 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bosnien-Herzegowina, China, England, Frankreich, Georgien, Griechenland, dem Irak, Irland, Italien, Japan, Kroatien, Kenia, Mazedonien, den Niederlanden, Polen, Portugal, der Republik Korea, Russland, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Tadschikistan, der Tschechischen Republik, Tunesien, den U.S.A., der Ukraine, Ungarn und Usbekistan für die 32. Internationale Sommeruniversität an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eingeschrieben.

Deutsche Sprache und Kultur erleben

Zum Thema „Gegenwartsliteratur 1945 - 2010“ konnten sie den gesamten August über aus einem umfangreichen Kursangebot wählen und Literaturseminare, Kurse zu Grammatik, Stilistik und Wortschatz oder Übersetzungsübungen belegen. Die Themen der Seminare reichten von der Lyrik der 50er Jahre, Rumäniendeutscher Literatur und Gegenwartsprosa bis hin zur Literatur der DDR, Lyrikparodien und deutscher Untergrund-Literatur. Zahlreiche Workshops boten den Teilnehmern eine theoretisch-praktische Annäherung an Schauspiel und Improvisation, Poetry Slam, deutsche Tänze und Volkslieder.

Viele dieser Angebote hat sich auch die polnische Juristin Diana Gajda näher angesehen. Ihr war es vor allem wichtig, die eigenen Deutschkenntnisse zu vertiefen. Gesellige Runden und gemeinsame Veranstaltungen durften aber trotzdem nicht fehlen: „Das Bamberger Jazz Festival hat mir besonders gut gefallen. Singen, tanzen oder einfach die Musik bewundern, dies hat meinen Kommilitonen und mir viel bedeutet.“ Aktive Freizeitgestaltung ist ein Stichwort, dass den Organisatoren rund um die beiden Germanistinnen Prof. Dr. Andrea Bartl und Petra Uhsemann sowie ihren Mitstreitern Dr. Andreas Weihe und Sabine von Witzleben vom Auslandsamt besonders wichtig war. Schließlich gehe es bei der Sommeruniversität nicht nur um die Vermittlung von Deutschkenntnissen, sondern auch darum, außerhalb der universitären Veranstaltungen in die deutsche Kultur einzutauchen, erklärt Andrea Bartl.

Manches ist wie zu Hause

So erfuhren die Teilnehmer bei einer Stadtführung einiges über die Domstadt und hatten bei zahlreichen Empfängen in Bamberg und Ausflügen nach Nürnberg oder München die Möglichkeit, bayerisch-fränkische Spezialitäten kennen zu lernen, aber auch altbekannte Köstlichkeiten wiederzutreffen: „Einen Ort, den wir in guter Erinnerung behalten werden, ist unsere Mensa. Besonders die Italiener waren mit den dort zubereiteten Spaghetti zufrieden und fühlten sich wie zu Hause“, meint Diana schmunzelnd. Filmabende, Sportnachmittage, Vorträge, Lesungen und zahlreiche weitere Veranstaltungen rundeten das Freizeitangebot ab. Hier konnten die Studierenden ihre Sprachkenntnisse üben und vertiefen, Kontakte knüpfen und vieles über die Bamberger und ihre Gewohnheiten lernen. „Die Menschen hier sind sehr nett und ganz anders, als ich erwartet habe. Ich habe sie mir „bayerischer“ vorgestellt und dachte, dass sehr viele Bürger sich in Tracht zeigen und insgesamt sehr konservativ sind“, berichtet Damjan. Aber ich wurde eines Besseren belehrt, und weiß jetzt, dass hier Franken leben, die zwar lustig sprechen, aber alle sehr nett sind.“

Zwar geht es jetzt für die Sommeruni-Studierenden wieder zurück in ihre Heimat, viele haben sich aber bereits vorgenommen, wieder nach Bamberg zu kommen. „Heimweh? Dieses Wort haben wir schon lange vergessen“, winkt Diana ab.  „Wir fühlen uns hier mittlerweile wie zu Hause. Jetzt führen für uns alle Wege nach Bamberg.“