Die Philosophie des Zen-Gartens stand im Mittelpunkt des Auftaktabends der Hegelwoche. Am Beispiel des Goldenen Pavillons in Kyoto ... (Foto: NickAura/wikimedia/cc by 3.0)

... erklärte der Philosoph Gernot Böhme die Symbolik japanischer Gärten (Fotos: Andrea M. Müller)

Erstmals fand die Hegelwoche nicht in der AULA statt, sondern im Hörsaal des neuen Gebäudes auf dem Markusgelände

Die philosophischen Diskussionen setzten sich nach dem Vortrag im Innenhof des Geländes fort

- Martina Bay und Julian Müller

Philosophieren im Grünen

Eröffnungsveranstaltung zur Bamberger Hegelwoche

„Das Leben ist schneller geworden und wir sehnen uns nach Ruhe und Zeit“, eröffnete Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, die 23. Bamberger Hegelwoche. Der Garten sei der ideale Ort stressfreien Denkens. Dort werde die Welt auf einmal langsamer. Ein Garten könne den Menschen aber auch als Rückzugsort dienen.

Allerdings sei es nicht selbstverständlich, dass Philosophen nur positiv von Gärten sprächen, betonte der Veranstalter Prof. Dr. Christian Illies vom Lehrstuhl für Philosophie II in seiner Begrüßung. „Philosophen haben ein gespaltenes Verhältnis zum Garten“, erklärte er. Der Garten habe sich den Philosophen nicht immer von seiner besten Seite gezeigt, führte er weiter aus und erzählte die Geschichte vom Philosophen Thales aus der Antike, der durch den Garten schritt und in ein Loch fiel. Trotzdem sei der Garten ein ausgezeichneter Gegenstand für die Philosophie: ein Ort, an dem der Mensch sich selbst begegnet oder sich mit anderen trifft. Daneben gebe es auch noch eine vertikale Dimension, verriet er, nämlich die Verbindung des Gartens mit dem Himmel. In dieser Idee stecke die Vorstellung des Paradieses als ein Ort der Verheißung.

Die Symbolsprache japanischer Gärten

Der Philosoph Gernot Böhme nahm die Zuhörer anschließend mit auf eine Reise in die japanischen Gärten. Böhme war bis 2002 Professor für Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt und ist seit 2005 Direktor des privaten Instituts für Praxis der Philosophie in Darmstadt. Er zeigte in seinem Vortrag über Die Philosophie des Zen-Gartens Bilder von Gärten, Tempeln und kaiserlichen Villenanlagen in Kyoto. Rund 2000 Tempel und Schreine gibt es in dieser Stadt, die bis ins 19. Jahrhundert Sitz des kaiserlichen Hofes war. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und ist daher noch im ursprünglichen Zustand erhalten. Angeblich wurde Kyoto wegen seiner Gärten nicht bombardiert. Heute sind diese Anlagen grüne Inseln inmitten der modernen Großstadt, in denen Ruhe herrscht und die alten Traditionen befolgt werden.

Böhme erklärte die Symbole und die Atmosphäre japanischer Gärten. Die Elemente Erde, Wasser, Holz und Metall finden sich in den meisten von ihnen wieder. Steine symbolisieren Tiere, Wasser steht für Seen oder Ozeane und kann auch durch Sand oder Kies nachgestellt werden, indem man Wellen hineinzeichnet. Japanische Gärten sind meist bis ins Detail geplant, können jedoch unterschiedlich gedeutet werden. Besucher machen in diesen zahlreiche Entdeckungen: Die einzelnen Elemente sind asymmetrisch und dezentral angeordnet. Sie können sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander gedeutet werden. Häufig vermitteln andere Blickwinkel ganz unterschiedliche Eindrücke von der gleichen Anlage – wie bei den meisten philosophischen Gegenständen.

Mitschnitte und Bilder der gesamten Hegelwoche finden Sie auf der Seite der 23. Bamberger Hegelwoche rechts unter "Informationen und Materialien".

Die 23. Bamberger Hegelwoche

Vom 12. bis zum 14. Juni 2012 veranstaltet die Otto-Friedrich-Universität zusammen mit der Mediengruppe Oberfranken und der Stadt Bamberg die 23. Bamberger Hegelwoche, in diesem Jahr erstmalig im neuen Hörsaal in der Markusstraße 8a. Thema der philosophischen Debatten ist Die Philosophie des Gartens.

Ein weiterer Gastredner ist Prof. Dr. Dieter Wandschneider, der am Mittwoch, den 13. Juni, die Metaphysik des Gartens erklärt. Am Donnerstag, den 14. Juni, spricht Prof. Dr. Peter Latz über Die Gärten der Gegenwart. Abschließend diskutieren alle Redner unter der Moderation von Veranstalter Christian Illies über die Frage Wieviel Philosophie verträgt die Natur?

Darüber hinaus begleiten das Hegelforum und das Theologische Forum die 23. Bamberger Hegelwoche wissenschaftlich. Beide Vortragsreihen erstrecken sich bis ins Wintersemester 2012/13. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!