Das Paradies als der Garten der Gärten: "Der Garten Eden" von Hieronymus Bosch, um 1500 (Magnus Manske/wikimedia/gemeinfrei)

Veranstalter von Hegelforum und Theologischem Forum: Klaus Bieberstein (l.) und Christian Illies

„Ohne das Hässliche kann es nichts Schönes geben“: A Grotesque old woman von Quentin Massys, um 1513 (Jan Arkesteijn/wikimedia/gemeinfrei)

Einzig Gärten sind immer schön: Der Garten von Vaux-le-Vicomte (Sadeness/wikimedia/cc-by-sa 2.0)

- Julian Müller

Der Garten der Philosophie

Vorlesungsreihen zu Gärten in Philosophie und Theologie

„Während die Theologen schöne Versprechen machen, sehen die Philosophen selbst im Positiven das Negative.“ Mit diesen Worten leitete Prof. Dr. Christian Illies, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie II, seinen Vortrag Der hässliche Garten ein. Er eröffnete damit am 2. Mai 2012 das Hegelforum, das in diesem Semester unter dem Rahmenthema Der Garten der Philosophie läuft und die 23. Bamberger Hegelwoche wissenschaftlich begleitet. Die Philosophen bleiben dabei nicht allein: Parallel zum Hegelforum startet das Theologische Forum, das eine andere Perspektive auf den Garten hat: Das Paradies der Theologen.

„Ohne das Hässliche kann es nichts Schönes geben“

Einen hässlichen Garten, gibt es so etwas überhaupt? Nein, glaubt Illies und führte sein Publikum im Großen Hörsaal der U2 in einen Exkurs über Kunst. Tatsächlich fand das Hässliche dort zunächst nicht viel Platz, auch wenn etwa im 16. Jahrhundert die Maler Quentin Massys oder Aelbert Bouts Hässliches durchaus in Szene setzten. Aber sie waren ein Randphänomen. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde das Häßliche in der Kunst wirklich aufgewertet, so der Professor. Es wurde zum Zentralthema aus der Überzeugung, „ohne das Hässliche kann es nichts Schönes geben.“ Im 20. Jahrhundert schuffen dann fast alle Kunstarten bewusst häßliche Werke - man denke etwa an den Aktionskünstler Hermann Nitsch und seinen Fotografien zum Thema Blut und Tod.

Danach legte Christian Illies dar, warum ein Garten niemals hässlich sein kann: Natürlich gebe es den einen oder anderen Garten, der eher einer Ruine als einem Ort des guten Gefühls gleiche. Doch, ist sich der Professor sicher, keiner dieser Gärten ist absichtlich hässlich konzipiert, sondern Produkt schlechten Geschmacks, Fantasielosigkeit oder Vernachlässigung. Jeder einzelne dieser Gärten war ursprünglich als ästhetisch geplant und sollte ein idyllisches Plätzchen zum Wohlfühlen bieten. „Einen Garten mit Pflanzen empfinden Menschen immer als schön. Ein Garten ohne Pflanzen kann zwar hässlich sein, ist dann aber in unseren Augen kein Garten mehr, sondern Architektur oder Kunst.“

Der Garten der Gärten: das Paradies

Auch die Theologen sehen den Garten grundsätzlich als schön an. Im Theologischen Forum dreht sich ab dem 16. Mai alles um den Garten der Gärten – das Paradies. Prof Dr. Klaus Bieberstein, Direktor des Instituts für Katholische Theologie der Universität Bamberg, wird mit seinem Vortrag Sehnsucht nach dem Paradies – Alttestamentliche Erkundungen den Auftakt geben: „Es wird ein Vortrag über den berühmtesten Garten der Welt, den nur zwei Menschen jemals gesehen haben, aber nach dem alle Heimweh haben“, verriet er. 

Warum aber schränkt das Theologische Forum den Begriff des Gartens so stark ein? Bieberstein klärt auf: Der Begriff Paradies komme aus dem Persischen und bezeichne ursprünglich einen normalen Garten. Aber schon im 3. Jahrhundert vor Christus habe man mit diesem Begriff den Garten der biblischen Schöpfungserzählung bezeichnet. „Seit dem 2. Jahrhundert vor Christus wurde das Paradies spiegelbildlich auch zum Inbegriff utopischer Ziele der Geschichte, die die Gegenwart mit ihren Defiziten kritisch infrage stellen“, so der Theologe.

Die beiden Vortragsreihen sind jedoch nicht nur für philosophisch oder theologisch Bewanderte geeignet, so Bieberstein. „Die Texte über das Paradies thematisieren grundsätzliche Aspekte des Menschseins. Sie reflektieren, warum wir uns in chaotischen Verhältnissen nicht zuhause fühlen. Sie heben Sehnsüchte ins Bild und dokumentieren deren Wandlungen im Lauf der Zeit.“

Hegelwoche, Hegelforum und Theologisches Forum

Das Hegelforum begleitet die 23. Bamberger Hegelwoche wissenschaftlich mit fünf, das Theologische Forum mit sechs Vorträgen. Beide Vortragsreihen erstrecken sich bis ins Wintersemester 2012/13. Alle Vorträge (außer der Hegelwoche) finden mittwochs, 18.15 Uhr, im Hörsaal 025 des Gebäudes An der Universität 2 statt. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!

Die Bamberger Hegelwoche informiert über Die Philosophie des Gartens:

  • Dienstag, 12. Juni

    Einführung Gärten denken
    Prof. Dr. Christian Illies (Lehrstuhl für Philosophie II der Universität Bamberg)

    Vortrag Die Philosophie des Zen-Gartens
    Prof. Dr. Gernot Böhme (Direktor des privaten Instituts für Praxis der Philosophie e. V. in Darmstadt)
  • Mittwoch, 13. Juni

    Vortrag Die Metaphysik des Gartens
    Prof. Dr. Dieter Wandschneider (Landschaftsarchitekt und Emeritus des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur und Planung an der Technische Universität München-Weihenstephan)
  • Donnerstag, 14. Juni

    Vortrag Gärten der Gegenwart
    Prof. Dr. Peter Latz (Emeritus des Lehrstuhls für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der RWTH Aachen)

    Podiumsdiskussion Rabatten-Debatten: Wieviel Philosophie verträgt die Natur?

Die Vorträge im Rahmen der 23. Bamberger Hegelwoche finden jeweils um 19.15 Uhr im Hörsaal MG 1 des neuen Gebäudes in der Markusstraße 8a statt. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!

Das aktuelle uni.vers Forschung begleitet darüber hinaus sowohl die Hegelwoche als auch die Landesgartenschau mit dem Thema Gärten der Menschheit.