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Francisco Macias...

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... kommt aus Bambergs Partneruniversität in Santa Fe, Mexico-Stadt.

- Philipp Demling

Rückkehr nach zweijährigem „Urlaub“

Gastdozent geht zur Partneruni in Santa Fe zurück

In den letzten zwei Jahren war Fernando Macias als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Grundlagen der Informatik tätig. Anfang Juli kehrt er wieder nach Mexiko-Stadt zurück – und wird Bamberg vermissen.

„Fast wie Urlaub“, findet Fernando Macias das Leben in Bamberg. Nicht dass es ihm an Arbeit gemangelt hätte. In diesem Semester erteilt er jeden Dienstag und Donnerstag  englischsprachige Übungen über „Grundlagen der Theoretischen Informatik (Machines and Languages)“ und hält regelmäßige Sprechstunden ab. Außerdem arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent von Prof. Dr. Michael Mendler, dem Auslandsbeauftragten der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandten Informatik, der die Professur für Grundlagen der Informatik innehat. In mehreren früheren Seminaren, die er gestaltete, hat Macias die Konstruktion und Programmierung von  „Lego Mindstorms“ Robotern gelehrt, die nicht nur Kindern sondern auch Studenten der Informatik viele spannende Herausforderungen bieten.

An Urlaub erinnert ihn allerdings, dass er mit dem Fahrrad in die Uni fahren kann – das wäre in Macias' Heimat Mexiko-Stadt absolut undenkbar. Dort muss er das Auto nehmen, was kein Vergnügen ist. „Ich brauche mit dem Auto eine Stunde zu meinem Arbeitsplatz, mit dem Bus wären es eineinhalb“, erzählt der Gastdozent. „Es gibt endlose Staus, die Straßen sind vollgestopft mit verrückten, neurotischen Autofahrern.“

In Bamberg geht es ruhiger zu. Schon bei seinem ersten Besuch im Jahr 2004 hatte Fernando Macias einen positiven Eindruck von der Stadt: „Bamberg ist sehr lebendig. Es wirkt überhaupt nicht wie eine Kleinstadt. Und es hat ein reiches kulturelles Angebot.“

Kennenlernen in Sheffield

Der Kontakt zu Stadt und Universität Bamberg entstand durch Michael Mendler. Die beiden lernten sich im Jahr 2001 an der Universität Sheffield in England kennen, als Macias dort noch als Lektor tätig war. Der Mexikaner schrieb damals gerade an seiner Ph.D.-Arbeit. Der Ph.D. („Philosophiae Doctor“, Doktor der Philosophie) ist der häufigste Doktorgrad in englischsprachigen Ländern. Voraussetzung für ein Doktorstudium mit dem Ziel Ph.D. ist ein Master-Studium. „In Mexiko haben die meisten Lektoren nur den Master“, erklärt Macias. „Man will sie ermuntern, den Ph.D. zu machen.“

Deshalb vergibt der mexikanische Staat großzügig Stipendien für Auslandsaufenthalte. Auch Fernando Macias profitierte davon. Mit der Zusatzqualifikation des Ph.D. konnte er an seiner Heimatuniversität, der „Tecnológico („Tec“) de Monterrey“ unterrichten, die in ganz Mexiko ihre Fakultäten hat. Seit 2009 ist Macias‘ Fakultät in Santa Fe, Mexico-Stadt, eine Partneruniversität Bambergs. Michael Mendler und Macias' Freund und Kollege Joaquín Aguado, der auch zurzeit als Dozent in Bamberg ist, ermunterten Macias, sich als Gastdozent in Bamberg zu bewerben. Im Jahr 2008 erreichte ihn eine Zusage von der Universität Bamberg. Im Juni desselben Jahres – also schon gegen Ende des Sommersemesters – kam Macias in die Weltkulturerbestadt.

„Sehr viele sprechen Spanisch“

Doch aller Anfang war schwer – wegen seiner fehlenden Deutschkenntnisse konnte Macias zunächst nur schwer Kontakte knüpfen. Inzwischen hat er aber genug Leute kennen gelernt, die Englisch oder sogar Spanisch sprechen. „Ich bin überrascht, wie viele Deutsche Spanisch sprechen“, meint Macias.
Allerdings fehlt ihm das mexikanische Essen. Zwar schmeckt ihm auch die Schweinshaxe mit Klößen – aber die scharf gewürzten Speisen seiner Heimat sind eben durch nichts zu ersetzen. Nicht mal durch deutsches Bier, das mehr Aroma, mehr „Persönlichkeit“ hat als in anderen Ländern.

Nun kehrt er also wieder an seine Heimatuniversität in Mexiko-Stadt zurück. In Mexiko beginnt das Semester bereits im August. Macias kennt seine Fächer, die er unterrichten muss, noch nicht. Viel Vorbereitungszeit wird er also nicht haben. Die Bürokratie, so schätzt er, wird ihn auch mindestens eine Woche kosten. Er muss sich bei der Meldebehörde wieder anmelden, beim Finanzamt, sein Bankkonto neu eröffnen, und vieles mehr.

In sein Heimatland kehrt Macias mit gemischten Gefühlen zurück: „Ich liebe meinen Job in Bamberg“, sagt er. „Aber der Preis, den ich dafür zahlen musste, ist, dass ich meine Freunde und meine Familie sehr lange nicht sehen konnte.“