Julia Dreßen/Universität Bamberg

Die diesjährigen PUSh-Preisträgerinnen mit der Frauenbeauftragten Ute Franz (r.) und Präsident Godehard Ruppert (2. v. r.).

Julia Dreßen/Universität Bamberg

Die strahlende Bettina Paetzold-Preisträgerin Nanine Lilla (Mitte) mit der Universitätsleitung und der Frauenbeauftragten Ute Franz (2. v. r.).

Julia Dreßen/Universität Bamberg

Das Team der Frauenbeauftragten freute sich über den gelungenen Festakt.

- Julia Dreßen

(Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen fördern

Festakt der Frauenbeauftragten

Mit den Worten „Es gibt etwas zu feiern“ leitete die Frauenbeauftragte der Universität Bamberg, Prof. Dr. Ute Franz, den diesjährigen Festakt der Frauenbeauftragten am 14. Dezember 2017 ein und meinte damit zweierlei: Zum einen wird PUSh – Der Preis der Universitätsfrauenbeauftragten für Studentinnen mit hervorragenden Leistungen bereits seit zehn Jahren an Studentinnen mit herausragenden Abschlussarbeiten verliehen und zum anderen kam in diesem Jahr eine neue Auszeichnung hinzu. Der Bettina-Paetzold-Preis für herausragende Lehre mit Bezug zu den gender studies wurde erstmals verliehen und auch der Rest des Abends stand ganz im Zeichen erfolgreicher Wissenschaftlerinnen: Prof. Dr. Ruth Limmer erinnerte an die Namensgeberin des Preises und Dr. Eva Wiese berichtete in ihrer Festrede von ihrer Karriere in den Neurowissenschaften und der Robotik.

Stereotype im Unterricht kritisch hinterfragen

Der Bettina-Paetzold-Preis ging an Nanine Lilla, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik. In ihrem Seminar Gendersensibler Sachunterricht regt sie ihre Studierenden an, vorherrschende Stereotype und damit verbundene Annahmen über Geschlechterunterschiede zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Dabei macht sie deutlich, welchen Einfluss Lehrkräfte bereits in der Grundschule auf Bildungs- und Erziehungsziele haben. Sie zeigt unterschiedliche didaktisch-methodische Prinzipien für einen gendersensiblen Sachunterricht auf. Die Jury, bestehend aus Vertreterinnen des Frauenbeirats der Universität, ist der Meinung, dass diese besondere Leistung in der Genderlehre Beachtung verdient. Einerseits erzielt sie eine breite Wirkung im universitären Kontext, andererseits wird die Sensibilisierung für Genderfragen durch die Studierenden nach außen in die Schulen getragen. Prof. Dr. Frithjof Grell, Vizepräsident für Lehre und Studierende, vergab den Preis und hob hervor, wie wichtig es sei, gute Lehre zu würdigen.

Voller Einsatz für die Geschlechtergerechtigkeit

Benannt ist der Preis nach der ersten Frauenbeauftragten der Universität Bamberg, Prof. Dr. Bettina Paetzold, die bis 1993 am Lehrstuhl für Elementar- und Familienpädagogik tätig war. Ihre wissenschaftliche Weggefährtin Ruth Limmer von der Technischen Hochschule Nürnberg erinnerte an die 2002 verstorbene Pädagogin und machte deutlich, welchen besonderen Herausforderungen Bettina Paetzold in ihrer Funktion als Universitätsfrauenbeauftragte von 1989 bis 1991 und als Frauenbeauftragte der Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie von 1989 bis 1993 gegenüberstand, als an bayerischen Universitäten noch kaum Professorinnen vertreten waren. „Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung waren für sie ein zutiefst persönliches Anliegen, für das sie sich mit sehr viel Temperament und Überzeugungskraft einsetzte“, so Ruth Limmer. Auch die Forschung der Pädagogin drehte sich um Genderthemen, wie zum Beispiel die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit oder die Rollenvorbilder in Kinderbüchern.

Nachwuchswissenschaftlerinnen ausgezeichnet

So wie der Bettina-Paetzold-Preis den Fokus auf gute Genderlehre richtet, so sollen auch in diesem Jahr die drei PUSh-Preise wieder auf das hohe wissenschaftliche Potenzial von Frauen hinweisen und den Absolventinnen ein Ansporn sein, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Die Slavistin Oxana Ruppel beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit Lehnwörtern, die auf die aus dem 11. bis 15. Jahrhundert stammenden Nowgoroder Birkenrinden geschrieben wurden – ein damals gängiges Schreibmaterial, das durch archäologische Grabungen zu Tage gefördert wurde und sich zur Analyse regionaler Dialekte eignet. Die Lehramtsstudentin für Katholische Theologie und Germanistik, Tina Betz, wiederum fokussierte in ihrer Zulassungsarbeit sieben biblische, frühjüdische, frühchristliche und frühislamische Texte, die epochenüberspannend Aufschluss über die geistige Auseinandersetzung mit dem Paradies geben. Lucie Homann, die seit ihrem Abschluss des European Joint Master‘s Degree in English and American Studies Promotionsstudentin am Lehrstuhl Literatur und Medien ist, analysierte in ihrer Masterarbeit die tief in der amerikanischen Geschichte verwurzelte Hoffnungs- und Heimatlosigkeit einer ganzen Generation anhand der TV-Serie The Walking Dead. Auch ein Sonderpreis für eine Arbeit aus dem Bereich gender studies wurde in diesem Jahre wieder vergeben: Über ihn konnte sich die Soziologie-Absolventin Regina Jusri freuen, die in ihrer Arbeit dem Einfluss des mathematischen und verbalen Selbstkonzepts auf geschlechtstypische Berufswünsche von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern nachging.

Vorurteilshürden überwinden

Wie weit es eine „gePUShte“ Absolventin in der Wissenschaftswelt bringen kann, zeigte Eva Wiese. Die Preisträgerin aus dem Jahr 2008 studierte Psychologie an der Universität Bamberg und lehrt mittlerweile als Assistant Professor an der George-Mason-University in Washington DC. In ihrer Festrede Women in Science: Lessons Learned and Hurdles yet to Overcome berichtete sie von Vorurteilen, die ihr als Frau in den Neurowissenschaften und der Robotik begegnen und untermauerte ihren kurzweiligen Vortrag mit Daten aus der Gender-Forschung, die die nach wie vor gerade in der Wissenschaft herrschenden Geschlechterunterschiede verdeutlichten. Trotz aller Hürden gab sie den diesjährigen Preisträgerinnen mit auf den Weg, dass sie stolz auf sich selbst sein und sich nicht unterkriegen lassen sollen. Auch der Präsident der Universität, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, ermutigte die jungen Frauen ihre Chancen zu nutzen und eine Promotion anzustreben, damit aus „talentierten Absolventinnen, talentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Kolleginnen werden.“