In der sogenannten Basisstufe werden vier- bis achtjährige Kinder gemeinsam unterrichtet. Dadurch ist auch die Lehramtsausbildung anders gestaltet als in Deutschland. (Foto: Marianne Schüpbach/Universität Bamberg)

Marianne Schüpbach (links) brachte den Teilnehmenden der Exkursion die schweizerischen Modelle am Schuleingang näher – hier bei einem Besuch der Pädagogischen Hochschule Zürich. (Foto: Pädagogische Hochschule Zürich)

Für den Genuss lokaler Köstlichkeiten blieb trotz des studienbezogenen Aufbaus der Exkursion genügend Zeit. (Foto: Marianne Schüpbach/Universität Bamberg)

Andere Länder – andere Schulmodelle

Auslandsexkursion vermittelte Einblicke in vielfältige Schulmodelle

Grüezi, grüessech oder guten Tag! Gegen Ende des Jahres 2015 machten sich 23 Studierende der Bamberger Grundschulpädagogik gemeinsam mit Prof. Dr. Marianne Schüpbach, Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und -didaktik, auf den Weg in die Schweiz. Anlass für diese Reise war eine Exkursion im Rahmen des grundschulpädagogischen Seminars Modelle am Schuleingang. Ziel dieser Exkursion war es, den Lehramtsstudierenden am Beispiel der Schweiz aufzuzeigen, mit welchen Modellen in anderen europäische Ländern der Eintritt in die schulische Laufbahn gestaltet wird. Der Vergleich soll es den Studierenden ermöglichen, die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Modelle kennenzulernen und sich mit deren Konsequenzen vertraut zu machen.

Das Schweizer Modell am Schuleingang

In Deutschland wird der Übergang von der Elementarstufe in die Primarstufe traditionell durch den Wechsel vom Kindergarten auf die Grundschule markiert. „Diese strikte Zweiteilung ist jedoch nicht in allen europäischen Bildungssystemen so verankert“, erklärt Marianne Schüpbach. In der Schweiz wird Kindern in einigen Kantonen dank jahrgangsgemischter Unterrichtsklassen ein flexiblerer Übergang in die schulische Laufbahn ermöglicht. Während der Hospitation an zwei Schulen konnten sich die Exkursionsteilnehmenden selbst ein Bild von verschiedenen Modellen machen.

An der zuerst besuchten Schule Köniz-Buchsee in Bern wurde beispielsweise die Basisstufe eingeführt, die den Kindergarten sowie das erste und zweite Jahr der Primarstufe miteinander verbindet. Auf diese Weise werden Kinder im Alter von vier bis acht Jahren gemeinsam unterrichtet. „Das kann man sich ganz konkret so vorstellen, dass ein Kind eigenständig ein Diktat bearbeitet, während ein anderes mit dem Ausmalen eines Bildes beschäftigt ist“, erzählt die Exkursionsteilnehmerin Anna Ploner. „Das Basisstufenmodell hat dabei den Vorteil, dass es Kindern ein pädagogisches Umfeld bietet, in dem sie ihrem Entwicklungsstand entsprechende Angebote und Aufgaben erhalten. Der Übergang von spielerischen Tätigkeiten zum aufgabenorientierten Lernen erfolgt daher fließend“, fügt Marianne Schüpbach hinzu.

 Voneinander und miteinander lernen

„Mittlerweile gibt es vor dem Hintergrund solcher positiven Erfahrungen auch in Deutschland Bestrebungen, den Schuleingang für Kinder variantenreicher zu gestalten“, erläutert Marianne Schüpbach. So sei in einigen bayerischen Grundschulen beispielsweise die flexible Eingangsstufe eingeführt worden, in der Erst- und Zweitklässler gemeinsam unterrichtet werden. Diese Neuerungen unter anderem veranlassten die Professorin dazu, die Exkursion zu organisieren. „Der fließende Übergang von der Elementar- in die Primarstufe wird in Deutschland langfristig Thema sein. Ich wollte den Studierenden daher am Beispiel eines Bildungssystems, das den Übergang bereits flexibler gestaltet, alternative praktische Gestaltungsmöglichkeiten hierfür aufzeigen.“

Wie sich derartige Schulmodelle auch auf die Lehramtsausbildung auswirken können, erfuhren die Bamberger Teilnehmenden während eines Besuchs der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH). An dieser können Lehramtsstudierende seit einigen Jahren den Studiengang Kindergarten-Unterstufe wählen, in dem sie innerhalb von drei Jahren ein gesamtschweizerisch anerkanntes Diplom für den Kindergarten und die ersten drei Jahre der Primarstufe erlangen. Doch nicht nur die Bamberger Studierenden erfuhren in Vorträgen und Diskussionsrunden mehr über die Schweizer Schuleingangsmodelle: Sie kamen gut vorbereitet bei ihren Gastgeberinnen und Gastgebern an und stellten den Studierenden der PHZH mit Hilfe von zuvor erstellten Postern bestehende und erprobte Modelle am Schuleingang im deutschen Bildungssystem vor.

Weitere Zusammenarbeit in Planung

Die internationale Schwerpunktsetzung dieser Exkursion ist im Rahmen der Bamberger Lehramtsausbildung in der Grundschulpädagogik bisher einzigartig. Aus diesem Grund soll die Zusammenarbeit mit der PHZH noch verstärkt werden. „Die Studierenden der beiden Hochschulen haben von dem Austausch stark profitiert, indem sie neue Einblicke in bisher unbekannte Schulmodelle gewannen. Wir planen daher eine längerfristige Kooperation, um die Bamberger Lehramtsausbildung stärker zu internationalisieren“, betont Marianne Schüpbach.

Dass dank dem Genuss lokaler Köstlichkeiten, einer Stadtführung durch Bern und der Unterbringung bei Studierenden der PHZH ganz nebenbei auch noch der interkulturelle Austausch gefördert wurde, freut auch die Teilnehmerin Anna Ploner: „Ich kann allen angehenden Grundschulpädagoginnen und -pädagogen die Teilnahme an dieser Exkursion nur empfehlen. Wir fuhren mit vielen neuen Eindrücken und tollen Erlebnissen wieder in Richtung Heimat.“

Hinweis

Diesen Text verfasste Antje Jaschik für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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