Tim Kipphan

Der Bamberger VWL-Professor Dr. Christian Proaño setzt sich nach dem schweren Erdbeben in Ecuador für sein Heimatland ein (Foto: Tim Kipphan/Universität Bamberg).

Christian Proaño (links) und sein Freund, der Notarzt Dr. Arturo Cepeda, beladen einen Transporter mit Wasserflaschen für die Erdbebenopfer. (Foto: Giovanna Proaño)

- Vera Katzenberger

Engagement für Erdbebenopfer in Ecuador

Bamberger Professor setzt sich nach Erdbeben für seine Heimat ein

Das heftige Erdbeben der Stärke 7,8 am 16. April in Ecuador hat viele Städte zerstört und hunderte Tote gefordert. Der Inhaber der Professur für Volkswirtschaftslehre, insbes. Angewandte Wirtschaftsforschung, an der Universität Bamberg, Prof. Dr. Christian Proaño, stammt selbst aus Ecuador. Er war zum Zeitpunkt der Naturkatastrophe vor Ort bei seiner Familie in der 170 Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernten Hauptstadt Quito. Selbst dort waren die Erdstöße zu spüren. Seine Erlebnisse haben ihn bewegt, sich jetzt von Bamberg aus für die Erdbebenopfer einzusetzen.

„Die Leute in den Erdbebengebieten stehen vor dem Nichts und ohne unsere Hilfe werden sie sehr schwer wieder auf die Beine kommen“, sagt Proaño nach seiner Rückkehr nach Bamberg. Am Abend des Erdbebens sowie ein paar Tage danach seien die betroffenen Gebiete nicht per Telefon zu erreichen gewesen, berichtet der Wissenschaftler. „Bisher zählt man fast 650 Tote. Aber es gibt immer noch viele Dörfer, die weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten sind, weil viele Landstraßen komplett zerstört sind. Für die Verletzten dort kommt vermutlich jede Hilfe zu spät.“

Hilfe organisiert sich in sozialen Medien

„Nachdem das Ausmaß der Katastrophe klar wurde, organisierte sich die ecuadorianische Zivilgesellschaft vor allem in sozialen Netzwerken wie WhatsApp und Facebook, um Hilfe zu leisten“, berichtet Proaño. Auch er und seine Familie spendeten Lebensmittel und Kleidung, die mit gemieteten Lastwagen zu den Erdbebenopfern gebracht wurden. „Vor allem nach Canoa, das wahrscheinlich am meisten betroffene Dorf, wo mehr als 80 Prozent der Gebäude zerstört wurden, brachten viele Menschen Hilfsgüter“, erzählt Proaño.

Trotzdem sei die Situation in Ecuador weiterhin dramatisch: Dringend benötigt werden vor allem mobile Wasseraufbereitungsanlagen, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu sichern. Seit seiner Rückkehr bemüht sich der Bamberger Wissenschaftler nun bei Unternehmen um solche Anlagen. Daneben unterstützt er die Deutsche Schule Quito, an der er sein Abitur ablegte. „Die Deutsche Schule Quito ist vom Beben selbst nicht betroffen. Aber die gesamte Schulgemeinschaft ist nach dem Erdbeben sehr engagiert, nicht nur um die aktuelle Situation zu lindern, sondern auch um den Leuten dort langfristig eine bessere Perspektive zu bieten“, berichtet Proaño. „Ich hoffe, dass sich auch viele Deutsche für Ecuador einsetzen. Je schneller Hilfe kommt, desto besser."