Stefan Bergmann

Daniel Beimborn ist der neue Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssystemmanagement.

- Patricia Achter

Wieder an der Universität Bamberg

Wirtschaftsinformatiker Daniel Beimborn übernimmt Lehrstuhl

Er ist nicht neu an der Universität Bamberg: Von 2007 bis 2014 war Prof. Dr. Daniel Beimborn wissenschaftlicher Mitarbeiter und Habilitand am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen. Nach vier Jahren an der Frankfurt School of Finance & Management ist er am 1. Oktober 2018 nach Bamberg zurückgekehrt – nun als Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssystemmanagement.

Warum wollten Sie wieder an der Universität Bamberg arbeiten?

Daniel Beimborn: Das liegt daran, dass ich die Fakultät WIAI sehr zu schätzen gelernt habe und damals schon viel mitgestalten durfte. Ich habe als erster Mitarbeiter von Prof. Dr. Tim Weitzel geholfen, dessen Lehrstuhl mit aufzubauen und ein paar Jahre später den Bachelor für International Information Systems Management entwickelt und gemeinsam mit den Kollegen der Wirtschaftsinformatik eingeführt. Deswegen ist es schön für mich, hierher zurückzukommen. In Frankfurt war ich Professor an einer Privatuniversität, die ganz anders funktioniert. Das merkt man vor allem daran, dass die Struktur der Hochschule angloamerikanisch geprägt ist: So gibt es keine Lehrstühle, sondern Departments und ein strukturiertes PhD-Programm. Das bringt viele Vorteile, macht es aber schwieriger, ein eigenes Team von Doktoranden aufzubauen. Ich durfte in dieser Zeit viel lernen und war sehr gerne an der Frankfurt School tätig, aber ich bin jemand, der gerne mit einem Team forscht. Das ist mit einem Lehrstuhl an einer Wirtschaftsinformatik-Fakultät leichter möglich.

Sie haben 2006 und 2011 jeweils einige Zeit an Universitäten in den USA verbracht. Wie hat Sie diese Zeit geprägt?

An der Georgia State University war ich 2011 für ein halbes Jahr am Department of Computer Information Systems, einem der weltweit führenden, wo 25 Professorinnen und Professoren der Wirtschaftsinformatik arbeiten. Ich habe dort durch die Zusammenarbeit mit Kollegen, die viele hervorragende Journal-Artikel veröffentlicht haben, neue Perspektiven gewonnen. Gleichzeitig habe ich mich als Beobachter in Master-Kurse gesetzt, um andere didaktische Ansätze kennenzulernen. So hat mir sehr gefallen, dass die Kurse sehr interaktiv gestaltet waren und teilweise völlig ohne Powerpoint auskamen. Das konnte ich dann stellenweise in meine eigene Lehre an der Universität Bamberg übernehmen.

In Ihren Antworten ist schon angeklungen, was Ihr Selbstverständnis als Professor ist…

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich möchte einen wirklichen Beitrag liefern – für Wirtschaft und Gesellschaft. Für mich bedeutet das, dass ich das Dreieck aus Forschung, Lehre und Praxis zusammenbringen möchte. Zum einen soll die Praxis von unseren Forschungsaktivitäten profitieren; in meinem Fall sind dies vor allem Unternehmen und deren Herausforderungen im Kontext digitaler Innovation und Transformation. Außerdem möchte ich unsere Studierenden für universitäre Forschung begeistern. Und drittens möchte ich Unternehmen stärker in den Unterricht involvieren. In Frankfurt habe ich beispielsweise in Workshop-artigem Unterricht Firmenvertreter und Studierende an der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle arbeiten lassen.

Gibt es ein Forschungsprojekt, das Sie gerne vorstellen möchten?

Vor einigen Monaten haben wir ein Projekt zu aktuellen organisationalen Entwicklungen begonnen. Wir forschen zu Digital Innovation Labs: Unternehmen bauen eine Einheit auf, die sich mit der Frage beschäftigt, wie digitale Technologien und Daten das Geschäft des jeweiligen Unternehmens verbessern oder komplett verändern können. Manche Labs bestehen aus zehn Personen, andere aus 300. Es gibt sehr unterschiedliche Freiheitsgrade: Die einen sollen ein konkretes neues Geschäftsmodell entwickeln, die anderen dürfen ohne Vorgaben einfach kreativ sein und Ideen für ihr Unternehmen entwickeln. In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir, wie sich solche Labs erfolgreich aufbauen und leiten lassen. Ein Fokus dabei ist, wie man sie in die übrige Organisation integriert. Das Lab sollte kein zu isolierter Bereich sein, sondern es muss Austauschbeziehungen geben, zum Beispiel, indem zeitweise Personen aus anderen Abteilungen und dem IT-Bereich mitarbeiten. Für das Projekt führen wir Fallstudien durch; wir interviewen jeweils mehrere Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter pro Lab aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen, etwa aus Banken oder Handelsunternehmen.

Sie arbeiten als Team an dem Projekt?

Ja, ich arbeite daran mit Doktoranden und Kollegen von der Frankfurt School, der German Graduate School of Management and Law sowie der Universität Bamberg.

Sie kannten den vorherigen Inhaber des Lehrstuhls Prof. Dr. Elmar J. Sinz persönlich. Was möchten Sie als Nachfolger weiterführen, was möchten Sie erneuern?

Es ist in diesem Fall keine echte Nachfolge, sondern eine Umwidmung des bisherigen Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Systementwicklung und Datenbankanwendung. Herr Sinz ist einer der führenden Vertreter der Wirtschaftsinformatik. Seine Beiträge in Forschung und Lehre sind enorm und von großer Reichweite – sei es im Bereich der konzeptuellen Modellierung von Informationssystemen oder mit seinem und Prof. Dr. Otto K. Ferstls Lehrbuch Grundlagen der Wirtschaftsinformatik, mit dem Generationen von Studierenden ausgebildet wurden. Er hat die Bamberger Wirtschaftsinformatik in der Wissenschafts- und Unternehmenswelt sehr bekannt gemacht und ihr zu hoher Anerkennung verholfen.

Ich beschäftige mich dagegen entsprechend der Neuwidmung des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssystemmanagement, mit Fragestellungen zu IT-Management und den organisatorischen Herausforderungen der digitalen Transformation. Dazu gehört natürlich auch die Entwicklung von Informationssystemen. Hier liegt jedoch mein Forschungsschwerpunkt zum Beispiel darauf zu verstehen, wie sich die Schnittstelle zwischen IT und Nicht-IT-Bereichen oder zwischen Unternehmen und ihren IT-Dienstleistern erfolgreich managen lässt, sodass Anwendungssysteme und digitale Technologien bestmöglich eingesetzt werden.

Vielen Dank für das Interview!

 

Weitere Informationen über Daniel Beimborn und seinen Lehrstuhl finden Sie unter: www.uni-bamberg.de/wi