Ermolaev Alexandr/Fotolia

Lehrkräfte übernehmen Führung nicht nur in der Klasse ...

Christian Schwier/Fotolia

... sondern auch als Fachsprecherinnen, Jahrgangsstufenkoordinatoren und Umwelt- oder Kulturbeauftrage.

Das Bamberger Zentrum für Lehrerbildung (BAZL) lädt zum 8. Bundeskongress der Lehrerbildungszentren in Deutschland ein.

Klasse führen

Leadership als Kernkompetenz für Lehrerinnen und Lehrer

Unterrichten und korrigieren, Elterngespräche führen und Exkursionen planen – der Beruf von Lehrerinnen und Lehrern ist vielfältig. Übersehen wird jedoch oft, dass der Lehrberuf primär mit der Führung von Menschen zu tun hat: Kinder und Jugendliche, aber auch Kolleginnen und Kollegen oder Angestellte und Mitarbeitende wollen geführt werden. An der Universität Bamberg lässt sich Führungskompetenz sogar studieren.

Zahlreich sind die Kompetenzen und Haltungen, die Lehrerinnen und Lehrern abverlangt werden: Engagiert, geduldig, fachlich kompetent und didaktisch versiert sollen sie sein. Gerecht und freundlich sowieso. Zum täglichen Handwerk von Lehrerinnen und Lehrern gehört aber auch das Führen von Menschen – und zwar nicht nur von Schülerinnen und Schülern.

Zentral für Schule, Klasse und Kollegium: Führungskompetenz

Auf der Mikroebene des Unterrichts ist jede Lehrkraft in einer Führungsposition: Eine Schulklasse mit rund 30 Individuen ist eine Herausforderung, die es zu einem durch Curricula und Bildungsstandards festgesteckten Ziel zu führen gilt.

Auch auf der Schulleitungsebene, also bei Direktorinnen und Direktoren, ist deutliche Führungskompetenz unerlässlich, weiß Prof. Dr. Sibylle Rahm, Inhaberin des Lehrstuhls für Schulpädagogik an der Universität Bamberg. „Ende der 1990er Jahre hat sich das Kultusministerium aus der direkten Steuerung von Einzelschulen zurückgezogen. Entstanden ist die teilautonome Schule, die Freiheiten hinsichtlich finanzieller, pädagogischer, verwaltungstechnischer und organisatorischer Aspekte hat.“ Diese Freiheiten gelte es zu füllen, Profilschärfung sei angesagt: Musisches oder neusprachliches Gymnasium, Laptopklasse oder UNESCO-Projekt-Schulen – eine Schule könne sich autonom ihre Schwerpunkte wählen und damit auf Elternwünsche und die Bedarfslagen vor Ort reagieren. Um den Herausforderungen einer schulischen Profilbildung gerecht zu werden, müssen Führungspersonen in Schulen Leadership praktizieren, Kompetenzen im operativen Geschäft entwickeln und Expertise in der Personalführung beweisen. Dies ist die Voraussetzung für eine sinnvolle Ausgestaltung von schulischen Freiräumen. Im Schulentwicklungsprozess müssen Ziele festgelegt und kommuniziert werden, damit alle an einem Strang ziehen können.

Doch Führungsverantwortung kann auch geteilt werden. Als Fachsprecherinnen und -sprecher, Jahrgangsstufenkoordinatorinnen und -koordinatoren oder als Beauftragte für Umweltfragen müssen auch Lehrkräfte auf der mittleren Leitungsebene Verantwortung für die Schulentwicklung übernehmen.

Leadership lässt sich lernen

Die gute Nachricht: Führungsqualitäten müssen nicht angeboren sein, man kann sie erwerben. Und in Bamberg kann man Führungskompetenz, die nicht nur Schulmanagement, sondern auch die Entfaltung von Leadership bedeutet, sogar studieren: Der Lehrstuhl für Schulpädagogik, die Professur für Arbeitswissenschaft und der Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik verantworten gemeinsam den Masterstudiengang „Bildungsmanagement und Schul-Führung“. „Erfolgreiches Leadership vermittelt Visionen, transportiert Ziele und kritisiert auf konstruktive Weise. Die Grundidee ist immer, Wertschätzung auszudrücken und zu motivieren – von den Schülerinnen und Schülern zum Lehrerkollegium bis hin zu Hausmeister und Sekretariat“, erklärt Prof. Dr. Astrid Schütz vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik. Auch Rahm betont: „Effiziente Führung hat einen Einfluss auf gutes Lernen und die Schulentwicklungsforschung hat gezeigt, dass Leadershipkompetenzen zu einer Verbesserung der Schulkultur führen. Wo ein familiärer Raum geschaffen wird, fühlen sich Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte und Eltern wohl und das sorgt für hohes Engagement und gute Leistungen.“

Bundeskongress der Lehrerfortbildungszentren tagt zum Thema Leadership

Schon 2008 betonte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer zweibändigen Publikation, an der auch die Bamberger Schulpädagogin mitwirkte, die Bedeutung von Leadership im Bildungsbereich, denn: Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung, um gesellschaftliche Umwälzungen wie Globalisierung, zunehmende Beschleunigung und technischen Fortschritt meistern zu können. Schulen müssen also auch auf diese Herausforderungen reagieren und dafür seien Leadershipkompetenzen unabdingbar.

In Bamberg wird dieses Thema nun auf nationaler Ebene mit internationalen Referentinnen und Referenten aufgegriffen: Der 8. Bundeskongress der Zentren für Lehrerbildung findet vom 26. bis 27. März in Bamberg statt und widmet sich dem „Leadership in der Lehrerbildung“. Ausgerichtet wird der Kongress vom Bamberger Zentrum für Lehrerbildung (BAZL). Dr. Thomas Beck, Geschäftsführer des BAZL, betont: „Noch nie fand ein Bundeskongress der Zentren für Lehrerbildung im Süden Deutschlands statt und erstmals wird der Kongress in dieser geöffneten Form mit Workshops und Diskussionsrunden organisiert.“ In den vergangen sieben Jahren diskutierten zwar die Hauptamtlichen der Lehrerbildungszentren miteinander, doch dieses Mal sind auch die Lehrkräfte eingeladen.

Namhafte Expertinnen und Experten aus Österreich, der Schweiz und England werden zum Bundeskongress erwartet, bei dem auch Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle anwesend sein und über die Lehrerausbildung in Bayern sprechen wird. Den Eröffnungsvortrag hält die Bamberger Leadership-Expertin Rahm. Sie erklärt, warum die Kompetenz, klasse zu führen, für Schule, Unterricht und Profession, aber auch für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft so wichtig ist.

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Kathrin Wimmer für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.