Rudolf Hein

Das Ensemble "Sunny" begrüßte das Publikum klangvoll,...

Rudolf Hein

...bevor Gastsolist Michel Pilz (l.) mit der Uni-Bigband auftrat.

Rudolf Hein

Auch Gesang mit Laura Mann stand auf dem Programm.

- Tim Förster

Sonne im Saal

Uni-Bigband Bamberg spielt mit Michel Pilz

Es ist gut zu wissen, was man hat. Zum Beispiel daran, den Sonntagvormittag mit Jazzmusik zu verbringen. Live, versteht sich. Noch besser ist es aber, dabei überrascht zu werden. Dafür ist Bandleader Markus Schieferdecker in seiner nunmehr zweijährigen Amtszeit an der Universität Bamberg schon immer gut gewesen. Seine Programme bewegen sich in vielerlei Richtungen, gerne auch mit Ausflügen in den Free Jazz. Eine Reihe deutscher Stars der Szene tritt seither mit der Uni-Bigband auf, zuletzt Shootingstar Julian Wasserfuhr an der Trompete.

Zum Ende des Sommersemesters reiste am 10. Juli der Luxemburger Michel Pilz nach Bamberg. Pilz war Mitglied im Manfred Schoof Quintett und im Globe Unity Orchestra. Schon in den 60er Jahren spielte er mit All Stars des deutschen Jazz Welttourneen, immer wieder in der Rolle des Wegbereiters. Auch die Bamberger nahmen ihn gerne auf und bescherten sich und dem Publikum überraschende  Klangmomente. Überhaupt scheint unter den Studenten eine Begeisterung für die Jazzmusik ausgebrochen zu sein, sodass neben der Bigband mittlerweile auch zwei Combos bestehen, die mit großem Eifer betrieben werden und trittsichere Solisten hervorbringen. Das Ensemble Sunny empfing das frühsonntägliche Publikum im Foyer vor dem Irmler Musiksaal, um es auf das Konzert einzustimmen. Der Coup gelang und die Band konnte ein überaus waches und bewegliches Auditorium begrüßen.

Gastsolist Michel Pilz fügte dem Bigband-Klang eine reizvolle Komponente hinzu, dem Instrument stets etwas mehr entlockend als dem vergleichsweise kleinen Korpus der Bassklarinette zuzutrauen wäre und mit treffsicherer Melodieführung in der Improvisation, die dennoch wie selbstverständlich wirkte. Programmatischer Kern waren drei Arrangements von Pilz‘ früherem Bandkollegen Manfred Schoof, die Schieferdeckers Mannschaft einmal mehr in neue Gefilde führten. Auskomponierte Akkordcluster, farbig satt und subtil geordnet, betteten das dezent virtuose Spiel der Bassklarinette, immer wieder unterbrochen von freien Passagen, die Pilz erfahren und stürmisch durchschiffte. Und dann war da noch dieser feine Zug, der große Musiker erst als solche auszeichnet: Pilz teilte sich das Solomikrophon ohne Berührungsängste mit den studentischen Musikerkollegen, brillierte ohne dick aufzutragen, spornte an statt zu verdrängen. Die Solisten nahmen es als Anlass, zügellos und selbstbewusst zu blasen. Das tat der Wirkung äußerst gut, ergab ein unverblümtes Jazzerlebnis.

Einen Werkbeitrag gab es dieses Mal auch aus den Reihen der Band. Solotrompeter Tobias Dolle verbringt seine Nächte mit Vorliebe am Klavier. Jüngstes Ergebnis ist die Eigenkomposition Black Water, Deep Soul, die Schieferdecker unumwunden ins Programm aufnahm und so wenige Wochen nach der Entstehung zur Uraufführung brachte.

Doch freilich verdient eine Matinee neben den instrumentalen auch eine menschliche Stimme, die Laura Mann progressiv, kraftvoll und wendig in All of me und It’s all right with me durch den Saal schickte. Hernach kündigte der Bandleader, seiner Linie treu bleibend, für das nächste Semester „etwas ganz anderes“ an, bevor die Besucher zum Spiel des Sextetts Anything Goes in familiärer Atmosphäre im Foyer tanzen durften.