Trauer und Verzweiflung können viele Ursachen haben. Wenn Studierende nicht mehr weiter wissen, hilft die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks Würzburg. (Foto: Eloquence/wikimedia/gemeinfrei)

Elisabeth Landgraf leitet seit einem Jahr die Psychotherapeutische Beratungsstelle

- Stefanie Spiegel

Hilfe in allen Lebenslagen

Psychotherapeutische Beratungsstelle unterstützt Studierende

Wer kann sich an die psychotherapeutische Beratungsstelle wenden?

Die Beratungsstelle steht allen Studierenden der Uni Bamberg offen, die sich bei der Bewältigung von Problemen Unterstützung holen wollen.

Nutzen viele Studierende das Angebot?

Der Zulauf zur Beratungsstelle hat in den letzten Monaten zugenommen. Insgesamt haben sich im Jahr 2012 115 Studierende für eine Beratung oder Therapie neu angemeldet. 

Wie muss man sich die Beratung vorstellen? In welchem Rahmen geschieht sie, und wie läuft das Ganze ab?

Oft fragen die Studierenden zuerst per Email oder telefonisch nach einem Beratungsgespräch. Ich bitte dann darum, dass sie sich persönlich bei mir anmelden. Dieser erste Kontakt bei der Anmeldung ermöglicht schon ein kurzes Kennenlernen und macht es oft leichter, im Beratungsgespräch danach Probleme offen anzusprechen.

Mit welchen Problemen kommen die Studierenden zu Ihnen? Gibt es bestimmte Probleme, mit denen Sie häufig konfrontiert sind?

Ganz häufig kommen die Studierenden zu mir, weil sie Arbeitsstörungen haben: Sie leiden darunter, dass sie Prüfungsvorbereitungen oder Hausarbeiten extrem lange aufschieben, schließlich unter enormem Druck arbeiten müssen und nur schlechte Ergebnisse erzielen, die weit unter ihren Fähigkeiten liegen. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass zwar sehr gute Noten erreicht werden, aber die betreffende Person sich dafür völlig verausgabt und in Erschöpfungszustände gerät.

Daneben kommen Studierende auch mit sehr verschiedenen persönlichen Problemen zu mir: Dazu zählen Selbstunsicherheit angesichts der individuellen Berufs- und Lebensplanung, massive emotionale Belastungen nach einer Trennung vom Partner oder auch wegen ungeklärter Konflikte, die durch die Ablösung von den Eltern bestehen.  

Was für Angebote und Leistungen bietet die psychotherapeutische Beratungsstelle für die Studierenden?

Ich biete Studierenden an, dass wir uns die Problematik in ein bis drei Beratungsgesprächen von je 45 Minuten gemeinsam anschauen und nach Ansatzpunkten suchen, um das Problem anzugehen. Einige Studierende begleite ich über mehrere Monate hinweg in einem längeren therapeutischen Prozess. Wenn eine Therapie sinnvoll erscheint, ich aber zu dem Zeitpunkt ausgelastet bin, unterstütze ich bei der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz. Einmal pro Semester biete ich ein Lernseminar in der Gruppe an, bei dem an vier Abendterminen hilfreiche Strategien zu Motivierung, Zeitplanung und Techniken des Lernens vermittelt werden.

Gab es schon Fälle, in denen Sie nicht weiterhelfen konnten?

Manchmal kommt es vor, dass ein Studierender zu mir kommt, bei dem das Ausmaß der Belastung so groß ist, dass sofort klar wird, dass eine deutlich längere ambulante oder auch stationäre Therapie nötig sein wird, als ich sie im Rahmen der Beratungsstelle leisten könnte. Ich bemühe mich dann darum, über andere Hilfsangebote zu informieren und weiter zu verweisen.

Sie sind ja mittlerweile seit zwei Semestern an der Beratungsstelle tätig. Hat sich das Angebot seitdem verändert?

Rein äußerlich ist das Angebot gleich geblieben. Die Gestaltung der Gespräche ist natürlich immer stark von der Therapeutenpersönlichkeit abhängig. Insofern bringe ich meine eigenen therapeutischen Ausbildungen und meine eigene Berufserfahrung in die Arbeit mit ein. Für mich stellt die therapeutische Beziehung die Grundlage dar, auf der geplant und zielgerichtet zusammengearbeitet werden kann. Wichtig ist mir dabei, dass mein Vorgehen transparent für die Studierenden ist. Dadurch wird das Vertrauen gestärkt, die Situation steuern zu können.

Kann man bestimmten Probleme schon im Voraus entgegenwirken? Welche allgemeinen Tipps können Sie geben?

Studierende beschäftigen sich in einem Großteil ihrer Zeit mit geistigen Inhalten auf hohem Niveau. Entsprechend wichtig wird es daher, dass auch für die körperliche Grundlage gut gesorgt wird, dass auf Schlaf und ausgewogene Ernährung geachtet wird und dass ein hohes Anspannungsniveau etwa durch Bewegung regelmäßig wieder abgebaut werden kann. Es macht Sinn, unser Leben so zu gestalten, dass nicht alle Energie in den Arbeits- und Leistungsbereich investiert wird, während soziale Kontakte chronisch vernachlässigt werden. Das macht eine Person äußerst anfällig für psychische Probleme, wenn die Erfolge einmal ausbleiben.

Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen sind Studierende beim Ausbalancieren ihrer verschiedenen Bedürfnisse besonders gefordert, da ihnen von außen oft nur ein Grundgerüst an universitären Verpflichtungen vorgegeben ist, und sie das meiste an Struktur selber errichten müssen.

Folgende und viele weitere Fragen stellen sich und fordern immer wieder neue Antworten: Wie kann ich mich über mehrere Jahre hinweg für ein intensives Studium motivieren? Wie begrenze ich den äußerst umfangreichen Stoff auf ein bewältigbares Maß? Wo liegt meine eigene Grenze?  Wie teile ich den Prüfungsstoff in Lerneinheiten ein? Wann plane ich welche Arbeitseinheiten von welcher Dauer ein? Wann will ich Pausen machen?

Eine wesentliche Hilfe ist sicher der Austausch mit anderen Studierenden und die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen. Ich wünsche jedem Studierenden, dass er oder sie gute Kontakte aufbauen und vertrauensvolle Beziehungen erleben kann. Gemeinsam kann man sich über die Erfolge freuen, aber auch die auftauchenden Schwierigkeiten mit anderen teilen.