Mit Zeichnungen, Fotografien und Videos stellt die Wanderausstellung den russischen Erzähler Warlam Schalamow vor. Fotos: Vera Katzenberger

Kuratorin Christina Link führt durch die Wanderausstellung.

Die Wanderausstellung zeigt Leihgaben aus russischen Lagermuseen wie diese Spritze aus einem sowjetischen Lazarett.

- Vera Katzenberger

Vom Nordosten Sibiriens nach Bamberg

Universitätsbibliothek widmet Warlam Schalamow eine Ausstellung

Seit dem 14. April 2016 ist eine Wanderausstellung des Literaturhauses Berlin in der Universitätsbibliothek Bamberg zu Gast. Sie wirft einen Blick auf Leben und Literatur des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow. 18 Jahre war Schalamow in sowjetischen Arbeitslagern inhaftiert gewesen und in den Nordosten Sibiriens, in die Kolyma-Region, verbannt worden. Während er Zwangsarbeit ableistete, schrieb er heimlich Gedichte.

Vermittelt und durchgeführt hatte die Ausstellung Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Slavische Literaturwissenschaft. „Seine Werke, vor allem seine ‚Erzählungen aus Kolyma‘ kann man als Poetik der Schonungslosigkeit beschreiben. Sie vergegenwärtigen das Grauen der russischen Arbeitslager, der Gulags“, sagte Elisabeth von Erdmann bei der Ausstellungseröffnung am 13. April. Zur Eröffnung sprach auch Dr. Dagmar Steuer-Flieser, Kanzlerin der Universität über die Bedeutung des russischen Schriftstellers: „Sein Werk ist deshalb beeindruckend, weil er damit verdeutlicht, dass Sprache wesentlicher Bestandteil des Lebens ist und die Anwesenheit einer reichhaltigen Sprache gegebenenfalls die Abwesenheit von Verrohung und Tod ermöglicht.“

Geschichte zum Sehen, Hören und Fühlen

Doch warum ist ausgerechnet eine Universitätsbibliothek der richtige Ort für eine solche Ausstellung? „Es gehört zu den schönsten Aufgaben einer Bibliothek, ihren Besucherinnen und Besuchern zu ermöglichen, Neues zu entdecken“, so der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Fabian Franke.

Die Wanderausstellung der beiden Kuratoren Dr. Wilfried F. Schoeller und Christina Links, die bei der Vernissage anwesend war und durch die Ausstellung führte, setzt auf viele moderne Multimediaelemente: Videoszenen und Fotografien erlauben ihren Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in den grausamen Alltag russischer Arbeitslager, Audioaufnahmen von Originaltexten des russischen Autors lassen die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Häftlinge erahnen. Auch Fundstücke aus der Zeit der Gulags sind ausgestellt. Für die aufwendig konzipierte Ausstellung sind die beiden Kuratoren bis nach Russland gereist, um dem russischen Erzähler beispielsweise im Literaturarchiv in Moskau auf die Spur zu kommen. Viele der der Ausstellungsstücke sind Leihgaben eines russischen Lagermuseums.

Weitere Vorträge geplant

Neben der Wanderausstellung, die noch bis zum 12. Juni 2016 in der Teilbibliothek 4 zu sehen ist, sind weitere Veranstaltungen geplant. Am Mittwoch, den 20. April, um 18 Uhr spricht Kurator Wilfried F. Schoeller im Gruppenraum der Teilbibliothek über Schalamows berühmte „Erzählungen aus Kolyma“. Am Dienstag, den 21. Juni, um 18 Uhr lädt der Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft zu einem Filmabend unter dem Titel „Meine verschiedenen Leben“ im Gebäude An der Universität 11, Raum 00.16, ein. Die Veranstaltungen sind öffentlich.