Die Nachwuchsautoren besprachen in der Runde ihre Texte. An der Stirnseite Autor Christoph Peters und Lektorin Christiane Schmidt (Fotos: Ronald Rinklef)

Zwei der Teilnehmer: Tobias Sedlmaier (links, Germanistikstudent in Bamberg) und Matthias Tonon (Medizinstudent aus München)

Christoph Peters las im Rahmen der Reihe „Literatur in der Universität“ aus seinem neuesten Erzählband (Fotos: Filiz Penzkofer)

Die Lektorin Christiane Schmidt stellte den Berliner Autor und sein Werk vor

- Tarek J. Schakib-Ekbatan (Fränkischer Tag)

„Sich mit Welt anreichern“

Schreib-Workshop fördert studentische Schriftsteller

„Ich muss mir meine Erfahrungen von der Seele schreiben.“ Wie Matthias Tonon, Medizinstudent aus München geht es vielen Teilnehmern des Schreib-Workshops. Das Schreiben hilft, Erfahrungen zu reflektieren und eine gewisse Distanz zum Erlebten zu entwickeln.

Matthias ist einer von neun Nachwuchsautoren, die jetzt im Institut für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft zusammenkamen, um dort gemeinsam an ihren Texten zu arbeiten. Sie wurden aus ungefähr 80 Bewerbern aus Regensburg, München und Bamberg ausgewählt und von der freien Lektorin Christiane Schmidt und dem Autor Christoph Peters betreut. „Entscheidend für die Auswahl war, dass den eingesendeten Texten ein individueller Blick anzusehen war“, erklärt Peters, der im Rahmen des Projekts auch eine öffentliche Lesung hielt. Peters hat mit seinen insgesamt vier Romanen und einigen Geschichtsbänden diverse Preise, darunter den renommierten Aspekte Literaturpreis gewonnen.

„Ich bin froh, hier unter Gleichgesinnten zu sein“, sagt Tobias Sedlmaier, 22, aus Bamberg. Das Kritisieren der anderen Texte falle ihm zwar noch schwer, aber dabei würde sich sehr gut die eigene Position herauskristallisieren. Die Angst, die anderen zu kritisieren, legte sich auch schnell und die Nachwuchsautoren nahmen ihre Texte immer stärker in die Mangel. Wie die meisten in der Schreibwerkstatt studiert Tobias Germanistik.

Projekt der Universitäten, des Literaturhauses München und des Wissenschaftsministeriums

Friedhelm Marx vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft Bamberg hat die Bayerische Akademie des Schreibens zusammen mit Katrin Lange vom Literaturhaus München, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und den Germanistikprofessoren der insgesamt fünf Partneruniversitäten ins Leben gerufen. Bei der Veranstaltung in Bamberg trat er überwiegend als Organisator auf. Aus dem Workshop hielt er sich bewusst heraus, da sich unter den Teilnehmern auch einige seiner Studenten befanden und er befürchtete, diese wären in seiner Anwesenheit möglicherweise gehemmt, frei zu sprechen.

Überwiegend wurden bei dem Workshop gemeinsam die Texte der Teilnehmer besprochen. „So lernt man auch andere ästhetische Ansichten kennen“, erklärt Peters, der mit der Lektorin Schmidt die Diskussionen moderierte, aber auch immer wieder professionelle Ratschläge gab. „Wir beide haben viel Erfahrung“, sagt Peters und die Studenten nahmen die Ratschläge gerne an.

Das Schreiben sei seiner Meinung nach die Kunst, die talentunabhängig am längsten zum Reifen bräuchte, da man erst sehr viel sehen und sich mit „Welt anreichern“ müsse. „Am Anfang steht man vor diesem großen Tier und ist froh, wenn einem jemand in den Sattel hilft. Reiten müssen sie dann aber alle selbst“, bringt er es lyrisch auf den Punkt.

„Weitermachen und keine Ausreden akzeptieren“

Schmidt erzählt, dass sie auf solchen Veranstaltungen schon mehrmals Autoren für Verlage entdeckt habe. Auch die meisten der Teilnehmer hier träumen davon, einmal mit dem Schreiben ihr Geld zu verdienen. Über die Schreibwerkstatt hinaus fanden die Teilnehmer einen guten Draht zueinander und redeten auch über Aspekte wie Schreibblockaden und Ängste bei der literarischen Arbeit. Dies alles sei aber keineswegs nur bei jungen Autoren so, beruhigt Peters. Er selbst habe auch immer noch Ängste und Blockaden. Der einzige Tipp dagegen sei: „Weitermachen und keine Ausreden akzeptieren“.

„Das Seminar war kraftraubend, jeder Text wurde ja rund eine Stunde sehr intensiv besprochen. Aber es ist, glaube ich, für alle sehr viel dabei herausgekommen“, resümiert Tobias nach drei Tagen Schreibworkshop.

Auch seinen Mentoren hat es gut gefallen. „Ich bin schon fast traurig, dass es nach zwei weiteren Terminen vorbei ist“, bedauert Peters. Danach wird die Akademie des Schreibens mit einem Festakt im Literaturhaus München enden. Aber bis dahin wird wohl noch viel Tinte aufs Papier fließen.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tags

Die Akademie des Schreibens und der Autor Christoph Peters

Die Bayerische Akademie des Schreibens bietet jungen, studentischen Autoren eine Förderung in Form eines flexiblen Angebots von Seminaren, das sie auf verschiedenen Stufen ihres Schreibens begleitet, professionelle Rückmeldungen und Kritik mit dem Schreibprozess verbindet und Netzwerke schafft. Getragen wird die Akademie von sechs bayerischen Universitäten und dem Literaturhaus München, unterstützt vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Bevor Christoph Peters als Leiter des Bamberger Seminars am Wochenende die Studierenden an seinen Erfahrungen teilhaben ließ, setzte er mit einer öffentlichen Lesung am 20. Januar den Startschuss für die Akademie des Schreibens. Eine Verwebung von Realität und Spiritualität, von Reichtum und Askese, von Streben und Sein – daraus besteht sein aktueller Erzählband Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung: „Geld ist nur ein belangloser Teil der sich ewig wandelnden Welt. Blumen sind genauso belanglos. Steine, Wasser. Vielleicht machen Bogen und Pfeile oder ein Schwert mehr her, aber niemand kämpft mehr damit: Spielzeug für Erwachsene – wie Geld.“

Der Erzählband umfasst 13 Geschichten, in denen Peters bisherige Themen wie die Bestimmung des Menschen, das Reisen in fremde Kulturen oder die Liebe fortschreibt. Der Protagonist Sven Hofestedt pendelt ständig zwischen den verschiedenen Polen des Seins hin und her – immer auf der Suche nach Selbstverwirklichung.

Christoph Peters studierte Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Gemeinsam mit dem indischen Schriftsteller Kiran Nagarkar hatte er 2008 die Poetik-Dozentur in Tübingen inne. Er lebt als Autor und Zeichner mit seiner Familie in Berlin.