Zelt der Religionen; Judentum; Christentum; IslamSaskia Cramm / Universität Bamberg

Juden, Christen und Muslime können sich im Zelt der Religionen begegnen. Den interreligiösen Dialog fördert auch das Zentrum für Interreligiöse Studien.

Publikum; Jubiläumstagung; Zentrum für Interreligiöse StudienPatricia Achter/Universität Bamberg

Bei der Jubiläumstagung des ZIS sprachen Patrick Franke, Iris Hermann und Doron Rabinovici über den interreligiösen Dialog.

Mitgliederversammlung; Patrick Franke; Zentrum für Interreligiöse StudienPatricia Achter/Universität Bamberg

Patrick Franke (l.) und Iris Hermann (Mitte) sind Mitglieder im Zentrum für Interreligiöse Studien, das sich regelmäßig versammelt.

Mitgliederversammlung; Zentrum für Interreligiöse Studien; Susanne Talabardon; Thomas WeißerPatricia Achter/Universität Bamberg

Als geschäftsführende Direktorin des ZIS moderiert Susanne Talabardon (l.) die Mitgliederversammlung, an der unter anderem Thomas Weißer (r.) teilnimmt.

Zentrum für Interreligiöse Studien; Masterstudierende; Atilla Abar; Lucia Reichart; JubiläumstagungPatricia Achter/Universität Bamberg

Atilla Abar (l.) und Lucia Reichart sind im Masterstudiengang Interreligiöse Studien eingeschrieben.

- Patricia Achter

15 Jahre: Jubiläum des Zentrums für Interreligiöse Studien

Die Religionen Judentum, Christentum und Islam sowie der interreligiöse Dialog stehen am ZIS im Mittelpunkt.

Am Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIS) dreht sich alles um die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. 24 Professuren und Lehrstühle der Universität Bamberg forschen und lehren gemeinsam am ZIS, das sein 15-jähriges Bestehen Ende November 2019 mit einer Jubiläumstagung feierte. Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert bestärkte die Mitglieder des Zentrums bei dieser Gelegenheit darin, „den schwierigen gesellschaftspolitischen Fragen im Kontext der Arbeit des ZIS nicht auszuweichen, sondern sich ihnen zu stellen.“ Dass sich das ZIS solchen Fragen stellt und den interreligiösen Dialog als Kernanliegen versteht, beweist schon der Titel der Tagung: Antisemitismus und Islamfeindlichkeit: Was kann interreligiöser Dialog leisten? Vorträge über dieses Spannungsfeld hielten Theologe Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Dr. Robert Sigel, Referent des Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.

Über Dialoginitiativen und gegenseitiges Verständnis

Den interreligiösen Dialog thematisierten auch Schriftsteller Dr. Doron Rabinovici und Islamwissenschaftler Prof. Dr. Patrick Franke in einem öffentlichen Gespräch während der Jubiläumstagung am 25. November. Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Iris Hermann hatte den österreichisch-israelischen Autor eingeladen, weil er seit vielen Jahren nicht nur jüdische Projekte verfolgt, sondern in seiner Literatur für die Verständigung der Religionen eintritt: „Gerade Literatur und Kunst können der Ort sein, wo gegenseitiges Verstehen erprobt werden kann“, so Hermann.

Rabinovici meinte, schon der Versuch des Dialogs sei wichtig: „Es macht einen großen Unterschied, ob man in christlichen, jüdischen oder muslimischen Kreisen gegeneinanderhetzt oder mit Respekt und Verständnis miteinander redet.“ Und Franke betonte: „Dialoginitiativen haben schon oft erfolgreich die Kluft zwischen Christentum und Islam überbrückt.“ Als Beispiel dafür nannte er die Regensburger Rede 2006. Der damalige Papst Benedikt zitierte die kritische Aussage eines alten byzantinischen Kaisers über Mohammed, was unter einigen Muslimen zunächst für Unruhen sorgte. Auf die Rede des Papstes reagierten 138 muslimische Gelehrte ein Jahr später mit dem einladenden Brief Ein gemeinsames Wort zwischen uns und euch. Entstanden ist das Katholisch-Muslimische Forum.

Interdisziplinäres Studium – eine Besonderheit

Die Möglichkeiten und Grenzen des interreligiösen Dialogs diskutieren, Geschichte und Gegenwart der drei monotheistischen Religionen kennenlernen, ihre Strukturen analysieren: Das sind die Ziele des Masterstudiengangs Interreligiöse Studien, den das ZIS anbietet. „Das interdisziplinäre Studium verschiedener religiöser Traditionen in religionswissenschaftlicher und theologischer Perspektive ist eine Besonderheit in Bamberg“, sagt Judaistin und geschäftsführende Direktorin des Zentrums, Prof. Dr. Susanne Talabardon. „Unsere Absolventinnen und Absolventen haben sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel in interreligiösen Einrichtungen, in kirchlichen Institutionen oder auch in der Erwachsenenbildung.“

Masterstudent Atilla Abar, 4. Semester, findet nicht nur den Austausch zwischen den drei Religionen einmalig: „Wir können eigene Schwerpunkte setzen. Mich interessieren vor allem die politischen Aspekte der Islamwissenschaft.“ Die Flexibilität im Studium gefällt auch Lucia Reichart, 5. Semester. Nach dem Bachelorstudiengang Soziale Arbeit vertieft sie nun ihre Religionskenntnisse.

Bamberger Graduiertenkolleg bis 2007

In der Forschung begann schon früh eine interdisziplinäre Zusammenarbeit: das Bamberger Graduiertenkolleg Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam entstand 1998. Eine Finanzierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bis 2007 ermöglichte insgesamt 35 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu promovieren. Sie untersuchten insbesondere historische und gegenwartswirksame Entwicklungen des Menschenbildes in beiden Religionen. Die Promotionsarbeiten waren bedeutsam für den Religionsdialog und aktuelle Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen. Geleitet wurde das Kolleg von der Bamberger Islamkundlerin und Arabistin Prof. Dr. Rotraud Wielandt, die das ZIS mitgründete.

Gemeinsame Publikationsreihe und Lehrveranstaltungen

Am ZIS ist außerdem die Publikationsreihe Judentum – Christentum – Islam. Bamberger interreligiöse Studien angesiedelt. Die 17 erschienenen Monografien und Sammelbände handeln beispielsweise vom Pilgern, vom jüdischen Leben in der Region und dem Koran in Franken. Aktuell steht laut Talabardon die Neukonzeption des ZIS-Studiengangs im Vordergrund, um die drei monotheistischen Religionen unter einem gemeinsamen Dach zu institutionalisieren. Für die kommenden Jahre plant das Zentrum eine verstärkte Orientierung auf die Forschung.

Gemeinsame Tagungen, Workshops und Lehrveranstaltungen bietet das ZIS ebenfalls an. Im Wintersemester 2019/20 können Interessierte etwa das Theologische Forum besuchen, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Katholische Theologie ausgerichtet wird. In diesem Rahmen finden Vorlesungen und Podiumsdiskussionen zum Thema typisch jüdisch – typisch christlich statt. Mit solchen Angeboten macht das Zentrum für Interreligiöse Studien Forschungsergebnisse im gesellschaftspolitischen Bereich bekannt, wie Talabardon schildert: „Aufgrund der Kenntnisse dreier Traditionen ziehen wir Schlussfolgerungen für das Handeln in einer religiös diversifizierten Gesellschaft.“