Hand des Menschen e.V.

Die Sandeep-Special-School braucht ein neues Gebäude, damit mehr Kinder unterrichtet werden können.

Hand des Menschen e.V.

Vereinsvorsitzende Caroline Seidel

„Jedes Kind, das wir erreichen, ist ein Erfolg“

Studierende engagieren sich im Verein „Hand des Menschen – Kindern eine Zukunft geben e.V.“

Alle Jahre wieder kehrt spätestens zur Vorweihnachtszeit das schlechte Gewissen zurück: Deutsche Studierende haben freien Zugang zu Bildung. In anderen Ländern wird Kindern verwehrt, Lesen und Schreiben zu lernen. Und was können wir gegen diese Ungerechtigkeit tun? Es gäbe da eine Möglichkeit: den Verein „Hand des Menschen“ unterstützen.

Innerhalb von zwölf Stunden einen Mann beim Sterben begleiten und zwei Kinder mit auf die Welt bringen: Die Bamberger Studentin Caroline Seidel hat während ihres Hilfsdienstes nach dem Abitur in Indien und Kenia Erfahrungen gemacht, die an die Grenzen des Ertragbaren gehen. Dennoch wirkt sie so, wie sie sich selbst beschreibt: Wie eine „stinknormale Studentin“, mit den gleichen Problemen, die andere Kommilitoninnen und Kommilitonen auch haben.

In einem Punkt unterscheidet sich die 23-Jährige aber von vielen ihrer Studienkolleginnen und -kollegen. Sie weiß ganz genau, was sie will. Sei es in ihrem Doppelstudium mit der Kombination Hauptschullehramt und einem Bachelor in Geschichte, Politik und Soziologie: „Mir gefallen die pädagogischen und psychologischen Inhalte des Lehramtsstudiums, aber der Lehrerberuf ist nichts für mich.“ Oder sei es im Verein Hand des Menschen, dessen Vorsitzende sie ist: „Die Wunden der Vergangenheit der Kinder, die ich bei meinen Hilfsdiensten kennengelernt habe, kann ich nicht heilen, aber ich möchte ihnen eine Zukunft geben.“

Verein wie eine große Familie

Hand des Menschen – Kindern eine Zukunft geben e.V. gründeten Caroline und einige ihrer Bamberger Freunde im August 2012. „Spendengelder gehen bei vielen Vereinen oftmals durch so viele Hände, dass für den eigentlichen Zweck am Ende kaum etwas übrig bleibt. Das wollten wir anders machen“, erklärt Caroline die Motivation für die Entstehung des gemeinnützigen Vereins. „Hand des Menschen“ wird komplett von ehrenamtlicher Arbeit getragen, dadurch entstehen keine Personalkosten. Verwaltungskosten werden von den Mitgliedern selbst getragen oder durch Aktionen finanziert.

Dazu zählen selbstorganisierte Charity Events, wie zum Beispiel die Sportlerparty im Live Club, die kürzlich stattfand. Oder Verkaufsaktionen: „Um die Überweisungsgebühren nach Indien und Kenia zu finanzieren, backen wir zum Beispiel Waffeln, die wir auf Veranstaltungen der Uni verkaufen“, erzählt Caroline. Außerdem schauen die Vereinsmitglieder so oft es geht vor Ort nach dem Rechten und helfen mit. Die Flüge nach Indien und Kenia finanzieren sich die Mitglieder selber. Caroline hat Nebenjobs, um dieses Jahr Weihnachten im Waisenheim in Tenali verbringen zu können, das sie bereits „Zuhause“ nennt.

Durch diese Organisationsstruktur und Vereinsphilosophie ist es möglich, dass die Spenden direkt vor Ort zu 100 Prozent für den vorgegebenen Zweck verwendet werden können. Aktuell tragen 20 aktive Mitglieder, die zum größten Teil in Bamberg studieren, zum Gelingen bei. Caroline und Florian Kaiser kümmern sich als Vorsitzende um die Ressorts Indien beziehungsweise Kenia. Samuel Weichsel bringt als Presseverantwortlicher unter anderem die Homepage regelmäßig auf den neuesten Stand. Anna Moosmann organisiert die Charity Events. Ihre Vereinskollegen sind für Caroline „wie eine große Familie“. Ohne deren Unterstützung, betont sie, wäre nicht möglich gewesen, was der Verein bisher bereits auf die Beine gestellt hat.

„Bildung ist das A und O“

Die Gruppe fördert verschiedene Projekte in Indien und Kenia, die den Fokus auf Kinder gemeinsam haben. Zwischen 600 und 700 Kindern kann der Verein täglich helfen. Ein Mädchen studiert dank der Hilfe des Vereins Medizin, ein anderes lernt einen pädagogischen Beruf. „Jedes Kind, das wir erreichen, ist ein Erfolg“, so Caroline. Die Ausbildung der Kinder liegt ihr besonders am Herzen. „Bildung ist das A und O“, betont sie.

Für das momentan größte Projekt des Vereins ist die Finanzierung allerdings noch nicht gesichert. Caroline und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter möchten in Sullia, einer ländlichen und armen Kleinstadt in Indien, einen Schulbau finanzieren. „Hand in Hand mit den Leuten vor Ort, unter anderem einem indischen Ehepaar, das in zweiter Generation eine NGO führt“, so Caroline, soll eine „Special School“ für behinderte Kinder und später ein Internat entstehen. Der Business Plan liegt bereits fertig in der Schublade und der gemeinnützige Verein freut sich über jede Spende, damit das Vorhaben realisiert werden kann.

„Drei, vier Bier weniger im Monat und ein Kind kann in die Schule gehen“

Wenn Caroline vor Weihnachten nach Indien aufbricht, hat sie viel Post im Gepäck. Die Kinder des Waisenheims in Tenali freuen sich das ganze Jahr über auf die Briefe ihrer Paten aus Deutschland. „Das ist die einzige Familie, die die Kinder noch haben und die sie stolz machen können.“ Umso mehr freut sich Caroline über Paten wie den Bamberger Studenten, der ein Foto seines kenianischen Patenkinds im Geldbeutel bei sich trägt und es stolz seinen Freunden zeigt. Die 10 Euro, die er monatlich an Hand des Menschen spendet, kommen seinem Patenkind direkt zugute. „Drei, vier Bier weniger im Monat und ein Kind kann in die Schule gehen“, so die simple Erklärung des Patenschaftskonzepts von Caroline.

Wer den Verein Hand des Menschen – Kindern eine Zukunft geben e.V. unterstützen möchte, kann eine Patenschaft übernehmen oder Mitglied werden. Jeden Mittwoch um 20 Uhr treffen sich die Mitglieder zu einem Stammtisch. Infos dazu unter www.handdesmenschen.de

Hinweis

Diesen Text verfasste Julia Kerzel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.