„Thurnauer Erklärung“ zur Etablierung einer Industriekulturregion Nordbayern

Strukturwandel in Nordbayern soll aktiv mitgestaltet werden

Das reiche industriegeschichtliche Erbe der Metropolregion soll stärker erforscht, sichtbar gemacht und vermittelt werden, der Strukturwandel in Nordbayern soll damit aktiv mitgestaltet werden. Darauf einigten sich am Freitag, 7. Oktober 2022, zahlreiche Kommunen, Verbände, museale Einrichtungen und weitere Akteure. Sie unterzeichneten am Institut für Fränkische Landesgeschichte (IFLG) der Universitäten Bayreuth und Bamberg die „Thurnauer Erklärung“. 

„Nordbayern hat eine lange und reiche industrielle Vergangenheit, bestehend aus Branchen, die einem starken Wandel unterworfen sind. Diese Entwicklungen und das industriekulturelle Erbe selbst sind bislang aber nur punktuell in einer regionalen oder lokalen Erinnerungskultur verankert und aus wissenschaftlicher Sicht nicht adäquat erforscht“, sagt Prof. Dr. Martin Ott, Direktor des IFLG. „Das soll sich mit der Etablierung einer ‚Industriekulturregion Nordbayern‘ ändern.“ Die Initiative dazu kommt vom Institut für Fränkische Landesgeschichte, dem Museum Industriekultur Nürnberg, dem Industriemuseum Lauf und dem Porzellanikon (Staatliches Museum für Porzellan in Selb und Hohenberg a.d. Eger) – einem Netzwerk, das im Rahmen der Bewerbung Nürnbergs um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zusammenfand. „Es freut mich, dass wir durch die Bündelung der Kompetenzen in einem gemeinsamen von den Universitäten  Bamberg und Bayreuth getragenen Institut im Interesse der Wissenschaft und der Region den Grundstein gelegt haben für diese zukunftsträchtige Initiative einer Industriekulturregion Nordbayern. Das ist gelebter Transfer zwischen universitären und  regionalen Akteuren par excellence“, sagt Dr. Dagmar Steuer-Flieser, Kanzlerin der Universität Bamberg. „Nordbayern ist eine ganz besondere Region: Durch die bereits im Mittelalter und der Vormoderne geschaffenen Bedingungen konnte sich hier früh eine besonders diversifizierte und global relevante industrielle Landschaft entwickeln, die vielfältige Beziehungen zwischen Stadt und Land zur Folge hatte. Dies gilt es, den Menschen der Region wie auch den vielen Gästen noch viel sichtbarer zu machen“, sagt Monika Dreykorn, Leiterin des Museums Industriekultur in Nürnberg. „Industriekultur ist heute nur noch selten präsent, aber hier gab es einst blühende Metallverarbeitung und Maschinenbau, elektrotechnische und chemische Industrie, Textil-, Porzellan- und Glasindustrie, Bergbau, Stahlverhüttung, Brauereiwesen, Spielzeug- und Schuhindustrie“, zählt die Leiterin des Industriemuseums Lauf, Dr. Christiane Müller, auf und erklärt: „Das prägt eine Region, muss aber lebendig gehalten werden.“ Anna Dziwetzki, Direktorin des Porzellanikon in Selb und Hohenberg, fügt hinzu: „Die Chancen, diese Industriekultur-Historie touristisch, also ökonomisch, aber auch sozial und museal zu nutzen, sind enorm und sollten daher stärker wahrgenommen werden. Dazu möchten wir beitragen.“

Das sind die konkreten Pläne:

In einer Industriekulturregion Nordbayern sollen

  • bereits bestehende Angebote im Bereich Industriekultur miteinander vernetzt und gemeinsam sichtbar gemacht werden,
  • neue innovative Bildungsformate etabliert und sowohl im Bereich Schule als auch in der Erwachsenenbildung vermittelt werden, auch vor dem Hintergrund der Fachkräftegewinnung,
  • neue touristische Anreize in der Region geschaffen werden,
  • die Geschichte der Industrieregion Nordbayern wissenschaftlich erforscht und die Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden,
  • diese Forschungen partizipativ und teilhabeorientiert betrieben werden und den Akteurinnen und Akteuren der (ehemaligen) Industriezweige eine Stimme gegeben werden,
  • durch einen partizipativen Ansatz die Menschen in der Region in die Vermittlung von Industriegeschichte einbezogen werden,
  • Netzwerke und Begegnungsräume für die beteiligten Akteure aus den Bereichen Forschung, Museum, Tourismus und Wirtschaft geschaffen werden,
  • der Anschluss der Industriekulturregion Nordbayern an größere Verbünde wie die European Route of Industrial Heritage hergestellt und das industriegeschichtliche Erbe Nordbayerns weit über die Region hinaus bekannt gemacht werden.

Deshalb möchten die Initiator*innen weitere Akteur*innen aus Wirtschaft und Politik als Unterstützung gewinnen. Die Thurnauer Erklärung im Wortlaut. www.iflg-thurnau.de 

Mehr zur Industriekulturregion Nordbayern: https://youtu.be/-b83j5pQqi4

Weiterführende Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Kontakt für inhaltliche Rückfragen:
Dr. Marcus Mühlnikel, Akademischer Oberrat
Institut für Fränkische Landesgeschichte
Tel.: 09228/99605-15
marcus.muehlnikel(at)uni-bayreuth.de

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Pressesprecherin der Universität Bayreuth
Tel.: 0921/55 5300
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