Die Mitarbeiter des ifb stellten dem Staatssekretär und dem Universitätspräsidenten ihre neuesten Studienergebnisse vor (Fotos: Regina Neumann)

Hans-Peter Blossfeld, Markus Sackmann, Godehard Ruppert und Marina Rupp (v.l.n.r.)

Besonders intessierte sich Sackmann für den „Dauerbrenner“ Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Familienbildung, Familie im internationalen Vergleich oder Familienberichterstattung: einige der Forschungsschwerpunkte des ifb

- Regina Neumann

Fruchtbarkeit, Familienpause und Frauenerwerbsquote

Staatssekretär besucht ifb

„Es war für mich ein Anliegen, Sie hier direkt vor Ort kennenzulernen – damit ich auch Ihre Gesichter kenne, wenn ich Sie immer wieder zitiere“, freute sich Markus Sackmann, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (StMAS) über seinen ersten Besuch im Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb). Bei seiner Visite am 14. November begleitete ihn der Präsident der Universität Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert. Sackmann informierte sich über die Arbeit des Institutes und aktuelle Forschungsergebnisse zur Berufsrückkehr von Frauen. „Das sind Themen, die mich als Familienvater und natürlich auch als Staatssekretär besonders interessieren. Deshalb ist es mir wichtig, zu erfahren: Wer arbeitet hier? Was erforschen Sie zurzeit und was planen Sie?“

„Einzigartige Einrichtung mit Doppelcharakter“

Das ifb wurde 1994 als wissenschaftlich unabhängiges, interdisziplinär aufgestelltes Forschungsinstitut gegründet. Präsident Godehard Ruppert erinnerte sich an die lebhaften Diskussionen über den strukturellen Aufbau des Instituts, war sich jedoch sicher: „Wir haben damals die richtige Entscheidung getroffen!“ Unter der Leitung des Soziologen Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Blossfeld widmen sich 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drei Bereichen: der Grundlagenforschung über Lebensbedingungen und -bedürfnisse von Familien, der angewandten und praxisorientierten Familienforschung und der Politikberatung. Das ifb bearbeite viele unterschiedliche Anfragen, erklärte Blossfeld: „Unser Hauptauftraggeber ist das StMAS. Danach folgen weitere Bundesministerien, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Europäische Kommissionen und Kooperationen mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen.“

Dass es sich beim ifb um eine einmalige Einrichtung handelt, resultiere nicht nur aus ihrer Interdisziplinarität, sondern vor allem auch aus ihrem Doppelcharakter, erklärte Dr. Marina Rupp, die stellvertretende Institutsleiterin, dem Staatssekretär. Dieser Doppelcharakter käme dadurch zustande, dass das Familienforschungsinstitut sowohl An-Institut der Otto-Friedrich-Universität Bamberg als auch nachgeordnete Behörde des StMAS ist. „Das gibt dem Institut Unabhängigkeit“, waren sich Markus Sackmann und der ebenfalls anwesende Ministerialrat Josef Ziller einig, der als Leiter des Referates Familienpolitik im Sozialministerium auch dem Institutsrat angehört. Blossfeld lobte auf der anderen Seite den Freiraum, den das Ministerium dem Forschungsinstitut einräume.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Dauerbrenner

Nachdem sie diese strukturellen Besonderheiten des ifb vorgestellt hatte, gab Marina Rupp einen Einblick in die Arbeit im Institut. „Da Familienforschung alle Lebenslagen tangiert, haben wir ein sehr breites Forschungsfeld“, erklärte sie. Das ifb bearbeite jedes Jahr etwa 17 Einzelprojekte, deshalb sei es wichtig, dass diese in Forschungsschwerpunkten gebündelt werden, beispielsweise zu Familienbildung, Familie im internationalen Vergleich oder Familienberichterstattung. Als einen „Dauerbrenner“ bezeichnete Rupp die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es gebe zwar viele Ansätze, aber „eine ideale Lösung haben wir immer noch nicht gefunden“.

Interessante Unterschiede im Rückkehrverhalten

Ein aktuelles, vom StMAS und der DFG gefördertes Projekt, das neue Erkenntnisse zu dieser Problematik verspricht, untersucht die Veränderungen bei der Berufsrückkehr von Müttern nach einer Familienpause. Vor allem durch veränderte Regelungen der Elternzeit und die Einführung des Elterngeldes 2007 wird die Familienpause tendenziell kürzer. Auch der Ausbau der Krippenplätze unterstützt die Berufsrückkehr der Frauen. Dabei zeigt die Studie interessante Unterschiede im Rückkehrverhalten: „Wer in den Beruf zurückkehrt, ist seltener verheiratet“, berichtete Dr. Tanja Mühling, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Auch bei Selbstständigen fällt die Babypause oft kürzer aus. Auffallend ist außerdem, dass erwerbstätige Mütter ein höheres Bildungsniveau als Hausfrauen besitzen und positiver gegenüber institutioneller Kinderbetreuung eingestellt sind. In Bezug auf die Vätermonate, die im aktuellen politischen Diskurs einen besonderen Stellenwert einnehmen, ergebe sich eine interessante Wechselbeziehung, betonte Mühling: „Je länger die Väter Elterngeld beziehen, umso früher kehren Frauen in den Beruf zurück.“

Starke Nachfrage nach Daten

Sackmann informierte sich während seines Besuchs aber nicht nur über die Studie zur Berufsrückkehr, sondern auch über die aktuelle Situation der Familien in Bayern. In regelmäßigen Abständen bringt das ifb hierzu den sogenannten Familienreport heraus, eine Sozialberichterstattung auf Länderebene. Wie der Soziologe Harald Rost, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, erklärte, gebe es eine starke Nachfrage an Strukturdaten für Familien und Haushalte, denn „es ist wichtig zu wissen, welche Familienformen es in Bayern eigentlich gibt, um passende Maßnahmen anbieten zu können.“

Ein weiteres Beispiel für die enorme Bandbreite der Familienforschung im ifb ist die wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes SARA in Amberg, das ein Beratungsangebot für ungewollt kinderlose Paare im Kontext der Kinderwunschbehandlung entwickelt. „Es ist heftig, dass ungewollte Kinderlosigkeit fast jedes zehnte Paar betrifft und was dies emotional für die Partner bedeutet“, bekräftigte Markus Sackmann, wie wichtig es sei, das Beratungsangebot auszubauen. Bis Dezember 2013 soll SARA noch laufen. Ob das Beratungsangebot nutzt und ob das Projekt auf andere Städte übertragen werden soll, entscheidet sich dann auf Grundlage der Evaluation des ifb.   

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Internetseite des Staatsinstituts für Familienforschung