Das Kinderheim bietet den Kindern Sicherheit und eine Zukunftschance (Bilder: Viola Neukirchen)

Das Dach des Gewächshauses wurde 2005 zerstört; ein Neubau würde rund 1400 Euro kosten

Viola Neukrichen hat die Kinder ins Herz geschlossen und will ihnen durch ihre Spendenaktion helfen

Juan Carlos (links) und Luis sollen bald wieder ungestört der Landwirtschaft frönen dürfen

- Martin Beyer

Neue Wege in schwierigen Zeiten

Eine Bamberger Studentin startet Spendenaktion für ein Kinderheim in Ecuador

Sie sind noch Kinder, doch ihre Gesichter verraten Spuren vieler schwieriger Erfahrungen. Aber es gibt Perspektiven: Die Bamberger Studentin Viola Neukirchen engagiert sich für ein Kinderheim in Ecuador und ruft zu Spenden für die Wiederherstellung eines Gewächshauses auf.

Das Wort Aliñambi stammt aus der traditionellen Sprache Quichua und bedeutet auf Spanisch „Buen camino“– „Guter Weg“. Einen solchen guten Weg sollen die Mädchen und Jungen in einem Kinderheim in Ecuador einschlagen, nachdem sie bereits viele falsche Wege beschritten haben oder beschreiten mussten. Die Eltern im Gefängnis oder drogenabhängig, die Kinder selbst im Sog von Kriminalität und Gewalt. „Ein großes Problem ist, dass Kinder zum Drogenhandel missbraucht werden“, erklärt Viola Neukirchen, die einige Zeit in dem Heim als Volontärin gearbeitet hat. Unter 12 Jahren kommt man in Ecuador straffrei davon, und auch die Eltern können juristisch nicht behelligt werden. Also werden die Kinder zum Dealen auf die Straßen geschickt und – wenn sie die Altersgrenze von 12 Jahren erreichen und somit für die Eltern nicht mehr „brauchbar“ sind – in vielen Fällen vernachlässigt und weggeschickt. Nachdem es in Conocoto (südlich der Hauptstadt Quito) zu einigen Konflikten mit heimatlosen Kindern und Jugendlichen gekommen war, mussten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Ein Anwalt wird zum Pädagogen

Die Stiftung Aliñambi wurde 1993 von einer Gruppe ecuadorianischer Bürger, vornehmlich Juristen, ins Leben gerufen. Direktor ist der promovierte Jurist und Sozialpädagoge Dr. Lorenzo Jumbo. Aliñambi umfasst ein Kinderheim, eine Schule, drei Werks- und Ausbildungsstätten sowie ein Gesundheitszentrum. Schule und Gesundheitszentrum stehen auch den Familien der näheren Umgebung zur Verfügung. So trägt Aliñambi zur Verbesserung der Lebensbedingungen in der gesamten Region bei. Das Heim bietet Unterkunft, Verpflegung, medizinische Versorgung sowie soziale und seelische Betreuung für circa 30 Kinder zwischen 6 und 16 Jahren, die in heimischer Atmosphäre familiär zusammenleben. Neben Waisen- und Straßenkindern werden Kinder betreut, deren Eltern kriminell, drogen- oder alkoholabhängig sind sowie Kinder, die sich aus anderen Gründen in bedrohlicher Lage befinden.

Viola Neukirchen war im August und September 2006 als Volontärin in dem Heim in Hogar San Francisci de Asís tätig und fand in diesen Wochen eine enge Beziehung zu den Kindern und den Mitarbeitern der Stiftung. „Die Kinder sind mir trotz meines nur kurzen Aufenthalts sehr ans Herz gewachsen, und ich habe ihnen und auch mir selbst versprochen, sie zu unterstützen“, sagt die Studentin der europäischen Wirtschaft, die im Winter ihr Diplom machen wird.

Gewächshaus zerstört

Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Heims ist sein Konzept: Neben der schulischen erhalten die Kinder im Heim auch eine handwerkliche Ausbildung. Die Stiftung verfügt über eine eigene kleine Bäckerei, eine Tischlerei sowie eine landwirtschaftliche Anbaufläche. Das selbst gebackene Brot und das angebaute Gemüse dienen zum einen der Ernährung der Kinder, zum anderen stellen sie eine Einnahmequelle des Heims dar.

Die landwirtschaftliche Fläche umfasste ursprünglich ein kleines Feld für den Kartoffel- und Yuccaanbau sowie ein Gewächshaus zum Anbau von Tomaten und anderem Obst und Gemüse. Das Gewächshaus wurde jedoch im Jahr 2005 durch ein Unwetter zerstört und kann seitdem nicht mehr genutzt werden. Ein neues Dach kostet 1.900 US-Dollar, das entspricht etwa 1400 Euro – eine Summe, die die Stiftung selbst zurzeit nicht aufbringen kann. Alle finanziellen Reserven des Heims wurden 2004 bis 2005 zur Finanzierung der Behandlung eines krebskranken Heimkindes aufgebraucht. Ein neues Dach konnte deshalb bisher nicht angeschafft werden.

Spendenaufruf und Dokumentation auf Feki.de

Seit der Zerstörung des Gewächshauses kann der landwirtschaftliche Ausbildungszweig nicht weitergeführt werden. Darüber hinaus entfallen die Einnahmen aus dem Verkauf von Obst- und Gemüse. Eine Sanierung des Gewächshauses ist daher dringend notwendig. Deshalb hat es sich Viola Neukirchen zur Aufgabe gemacht, Gelder für die Renovierung zu sammeln. Sie will sich vor allem an ihre Kommilitonen und an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Bamberg wenden. „Würde jeder Student an der Feki – wo ich selbst studiere – einmal auf seinen Milchkaffee in der Cafeteria verzichten und den gesparten Euro geben, käme die benötigte Summe schnell zusammen“, rechnet Neukirchen vor.

Im Dezember wird mit Julia Thaler eine weitere Studentin der Universität Bamberg für zwei Monate als Volontärin in dem Heim arbeiten. Sie könnte das Geld persönlich überbringen und auch die Besorgung der Materialien unterstützen. Idealerweise könnte die Übergabe in der Weihnachtszeit stattfinden. Julia Thaler soll das vor Ort dokumentieren, Fotos machen sowie gegebenenfalls die lokale Presse einladen. In Bamberg wird die Studierendenplattform Feki.de die Spendenaktion begleiten und über den Spendenstand und die Verwendung des Geldes informieren. Zudem wird Feki.de zu jedem gespendeten Euro 10 Cent auf das Hilfskonto überweisen.

Regelmäßiger Austausch erwünscht

Viola Neukirchen würde sich ebenfalls darüber freuen, wenn es zu einem regelmäßigen Austausch von Bamberger Studierenden mit dem Kinderheim kommt. „Vor allem für Pädagogen wäre das interessant, denn sie könnten dort auch unterrichten.“ Ein Aufenthalt dort sollte allerdings mehrere Monate dauern, sonst ist es schwer, eine Bindung zu den Kindern aufzubauen, die sehr viele negative Erfahrungen gemacht haben. „Vielleicht kann man hier über das Auslandsamt neue Wege gehen“, wünscht sich Neukirchen, getreu dem Motto der Stiftung. Sie selbst wird nach dem Diplom im Winter ebenfalls neue Wege beschreiten: Sie wird vielleicht für ein Praktikum nach Afrika gehen – und natürlich nach Ecuador zurückkehren. Denn das Kinderheim ist ihr zu einer Herzensangelegenheit geworden.

Kontakt und Spendenkonto

Weitere Informationen über die Stiftung und das Heim erhalten Sie von
Viola Neukirchen, helpalinambi(at)yahoo.com

Das Spendenkonto lautet:

Konto-Nr.: 300803343
Kontobezeichnung: Viola Neukirchen Spendenkonto Alinambi
Betreff: „Spende“ (Bitte geben Sie Ihren Namen und/oder Ihre Emailadresse an!)
BLZ: 770 500 00
Sparkasse Bamberg

Achtung: Wer für seine Unterstützung eine Spendenbescheinigung benötigt, wendet sich bitte vorab per Email an Viola Neukirchen (helpalinambi(at)yahoo.com)