Springt zwischen den Medien und den Kunstformen hin und her: der schottische Autor Kevin MacNeil bei seiner Lesung in der Teilbibliothek 4 (Bild: Jana Kaun)

- Jana Kaun

„If I can be a writer, everybody can“

Der schottische Schriftsteller Kevin MacNeil liest in der Teilbibliothek 4

Spontan, sympathisch und etwas chaotisch: Am 17. Januar las der Schotte Kevin MacNeil aus seinem Gedichtband „Love and Zen in the Outer Hebrides“ und seinem Roman „The Stornoway Way“. Der Lehrstuhl für Britische Kultur und das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia hatten zu dieser Veranstaltung geladen.

Ob Prosa, Lyrik, Spoken Word oder Drama – Kevin MacNeil hat bewiesen, wie vielseitig er ist. Nicht ohne Grund ist er seit April 2006 einer der zwölf Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. MacNeil wurde 1972 auf der Isle of Lewis geboren und studierte von 1990 bis 1994 Schottische Ethnologie an der University of Edinburgh. Dort wurde auch seine Begeisterung für die Gälische Sprache und Kultur geweckt. Er wechselte an die einzige gälische Universität Schottlands (Sabhal Mòr Ostaig) und schloss mit einem Diplom in Gaelic Broadcasting Skills ab. Seitdem arbeitet MacNeil als freiberuflicher Schriftsteller, veröffentlichte bereits vier Bücher und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen honoriert. Zudem ist er als Herausgeber tätig und schreibt für Radio, Film und Fernsehen.

Ein Künstler mit Leib und Seele

„If I can be a writer, everybody can“ – mit diesen bescheidenen Worten begrüßte MacNeil sein Publikum. Wichtig sei, dass man sich Dinge vorstellen und diese dann auch anderen vermitteln kann. Die Bibliothek war für den Künstler, der vorher erst ein einziges Mal in Deutschland eine Lesung gehalten hat, genau der passende Ort – sein Gedichtband ist ebenfalls in einer Bibliothek entstanden.

Insbesondere sein Heimatland und die gälische Sprache liegen MacNeil am Herzen: „Wir tendieren dazu zu vergessen, dass Gälisch eine Sprache ist, die noch immer existiert.“ Von über 5 Millionen Schotten sind nur noch etwa 60.000 des Gälischen mächtig. Einer von ihnen ist MacNeil – seine Gedichte schreibt und liest er deshalb auch teilweise auf Gälisch. Ebenso die Lieder, die er mit Freunden aufgenommen hat und am Abend seinem Publikum präsentiert. Und obwohl man als Zuhörer nichts versteht, so klingen die Worte, unterstützt von Gitarren- und Klavierklängen, angenehm harmonisch und beruhigend. Auch in seinem Umfeld hat er inzwischen viele Gleichgesinnte gefunden: „Es gibt Menschen, mit denen ich mich noch nie auf Englisch unterhalten habe.“

Bei seiner Lesung überraschte MacNeil sein Publikum durch spontane Ideen und dem Einsatz von Musik- und Fernsehausschnitten. Immer wieder erzählte er Anekdoten aus seinem Leben, entschied stets spontan was er als nächstes las oder vorspielte und machte sich zwischendurch Notizen. Dies mag auf den einen oder anderen etwas chaotisch gewirkt haben, dennoch bestand kein Zweifel: MacNeil ist ein Künstler mit Leib und Seele. Zum Abschluss der Veranstaltung bot er dem Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen, von denen er viele mit einem Augenzwinkern beantwortete.

Nach den erfolgreichen Lesungen von Friederike Schmöe im Oktober 2006 und Kevin MacNeil sind weitere Veranstaltungen in der Teilbibliothek 4 geplant. Die nächste findet am 31. Januar statt. Dann liest Nora Gomringer gemeinsam mit ihrem Proseminar zum Thema „Translating Terror – it’s five years since“.