Astrid Schütz (li.) und John B. Nezlek arbeiten intensiv zusammen. Ab Herbst wird Doktorandin Sarah Herpertz (Mi.) bei Nezlek am College of William and Mary in Williamsburg, Virginia, forschen. (Foto: Andrea Lösel)

„Ausland gehört einfach dazu“

Das internationale Netzwerk des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie

Vorträge von Gastwissenschaftlern, letzte Planungen für Forschungsaufenthalte im Ausland, Forschungsprojekte quer über Ländergrenzen und vieles mehr – der Monat Juli war ein aufregender Monat für das Team vom Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik von Prof. Dr. Astrid Schütz.

Gleich zwei Gastwissenschaftler statteten der Otto-Friedrich-Universität ihren Besuch ab. Aus Warschau angereist war Dr. Marzena Cypryańska, aus Virginia Prof. Dr. John B. Nezlek. Beide Forscher sind Spezialisten auf ihrem Gebiet. Cypryańska kann auf eine beeindruckende Reihe von Veröffentlichungen im Bereich Soziale Vergleiche und Urteilsbildung zurückblicken. Nezlek forscht und veröffentlicht zum Erleben alltäglicher Situationen.

Besonders bedeutend außerdem für den Lehrstuhl: Nezleks statistisches Knowhow. „Professor Nezlek ist weltweit anerkannter Experte, wenn es um den Einsatz von Tagebucherhebungen in der psychologischen Forschung geht“, erklärt Lehrstuhlinhaberin Schütz. Seine Spezialität sind Datensätze mit Mehrebenenstruktur. „Bei der Mehrebenenanalyse, auch hierarchisch lineare Modellierung genannt, handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle statistische Methode der Auswertung von gruppierten Daten“, erläutert Schütz.

Ein internationales Netzwerk

1990 trafen sich Schütz und Nezlek auf einer Konferenz in Sydney. Per E-Mail blieben die beiden in Kontakt. Auch gemeinsame Forschungsprojekte standen immer wieder auf dem Programm. Jüngstes Projekt: Ein internationales Psychologenteam versucht derzeit mittels einer Online-Umfrage zur Fußballweltmeisterschaft ein weltweites Meinungsbild über die WM zu schaffen. Insgesamt sind Forscher aus 13 Ländern beteiligt.

Unter der Gesamtkoordination Nezleks fragen sie Gedanken und Gefühle zur WM ab: Gewinnen die besten Mannschaften bei der Fußball-WM? Pfeifen die Schiedsrichter fair? Wie waren die Rahmenbedingungen der WM? „Einen Überblick über derartige Wahrnehmungen im Ländervergleich gibt es bisher nicht. Diese Umfrage soll daher ein erster Schritt zu Erkenntnissen über die unterschiedlichen nationalen Sichtweisen zur WM werden, “ erklärt Nezlek.

Vor allem Studierende können von dem internationalen Netzwerk des Lehrstuhls profitieren. In den Lehrveranstaltungen der Psychologie berichteten Cypryańska und Nezlek über ihre Forschungsschwerpunkte. Nezlek erklärte die Verwendung und Auswertung von Mehrebenendaten in der psychologischen Diagnostik. Am Ende des Vortrags drängten sich eine Reihe Studierender um das Pult. Einer von ihnen war Masterstudent Dario Nalis, der selbst aus Kroatien stammt,: „Ich rechne in meiner Masterarbeit selbst Mehrebenenanalysen. Daher ist der Besuch von Herrn Nezlek für mich eine tolle Gelegenheit, Anregungen zu meiner Arbeit zu erhalten.“

Forschungssemester in Virginia

Auch Doktorandin Sarah Herpertz profitiert vom internationalen Netzwerk des Lehrstuhls. Herpertz‘ Promotionsthema: Eine Interventionsstudie zur Förderung von Emotionswahrnehmung und -regulation. Zahlreiche Untersuchungen belegen die Relevanz emotionaler Fähigkeiten für die erfolgreiche Bewältigung des Berufsalltags. Gleichermaßen weisen erste Studien darauf hin, dass es möglich ist, emotionale Fähigkeiten zu trainieren. „Fundierte Interventionsstudien, die diesen Zusammenhang belegen, fehlen bisher“, erklärt Herpertz. Ziel ihres Promotionsprojekts war es daher, ein Training zur Förderung der Emotionswahrnehmung und -regulation zu entwickeln und experimentell zu evaluieren.

Für ihr Promotionsvorhaben am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie hat sie ein Training entwickelt und erprobt. Bei der Datenauswertung hofft sie, vom Wissen Nezleks profitieren zu können. Mit einem DAAD-Stipendium wird sie ein Semester am College of William and Mary in Williamsburg, Virginia verbringen. Dort wird sie betreut von Nezlek und Schütz ihre Promotion fertigstellen.

„Ausland gehört dazu“

„Ich finde es sehr wichtig, dass junge Leute die Gelegenheit erhalten, an anderen Universitäten studieren und forschen zu können“, betont Schütz und vermittelte im vergangenen Sommersemester einem Masterstudenten, Michael Wenzler, die Möglichkeit am Center for Self and Identity an der Universität Southampton ein Forschungspraktikum zu absolvieren. Auch universitätsweit setzten Auslandsaufenthalte bereits auf Ebene der Studierenden an. Von den USA bis Europa, von Leeds bis Budapest – die Universität verfügt über ein beeindruckendes Netz an Austauschplätzen für Bamberger Psychologiestudierende.

Auch auf Mitarbeiterebene spielt Internationalisierung eine große Rolle. Lehrstuhlmitarbeiterin Dr. Katrin Rentzsch etwa bricht im August zu einem 6-monatigen Forschungsaufenthalt an die Standford University (USA) zu Prof. Dr. James J. Gross auf. Dieser ist weltweit renommierter Experte auf dem Gebiet der Emotionsregulation. Internationalität spiegelt sich auch in den Lebensläufen der übrigen Mitarbeiter. Dr. Oliver Lauenstein hat sein Promotionsstudium zu gleichen Teilen an der Universität St. Andrews und an der Universität Göttingen absolviert. Schütz selbst war bereits während Studium, als Post-Doc und auch als Professorin insgesamt mehrere Jahre ‚immer mal wieder weg‘ – vor allem in den USA, in Großbritannien und in Spanien. Sie ist überzeugt: „Ausland gehört einfach dazu!“

Hinweis

Diesen Text verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

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