Neue Kammermusik für Dazwischen stand beim zweiten Konzertabend der Reihe Musik in der Universität auf dem Programm. (Fotos: Mario Wenderoth)

Am Alt-Saxophon: Dominik Oppel

Das Trio GeradeUngerade (v.l.): Laurenz Gemmer, Dominik Oppel und Paul Altmann. (Foto: privat)

- Tobias Fichte

Neue Musik im neuen Saal

Trio „GeradeUngerade“ spielte in der Universität Bamberg

Unter Kammermusik versteht man gemeinhin klein besetzte Instrumentalmusik. Dass ihr Klang trotzdem zu mehr als stattlicher Größe anwachsen kann, war am vergangenen Donnerstagabend im Konzert der Reihe Musik in der Universität  zu erleben. Das hatte zum einen mit der Besetzung des Trios GeradeUngerade zu tun, das sein Programm als Neue Kammermusik für Dazwischen ankündigte: Zum Saxophon von Dominik Oppel interpretierte Laurenz Gemmer am Bösendorfer-Flügel, dazu spielte Paul Altmann das Schlagwerk inklusive Tomtoms und Tamtams (ostasiatische Gongs). Zum anderen transportierte die Raumakustik die erzeugten Klänge und Geräusche wirkmächtig durch den Saal.

Am Anfang stand ein Werk mit dem Titel We will laugh at gilded butterflies. Ob sich der junge polnische Komponist Dariusz Pryzybylski durch das gleichlautende Schulter-Tatoo von Megan Fox inspirieren ließ oder das Original, King Lear, gelesen hat? Der Gestus des Stücks mit seinen eruptiven Ausbrüchen hatte jedenfalls einiges von Shakespeares Figur: die rhythmisch holprig aufsteigenden Tonleitern des Saxophons und das kalkulierte, knappe gegenseitige Verfehlen akzentuierter Anschläge ließ an die Lächerlichkeit des vergoldeten Schmetterlings, im übertragenen Sinne an jegliche künstliche Pseudo-Veredelung der Natur, denken.

Die sich anschließenden Sakura-Variationen des etablierten deutschen Komponisten Helmut Lachenmann bildeten einen überraschenden tonalen Kontrast. Klangliche und tonale Verfremdungen ereigneten sich zwar in kürzeren Einwürfen; die kindliche Naivität des zugrunde liegenden japanischen Volkslieds, das die Schönheit der Kirschblüte beschreibt, wird dennoch nicht entscheidend angetastet. Hier entfaltete das Trio einen besonders sensiblen Klangzauber. Die Klänge der Instrumente gingen hörbar ineinander über: die gestrichenen Klangstäbe des von Oppel musikalisch überzeugend geblasenen Saxophons, ließ Gemmer, der in diesem Stück die Saiten des Klaviers passagenweise stehend mit den Fingern abzudämpfen hatte, sogleich mit gehaltenem Pedal im Flügel nachklingen.

Ansprechende Raumatmosphäre im Musiksaal

Wenngleich mit Steve Reichs Minimal-Music-Klassiker Clapping Music nun etwas gänzlich anderes folgen sollte, stiftete das vorausgehende Ritual der sich gegenübersitzenden Ausführenden eine Art Zusammenhang. Während Altman den Grundrhythmus im 12/8-Takt mit hypnotischer Gleichmäßigkeit minutenlang vorgab, verstand es Gemmer, dazu seine Permutationen in zwei wechselnden, in sich aber jeweils konstanten Klanghöhen zu klatschen, was dem Stück einen zusätzlichen Reiz verlieh.

Unter den anderen Stücken des Programms traten noch zwei Werke besonders hervor: Lanzarote für Sopransaxophon und Klavier des japanischen Komponisten Sōmei Satō und das hier uraufgeführte Sights and Shadows des 1976 in Israel geborenen Itai Sobol. Ersteres, dem Crossover-Bereich Jazz/Klassik zuzuordnen, gab Dominik Oppel die Möglichkeit, ruhige melodische Phrasen zu gefälligen Sekundklängen des Klaviers intensiv auszumusizieren. Letzteres bot den drei Musikern die Gelegenheit, den Groove des Eröffnungsstücks noch einmal aufzunehmen und mit einem furiosen Unisono einen gemeinsamen Schlusspunkt zu setzen.

Die ansprechende Raumatmosphäre, in der an diesem Abend Neue Musik erstmals im Neuen Musiksaal der Universität gespielt wurde, machte Vorfreude auf die folgenden Konzerte: Nächster Termin: Sonntag, 18. November, 11 Uhr und 17 Uhr, Kammerkonzert des Kammerorchesters der Universität Bamberg sowie der Bläsersolisten der Bamberger Symphoniker.

Zum Konzertprogramm
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