Fünf Referent*innen diskutieren auf der Bühne.Thorsten Ochs, www.ochsenfoto.de

Im Gespräch mit Moderatorin Michaela Heimpel (M.) über Generationenwechsel und Wandel in mittelständischen Unternehmen brachten (v.l.) Gisela Hansen, Sascha Dorsch, Tobias Hummel und Professor Martin Friesl (v.l.) Sichtweisen aus Wissenschaft und Praxis zusammen.

- gemeinsame Pressemitteilung der IHK für Oberfranken Bayreuth, der HWK für Oberfranken und der Universität Bamberg

Zwischen Tradition und Innovation

Tandemreihe widmet sich der strategischen Transformation von mittelständischen Unternehmen.

Eltern können es kaum erwarten, dass der Nachwuchs die ersten Schritte macht. Aber wenn die Kleinen dann laufen gelernt haben, bekommen Mama und Papa sie kaum noch eingefangen. Unternehmerinnen und Unternehmern gehe es manchmal nicht viel anders, sagt Martin Friesl, Professor für BWL, insbesondere Strategie und Organisation, an der Universität Bamberg: Wenn der oft ersehnte und notwendige Wandel im Unternehmen Fahrt aufgenommen hat, wird es zur Herausforderung, Tradition und Innovation auszubalancieren. Wie Experimente und ein Generationenwechsel im mittelständischen Unternehmen gelingen, beschreibt Friesl bei der Tandem-Reihe „Wissenschaft & Praxis“ den Zuhörern eindrucksvoll – unterstrichen von den Praxisbeispielen von Sascha Dorsch von der Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH, Gisela Hansen von Meinel Bräu und Tobias Hummel von der Albert & Hummel GmbH.

In seiner Forschung untersucht Professor Friesl die strategische Transformation von Organisationen, unter anderem auch in Familienunternehmen. Zu den Faktoren, die sich aus seiner Sicht als entscheidend für deren Gelingen herausgestellt haben, zählt zum einen das richtige Verhältnis von Altem und Neuem. „Familienunternehmen haben in der Regel einen leichten Vorteil, denn die nachkommende Generation stößt automatisch Veränderungen an.“ Zusätzlich brauche es ausreichende Ressourcen: „Veränderungen zu managen gehört nicht zum Tagesgeschäft, sondern kommt „on top“ hinzu“, betont er. Und das richtige Timing: also Veränderungen proaktiv anstoßen und nicht erst dann, wenn die Lage bereits ernst ist.

Eine Transformation hat auch das Arzneimittelunternehmen Dr. Pfleger in den vergangenen Jahren durchlaufen, berichtet Sascha Dorsch, der dort die Bereiche Personalwesen und Unternehmenskommunikation leitet. „Mit der neuen Geschäftsleitung wandelte sich das Unternehmen vom klassischen Arzneimittelhersteller zum modernen Pharmakonzern und experimentiert dabei u.a. mit kleinen Intrapreneurship-Projekten“, so Dorsch. Und das alles in einem Umfeld, in dem Pharmahersteller schon immer den Spagat zwischen Innovation und Sicherheitsdenken verinnerlichen mussten – denn Arzneimittel sind keine Turnschuhe, missglückte Experimente können schwerwiegende Folgen haben, so Dorsch, der vor zehn Jahren vom Sportartikelhersteller Adidas in das mittelständische Unternehmen nach Bamberg kam.

Gisela Hansen ist Braumeisterin und führt gemeinsam mit ihrer Schwester Monika Hansen in der 13. Generation die Hofer Familienbrauerei Meinel. Zusammen zeigen sie, wie Transformation in einem Traditionshandwerk gelingen kann ohne Bewährtes aufzugeben. So nimmt die Brauerei zum Beispiel neue Zielgruppen in den Blick, braut mit „Holla die Bierfee“ Biere, die vor allem Frauen ansprechen sollen – ohne dabei das Reinheitsgebot anzutasten. „Das Reinheitsgebot gibt uns Sicherheit, es gibt uns Grenzen vor, innerhalb derer wir innovativ sein können“, sagt Gisela Hansen. Die beiden Schwestern haben zusammen mit ihren Eltern auch für den Übergabeprozess ein möglichst großes Maß an Sicherheit geschaffen, indem sie sich ein sehr ausdifferenziertes Regelwerk gegeben haben. „Wir hoffen, dass der letzte Schritt am 31. Dezember des Jahres dann auch klappt wie geplant.“  

Tobias Hummel ist Teil der Geschäftsleitung der Albert & Hummel GmbH, einem innovativen Bamberger Hersteller von Sondermaschinen für industrielle Automatisierungstechnik und Robotik. Seit seinem Einstieg im Jahr 2018 verantwortet er unter anderem die digitale Transformation des Unternehmens und somit auch den damit einhergehenden Wandel der Unternehmenskultur und weiß, was beim Einstieg in das Familienunternehmen wichtig ist: „Man muss zu 100 Prozent hinter seiner Entscheidung stehen.“ Er selbst etwa habe parallel mit einem Start-up ein weiteres Standbein, das er in Eigenregie weiterführe. Zudem könne und werde es mit großer Wahrscheinlichkeit passieren, dass die Generationen mitunter in alte Rollenmuster von „Eltern“ und „Kindern“ zurückfallen, dass es auch Konflikte zu durchstehen gibt. Ähnliches berichtet Gisela Hansen, die manche Mitarbeiter*innen schon seit Kindertagen kennt und ihnen jetzt als Chefin gegenübersteht – ebenfalls eine neue Rollenverteilung.

Die Tandemreihe ist eine Gemeinschaftsinitiative der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der IHK für Oberfranken Bayreuth und der Handwerkskammer für Oberfranken und bringt einmal pro Semester Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Ziel ist es, den Austausch untereinander zu fördern und den beidseitigen Transfer von Wissen anzuregen. Zu der Veranstaltung in der AULA der Uni Bamberg begrüßten Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Fischbach, Dr. Andreas Schönberger für das IHK-Gremium Bamberg sowie HWK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer im Namen der drei Veranstalter mehr als 50 Gäste.

Bild(1.8 MB): Im Gespräch mit Moderatorin Michaela Heimpel (M.) über Generationenwechsel und Wandel in mittelständischen Unternehmen brachten (v.l.) Gisela Hansen, Sascha Dorsch, Tobias Hummel und Professor Martin Friesl (v.l.) Sichtweisen aus Wissenschaft und Praxis zusammen. Quelle: Thorsten Ochs

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