Aus 13 verschiedenen Ländern waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Summer School nach Bamberg gereist (Fotos: Andreas Christ).

Thomas Saalfeld (li.)...

... und Shane Martin haben die Summer School organisiert.

- Andreas Christ

Keine Sommerpause in der Forschung

Summer School on Parliaments an der Universität Bamberg

Während im Bundestag und auch im Europäischen Parlament Sommerpause herrscht und höchstens Hinterbänkler mit spektakulären Vorschlägen mediale Aufmerksamkeit erheischen, lud Thomas Saalfeld mit seinem irischen Kollegen Shane Martin Politikwissenschaftler zur Summer School on Parliaments nach Bamberg ein.

„Politikwissenschaftler beschäftigen sich zurzeit wenig mit der Erforschung von Parlamenten“, erklärt Louise Thompson. Umso mehr freut sich die junge Politikwissenschaftlerin aus Großbritannien darüber, in Bamberg Kolleginnen und Kollegen zu treffen, die sich wie sie mit der Rolle, den Strukturen und Prozeduren von Parlamenten in politischen Systemen beschäftigen.

Prof. Dr. Thomas Saalfeld, Inhaber des Bamberger Lehrstuhls für Vergleichende Politikwissenschaft, hat zusammen mit Dr. Shane Martin von der Dublin City University die Summer School on Parliaments organisiert und vom 2. bis 14. August namhafte Parlamentarismusforscher sowie 18 Doktoranden aus aller Welt nach Bamberg eingeladen. „Das ist eine einzigartige Chance für uns, eine solche Auswahl an Experten zu treffen und mit ihnen und anderen Doktoranden zu diskutierten“, sagt Thompson. Die geballte Expertise in Sachen Parlamente hat auch Roberta-Manuela Ogaru von der Universität Bukarest bewogen, sich an der Summer School zu beteiligen. „Endlich kann ich umfassende Informationen bekommen“, betont die Rumänin, die seit 3 Jahren an ihrem Forschungsprojekt arbeitet. In ihrem Heimatland gebe es kaum Wissenschaftler, die Parlamente untersuchten, und mit denen sie sich austauschen könne. Für Maukesh Basdeo aus Trinidad und Tobago war die Chance, sich mit dem europäischen Parlamentarismus, insbesondere dem Europäischen Parlament, auseinandersetzen zu können, ein ausschlaggebender Faktor für die weite Reise.

Internationales Networking in Bamberg

Nachwuchswissenschaftler mit international sehr profilierten Parlamentarismusforschern zusammenzubringen, die ihnen neueste Forschungsergebnisse und fortgeschrittene Forschungsmethoden in einigen Schlüsselbereichen der Parlamentarismusforschung vorstellen – dieses Ziel hatten auch Saalfeld und Martin bei der Konzeption der Summer School im Sinn. Für beide Organisatoren stellt die Parlamentarismus- und Repräsentationsforschung eines ihrer wichtigsten wissenschaftlichen Arbeitsgebiete dar, in dem sie internationales Renommee erworben haben. So ist Martin Vorsitzender der „Standing Group on Parliaments“ des European Consortium for Political Research (ECPR), Saalfeld langjähriges Mitglied der Gruppe. Zu den Aufgaben dieser Standing Groups gehört es, wissenschaftliche Kooperationen innerhalb wichtiger Teilgebiete der Politikwissenschaft zu koordinieren und den wissenschaftlichen Nachwuchs im jeweiligen Feld zu fördern.

„Summer Schools spielen dabei eine große Rolle“, betont Saalfeld, der von der Gruppe gebeten wurde, 2010 die erste Summer School in Bamberg auszurichten. „Aus Sicht der Standing Group war vermutlich ausschlaggebend, dass ich unter den europäischen und nordamerikanischen Parlamentarismusforschern sehr gute Kontakte habe, die aus gemeinsamen Forschungsprojekten entstanden sind.“ Dies sei wichtig gewesen, um international renommierte Gastdozenten gewinnen zu können.

Der Lohn gemeinsamer Anstrengungen

Aber auch die Otto-Friedrich-Universität profitiert von der Summer School: „Da ich eine Arbeitsstelle Parlamentarismus- und Repräsentationsforschung aufbauen will, war ich selbst sehr daran interessiert, international führende Experten und Nachwuchswissenschaftler in diesem Arbeitsgebiet nach Bamberg zu bringen“, so Saalfeld. Und so hatten Bamberger Politikwissenschaftler durch die Summer School die Möglichkeit, sich über neueste Entwicklungen in der international vergleichenden Forschung zu informieren.

Für die erfolgreiche Durchführung der Veranstaltung war jedoch ein großer Aufwand nötig, der ohne die Kooperation und großen Einsatz des Teams vom Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft, des Akademischen Auslandsamts, des Rechenzentrums und der Hausmeisterin des Pestalozzi Heimes nur schwer zu bewältigen gewesen wäre. Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt: „Das außerordentlich positive Feedback von Teilnehmern und Lehrenden beweist, dass die Organisation und Lehrkonzeption der Summer School voll aufging“, freut sich Saalfeld. Es habe sich gezeigt, dass die Parlamentarismus- und Repräsentationsforschung ein international dynamischer Bereich der Politikwissenschaft ist, was nicht zuletzt die Teilnahme von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus elf europäischen Ländern, Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Portugal, Rumänien, Schweiz, Spanien, Tschechien und den beiden außereuropäischen Ländern, Trinidad und Tobago sowie USA, unterstreiche. Bamberg als Veranstaltungsort wusste den Gästen trotz des Regenswetters ebenfalls zu gefallen. So freuten sich Thompson, Ogaru und Basdeo neben Vorträgen, Diskussionen und der vorbereitenden Lektüre von Fachliteratur noch Zeit gefunden zu haben, das Weltkulturerbe zu besichtigen.