Ein lebendiges Podium,...

... ein aktives Publikum,...

... intensive Gespräche...

und Speed-Datings - das war Study and Stay in Bavaria 2012.

- Monica Fröhlich

„So wenig Hürden wie möglich“

Wissenschaftsminister Heubisch diskutiert mit ausländischen Studierenden

Anderthalb Stunden dauerte das intensive Gespräch, das schon bald nicht mehr allein auf dem Podiums stattfand. Die ausländischen Studierenden im Hörsaal im Marcus-Haus folgten der Aufforderung von Moderatorin Inga Pflug, Fragen zu stellen bzw. Probleme einzubringen, prompt. Lebendig wechselten sich Fragen aus dem Publikum und Antworten vom Experten-Podium ab. Schnell wurde deutlich, dass die Aktion Study and Stay in Bavaria keineswegs nur für die ausländischen Zuhörerinnen und Zuhörer interessant war, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen bei dieser Gelegenheit neu darüber nachdachten, wie wertvoll internationales Personal sein kann.

„In der Welt passiert vieles, was wir einordnen müssen“, erklärte beispielsweise Philipp Froben, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken. Die Aktion habe ihn zum Nachdenken gebracht. Auf die Frage, welche Chancen ausländische Journalisten denn auf dem deutschen Arbeitsmarkt hätten, zeigte sich Froben denn auch zuversichtlich. Internationale Kompetenzen könne man an vielen Stellen brauchen.

Auf dem regionalen Arbeitsmarkt suchen Unternehmen aber keineswegs gezielt nach internationalem Personal, weiß Brigitte Glos, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bamberg und Coburg – mit Ausnahme von Unternehmen, die natur- und ingenieurwissenschaftliche Stellen zu vergeben haben. „Denen ist egal, woher jemand kommt.“

Erste Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln

Für die Studierenden im Saal, die mehrheitlich einen geistes-, sozial- oder wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund hatten, war die Aufforderung von Brose-Personalchefin Ester Loidl eine Ermutigung: Pragmatisch sein, Kontakt zu Unternehmen suchen und sich über Praktika oder Werkverträge bekannt machen – das sei der richtige Weg. „Jeder Personaler schaut auf die Unternehmenserfahrung!“ Brigitte Glos bestätigte, dass es wichtig sei, zu „finden, was zu einem passt“. Das könne man schließlich nur in der Praxis.

Ermutigend waren auch die konkreten Hinweise von Thomas Hummel, der im Landratsamt Bamberg für das Ausländerwesen zuständig ist. Er zeigte die Entwicklungen auf, die das Aufenthaltsrecht seit 2005 genommen hat: Ausländische Studierende haben seither 18 Monate lang Zugang zum Arbeitsmarkt, wenn sie in diesem Zeitraum auf Arbeitsplatzsuche sind. Auch Nebentätigkeiten während des Studiums im Umfang von 120 Tagen bzw. 240 halben Tagen seien nun möglich. Das verbessere die Integration, stelle bereits den ersten Kontakt zur Arbeitswelt her und helfe bei der Suche nach einem geeigneten Platz.

Im Dschungel der Aufenthaltstitel

Für die wissenschaftliche Laufbahn gibt es eine eigene Anlaufstelle in der Universität: Alexandra Wolf vom Welcome-Center für ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellte sich den Interessierten als Kontaktperson vor, die ausländische Doktorandinnen und Doktoranden individuell und umfassend berät, betreut und ihnen „durch den Dschungel der verschiedenen Aufenthaltstitel“ hilft.

Die beiden Studentinnen auf dem Podium, Valeriya Zaozerna aus der Ukraine und Meruyert Alibekova aus Kasachstan, zeigten sich mit den Informations- und Beratungsmöglichkeiten an der Universität sehr zufrieden. Sie und die vielen ausländischen Mitdiskutanden gaben dem Minister aber auch einige Anregungen für die politische Arbeit mit: die Einkommensgrenze, bürokratische Hürden, die Wohnsituation - an zahlreichen Stellen im System seien Verbesserungen möglich.

Heubisch betonte im Gespräch, wie sehr Deutschland und die EU international ausgebildete Leute brauchen und ermutigte alle Anwesenden, über einen Arbeitsplatz in Deutschland nachzudenken. Er versprach sich dafür einzusetzen, dass es in Zukunft „so wenig Hürden wie möglich“ gebe.

5 Tische, 6 Minuten

Diejenigen unter den anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörern, denen es ernst war mit einer Arbeitsstelle in Deutschland, hatten im Anschluss an das Gespräch mit dem Minister noch die Gelegenheit, erste Erfahrungen mit Personalleuten im Rahmen eines Speed-Datings zu sammeln: An fünf Tischen sprachen sie mit Recruiting-Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Unternehmen. Sie hatten sechs Minuten Zeit pro Tisch – in einer halben Stunde mussten sie sich auf fünf verschiedene Unternehmen einstellen. Willkommen auf dem Arbeitsmarkt.