Das Universitätsorchester in der AULA (Fotos: Gertraud Gerner)

Michael Goldbach als Dirigent

Am Klavier: Christian Meyer

- Rupert Plischke

Musikalischer Streifzug durch Klassik und Romantik

Semesterabschlusskonzert des Universitätsorchesters

Man wird dem Komponisten und Dirigenten Friedrich Siebert wohl nicht zu nahe treten, wenn man davon ausgeht, dass ihn kaum einer der vielen Zuhörer in der vollen AULA vor den beiden Konzerten am 23. und 24. Juli 2011 gekannt hat. Und entsprechend neugierig und offen begegnete das Publikum der durch und durch spätromantisch gefärbten sinfonischen Dichtung über unsere bekannte Bamberger Skulptur.

Der musikalische Bamberger Reiter

Der königlichen Figur und dem sakralen Rahmen entsprechend hebt das Stück mit einem marschähnlichen Thema - prachtvoller Bläsersatz in mäßigem choralhaften Tempo – an. Harmonische Verläufe und Klangeffekte erinnern dabei an Dvorak, Smetana und Wagner sowie natürlich an Mendelssohn, den wohl wirkmächtigsten romantischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Und auch wenn es seit den Zeiten der um historische Gerechtigkeit bemühten Alte-Musik-Bewegung eher verpönt ist, durchschnittliche Komponisten als Kleinmeister abzutun, so wirkte vieles, ja das meiste in diesem dreiteiligen klangvollen Werk doch recht bekannt, ja teils vorhersehbar. 

Virtuoses Spiel des Klaviersolisten

Großer Bläsereindruck dennoch – und insofern ging es mit Rachmaninoffs erstem Klavierkonzert nahezu bruchlos weiter, stellt der junge Komponist doch der geforderten pianistischen Riesenpranke immer wieder wuchtige Bläserpassagen und -motive gegenüber. Aber Universitätsmusikdirektor Dr. Michael Goldbach suchte in diesem glanzvollen und effektvoll vorgetragenen Solokonzert auch die lyrischen piano-pianissimo-Passagen und stellte etwa die Melancholie des schleppend-schwebenden Themas im Kopfsatz berührend heraus. Klaviersolist Christian Meyer, der sich nach Studien u.a. in Dresden und Mannheim, nach Wettbewerbserfolgen und gefeierten Auftritten als Pianist und Liedbegleiter derzeit in Bamberg weiterqualifiziert, brillierte hier im hochvirtuosen Passagenwerk ebenso wie in den versonnen-versponnen, beinahe intim verhalten gespielten ruhigen Abschnitten etwa des Andante cantabile.

Sichere Dirigentenhand und blendend aufgelegte Bläsergruppe

Voller Schwung und rhythmischer Kühnheit gelang sodann der wilde Tanz, wobei die graziöse Themenfindung den Ausführenden ein Höchstmaß an Präzision und Sicherheit im Zusammenspiel abverlangte. Diese Sicherheit war bei der zu Beginn interpretierten späten g-Moll-Sinfonie von Mozart auf sehr überzeugende Weise gegeben. Auf festem, zugleich federndem Bassfundament entfaltete Goldbach die Streicherlinien im Kopfsatz in zunächst beinahe behäbig wirkendem Tempo. Doch mit fortschreitender musikalischer Verdichtung und zunehmendem Farbenreichtum erwies sich das gewählte Zeitmaß dem Werk und dem nicht unproblematischen Raum gerade als angemessen. Überhaupt die Farbigkeit: dass Mozart die Klarinetten erst später hinzugefügt hat, hätte man wohl gerade nicht vermutet, blickt man auf den verblüffend detailreich, thematisch bedeutsam und hier sehr wirkungsvoll gestalteten Bläserpart. So gelang dieser Auftakt zum großen Abschlusskonzert dank sicherer Dirigentenhand und blendend aufgelegter Bläsergruppe in beinahe professioneller Qualität.