Die Klagemauer in Jerusalem ...

... und die Mauer bei Bethlehem zur Abgrenzung der Palästinensergebiete (Bilder: Johannes Heger)

Klaus Bieberstein zeigte anhand von eigens gefertigten Plänen den Studierenden die Grabes- und Auferstehungskirche in ihren drei Bauphasen

Die Studierenden aus Bamberg, Eichstätt und München vor der Grabes- und Auferstehungskirche in Jerusalem

- Johannes Heger

Reise nach Jerusalem

Bamberger Theologiestudierende fit für die Zukunft durch Blick in die Vergangenheit

„Beeindruckend“, „eine ganz andere Welt“, „so habe ich mir das nicht vorgestellt“; derart erklangen bereits bei den ersten Schritten durch das Damaskustor hinein in die Heilige Stadt die Stimmen der faszinierten Bamberger, die bei einem Vorbereitungsseminar im Juni zwar schon viel über Jerusalem erfahren, aber zum Großteil noch nie selbst die Steine und Mauern der Stadt gesehen hatten. Ganz ungewohnt für mitteleuropäische Augen, Ohren und Nasen prallten die ersten Eindrücke der orientalen Altstadt ein: die Enge der Passagen, das geschäftige Gewusel in ihnen, das lautstarke Anpreisen von Waren in offenen Auslagen, das Gedränge und die wechselnd wohltuenden und abschreckenden Gerüche der Gassen.

Doch blieb gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hatten die Exkursionsleiter Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Prof. Dr. Sabine Bieberstein und Olaf Rölver doch für die Reise ein gleichermaßen dichtes, vielseitiges und interessantes Programm zusammengestellt, um die wenigen Tage möglichst intensiv auszunutzen. Studierende aus Bamberg, Eichstätt und München begaben sich auf die Spuren christlicher Tradition und aktueller Konflikte in der „Erinnerungslandschaft“ Israel.

Eine Mauer – nicht nur in den Köpfen

„Besonders beeindruckend war für mich die Reise nach Bethlehem – einerseits wegen der schönen Geburtskirche, andererseits wegen des krassen Anblicks der Mauer“, so eine Studentin. Der so genannte „Sicherheitswall“, der seit 2002 palästinensische Gebiete abriegelt, wurde für alle zum Stein gewordenes Symbol für die vertrackte Situation. Während ein Palästinenser aus Bethlehem, der die Gruppe durch seine Stadt führte, ihn als „Menschenrechtsverletzung“ bezeichnete, betonte die um den christlich-jüdischen Dialog bemühte Jüdin Avital Ben-Chorin, die einen abendlichen Vortrag über jüdische Feste hielt, dass seit dem Bau die Rate an Selbstmordattentaten deutlich gesunken sei und verteidigte ihn damit.

Imponiert zeigte sich die Bamberger Gruppe auch von vielen architektonisch, künstlerisch und spirituell interessanten Bauwerken, welche die orts- und fachkundigen Exkursionsleiter in ihrer Geschichtlichkeit und aktuellen Pracht vorstellten: so zum Beispiel von der St.-Dormitio-Basilika, der St.-Anna-Kirche, der Klagemauer, dem Felsendom und der al-Aqsa-Moschee. Natürlich durfte für die jungen Theologinnen und Theologen auch ein Besuch der Grabes- und Auferstehungskirche nicht fehlen, der in einer spannenden Weise von Bieberstein gestaltet wurde. Die Bamberger durchliefen das verwinkelte und uneinheitliche Gotteshaus entsprechend der historischen Bauphasen dreimal, was den Blick auf das präsente Gebäude wesentlich differenzierter werden ließ.
Eine eher körperlich-physische Erfahrung dagegen wartete am Ende der Reise auf die Gruppe: Durch das Wadi Kelt ging es die steinige Wüste durchquerend, am ehemaligen herodianischen Winterpalast vorbei Richtung Jericho, wobei den Studierenden klar wurde, wieso das Bild der Wüste ein so mächtiges, viel verwendetes und beängstigendes in der Bibel ist. Aufgelöst wurde die Spannung des Wüstengangs schließlich durch ein Bad im Toten Meer am Ende des Tages, nachdem noch Qum Ran besichtigt wurde.

So mischten sich positive Erlebnisse mit eher nachdenklich stimmenden, ist es doch gerade als deutsche Reisegruppe ein halbes Jahrhundert nach der Shoa immer noch etwas seltsam, nach Israel zu kommen. Dies wurde den Exkursionsteilnehmern besonders in Yad Vashem, der bedeutendsten Gedenkstätte der nationalsozialistischen Judenvernichtung, deutlich. Als „beklemmend“, „verwirrend“ oder „aufwühlend“ beschrieben viele das Besichtigen der Exponate aus der Zeit des Dritten Reiches.   

Theologie vor Ort – ortsübergreifend

Dass derartige Erfahrungen zustande kommen konnten, und dass Theologie im wahrsten Sinne vor Ort betrieben werden konnte, verdanken die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer – neben der Organisationsarbeit des Leitungsteams – einer paritätisch aus Professoren und Studierenden besetzten Studienbeitragskommission der Bamberger Fakultät Katholische Theologie. Durch die vorhandenen Gelder war es möglich, einen erschwinglichen Preis für die Exkursion anzusetzen – ein Beispiel dafür, wie Studienbeiträge zum Nutzen der Studierenden verwendet werden können.