Thomas Rixen leitet seit dem Sommersemester 2012 die Professur für Politikwissenschaft, insbesondere international vergleichende Politikfeldanalyse (Foto: David Ausserhofer)

Die Regulierung der Finanzmärkte während und nach der Finanzkrise ist einer seiner Forschungsschwerpunkte (Foto: Jorma Bork / pixelio.de)

Zwischen internationalen Finanzmärkten und Bamberger Studierenden

Thomas Rixen über sich, seine Lehre und seine Forschung

„Als Politikwissenschaftler denken wir natürlich nicht über die persönliche Situation der Politiker nach, sondern über ihre Rollen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Rixen. Er leitet seit dem Sommersemester 2012 die Professur für Politikwissenschaft, insbesondere international vergleichende Politikfeldanalyse. Doch neugierig ist er trotzdem auf die andere Seite, auf die Person hinter dem Amt. „Mit Barack Obama würde ich mich gerne mal darüber unterhalten, wie er sich fühlt. Ich kann mir nichts Fürchterlicheres vorstellen als in einer solchen Position eingeklemmt zu sein: Das ist ja eine wahnsinnige Belastung, und es gibt eine Fülle an Interessen, die auf ihn einströmen. Er hat vermutlich keine Minute für sich.“

Finanzmarktregulierung nach der Krise

Bestimmt hätte der Politikwissenschaftler und Ökonom Rixen weitere Gesprächsthemen mit dem US-Präsidenten, beispielsweise über seinen Forschungsschwerpunkt „regulatorischer Wettbewerb“: Trotz der Forderungen nach strengerer Regulierung der Finanzmärkte während der Finanzkrise habe sich seitdem nicht viel geändert, so der Wissenschaftler. „Der Grund dafür ist der Wettbewerb zwischen den Staaten, die Kapital und Finanzdienstleistungen anziehen möchten.“ Deshalb vermeiden sie strikte Regulierung, um keinen Nachteil gegenüber anderen Staaten zu haben. Wenn sie sich auf verbindliche Regeln einigen würden, könnten sie den Wettbewerb ausschalten. „Aber die Finanzmarktakteure haben viel Geld und politischen Einfluss auf die Regierungen.“ Einen Teil der Lösung sieht Rixen darin, ihren Einfluss zu verringern, indem man systematisch andere Interessen stärkt und damit auch die Verbraucherseite hört. Ein Beispiel dafür ist die NGO Finance Watch, die von der EU eine Anschubfinanzierung bekam. „Meine Rolle sehe ich auch darin, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten: Auf der einen Seite wünsche ich mir eine breite Öffentlichkeit für diese Themen. Auf der anderen Seite möchte ich meine Studierenden dafür begeistern, sich mit der Politischen Ökonomie der vermeintlich komplizierten Finanzmärkte zu beschäftigen.“

Rixen interessiert sich darüber hinaus für die Institutionentheorie. Als nächstes Projekt will er die internationalen Institutionen der Finanzmarktregulierung erforschen. Es soll analysiert werden, warum diese ihre jeweilige institutionelle Form gewählt haben, unter welchen Bedingungen es beispielsweise zu privater Selbstregulierung oder zu staatlicher Regulierung kam.

Politikberatung und Wissenschaft

Thomas Rixen schätzt die inhaltlichen Freiheiten, die ihm die Arbeit als Professor an der Universität bietet. Er hat zwischenzeitlich auch als Referent im Bundestag und in einer Behörde gearbeitet, sagt aber: „Dort arbeitet man für andere. Natürlich schreibt man Texte, aber die Themen kann man nicht selbst bestimmen.“ Nach einem Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Bonn, Hamburg und Ann Arbor (Michigan) und der Promotion in Bremen bekam er das Angebot, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zu arbeiten. Damit stand er an einem Scheidepunkt, denn er wusste, dass er sich damit auf eine Laufbahn entweder in der Wissenschaft oder in der Politikberatung festlegen würde. „Ich hatte eine schlaflose Nacht. Aber als ich mich entschieden hatte, habe ich auch gemerkt, wie sehr ich mich darüber freue, in die Wissenschaft zu gehen. Es war genau die richtige Entscheidung!“

Auch Lehrveranstaltungen zu halten macht ihm sehr viel Spaß – inklusive der Vorbereitung, „weil ich dann die konkrete Aufgabe habe, eine Sitzung zu gestalten. Das ist anders als Forschung, die ja potentiell nie ein Ende findet. Lehre ist ein guter Ausgleich dazu.“ Rixen hat dabei eine sehr bodenständige Meinung zu diesem Thema: „Ich finde es wichtig, über didaktische Methoden nachzudenken. Aber man soll sich nicht darauf fixieren und darüber die Inhalte vergessen.“ Im Studium sei nämlich das Wichtigste, eigenständig zu lesen und zu lernen. Auch die beste Lehrmethode ändere daran nichts. Manche Seminarsitzungen laufen nicht, weil die Studierenden die Pflichtlektüre nicht gelesen haben, findet Thomas Rixen. „Die Bamberger Studierenden gehen aber tendenziell besser vorbereitet in die Sitzungen als ich es aus meiner eigenen Studienzeit kenne – oder auch aus meiner Zeit als Vertretungsprofessor an der FU Berlin.“ Allerdings würde er sich manchmal wünschen, dass die Diskussionen lebhafter wären. Manche Studierende würden sich trotz guter Vorbereitung nicht trauen, sich zu beteiligen. Auch findet der Politikwissenschaftler es schade, dass sich die meisten der studentischen Fragen darum drehen, wie man die Prüfung am besten besteht. „Vielleicht ist das aber auch ganz natürlich und wir wären genau so gewesen, wenn wir damals so viele studienbegleitende Prüfungen gehabt hätten.“

In der Rush-Hour des Lebens

Thomas Rixens Arbeitstage sind ausgefüllt mit Forschung und Lehre, seine übrige Zeit widmet er aber ganz seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen, die in Berlin leben. „Es ist eine anstrengende Zeit, diese Rush-Hour des Lebens.“ Zwischen Arbeit und Kinderbetreuung sei viel Freizeit von vornherein verplant. Wenn er ein halbes Jahr ganz nach eigenen Wünschen gestalten könnte, würde Rixen deshalb keine Weltreise unternehmen, sondern „lesen, ein bisschen forschen und vor allem mehr Feierabend machen“. Er würde gerne auch seine Freunde öfter treffen, aber: „Alle haben gerade weniger Zeit als sie wollen.“ Doch auch ohne eine Auszeit gilt für ihn: „Ich empfinde mein derzeitiges Leben zwar als anstrengend, aber auch als extrem glücklich – und es kommt definitiv nie Langeweile auf!“