Thomas Weißer ist seit April 2012 der neue Professor für Theologische Ethik

Er interessiert sich unter anderem für Biomedizinische Ethik und Medienethik (Foto: Michael Bührke/pixelio.de)

In seiner Freizeit musiziert Weißer – und unter dem Namen Thomas Laubach textet er Lieder

- Maike Bruns

Professor – Journalist – Musiker

Interview mit dem neuen Theologen Thomas Weißer

Worin besteht Ihr Selbstverständnis als Professor?

Ich bin von ganzem Herzen Lehrer. Deshalb möchte ich die Grundinhalte und auch spezielle Fragen der Theologischen Ethik so mit den Studierenden bearbeiten, dass sie Interesse an dem Fach bekommen, dass sie einfach immer mehr haben wollen von dieser Disziplin. Sie sollen Lust auf Ethik bekommen – auch in theologischen Kontexten.
Ich finde es außerdem spannend, dass viele von ihnen Lehramt studieren. Gerade in der Schule sind ja individuelle und soziale ethische Fragen brennend. Das große Interesse an dem Studientag, den das Institut Katholische Theologie jedes Wintersemester durchführt, zeigt das auch. Hier wünsche ich mir, dass wir längerfristig Kontakte mit den Schulen aufbauen können, um auch schon im Studium die später relevanten ethischen Themen reflektieren zu können.

Und schließlich sehe ich mich auch als Forscher auf meinem Fachgebiet. Vor allem beschäftige ich mich mit den Bereichen der Medienethik, der Biomedizinischen Ethik und dem Themenkomplex Theologie und Literatur.

Gibt es ein Forschungsthema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Ich habe nach einer langen Assistentenzeit an der Uni mehrere Jahre beim Südwestrundfunk (SWR) für die katholische Kirche gearbeitet. Das Thema Religion und Glaube im Rundfunk würde ich gerne wissenschaftlich weiterverfolgen.

Was sollen Ihre Studierenden aus ihrem Studium mitnehmen?

Den Studierenden soll deutlich werden, dass Ethik nicht die Frage nach richtig und falsch in jeder Lebenssituation beantwortet. Sie bekommen vielmehr das Handwerkszeug, die sittliche Kompetenz und das Know-How, um sich mit ethischen Fragen auseinanderzusetzen.

Was sagen Sie Ihren Studierenden, warum sollte man Theologische Ethik in der heutigen Zeit studieren?

Dafür gibt es zwei wichtige Gründe. Zum einen sind die beiden grundlegenden ethischen Fragen – Was soll ich tun? Wie kann mein Leben glücken? – auch Fragen, die jeden Menschen existentiell angehen. Letztlich stehen hinter diesen ethischen Fragen die großen Sinnfragen: Warum bin ich hier? Welche Perspektive habe ich? Wofür lebe ich? Damit besser umgehen zu können, das leistet das Studium der Theologischen Ethik.

Zum anderen ist für die Reflexion der ethischen Grundfragen eine Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben notwendig. Auch weil wir in einer Kultur leben, die immer noch stark durch das Christentum geprägt ist. Das Studium soll dabei helfen, sich mit den theologischen Reflexionen auseinanderzusetzen – und zugleich den Diskurs mit nicht-christlichen Positionen führen zu können. Viele Menschen beantworten ethische Fragen eben nicht christlich oder gar religiös. Ich plädiere dafür, immer wieder die Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit, mit der Gesellschaft zu suchen.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie Professor wurden?

Ich habe Theologie und Germanistik studiert und war dann in Tübingen als Assistent an der Uni tätig. Dort habe ich auch promoviert und habilitiert. Neben meiner Stelle an der Uni habe ich auch eine Ausbildung zum „Medienpraktiker“ gemacht. Das war eine praktische Ausbildung, die als Vorläufer eines medienwissenschaftlichen Studiengangs eingerichtet wurde. Von da an habe ich journalistisch viel gearbeitet, war bei der Zeitung, habe Praktika beim Rundfunk gemacht. Darüber bin ich dann zu kirchlichen Sendungen im Radio gekommen. Das war in den letzten Jahren mein Beruf in Mainz. Ich war für die kirchlichen Sendungen beim SWR in Rheinland-Pfalz zuständig. Dazu gab es zum Beispiel über 500 Radiosendungen im Jahr. Ich habe selber Sendungen geschrieben und aufgenommen, viele Autoren ausgebildet und begleitet, habe Texte redigiert und die Kontakte zum Sender intensiviert. Einen großen Stellenwert nahm die ökumenische Arbeit ein. Und schließlich gehörten zu dieser Arbeit auch Gottesdienstübertragungen im Radio und im Fernsehen. Nebenher hatte ich an der Uni Bamberg noch einige Jahre lang einen Lehrauftrag.

Wird Ihnen die Praxis fehlen? Das Leben als Journalist?

Ich werde weiterhin beim Radio und für den SWR arbeiten. Und Medienethik in Seminaren und Vorlesungen anbieten. Außerdem wollen wir auf unserer Homepage medienethische Themen verfolgen, vielleicht mit einem kleinen monatlichen Video „Ethik im Medienalltag“.

Wo sehen Sie den größten Unterschied zwischen Ihrem Studium und dem heutigen Studium?

In der technischen Ausstattung! Als ich angefangen habe, da musste ich mit der Hand meine Hausarbeiten vorschreiben und dann abtippen. Heute kann ich von zu Hause aus im Uni-Netz arbeiten. Das ist eine Entwicklung, die mich immer noch erstaunt.

Hatten Sie das Gefühl, dass Sie damals mehr Zeit hatten als die heutigen Bachelor- und Masterstudierenden?

Ich hatte auch einen Studienplan, den ich einhalten musste, und ich habe nebenher gejobbt. Ich hatte aber keinen Druck, in einer bestimmten Zeit fertig zu werden. Aber ehrlich gesagt: Irgendwann wollte ich auch mal Prüfungen machen, das Studium abschließen. Aktuell erlebe ich das Studieren als sehr unsicher: Die Modulhandbücher zum Beispiel ändern sich immer wieder – mein Studienplan hat sich während meiner gesamten Studienzeit nicht verändert.

Sie sind neben Ihrer journalistischen Tätigkeit und Ihrem Professoren-Dasein auch Musiker – Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Na ja, Musiker? Ich spiele ein bisschen Gitarre. Aber wir haben ja eben über Sinnfragen gesprochen – mich bewegt immer wieder, dass Musik völlig zweckfrei sein kann, ganz „nutzlos“ im besten Sinn. Zu singen, Gitarre zu spielen, das bedeutet für mich, mich selbst zu vergessen und mich dabei zu finden. Ich habe am letzten Sonntag mit einer kleinen Band im Gottesdienst gespielt: Da mache ich mit anderen Musik und da ist es – Glück.

Hatten Sie als Kind einen (zweckfreien) Traumberuf?

Ich wollte Architekt und Astronaut werden. Ist aber anders gekommen.

Wie gefällt Ihnen Bamberg?

Die Stadt ist toll! Ich selbst komme aus Köln und weiß von Erzählungen meiner Eltern und von Fotos, wie brutal zerstört diese Stadt war. Das spürt man heute noch. Eine Stadt wie Bamberg ist das totale Gegenteil. Sie hat einfach den Charme ganz unterschiedlicher Epochen, das ist wunderbar. Ich genieße es immer wieder, mit dem Fahrrad über das Kopfsteinpflaster zu fahren.