Der Alptraum vieler Paare mit Kinderwunsch: ein leer bleibendes Kinderbettchen. (Foto: Dieter Schütz / PIXELIO)

- Projektteam des ifb

Psychosoziale Beratung im Kontext des Kinderwunsches

Staatsinstitut für Familienforschung unterstützt Modellprojekt

Die Gründung einer eigenen Familie stellt für viele Menschen einen selbstverständlichen Teil ihrer Lebensplanung dar. Umso größer ist oftmals die Bestürzung, wenn im Verlauf der Familienplanung Fruchtbarkeitsprobleme auftreten. Dabei wird ein unerfüllter Kinderwunsch für immer mehr Frauen und Männer zum Thema. In Deutschland sind über 1,5 Millionen Paare von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen, jedes zehnte Paar leidet unter Infertilitätserscheinungen.

Wenn sich ein Kinderwunsch über einen längeren Zeitraum nicht erfüllt, überlegen viele Paare, die Angebote der Reproduktionsmedizin zu nutzen. Im Jahr 2010 nahmen allein in Deutschland mehr als 47 000 Frauen invasive Behandlungsmethoden der Reproduktionsmedizin – darunter vor allem die In-Vitro-Fertilisation (IVF) und die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – in Anspruch.

Kinderwunsch kann zur Belastung werden

Die Entscheidung für oder gegen eine medizinische Kinderwunschbehandlung, die Belastungen während der Durchführung, die Enttäuschung und Trauer nach erfolglosen Behandlungszyklen oder Fehlgeburten, aber auch der Umgang mit erfolgreichen Schwangerschaften nach medizinischer Assistenz stellen hohe und zugleich ungewöhnliche Anforderungen an die betroffenen Paare.

Das Projekt „Psychosoziale Beratung im Kontext des Kinderwunsches“ nimmt sich des Themas „ungewollte Kinderlosigkeit“ an und will ein umfassendes medizinisches und psychosoziales Beratungs- und Unterstützungsangebot für Frauen und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch entwickeln. Denn ein solches Angebot, das Aufklärung, Information, Unterstützung und Entlastung zum Thema Kinderwunsch anbietet, kann für Paare eine wichtige Hilfestellung sein.

Dort können zum einen Fragen zur Fruchtbarkeit, zum diagnostischen Vorgehen der medizinischen Untersuchungen, zu möglichen Therapieformen sowie zu Erfolgsraten und Risiken der Kinderwunschbehandlung außerhalb eines medizinischen Kontextes geklärt werden. Zum anderen bieten die Beratungsgespräche Unterstützung in Entscheidungssituationen, bei Belastungen in der Partnerschaft sowie bei der individuellen Bewältigung der verschiedenen Ereignisse während der Kinderwunschbehandlung. Außerdem wird im Rahmen von Gruppenangeboten ein Austausch unter den Betroffenen ermöglicht.

Fachtag in Nürnberg bringt Experten zusammen

Am Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg wird das Modellprojekt, das noch bis Dezember 2013 durchgeführt wird, wissenschaftlich begleitet. In Zusammenarbeit mit der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen DONUM VITAE Amberg, dem Kinderwunschzentrum Amberg sowie dem Klinikum St. Marien Amberg unterstützt das ifb die Konzeptentwicklung und den Ausbau tragfähiger Kooperationsstrukturen.

Im Rahmen einer qualitativen Experten- und Betroffenenbefragung sowie quantitativen Fragebogenerhebungen im kooperierenden Kinderwunschzentrum und an der Beratungsstelle werden Informationen aus verschiedenen Perspektiven eingeholt. Die Ergebnisse fließen in die weitere Verbesserung der Beratungssituation ein und bieten Hilfestellung bei der Herstellung einer gelingenden interprofessionellen Zusammenarbeit.

In diesem Kontext organisierte Projektleiterin Dr. Birgit Mayer-Lewis  einen Fachtages zum Thema „Kinderwunsch, PID und Beratung“, der am 17. Oktober 2012 in Nürnberg stattfand. Für das Modellprojekt war dieser Austausch zwischen 120 Fachleuten, darunter Mediziner, Biologen und Beratungsfachkräfte, ein wichtiger Baustein, um die Kooperation zwischen den reproduktionsmedizinischen Zentren und den Angeboten der Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen zu stärken. Ein weiterer Fachtag ist für 2014 geplant, auf welchem dann die wissenschaftlichen Ergebnisse der Projektbegleitung und Evaluation vorgestellt werden.