Matthias Hoch

Ein Hörsaal für Acht- bis Zwölfjährige: Bei der Vorlesung am Samstag in Bamberg informierten sich rund 80 Kinder, welche Rolle Elefanten im Mittelalter in Europa spielten. Foto: Matthias Hoch.

Matthias Hoch

Der Bamberger Geschichtsprofessor Klaus van Eickels während der Vorlesung. Foto: Matthias Hoch.

Kam der Elefant aus Asien oder aus Afrika?

Europa ist nicht die Heimat der Elefanten. Aber schon sehr früh wurden einzelne Tiere hierhergeschafft.

Elefanten? Die kennt doch jedes Kind! Heute ist das sicherlich so, in Zeiten von Zoo, Zirkus und Internetbildern. Aber früher, also richtig früher, vor 500, 600 oder noch mehr Jahren war das anders. Da gab es keine Zoos. Und auch nur wenige Bücher. Diese waren extrem teuer, vor allem, wenn sie (gezeichnete) Bilder enthielten.

Professor für Geschichte

Wie die Leute früher, genauer gesagt im Mittelalter, bei uns, also in Deutschland oder Europa, wo es keine Elefanten gab, sich diese Tiere vorstellten, darüber hat Klaus van Eickels am Samstag in Bamberg berichtet. Er ist hier an der Universität Professor für Mittelalterliche Geschichte.
Normalerweise unterrichtet er Studenten. Diesmal kamen rund 80 Kinder in seine Vorlesung. Es ist wieder Kinder-Uni in Bamberg. Am Wochenende war der Auftakt, drei weitere Vorlesungen zu unterschiedlichen Themen folgen noch in diesem Semester.

Afrika oder Asien

"Es hat lange gedauert, bis mutige Seefahrer im 15. Jahrhundert in den Süden Afrikas vorgestoßen sind, dorthin, wo heute noch Elefanten leben", sagte van Eickels. Die Menschen seien damals davon ausgegangen, dass es weiter südlich immer heißer werde. "Also konnten sie sich zunächst südlich der Sahara kein Leben vorstellen." Der erste Elefant kam dennoch viel früher nach Deutschland. Er stammte allerdings nicht aus Afrika, sondern aus Asien, genauer gesagt aus Indien, wo noch heute die zweite wichtige Unterart von Elefanten lebt.

Karl der Große hatte diesen Elefanten im Jahr 798 als Geschenk vom abbasidischen Kalifen Harun al Raschid erhalten, als eine fränkische Gesandtschaft im Orient zu Gast war. "Der Elefant hatte sogar einen Namen: Abul Abbas", berichtete der Professor. "Der einzige der Elefanten, die im Mittelalter nach Europa kamen, der einen Namen hatte."

Nach Aachen gebracht

Dieser Elefant sei nach Nordafrika geschickt und dort von fränkischen Schiffen abgeholt worden. Erst drei Jahre später, also 801, sei er in Italien angekommen. Dort habe er dann warten müssen bis zum Frühjahr 802, bis man ihn mühevoll über die Alpen und nach Aachen gebracht habe. Er starb 810.
Der zweite den Historikern bekannte Elefant erreichte Europa erst fast vier Jahrhunderte später. Kaiser Friedrich II. erhielt ihn 1228/29 von einem ägyptischen Sultan während der Friedensverhandlungen auf dem Kreuzzug. Er übergab ihn der verbündeten oberitalienischen Stadt Cremona zur Haltung. Dort lief er dann anlässlich eines Festzugs zur Rückkehr des Bruders des englischen Königs von einem Kreuzzug mit.

Elefant verursacht Kosten

Den dritten bekannten Gastelefanten in Europa erhielt laut van Eickels der französische König Ludwig IX. 1252/53, wiederum von einem ägyptischen Sultan. Ludwig IX. habe wohl schnell gemerkt, dass so ein Tier auch große Kosten verursacht. Es braucht ein großes Haus, das im Winter geheizt werden muss, und viel Nahrung. Wohl auch deshalb habe der französische Herrscher das Rüsseltier 1254 weiterverschenkt - an Heinrich III. von England.

Drache als Feind?

Wie wenig man in Europa trotz dieser vereinzelten Schenkungen über Elefanten wusste, machte der Professor auf zweierlei Weise deutlich. Zum einen präsentierte er eine Schrift aus dem 3./4. Jahrhundert, in Alexandria in Ägypten verfasst: den Physiologus. Dort heißt es über den Elefanten unter anderem, er sei keusch, sein Feind sei der Drache, weshalb die Elefanten ihre Kinder im Wasser gebären würden, und man könne das Tier jagen, indem man Bäume ansäge. Zum Schlafen lehne sich der Elefant nämlich an einen Baum. Fielen beide um, so komme der Elefant nicht mehr hoch.

Wie ein Wildschwein

Die Leute in Europa hätten solche Beschreibungen im Mittelalter geglaubt, berichtete van Eickels. Für große Belustigung bei den Kindern sorgten noch mehr aber die Bilder aus mittelalterlichen Handschriften, die der Professor zeigte. Der Elefant sah hier mehr aus als eine Mischung aus Pferd und Löwe, aber ohne Kniegelenke, oder erinnerte an ein Wildschwein. Kein Wunder. "Der Zeichner bekam den Auftrag ein Tier mit Stoßzähnen und Rüssel zu zeichnen. Und damit verbanden Europäer eher ein Wildschwein", sagte van Eickels.

Größere Ohren und schwerer

Erst Leute wie der Geschichtsschreiber Matthew Paris zeichneten genauer. So genau, dass man heute sagen kann: Der Elefant, den Heinrich III. als Geschenk erhielt, war ein afrikanischer Elefant. Dieser hat größere Ohren und ist schwerer als sein asiatischer Kollege. Die Kinder erkannten das sofort. 

Anmeldung zur Kinder-Uni

Am Samstag, den 6. Mai, findet um 11 Uhr die nächste Kinder-Uni-Vorlesung statt. Prof. Dr. Thomas Saalfeld spricht zum Thema: "Migranten in der Politik".
 

Hinweis

Dieser Artikel von Matthias Litzlfelder erschien am 1. Mai 2017 im Fränkischen Tag und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.