Barthel

Ehrenamtliche holen von Betrieben in und um Bamberg Lebensmittel ab, die sonst im Müll landen würden.

Andrea Lösel/Universität Bamberg

Die beiden Studierenden Christian und Jana engagieren sich in ihrer Freizeit als Lebensmittelretter.

Lebensmittelretten in Bamberg

Die Lebensmittel werden kostenlos weiterverteilt - zum Beispiel im FAIRteiler im Umsonstladen.

Auf den Teller statt in die Tonne

Studierende unterstützen Initiative „Lebensmittelretten in Bamberg“

Die beiden Studierenden Jana Zapala und Christian Gies sind Lebensmittelretter: Sie holen bei Betrieben ab, was sonst im Müll landen würde. Die geretteten Lebensmittel werden im FAIRteiler im Umsonstladenöffentlich zugänglich gemacht – und das unentgeltlich. Denn längst nicht alles, was in der Tonne landet, ist wirklich nicht mehr genießbar.

Ein paar Dosen Tomatensoße, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Müslipackungen, die beim Ausladen beschädigt wurden, Bananen mit Druckstellen. Dazu ein Dutzend Backwaren vom Vortag. Der FAIRteiler – ein Kühlschrank und ein Regal im Bamberger Umsonstladen Mosaik – ist gut gefüllt. „Ein Supermarkt sind wir allerdings nicht", betont Pädagogikstudentin Jana Zapala von der Bamberger Initiative Lebensmittelretten.

Im Gegenteil: Die Lebensmittel, die im FAIRteiler landen, werden von den Betrieben aussortiert. „Eigentlich würden sie im Müll landen", erklärt Kommilitone Christian Gies. Die Lebensmittelretter fahren zu Betrieben in und um Bamberg, holen aussortierte Lebensmittel ab und bringen sie zum FAIRteiler in den Umsonstladen. Dort kann, wer mag, einfach vorbeikommen und sich unentgeltlich Lebensmittel mitnehmen.

„Etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun“

Einer Studie der Universität Stuttgart zufolge werden in Deutschland jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Dabei wäre mehr als die Hälfte davon – 6,7 Millionen Tonnen – noch genießbar. „Wir wollen etwas gegen diese Lebensmittelverschwendung tun", erläutert Christian den Hintergrund der Idee: „Und da ist es belohnender, im eigenen Umfeld aktiv zu werden, als darauf zu warten, dass von oben etwas getan wird." Seit November 2014 engagiert sich der Student der Kommunikationswissenschaft für Lebensmittelretten in Bamberg. Rund 20 Ehrenamtliche umfasst die Initiative. „Wir sind eine bunt gemischte Truppe", erklärt er. Studierende seien ebenso mit dabei wie Azubis und junge Mütter. Mit Christian und Jana sind es etwa fünf Studierende, die sich regelmäßig für die Initiative engagieren.

Vereinbarkeit von Studium und Ehrenamt? „Kein Problem", ist Christian überzeugt. „Jeder macht eben, so viel er kann." Das funktioniert deshalb so gut, weil von Woche zu Woche neu geplant wird, wer zu den Betrieben fährt, um Lebensmittel abzuholen. „Wer gerade im Studium stärker eingespannt ist, kann sich also auch problemlos mal für ein paar Wochen etwas zurücknehmen", so Christian. Im Schnitt, schätzt er, ist er zwei Stunden pro Woche für die Lebensmittelretter im Einsatz. „In ereignisreichen Wochen aber auch mal wesentlich länger."

Was inzwischen ganz rund läuft, war ein langer Weg. „Am Anfang klapperten wir ganz schön viele Betriebe ab", erinnert sich Jana. „Wir erklärten unsere Idee, führten lange Gespräche mit Betriebsverantwortlichen." Lebensmittelretten hält Vereinbarungen mit verschiedenen Lebensmittelbetrieben in und um Bamberg. Namen geben die Ehrenamtlichen nicht heraus. Doch so viel sei gesagt: „Vom kleinen Bioladen bis hin zum großen Supermarkt ist alles dabei."

Die Initiative ist schnell gewachsen

Ihren Anfang nahm die Initiative „Lebensmittelretten in Bamberg" im Juli vergangenen Jahres. „Damals waren wir oft noch mit Fahrradanhängern unterwegs, um Lebensmittel abzuholen", erzählt Jana. Doch meistens seien die Lebensmittel auf große Paletten gestapelt. „Viel zu viel, als dass es in ein oder zwei Fahrradanhänger passen würde." Mittlerweile fahren die Lebensmittelretter meist zu zweit mit dem Auto einen Betrieb an. Auf der zentralen Plattform foodsharing.de organisieren sie sich, führen Kalender über Abholzeiten und -orte. Lebensmittellager haben die Ehrenamtlichen freilich nicht. Eigene Ausgabestellen auch nicht. „In den ersten Monaten brachten wir die geretteten Lebensmittel in Privatwohnungen unter", erinnert sich Christian. In sozialen Netzwerken wurden die Adresse und ein Zeitfenster für die Abholung bekanntgegeben. „Dann warten wir auf Abnehmer", erklärt er. Lange dauerte das allerdings nie. Die Initiative wurde von Beginn an gut angenommen: „Innerhalb von ein, zwei Stunden war das Essen meist weg."

In den vergangenen sieben Monaten haben die Bamberger 2060 Kilogramm Lebensmittel gerettet. „Klar, nicht immer ist alles noch gut. Daher sortieren wir die gesammelten Lebensmittel aus," erklärt Jana. „Doch nur weil das Datum abläuft, heißt das ja noch längst nicht, dass ein Produkt schlecht ist." In vielen englischsprachigen Ländern sei anstelle eines Mindesthaltbarkeitsdatums die Angabe „best before" üblich. „Vielleicht könnte eine solche Auszeichnung ein Umdenken bei den Konsumenten bewirken", überlegt sie. Doch ein Umdenken bewirkt auch schon der FAIRteiler mit den geretteten Lebensmitteln: „Man überlegt sich, was man mit dem anfangen kann, was sowieso schon da ist und läuft nicht mehr los, um für bestimmte Rezepte einzukaufen." In den letzten Wochen haben die Lebensmittelretter viel Wintergemüse erbeutet: „Da haben wir oft diskutiert und Rezepte ausgetauscht, was sich aus Kohlsorten und Steckgemüse so zubereiten lässt."

Weitere Informationen zur Initiative auf Facebook unter "Lebensmittelretten in Bamberg".

Der FAIRteiler von Lebensmittelretten in Bamberg befindet sich im Umsonstladen Mosaik in der Nürnberger Straße 106.

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Andrea Lösel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.

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