Rudolf Hein

Eva Hennevogl an der Violine und Beate Roux am Klavier begeisterten das Publikum mit Werken aus drei Jahrhunderten.

- Tobias Fichte

Ein musikalischer Duo-Abend mit Violine und Klavier

Konzertreihe "Musik in der Universität" mit Eva Hennevogl und Beate Roux

In der Reihe „Musik in der Universität“ standen am 24. November im Irmler-Saal drei repräsentative Werke aus drei Jahrhunderten auf dem Programm eines Duo-Abends mit der Geigerin Eva Hennevogl und der Pianistin Beate Roux. Werden diese Kompositionen Wolfgang Amadeus Mozarts, Robert Schumanns und Paul Hindemiths gemeinhin als „Violinsonaten“ bezeichnet, so kann vorweggenommen werden, dass ihre Vorstellung durch die beiden Akteurinnen keinen Zweifel daran ließ, dass es sich um veritable Duos zweier gleichberechtigter Partner handelt.

Den Einstieg in das Allegro von Mozarts e-Moll-Sonate KV 304 nahm Hennevogl sehr schlank, im Unisono mit Roux fast mystisch; so konnte das sogleich folgende, kontrastierende Forte ohne jede Übertreibung seine Wirkung entfalten. Auch den weiteren Verlauf des Stücks spielte sie ausgesprochen vibratoarm – ein anspruchsvoller Ansatz. Damit gelang es allerdings, diese Musik Mozarts in Verbindung mit der subtilen Artikulation der Pianistin, die wenig Pedal einsetzte, in einer der besonderen Stimmung dieses zweisätzigen und in seiner Molltonart ohnehin für den Komponisten „besonderen“  Stücks entsprechend, auf eine stimmige Ebene zu bringen. Dazu trug ebenso eine vorzügliche rhythmische Abstimmung in den parallelen Passagen wie auch die agogischen Entsprechungen in den dialogartig angelegten Stellen etwa in der Durchführung bei. Das melancholische Menuett des zweiten Satzes wurde im Mittelteil zu einem anrührenden Gesang ohne Worte.

Auch die sich anschließende Hindemith-Sonate von 1939, deren ersten Satz die Musikerinnen in mäßigem Tempo, aber gut akzentuiert angingen, interpretierte die Violinistin weniger aus romantischer Perspektive als vielmehr im barocken Ton und folgte damit der offensichtlichen Orientierung Hindemiths an Johann Sebastian Bach. Im ruhigen Anfangsteil des zweiten Satzes gelang dem Duo eine wunderbare dynamische Steigerung, nachdem die Violine zunächst die von Beate Roux intensiv exponierten Phrasen dieser motivisch und thematisch dicht konstruierten Musik aufgriff und in langen Tönen fortspann.

Dass es der zentrale, rasche Abschnitt des Satzes im Fünfer-Takt sowohl metrisch als auch rhythmisch in sich hat, ging auch an der überzeugenden Ausführung dieses Abends nicht spurlos vorüber. Das bisher Geschehene war jedoch erst das „Präludium“ des Werks. Denn dessen dritter Satz, eine gewaltige Tripelfuge, wog die ersten beiden schon vom Umfang her auf, und das Duo wusste dessen Effekte der nach und nach aufwogenden Wellen der thematischen Abschnitte das Duo eindrucksvoll umzusetzen.

Mit Robert Schumanns Sonate für Pianoforte und Violine op. 105 kam dann doch noch vibrierende Romantik ins Spiel, und das mit allem drum und dran. So machten die Akteurinnen im drängenden, pulsierenden a-Moll des ersten Satzes oder mit den trommelnden Sechzehntel-Bässen im Finale unüberhörbar, wie viel Mendelssohn und Beethoven in dieser Musik steckt, die doch ganz unvergleichlich Schumann ist – plötzlicher „Abriss“ der Entwicklung, gefolgt von markanten Sforzati; die wechselnden Ausdruckssphären des zweiten Satzes, die wie die Davidsbündler Florestan, Eusebius und Meister Raro daherkamen, zuweilen vermittelt in einem neckischen Ritardando – toll!

Das Publikum des gut gefüllten Saals verließ nach diesem programmatisch wie interpretatorisch pointierten Panorama aus 200 Jahren Musikgeschichte mit den heiteren Motiven einer Rameau’schen Gavotte den Saal, die nach anhaltendem Applaus als Zugabe gespielt wurde.