Focus: Osteuropa (Quelle: Euro Business Romania)

- Andreas Weihe

Bamberg Partner in Stipendienprogramm

Hertie-Stiftung investiert 549.000 Euro in wissenschaftlichen Nachwuchs aus Ost- und Mitteleuropa

Seit Ende des vergangenen Jahres ist der Bereich Hochschule International an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg um ein besonders attraktives Programm reicher: Pünktlich zu Weihnachten traf der Bewilligungsbescheid der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für ein neues Stipendienprogramm ein, mit dem besonders qualifizierte Studierende, Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler aus Mittel- und Osteuropa im Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften geförderten werden sollen.

Das neue Programm, in dessen Genuss die Otto-Friedrich Universität und die TU Chemnitz kommen, soll besonders qualifizierten Personen aus den neuen mittel- und osteuropäischen EU-Ländern die Möglichkeit zu einem zwei- bis dreisemestrigen Studien- und Forschungsaufenthalt in Deutschland geben. Bewerben können sich aber auch Personen aus den osteuropäischen Nachbarländern der EU. Vorrang haben Kandidaten, die sich aus einem laufenden Ausbildungsprogramm an ihren ausländischen Heimathochschulen bewerben, an die sie nach dem Aufenthalt in Bamberg wieder zurückkehren werden, um dieses abzuschließen. Das langfristige Ziel und die Hoffnung des Stipendienprogramms ist es, dass die Stipendiaten in der Folge einen positiven Beitrag zur Entwicklung in ihren Heimatländern und deren Integration in Europa leisten werden.

Bereicherung des akademischen Lebens

Die Förderprogramme der Hertie-Stiftung werden jeweils in Kooperation mit einzelnen deutschen Hochschulen durchgeführt. Das neue Stipendienprogramm wurde für die Hochschulen im Frühjahr 2005 ausgeschrieben. Die Ausschreibung passte ausgezeichnet zum Profil der Universität Bamberg, die seit Jahren eine führende Rolle im Studierendenaustausch unter den deutschen Universitäten spielt und bereits über 30 Austauschprogramme mit Partnerhochschulen in Mittel- und Osteuropa unterhält. Entsprechend engagiert wurde die Bamberger Bewerbung durch die Hochschulleitung und das Akademische Auslandsamt betrieben, die dabei von Fachvertretern aus der Germanistik und den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften unterstützt wurden.

Das Bamberger Modell hatte Erfolg: Von neun Universitäten, die von der Hertie-Stiftung in die engere Wahl gezogen wurden, erhielten die Otto-Friedrich-Universität Bamberg in den alten und die TU Chemnitz in den neuen Bundesländern den Zuschlag.

Die Dimensionen dieses Programms werden schnell deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass wir von der Hertie-Stiftung für die drei Studienjahre 2006 bis 2009 insgesamt 549.000 Euro, also 183.000 Euro jährlich, an Stipendien zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist mehr als das Dreifache, was uns ansonsten jährlich an Stipendien für ausländische Studierende durch den Freistaat Bayern und den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) insgesamt angeboten werden kann. Mit den neuen Stipendien haben wir die Möglichkeit hochqualifizierte und interessante Personen nach Bamberg zu holen, die das akademische Leben an unserer Universität mit Sicherheit bereichern werden.

Stipendiaten kommen zum Wintersemester

Für das neue Stipendienprogramm wurde in den betroffenen Ländern bereits im Herbst 2005 umfangreich Werbung betrieben. Die Ausschreibung erfolgte über die Kulturinstitute der deutschen Botschaften, die Goethe-Institute, die Lektoren des DAAD und der Robert-Bosch-Stiftung, spezielle E-Mail-Verteilerlisten und natürlich die Bamberger Partneruniversitäten. Die Resonanz lässt nicht zu wünschen übrig – täglich treffen bis zu zehn Anfragen bei mir als Ansprechpartner auf Bamberger Seite ein.

Der erste Bewerbungstermin für ausländische Interessenten ist der 31. Januar 2006. Die erste Stipendiatengruppe soll im September 2006 in Bamberg eintreffen. Nach den Maßgaben der Hertie-Stiftung sollen zuerst insgesamt neun Stipendien vergeben werden, fünf für Studierende, zwei für Doktoranden und zwei Postdoc-Stipendien für Nachwuchswissenschaftler. Den Schwerpunkt der zu beteiligenden Fächer sollen Germanistik, BWL, VWL, Politik und Recht bilden, aber auch Bewerber aus den anderen Fächern der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften können berücksichtigt werden.

Der neue Partner der Universität Bamberg, die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, ist eine der größten und renommiertesten privaten Stiftungen Deutschlands. Sie baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. Neben seinem Unternehmen und dessen Mitarbeitern fühlte er sich vor allem dem Allgemeinwohl verpflichtet. Die Förderprogramme der in Frankfurt/Main angesiedelten Stiftung umfassen die drei Bereiche Neurowissenschaften, Europäische Integration und Erziehung zur Demokratie. An den beiden letztgenannten Förderbereichen ist auch das neue Stipendienprogramm der Stiftung orientiert.