Leuchtturm auf Krokodil – Künstlerbrief von Liesel Metten (Fotos: Susanne Gierhan)

Die Künstlerin signiert den Ausstellungskatalog

Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser (r.) im Gespräch mit Anne Duden (l.) und Liesel und Johannes Metten

Eine der Skulpturen von Liesel Metten von oben

- Susanne Gierhan

Alles begann mit einem Brief an eine Freundin ...

Ausstellungseröffnung zu Liesel Mettens Künstlerbriefen

Was die aktuelle Ausstellung in der Bibliothek der Bamberger Otto-Friedrich-Universität von anderen Kunstausstellungen unterscheidet? „Die wunderbaren, künstlerisch gestalteten Briefumschläge von Liesel Metten sind nicht in einem separaten Raum ausgestellt; sie sind für eine gewisse Zeit Teil des Lesesaals,“ erläuterte Dr. Fabian Franke, Direktor der Universitätsbibliothek, das besondere Konzept zur Ausstellungseröffnung am 10. November 2011. Für die nächsten drei Monate umrahmen die Briefe die Bücherregale und Arbeitsplätze der Teilbibliothek 4. Die Künstlerin Liesel Metten schrieb sie an den Gründungsdirektor des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia und Honorarprofessor der Universität Bamberg Prof. Dr. Bernd Goldmann. Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von der Lesung Briefe sehen – Bilder lesen der Schriftstellerin Anne Duden.

Humorvolle Künstlerin

Alle Briefe stammen aus der privaten Sammlung von Goldmann und „sind gelaufen“, haben also einen Poststempel. Sie erheiterten sicherlich nicht nur den Empfänger, sondern auch alle anderen, die den Brief auf seinem langen Postweg begleitet haben, zeigte sich die Kanzlerin der Universität Dr. Dagmar Steuer-Flieser vom Esprit der Künstlerin begeistert: „Wir freuen uns, den Besuchern viele ungewöhnliche Umschläge der Künstlerin mit diesem hintergründigen Humor zu präsentieren.“ Die Ausstellung umfasst jedoch nicht nur diese Briefe, sondern auch Skulpturen von Liesel Metten. Denn eigentlich arbeitet sie als freiberufliche Bildhauerin in Nieder-Olm bei Mainz und Bacharach am Rhein. Mit ihren erfindungsreichen, bildhauerischen Arbeiten, die von Tieren und Menschen in der Fabelwelt berichten, ist sie weit über ihren regionalen Wirkungskreis hinaus berühmt. Eines ihrer fantastischen Tiere ist auch vor der Teilbibliothek zu sehen: Die Skulptur Drehhorn steht - zumindest während der Ausstellung - neben dem Bibliothekseingang.

Kunstwerke fürs Finanzamt

Die Künstlerin verriet, dass sie eine kleine Verrücktheit pflege: Sie könne einfach keine Briefe verschicken, ohne sie vorher in ein Kunstwerk zu verwandeln. „Alles begann damit, dass ich eine Freundin erheitern wollte, die von ihrer Heimatstadt Nieder-Olm nach Berlin umziehen musste und deshalb sehr traurig war“, erzählte sie. Also schickte sie einen Brief in einem bunt bemalten Briefumschlag an die Freundin. „Und irgendwie ist das ein Tick von mir geworden“, scherzte die Künstlerin. „Ich schicke die Kunstwerke sogar an das Finanzamt.“

Nicht nach biologischem, sondern ästhetischem Maßstab

Liesel Metten bemalt ihre Briefe mit allen möglichen Fabeltieren. „Sie malt nicht nach biologischem, sondern ästhetischem Maßstab“, erläuterte Bernd Goldmann in seiner Einführung in das Werk der Künstlerin. Dabei unterwerfe sich Liesel Metten dem Motiv der Briefmarke, denn die Ideen für ihre Gestaltungen geben ihr die Marken, die meist aus Sondereditionen stammen. Die Umschläge zieren deshalb lustige Fabelwesen, deren Gesamteindruck aus der Briefmarke, einer eingearbeiteten Adresse und einem Poststempel entsteht. „Es kann manchmal schon etwas länger dauern, bis mir ein Motiv zu einer Briefmarke einfällt,“ erklärte die Künstlerin. Die Umschläge bewiesen aber auch, dass die Postboten gut im Lesen der Adressen sind – manchmal muss man diese im Motiv erst suchen.

Zur Ausstellung

Die Künstlerbriefe und Skulpturen von Liesel Metten werden bis zum 29. Januar 2012 in der Teilbibliothek 4 der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, am Heumarkt 2, ausgestellt sein.