Drittes Buch.
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37. Von hier zog der Kaiser mit den Großen seines Hofes weiter in das sehr schöne Dorf Ivois-sur-Chiers, das durch die Geburt des heiligen Gaugericus berühmt ist, um sich dort mit König Robert (II. von Frankreich) zu treffen, jedoch um über den Zustand des Reiches und nicht nur über weltliche, sondern auch über geistliche Dinge zu sprechen. Nach fürwahr weiser Planung kam er, um am 11. August das freudige Fest des heiligen Gaugericus an dem Ort zu feiern, an dem dieser wie er wusste geboren wurde. Ohne Zweifel je größer desto demütiger, hielt er es für gut, dem König Robert, als dieser zu ihm kam, zum Dorf Mouzon am Festtag des heiligen Laurentius entgegenzuziehen. Am Tag nach dem Fest des heiligen Gaugericus aber kam dieser zu ihm, und er empfing ihn mit größter Ehrerbietung. Dieses so besondere Gespräch und dieses Treffen von so großer Feierlichkeit ausführlich dazustellen, kommt meiner Wenigkeit nicht zu; es kamen dort nämlich Herzöge und Statthalter, höchste und berühmte Männer, nämlich sowohl Bischöfe als auch Äbte, in (großer) Zahl zusammen. Die meisten aber kamen, um die kaiserliche Würde zu bestaunen, die allgemein so sehr gelobt wurde. Es kam zu einer höchsten Festlegung von Frieden und Gerechtigkeit und zu einer Aussöhnung wechselseitiger Freundschaft; auch wurde dort vor allem höchst sorgsam über den Frieden der heiligen Kirche Gottes verhandelt und wie man der Christenheit, die so vielen Wechselfällen preisgegeben ist, am besten aufhelfen solle. Alsdann aber berieten sie sich untereinander, wo sie unter Hinzuziehung des Papstes und der Bischöfe von diesseits und jenseits der Alpen erneut zusammen kommen würden, und sie beschlossen, dass kein anderer Ort geeigneter wäre als Pavia. Als sie sich danach voneinander hatten trennen müssen, wer könnte die so großen und gewichtigen Geschenke hinreichend ermessen, mit denen seinerseits der Kaiser den König beschenkte, freilich nachdem sie ihm vom Kölner Erzbischof und von Bischof Gerhard (von Cambrai), aber zugleich auch von Herzog Gottfried (von Niederlothringen) dargebracht worden waren. Der König wünschte den Kaiser zu beschenken und bot ihm alle Geschenke an, die er (beibringen) konnte. All diese schickte der Kaiser mit Dank zurück, weil er sehr reich war; nur einen Zahn des heiligen Märtyrers Vinzenz behielt er zurück, um nicht unbeschenkt (immunis) zu erscheinen. Nicht allein den König aber glaubte der Kaiser beschenken zu müssen, sondern auch alle Bischöfe und Äbte, aber auch alle Großen überhäufte er mit wertvollen Geschenken und ließ fast niemanden unbeschenkt. Alle also, die dorthin gekommen waren, um die kaiserliche Hochherzigkeit kennen zu lernen, staunten fürwahr über das, was sie gesehen hatten, und sagten, sie hätten mehr gesehen, als das Gerücht gegangen war. Keinen König der Perser oder Araber werde ich mit diesem zu vergleichen wagen, obwohl ich gelesen habe, dass diese alle Völker an Reichtum übertreffen.
38. Von dort zog auch der Kaiser weiter und kam nach Verdun, um dort Mariae Geburt (8. September) zu feiern; dorthin nahm er auch die königlichen Gesandten mit sich, um die Entgegnung des Grafen Odo zu hören, mit der er sich gegen die Vorwürfe des Klage gegen ihn führenden Königs Robert verteidigen sollte. Am selben Tag aber schenkte die Kaiserin dem Bischof (Gerhard von Cambrai) eine mit Gold und Edelsteinen geschmückte Stola, weil er sie in der Prozession an der rechten Hand geführt hatte (addextravit). Dort setzte der Kaiser den eine Zeit lang zwischen Odo und Dietrich von Toul entbrannten Streitigkeiten durch einen Friedensschluss ein Ende, nachdem die Burgen zerstört worden waren, die Odo zu Unrecht errichtet hatte.
Außerdem gab er an die Klöster der Stadt, zuerst an das führende, dann an die übrigen, wertvolle Geschenke aus. Als er dann nach Metz kam, verteilte er an die einzelnen Klöster viele Reichtümer und ging an keinem guten Kleriker oder Mönch vorbei, ohne ihn beschenkt zu haben, als ob er durch eine Vorahnung den drohenden Tag seines Todes, der allzu nahe war, voraussah (...).
(Übersetzung: Klaus van Eickels / Eike Schmidt)