Beim sogenannten Baseler Antependium handelt es sich um einen goldenen Altarvorsatz, der mit Perlen und Edelsteinen verziert ist und zu den bedeutendsten Goldschmiedearbeiten des 11. Jahrhunderts zählt. Die Baseler Überlieferung gibt die "Goldene Tafel" als Geschenk Kaiser Heinrichs II. aus. Herkunft und Bestimmungsort sind unbekannt. Man nimmt inzwischen jedoch an, dass die Altarverkleidung in einer kaiserlichen Goldschmiedewerkstatt in Bamberg hergestellt wurde. Vielleicht war sie zunächst für ein Kloster bestimmt, hierauf deutet die Abbildung des hl. Benedikt und des Erzengels Michael hin, in Frage käme zum Beispiel das Bamberger Kloster St. Michael. Ebensowenig kann man jedoch ausschließen, dass das Antependium von Heinrich II. von vornherein als Geschenk für die Domkirche in Basel geplant war. Die wahrscheinlichste Möglichkeit aber wohl die, dass es zunächst für ein Kloster in Auftrag gegeben und später für Basel "umgewidmet" wurde.
Seit abzusehen war, dass König Rudolf III. von Burgund ohne einen Erben sterben würde, bemühte sich Heinrich II. intensiv um die Nachfolge Rudolfs. Die Beziehungen zwischen Burgund und dem Reich gestalteten sich recht positiv, und 1006 nahm Heinrich Basel als eine Art Pfand für künftige Ansprüche in Besitz. In diesen Zusammenhang würde sich ein so wertvolles Geschenk wie die goldene Tafel problemlos einfügen lassen. Auch die Weihe des neuen Münsters im Oktober 1019 böte einen würdigen Anlass für eine derart großzügige Gabe.
Das Bildprogramm ist auf Christus ausgerichtet, der mit einem Kreuznimbus versehen in der Mittelarkade erscheint. Zur Rechten Christi (also vom Betrachter gesehen auf der linken Seite) steht der Erzengel Michael, auf der anderen Seite befinden sich Gabriel und Raphael. In der Arkade links von Michael ist der hl. Benedikt abgebildet. Die Inschrift der Tafel lässt sich durch ihre Anspielungen nicht mit ihren sämtlichen Bedeutungsebenen übersetzen. HEL gilt im Mittelalter als der erste Name für Gott, kann aber auch im übertragenen Sinn für den Erzengel Michael stehen. FORTIS verweist auf das Wesen Gabriels. Die Eigenschaft des MEDICUS ist Raphael zugeordnet, und Benedikt wird durch die Bedeutung seines Namens angesprochen. Die Eigenschaften der vier dargestellten Figuren vereinigen sich in Christus, dem MEDIATOR. Die Menschen, die ihn um Hilfe bittend anrufen, knien demutsvoll zu seinen Füßen. Die Kauernden, Mann und Frau, beide mit einer Krone auf dem Haupt, lassen sich nicht eindeutig identifizieren, da sie nicht mit Namen versehen sind. Man nimmt aber an, dass es sich um Heinrich und Kunigunde handelt. In der Inschrift erscheinen sie indirekt als diejenigen, die die Bitte aussprechen. Bei aller Kürze berücksichtigt die Inschrift also jede der dargestellten Figuren.
(Tania Brüsch)