Fundatio monasterii Brunwilarensis (Die Gründungsgeschichte des Klosters Brauweiler)

Im Jahre 1024 gründete Pfalzgraf Ezzo von Lothringen das Kloster Brauweiler in der Nähe von Köln. Hier wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Fundatio, eine Gründungsgeschichte, verfasst. Anlass waren Streitigkeiten mit Erzbischof Anno II. von Köln, der Besitzungen des Klosters an sich gebracht hatte. Mit der Gründungsgeschichte wollte man Brauweiler wieder eng an die Ezzonen anbinden. Die Erzählung sollte beweisen, dass die fraglichen Güter Schenkungen der Stifterfamilie waren, die nur dem Kloster und nicht dem Kölner Erzbistum zu gute kommen sollten. Ungefähr zeitgleich mit der Niederschrift herrschte in Brauweiler eine rege Fälschungstätigkeit, die dasselbe Ziel verfolgte, indem sie entsprechende Urkunden produzierte. Was die Ausstattung des Klosters und die Bezüge zum Gründer betrifft, ist bei der Interpretation der Fundatio also Vorsicht geboten. Über den Verfasser und den genauen Zeitpunkt der Abfassung seines Werkes ist nur sehr wenig bekannt: Die Gründungsgeschichte wurde von einem "G." dem Abt Wolfhelm gewidmet, der dem Kloster von 1065 bis 1091 vorstand.
Die ausgewählten Abschnitte berichten über die Beziehung Pfalzgraf Ezzos, des Gründer von Brauweiler, zu Heinrich II. Ezzo war im Westen einer der einflussreichsten Männer. Seine Position resultierte zu einem guten Teil aus einer vorteilhaften Heirat. Er hatte noch vor dem Tod der Kaiserin Theophanu 991 deren Tochter Mathilde geheiratet. In der Fundatio wird behauptet, er habe Mathilde ihrem noch jungen Bruder, Kaiser Otto III., bei einem Brettspiel abgewonnen. Diese Nachricht ist aber wohl nur als später Reflex auf die Wahrnehmung dieser Heirat zu werten, die von den Zeitgenossen als unstandesgemäß empfunden wurde. Thietmar von Merseburg erklärt sogar, Otto III. habe seine Schwester sehr reich beschenkt, um sie ­ gemessen an ihren Geburtsrang ­ vor Erniedrigung zu bewahren. Warum es zu dieser Heirat kam, ist nicht klar. Vielleicht hatte Theophanu, die unter anderem wegen des Klosters St. Pantaleon eine enge Verbindung zu Köln pflegte, die Ehe vermittelt, um die den Kölner Raum beherrschende Pfalzgrafenfamilie an das Herrscherhaus zu binden.
Mit Heinrich II. geriet der Pfalzgraf dann aber rasch in einem Konflikt. Heinrich forderte von Ezzo Güter aus der Erbschaft von dessen Gemahlin. Dabei handelte es sich vermutlich nicht um Mathildes Mitgift. Eher ist an Besitz zu denken, den sie nach dem Tod Ottos III. geerbt hatte und den Heinrich gleichsam als Rechtsnachfolger einforderte. Ezzo verweigerte die Herausgabe. Über zehn Jahre lang zog sich der Streit hin. 1011 kam es dann nach einer erneuten Auseinandersetzung auf einem Hoftag in Mainz zum Kampf mit Herzog Dietrich von Oberlothringen, der den König vertreten musste. Ezzo wurde von den Brüdern Kunigundes unterstützt, die zu dieser Zeit mit Heinrich II. die "Moselfehde" austrugen. Die Königsgegner siegten und konnten sogar den Herzog gefangen nehmen. Heinrich II. sah sich nun wohl gezwungen einzulenken, denn ihm drohte der Westen des Reiches zu entgleiten, nachdem sich die mächtigsten Familien, Ezzonen und Luxemburger, miteinander verbündet hatten. 1012 erkannte der König die erbrechtlichen Ansprüche Ezzos und seiner Gemahlin an und söhnte sich mit ihnen aus.
Als Zeichen dafür übertrug Heinrich dem Pfalzgrafen die Königshöfe Kaiserswerth, Duisburg und Saalfeld. Mit der Verwaltung Saalfelds kam Ezzo die Aufgabe zu, die Verbindung zwischen dem wiederhergestellten Bistum Merseburg und dem neugegründeten Bistum Bamberg zu sichern. Der Ausbau Saalfelds zeigt, dass der Pfalzgraf diese Verpflichtung ernst nahm. Dieses Engagement an der Ostgrenze fügte sich mit einer vielleicht schon lange Zeit zuvor verabredeten Heirat im Dienst des Reiches: Nachdem sich der Sohn Boleslaws Chrobry, Mieszko II. von Polen, 1013 in Merseburg Heinrich II. unterworfen hatte, heiratete er Richeza, die Tochter Ezzos. Damit kam den Ezzonen eine Schlüsselstellung in der Ostpolitik zu. Allerdings konnte diese Ehe nicht den gewünschten Frieden mit Polen schaffen: Die Kompromisslosigkeit des Königs, der gegenüber Boleslaw Chrobry zu keinem Zugeständnis bereit war, verhinderte dies.
(Tania Brüsch)

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