Über Arnulf (auch: Arnolf, Arnold) ist nur sehr wenig bekannt, das meiste verdanken wir seinem Amtsbruder Thietmar von Merseburg. Als Nachfolger Hildewards wurde Arnulf am 13. Dezember 996 zum Bischof von Halberstadt erhoben. Zuvor gehörte er der Hofkapelle unter Otto III. an, muss also in einem ausgeprägten Vertrauensverhältnis zum Kaiser gestanden haben. Laut Thietmar erreichte er bei Otto III., dass dieser dem Walbecker Rikbert seine Grafschaft entzog und sie an Liudger, einen miles Bischof Arnulfs, übergab. Als der Kaiser 1002 starb, unterstützten Rikbert und seine Familie die Bemühungen Heinrichs um die Königswürde und verlangten dafür die Zusage, dass der Graf im Erfolgsfall sein Amt zurückerhalten sollte. Anders Arnulf: Er verhielt sich in der Nachfolgefrage ähnlich wie sein Nachbar Bischof Bernward von Hildesheim. In Werla setzten sie sich gemeinsam mit Markgraf Ekkehard I. von Meißen, der die Sachsen zu überzeugen versuchte, ihn auf dem Weg zum Königtum zu unterstützen, an den Tisch der kaiserlichen Schwestern Sophie und Adelheid und speisten zusammen. Anschließend zog Ekkehard mit Bernward nach Hildesheim, wo er "wie ein König" empfangen wurde. Beide Bischöfe hatten also offensichtlich "auf das falsche Pferd gesetzt" und mussten sich umso mehr um die Gunst des dann erwählten König Heinrichs II. bemühen.
Arnulf gelang dies ebenso wie Bernward. Davon zeugen die Vertrauensbeweise Heinrichs II. gegenüber dem Halberstädter Hirten. Als Erzbischof Giselher von Magdeburg 1004 starb, schickte der König Arnulf nach Magdeburg, um seinen hochgeschätzten Kapellan Tagino als neuen Erzbischof durchzusetzen; mit Arnulfs Bischofsstab investierte ihn der König kurz darauf. Auch willigte Arnulf in die von Heinrich betriebene Wiederherstellung des Bistums Merseburg ein, was mit Einbußen für seinen eigenen Sprengel verbunden war. Als Markgraf Gunzelin durch ein Gerichtsurteil die Markgrafschaft Meißen entzogen wurde, gab Heinrich ihn zu Bischof Arnulf in Haft.
Nicht nur Arnulfs Verhalten und Heinrichs Vertrauen sprechen für die bedingungslose Treue des Bischofs zu Heinrich II. Auch sein Brief drückt diese Haltung aus. Das Schriftstück steht im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Bamberg. Der Würzburger Bischof Heinrich hatte Heinrich II. ursprünglich seine Zustimmung für die Abtretung Würzburger Gebiete an die neue Diözese gegeben. Als er nicht die erhoffte Gegenleistung erhielt, blieb er der Gründungssynode im November 1007 in Frankfurt fern. Sein Vertreter verkündete, dass Heinrich von Würzburg die Errichtung des Bistums für unrechtmäßig halte und nicht einwillige. Kurze Zeit später dürfte der Brief Arnulfs an Heinrich abgefasst worden sein. Er versucht, ihn mit verschiedenen Argumenten umzustimmen. So erinnert Arnulf ihn daran, dass er ihm auf einem gemeinsam Ritt anvertraut habe, wie wenig ihm die bewaldeten Hügel dienlich seien, die er nun nicht abtreten wolle. Zugleich ermahnt er ihn aber auch an seine Pflichten gegenüber dem König. Der Brief zeigt also noch einmal eine andere Perspektive auf die Bistumsgründung als die nachträglich verfassten historiographischen Quellen oder das Synodalprotokoll.
In der Forschung hat der Brief vor allem Interesse gefunden, weil er so viel über Rechts- und Ordnungsvorstellungen vermittelt. Hierbei darf man allerdings die Überlieferungsproblematik nicht ganz außer Acht lassen. Der Brief hat sich in einer berühmten Bamberger Briefsammlung erhalten, im Codex Udalrici, der um 1125 von einem Bamberger Geistlichen namens Udalrich zusammengestellt wurde. Bis 1134 erweitert, umfasst er 20 Gedichte, über 120 Urkunden und 250 Briefe, die vor allem aus der Zeit der Salierkaiser Heinrich III. und Heinrich IV. stammen. Udalrich sammelte sein Material vorwiegend in Bamberger Beständen. Bisher ungeklärt ist die Frage, ob und wieweit der Codex Udalrici Stilübungen enthält. Er diente aber zweifellos Unterrichtszwecken. Vor allem Notare sollten daran geschult werden; tatsächlich lässt sich nachweisen, dass Bamberger Urkundenschreiber diese Texte als Vorlagen benutzten. Ebenso konnte man nachweisen, dass Udalrich seine eigenen Vorlagen bearbeitet hat. Damit kann man aber gerade für die frühen Stücke, die aus der Zeit vor dem Investiturstreit stammen und ausschließlich in dieser Sammlung überliefert sind, Überarbeitungen nicht ausschließen. Sollte eine solche Zusammenstellung dienlich sein, mussten unzeitgemäße Passagen getilgt oder den modernen Sichtweisen angepasst werden. Ohne genaue Prüfung kann man den Brief Arnulfs also nicht als Quelle für die Ordnungsvorstellungen vom Anfang des 11. Jahrhunderts heranziehen. Immerhin enthält der Text aber eine solche Fülle von Details, die sich inhaltlich zum Teil mit anderen Quellenaussagen decken, dass er in jedem Fall eine interessante Quelle für die Ereignisse um die Bistumsgründung bleibt.
(Tania Brüsch)