(Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche zu Bamberg die Alte Kapelle zu Regensburg. Merseburg 1009 Juni 1.)
Seit Heinrich II. sich als König durchgesetzt hatte, verfügte er immer wieder Schenkungen an seine Anhänger oder ihm vertraute Institutionen, die zugleich seine Gegner schädigten. So hatte er bereits 1002 begonnen, Bischof Gebhard von Regensburg in seiner Stadt zu demütigen. Heinrich II. nutzte die unter seiner Verfügungsgewalt stehenden Grundstücke rund um den Dom, um sie an Getreue zu verschenken oder selbst zu nutzen. Der Grund für die ablehnende Haltung des Königs war persönlicher Art: Gebhard hatte sein Amt durch Otto III. erhalten. Dieser hatte ihm das Regensburger Bistum übertragen, obwohl Herzog Heinrich (der Zänker) und sein nunmehr zum König aufgestiegener Sohn ihren Kapellan Tagino in diesem Amt gewünscht hatten. Diese Zurücksetzung konnte Heinrich II. offensichtlich nicht verzeihen, obwohl Gebhard vielleicht gar nichts für seine Einsetzung durch Otto getan hatte. 1002 hatte Heinrich II. auch die Alte Kapelle, die an der Südostecke des Doms lag, gezielt aufgewertet und ausgebaut. Er hatte ihr die königliche Freiheit verliehen und ein Stift mit Tagino als Propst eingerichtet. Am 1. Juni 1009 schenkte der König die Alte Kapelle zu Regensburg an das von ihm gegründete Bistum Bamberg. Er handelte mit dieser Zurücksetzung des Stifts, das seine Freiheit verlor, konsequent und zielgerichtet, denn seine Prioritäten hatten sich verschoben. Regensburg hatte seine Bedeutung, die es zu Herzogszeiten des Königs gehabt hatte, zugunsten Bambergs verloren. Aller Ehrgeiz Heinrichs richtete sich auf das von ihm 1007 gegründete Bistum, das er mit reichem Besitz ausstattete, der über die gesamte südliche Reichshälfte verstreut lag. Die Förderung Bambergs hatte Vorrang, die Alte Kapelle musste sich fügen. Seine Gegnerschaft zu Gebhard erhielt er mit dieser Transaktion jedoch aufrecht, denn das Bistum Bamberg war so auf seinen Gründer eingeschworen, dass es für den Regensburger Bischof keinen Unterschied machte, ob das Stift vor seiner Haustür dem König oder seinem Bistum gehörte.
(Tania Brüsch)