(Heinrich bestätigt der bischöflichen Kirche zu Würzburg die Abtei (Münster-) Schwarzach. Köln 1003 Februar 9.)
Zu einem Brüderpaar hatte Heinrich II. ein ganz besonderes Verhältnis: Seine Beziehung zu Erzbischof Heribert von Köln war bis zu dessen Tod 1021 fast immer angespannt, während dessen Bruder, Bischof Heinrich von Würzburg, sich im Großen und Ganzen recht gut mit dem gleichnamigen Herzog und späteren König verstand. Heribert hatte unter Kaiser Otto III. Karriere gemacht und war Kanzler gewesen. Da er das Königtum Heinrichs II. offen ablehnte, ersetzte ihn dieser in seinem Amt. Bereits während des Leichenzugs Ottos III. durch das Herzogtum Bayern waren beide aneinander geraten: Heinrich II. hatte die Herausgabe der Insignien verlangt und schließlich Heribert, der vorahnend die Heilige Lanze vorausgesandt hatte, erpresst, indem er zunächst ihn selbst, dann seinen bischöflichen Bruder in Geiselhaft nahm. Heribert reagierte äußerst gekränkt, während Heinrich von Würzburg sich offenbar durch einige Schenkungen im Juli 1002 bewegen ließ, die Angelegenheit zu vergessen. Heribert blieb sehr reserviert, zögerte seine Huldigung im Spätsommer demonstrativ um ein paar Tage hinaus und ließ sich auch später nur sehr selten freiwillig auf Dienste für Heinrich II. ein.
Unter diesen Voraussetzungen sind Ausstellungsort und -zeitpunkt der vorliegenden Urkunde interessant: Am 9. Februar 1003 bestätigte Heinrich II. in Köln Bischof Heinrich von Würzburg die ehemalige Reichsabtei Münsterschwarzach, die 993 von Otto III. an das Bistum geschenkt worden war. Mitte Januar hatte der König an einer Synode in Diedenhofen teilgenommen. Dort war es zum Eklat gekommen. Der König rügte die Bischöfe, weil sie ihrer Aufsichtspflicht nicht ausreichend nachgekommen seien. Der Hintergrund war Heinrichs Bestreben, kirchenrechtlich verbotene Verwandtenehen zu unterbinden oder sogar für nichtig erklären zu lassen. In Diedenhofen unternahm er den ersten Versuch, mit seinem Anliegen durchzudringen, stieß aber kaum auf positive Resonanz. Der König, der sein Königtum in bemerkenswerter Weise auf die Kirche und hier speziell die Bischöfe zu stützen gedachte, rang ganz offensichtlich noch um den richtigen Umgangston. Dass er ein solches Ziel anstrebte, scheint ziemlich sicher, auch wenn immer wieder infrage gestellt wird, ob ein Historiker Konzepte früh- und hochmittelalterlicher Herrscher überhaupt erkennen kann. Zu deutlich überliefern die Quellen und besagt sein Itinerar, dass Heinrich II. 1003 gezielt die Kirchen besuchen wollte. So zog er von Diedenhofen über Aachen, Maastricht und Lüttich nach Köln. Hier musste ihm daran gelegen sein, einen Ausgleich mit Heribert zu finden, da eine dauerhaft ablehnende Haltung des mächtigen Kölner Metropoliten nur Schwierigkeiten mit sich bringen konnte. Es bleibt Spekulation, aber vielleicht kam es nicht von ungefähr, dass der Bruder gerade an diesem Ort privilegiert wurde, gleichsam als ein Zeichen, dass Heinrich II. bereit war, dass Seine für ein Auskommen mit den Brüdern, also auch und ganz besonders Heribert, zu tun.
(Tania Brüsch)