Begonnen wurden die Hildesheimer Jahrbücher in den 1020er oder 1030er Jahren von einem Mönch des Hildesheimer Klosters St. Michael, das Bischof Bernward von Hildesheim gegründet hatte. Es wurden zunächst die Berichte für die Jahre bis 994 verfasst. Nach dem Tod Bischof Godehards von Hildesheim (gest. 1038) kam die Arbeit vorübergehend zum Erliegen. Erst unter Bischof Hezilo (1054-1079) nahm man das Werk wieder auf. Die Jahresberichte von 1000 bis 1040 entstanden. Die verbliebene Lücke wurde später gefüllt.
Der ausgewählte Text behandelt die Zeit der Regierung Heinrichs II. und ein wenig darüber hinaus. Man geht davon aus, dass diese Passagen am Ende der 1060er Jahre niedergeschrieben wurden, also erst ca. 50 bis 70 Jahre nach den Ereignissen entstanden. Der oder die Verfasser griffen auf eine Quelle zurück, die heute verloren ist, auf die Annales Hildesheimenses maiores (die älteren Hildesheimer Jahrbücher). Diese wiederum wurden seit der Zeit Bischof Otwins (954-984) bis 1043 von verschiedenen Geistlichen des Hildesheimer Domstifts geführt. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Wolfhere, der Autor der Godehard-Viten, beteiligt war. Da nun die Annales Hildesheimenses für den gewählten Zeitabschnitt auf den Annales Hildesheimenses maiores, aber auch auf den Lebensbeschreibungen der Bischöfe Bernward und Godehard basieren, muss man besonders bei übereinstimmenden Nachrichten sehr genau prüfen, ob die Informationen ursprünglich nicht aus ein und derselben Feder stammen.
Durch den zeitlichen Abstand lässt sich gut erkennen, was man nach ca. 50 Jahren in Hildesheim noch für überlieferungswert hielt. So werden beispielsweise nur noch einige der wichtigsten Stationen des Gandersheimer Streits berichtet. Die insgesamt knappen Notizen sind charakteristisch für Annalen; dazu gehören Angaben über die Geschehnisse in Hildesheim selbst wie beispielsweise die Weihe eine Kapelle, aber ebenso die fast stereotypen Angaben, an welchen Orten der König die hohen christlichen Feiertage des Jahres verbracht hatte.
(Tania Brüsch)