Hermann von Reichenau, Chronik

1004. König Heinrich zog über Verona nach Italien diesseits des Po und unterwarf sich alle Städte jener Gegenden, brach an seinem Krönungstage in Pavia ein und bändigte es mit Feuer und Schwert. Nachdem er Geiseln erhalten hatte, kehrte er von dort nach Sachsen zurück, wandte seine Waffen nach wenigen Tagen gegen die Slaven, brachte die Böhmen zu ihrer früheren Dienstbarkeit und Tributpflicht zurück, unterjochte auch Boleslaw (Chrobry), den Herzog der polnischen Slaven, mit seinem ganzen Stamm und kehrte als Sieger nach Sachsen zurück. Herzog Hermann (II.) von Schwaben starb, und ihm folgte im Herzogtum sein Sohn Hermann (III.), der noch ein Knabe und beim ganzen Volk beliebt war.
(É)
1006. In Reichenau wählten die Brüder nach dem Ableben des Abtes Werner den Mönch Heinrich. Allein König Heinrich verabscheute dessen Unverschämtheit, obwohl er von ihm Geldzahlungen angenommen hatte, und da er den Brüdern, die man bei ihm verklagt hatte, feindlich gesonnen war, gab er ihnen gegen ihren Willen als Vorgesetzten einen gewissen Immo, Abt von Gorze, der zugleich Prüm innehatte, einen strengen Mann. Daher verließen einige von den Brüdern das Kloster freiwillig, einige wurden auch von ihm durch Fasten, Schläge und Verbannung schwer bedrängt; so erlitt das vornehme Kloster als Strafe seiner Sünden einen schweren Verlust an großen Männern, Büchern und Kirchenschätzen, wie der vornehme und gelehrt-witzige Mönch Rudpert, der Oheim meiner Mutter, in Prosa, Rhythmus und Vers schmerzlich beklagt. In Rom wird Johannes XVII., der auch Fasanus hieß, als 145. Papst ordiniert.

1007. König Heinrich errichtete mit höchstem Eifer ein vornehmes und reiches Bistum bei seiner Burg Babenberg (= Bamberg), und als erster Bischof wurde dort in diesem Jahr Eberhard erhoben.

1008. Nach dem Ableben des gelehrten Erzbischofs Liudolf von Trier wird Megingaud an seiner Stelle vom König zum Erzbischof erhoben. Allein der Geistliche Adalbero, ein Bruder der Königin Kunigunde, strebt mit Begünstigung einiger Leute nach dem Erzbistum, weil es ihm nach einem Versprechen des Königs zustehe, lässt die Trierer Pfalz von Mannschaften besetzen und erhebt sich mit seinen Brüdern, dem Bischof Dietrich von Metz, Herzog Heinrich (V.) von Bayern und Graf Friedrich gegen den König, wobei mit vielen anderen auch Graf Gerhard (des Elsass) Beistand leistete. Doch wurden sie alle vom König nach einiger Zeit unterworfen, Heinrich selbst des Herzogtums Bayern entsetzt. Im gleichen Jahr (1009) setzte König Heinrich, der endlich nach zwei Jahren die Grausamkeit Immos erkannt hatte, diesen ab und machte den Prümer Mönch Bern, einen gelehrten und frommen Mann, zum Abt in Reichenau. Er wurde mit Freuden aufgenommen und sammelte die zerstreuten Brüder wieder ein. Von Bischof Lantpert von Konstanz als 29. Abt dieses Klosters geweiht, regierte er 40 Jahre, ausgezeichnet durch große Gelehrsamkeit und Frömmigkeit.
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1011. Erzbischof Willigis von Mainz starb, und Erkanbald folgte ihm nach. Dietrich, der Herzog eines Teils der Lothringer, wird fast in unmittelbarer Gegenwart des Königs von dem früheren Herzog von Bayern Heinrich (V.) und einigen Lothringern gefangen genommen und weggeführt. Nachdem er jedoch später freigelassen worden war, gewann Heinrich die Gnade des Königs wieder und erhielt sein Herzogtum zurück (1017).
(Übersetzung: Rudolf Buchner)