Gebieter, liebenswert deinen Untertanen, frommer König Heinrich,
prangende Gemme des Reiches, blühender Glanz des ganzen Menschengeschlechts,
durch Gottes Gabe schimmernd (wie Gold), Lenker in den höchsten Würden,
auf dessen Wink die Sicherheit unseres Lebens Bestand hat,
nimm dieses Büchlein entgegen, das auf dein Geheiß niedergeschrieben wurde,
reich an gesetzgebenden Bestimmungen der Väter und Brüder;
dieses (Büchlein) überreiche ich dir nicht säumig (zwar), mir (jedoch) allzu säumig ich, Gerhard,
dem Namen, nicht den Verdiensten nach Abt und Hirte von Seeon,
bei meiner Wenigkeit als Geschenk nach großem Gelöbnis,
gleichsam als mischte ich einen Tautropfen in die Fluten des Meeres.
Die Höhen des Bamberger Bischofssitzes gilt es zu beschenken,
als dessen Errichter, Förderer und Stifter man dich zählt.
Gleichsam unter dem Zeichen der Vorsehung hat dieser (Bischofssitz) mit langem Verzug
den Aufgang (seines) Namens bis auf deine Zeit hinausgezögert.
Jetzt, da du, Vater, machtvoll die szeptertragenden Zügel lenkst,
gedeiht der Berg der Mutter Kirche prächtig,
königliches Recht verbreitet er und untersteht dem höchsten Bischof,
der sich stets mit gesegnetem Eifer um die Tugenden bemüht,
dem Klerus wie dem Volk teilt er die Nahrung des Gesetzes zu.
Weithin bekannt hat er (= der Bischofssitz) Anteil am Ruhm Jerusalems,
gemehrt durch das wertvolle Blut Christi, des Heilands,
und in herrlich goldenen Schreinen birgt er Splitter des Segen spendenden Kreuzes.
Er rühmt sich, der römischen Burg (= dem Petersdom zu Rom) ebenbürtig zu sein,
denn er bringt dem Erzapostel Petrus die vornehmsten Ruhestätten dar
und spendet sich Beifall, dass er der heiligen Maria die zweite Stätte bietet,
in der Mitte erhebt er freudig (gaudet) den großen Jesus.
Der Herr des Hauses ist der Segen spendende Märtyrer Georg,
von überall her wurden ohne Zahl wahrhafte Heilige zusammengetragen,
unter deren Schutz er (= der Bischofssitz) auf ewig in Ehren erglänzen wird;
denn in ihren Grundfesten wird (die Bamberger Kirche) nunmehr bekränzt
mit so bedeutenden Werken jeglichen Zierrats, deren die Welt (area mundi) sich bedient,
dass die Tochter größer ist als die ehrwürdigen Mütter.
Nicht weniger ist dieses Kirjath Sepher durch Bildung und Wissenschaft (arte scienter) berühmt,
den Stoikern keineswegs unterlegen, größer als Athen.
In seinen Hallen reicht die göttliche Mutter ihren beiden
Töchtern das Schwert, damit sie ihren verschlungenen Leib
in sechs Teile spalten; diesen ist die dritte (Tochter) als Richterin beigegeben.
Da sich so Teil an Teil fügt und die Bissen immer größer werden,
stellt sie (= die Tochter) das Trivium dem Quadrivium als einladende Tische voran,
an denen sie die Knaben liebkost, die berühmten Jünglinge nährt
und die Hirten der Segen spendenden Kirchen weidet,
die erleuchtet die Samen des lebendigen Wortes streuen,
auf denen sie, so scheint es, wie auf festen Säulen stehen.
Hier glänzt silberne Last neben Bergen aus Gold,
schimmernde Seidenstoffe gesellen sich Edelsteinen aller Art hinzu.
Dieser (Bischofssitz) ist Hort der Armen wie auch Beherrscher der Großen,
er ist das Haupt des Erdkreises, hier liegt jeglicher Ruhm begründet,
um nichts muss er trauern, solange er dir wie um einen Stützpfahl gewunden verbunden ist,
unter deiner Herrschaft wächst er stets und stets gedeiht er,
er blüht, reift und überdauert die kommenden Jahrhunderte.
Aber was rede ich da, stammelnd und mit schläfrigem Geiste?
Könnten doch weder der anmutige Maro (= Vergil), noch der witzig-beredte Homer
die vielfältigen Ehren der ruhmreichen Stadt (zu einem Gedicht) wirken (texere),
wofern zu deren Lebzeiten eine so bedeutende (Stadt) hätte entstehen können.
(Übersetzung: Eike Schmidt)