3. Buch
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31. (...) Der heilige Brun (von Querfurt) aber bekehrte eine weitere ungarische Provinz (Ungriam provintiam aliam) zum Glauben, die Russland (Russia) genannt wird. Er taufte den König von Ungarn, der Géza (Gouz) hieß, und nannte ihn, indem er bei der Taufe seinen Namen änderte, Stephan. Am Todestag (26. Dezember) des Erzmärtyrers Stephan hob ihn Kaiser Otto (III.) aus der Taufe und gestattete ihm, sein Königreich frei zu besitzen, und gab ihm die Erlaubnis, die heilige Lanze überall zu tragen, wie es Gewohnheit des Kaisers selbst ist; er überließ ihm Reliquien von den Nägeln (vom Kreuz) des Herrn und die Lanze des heiligen Mauritius als eigene Lanze (Kopie der Reichsinsignie). Der vorgenannte König ließ auch seinen Sohn (Vajk) durch den heiligen Brun taufen und gab ihm wie sich selbst den Namen Stephan. Diesem Stephan, dem Sohn (Gézas), gab Kaiser Otto (III.) die Schwester Heinrichs (Gisela), des späteren Kaisers, zur Ehe.
Als aber der heilige Brun zu den Petschenegen (Pincenates) (am unteren Dnjepr) geeilt war und dort Christus zu predigen begonnen hatte, litt er von ihrer Hand so, wie der heilige Adalbert gelitten hatte (Das Martyrium erlitt Brun erst im Frühjahr 1009 während seiner Missionsreise zu den Preußen). Die Petschenegen (Pincenati) nämlich rissen ihm von teuflischer Raserei ergriffen sämtliche Eingeweide des Bauches durch eine kleine Öffnung an der Seite heraus und machten ihn zu einem äußerst tapferen Märtyrer für Gott. Seinen Leichnam aber kaufte das Volk der Russen (Russorum gens) für viel Geld los; in Russland errichteten sie (zur Ehre) seines Namens ein Kloster, und er begann durch große Wunder zu glänzen. Nach wenigen Tagen kam ein gewisser griechischer Bischof nach Russland und bekehrte die Hälfte selbiger Provinz, die noch dem Götzendienst (= Heidentum) ergeben war, und veranlasste sie (= die Bewohner), griechische Gewohnheit im Wachsenlassen des Bartes und anderer Hinsicht anzunehmen. Als aber Ulrich, der dem heiligen Brun nachgefolgt war, starb (ad Dominum migrans), verdiente er es, aufgrund seiner großen Tugenden berühmt zu sein; und so errichtete sein Nachfolger Bruno (Bischof von Augsburg), der Bruder Kaiser Heinrichs (II.), auch (zur Ehre) seines Namens ein Kloster (St. Ulrich und Afra) vor den Toren der Stadt Augsburg. Diese Burg aber wurde bei den Römern Valentina genannt, nach dem Namen des Kaisers, der sie als erster gründete. (...)
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33. (...) Kaiser Otto (III.) aber starb ohne Söhne an einem Gifttrank in der Gegend von Benevent, und an seiner Stelle übernahm sein Verwandter Heinrich (II.) die Kaiserherrschaft. Der Leichnam Ottos aber wurde nach Rom (Aachen) überführt und dort begraben. Heribert aber, der Erzbischof von Köln, nahm Szepter und Krone zusammen mit der Lanze des heiligen Mauritius vom verstorbenen Kaiser mit nach Bayern und übergab sie mit Zustimmung aller Bischöfe an Heinrich. Auch Stephan, der König von Ungarn, der das schwarze Ungarn kriegerisch angriff, machte sich verdient, indem er sowohl durch Gewalt als auch durch Furcht und Liebe jenes gesamte Land zum wahren Glauben bekehrte.
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37. Als Kaiser Heinrich (II.) die Langobarden als seine Feinde erkannte, ließ er durch König Rudolf (III.) von Burgund Pavia belagern und niederbrennen; indem er in der Stadt eine Pfalz errichtete, unterwarf er sich die Aufständischen. Als die Anführer der Griechen in Teile seines Reiches einfielen, drang er mit einem geordneten Heereszug nach Apulien vor und brachte so viele Tage damit zu, ihre Städte zu erobern, bis sein Heer an einer Seuche zu leiden begann und er infolgedessen zurückkehren (musste).
In Deutschland (terra Teodisca) errichtete er eine neue Bischofsstadt mit Namen Bamberg. Diese weihte Papst Benedikt (VIII.) zu Ehren der Gottesmutter und wies ihr die in der Umgebung aus den Dörfern und Städten der Heiden bei ihrer Bekehrung (zu bildenden) Pfarreien zu.
Dem Kloster Cluny gab er als Geschenke ein goldenes Szepter, eine goldene Sphaira, eine kaiserliches Gewand aus Gold, eine goldene Krone, ein goldenes Kruzifix, die zusammen 100 Pfund wogen, und vieles mehr. Mit Odilo, dem Abt dieses Klosters, pflegte er oft vertraute Unterredung (colloquium familiare); an seinem Hof zog er ihn allen anderen vor.
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47. (...) Im selben Jahr wurde das Grab des Herrn in Jerusalem von den Juden und Sarazenen zerstört, am 29. September des 1010. Jahres nach seiner Fleischwerdung. Die westlichen Juden nämlich und die Sarazenen Spaniens schickten Briefe in den Osten, in denen sie die Christen anklagten und mitteilten, Heere der Franken seien gegen die Sarazenen des Ostens aufgeboten worden. Daraufhin brachte Nebukadnezar (Nabuchodonosor), der sogenannte Admiral von Babylon (gemeint ist wohl Al-Hakim, der Kalif von Kairo in Ägypten), zum Zorn gereizt durch das Zureden der Heiden eine nicht geringe Bedrängnis über die Christen. Er erließ ein Gesetz, dass alle Christen in seinem Herrschaftsbereich, die nicht Sarazenen werden wollten, versklavt oder getötet werden sollten. Daher geschah es, dass sich unzählige Christen zum sarazenischen Gesetz bekehrten. Keiner dagegen war des Todes für Christus würdig außer dem Patriarchen von Jerusalem, der durch verschiedene Strafen getötet wurde, und zwei jugendlichen Brüdern in Ägypten, die enthauptet wurden und durch viele Wunder glänzenden Ruhm erlangten. Und zwar wurde die Kirche des heiligen Georg, die bis zu diesem Zeitpunkt kein Sarazene hatte verletzen können, ebenso wie viele andere Kirchen der Heiligen zerstört; wie unsere Sünden es verdienten, wurde die Kirche des Grabes des Herrn dem Erdboden gleichgemacht.
Als sie den Stein des Grabes selbst (lapidem monumenti) in keiner Weise zerschlagen konnten, entzündeten sie auf ihm ein heftiges Feuer, doch er blieb wie ein Diamant unerschüttert und fest. Als sie die Kirche von Bethlehem, in der Christus geboren wurde, zu zerstören versuchten, erschien ihnen plötzlich ein gleißendes Licht und die ganze Menge der Heiden sank (das Leben) aushauchend in sich zusammen; so blieb die Kirche der Gottesmutter unversehrt. Zum Kloster des Berges Sinai, wo mehr als fünfhundert Mönche unter der Herrschaft ihres Abtes mit eigenem Bischof lebten, kamen zehntausend bewaffnete Sarazenen, um die Mönche zu töten und ihre Behausungen mitsamt den Kirchen zu zerstören. Als sie sich aber auf vier Meilen genähert hatten, sahen sie, dass der ganze Berg brannte und rauchte und die Flammen in den Himmel schlugen, alle Gebäude und Menschen dort (aber) unversehrt blieben. Als sie dies dem König von Babylon meldeten, wurden sowohl er als auch das sarazenische Volk von Reue ergriffen und sie empfanden sehr großen Schmerz darüber, was sie gegen die Christen getan hatten; auf erteilte Anordnung hin ließ er die Kirche des glorreichen Grabes wieder erbauen. Gleichwohl war die wiedererrichtete Kirche nicht mehr vergleichbar an Schönheit und Größe der früheren, (deren Bau) Helena, die Mutter Konstantins, mit königlichem Aufwand vollbracht hatte. (...)
62. (...) Auch Kaiser Heinrich starb ohne Söhne. Bei seinem Tod hinterließ er die heiligen kaiserlichen (Insignien) seinem Bruder Bruno, dem Bischof von Augsburg, dem Erzbischof (Pilgrim) von Köln und dem Erzbischof (Aribo) von Mainz, damit diese nach seinem Tod einen Kaiser wählen sollten. Diese Bischöfe riefen zu diesem Zweck (die Großen) des Reiches zusammen und ordneten Prozessionen und Fasten für den Herrn an.
Die Völker wählten daraufhin Konrad (den Jüngeren), den Neffen des verstorbenen Kaisers Heinrich, die Bischöfe aber wählten aus vernünftigerem Ratschluss einen anderen Konrad (II.), der eine Nichte Heinrichs (= Gisela) zur Ehe hatte, weil er tapferen Herzens und höchst richtigen Urteils war. Diesen erhoben sie in der Stadt Mainz durch das Öl der Weihe zu königlichem Rang und übergaben ihm das Szepter, die Krone und die Lanze des heiligen Mauritius. (...)
(Übersetzung: Klaus van Eickels / Eike Schmidt)