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6. Während der König (Otto I.) nun als Herrscher durch Franken zog, erfuhr er von den geheimen Anschlägen, die sein Sohn (Liudolf) und sein Schwager Hugo planten; durch Boten befahl er ihnen sogleich voller Empörung, ihm die Anstifter solch schändlichen Tuns auszuliefern; andernfalls werde er sie ohne weiteres als Feinde der Königsgewalt betrachten. Doch da sie sich dieser Weisung nicht fügen wollten, zog er Truppen zusammen, nahm im Sturm oder durch Übergabe alle Burgen, die sein Sohn inne hatte, und verfolgte ihn bis nach Mainz; das schloss er mit starken Truppen ein und machte nun durch ständige Gefechte die Empörer völlig mürbe. Endlich stellten beide Seiten vornehme Geiseln, und in einer Unterredung versicherte der Vater dem Sohn seine künftige Huld, wenn er ihm die Rädelsführer unter seinen Gefährten entdecke und zur Bestrafung ausliefere. Doch das konnte und wollte der junge Mann nicht tun, da er den Seinen ein beschworenes Wort nicht brechen mochte; geschmäht von seinem Oheim Heinrich (I., Herzog von Bayern) kehrte er daher zur Fortführung des Kampfes in die Stadt zurück und gewann Graf Ekbert (den Einäugigen) und viele Ritter seines Oheims; dann machte er sich mit allen den Seinen heimlich im Schweigen der Nacht davon und nahm Bayerns Vorort Ratisbona oder Regensburg samt den festesten Burgen; die Herzogin Judith mit ihren Kindern allein vertrieb er aus dem Lande. Während ihm nun der Vater folgte, versuchte er weiter durch Sendlinge, den Herzog Dietrich (Markgraf der sächsischen Nordmark) und Graf Wichmann (Bruder Ekberts des Einäugigen) sie setzten den Kampf fort, um die Rückgewinnung von Mainz zu gewährleisten mit Geld zum Abzuge zu bewegen; Dietrich ging nicht darauf ein, Wichmann aber gewann er schnell durch lockende Versprechungen. Während dessen wandte sich der König mit Heeresmacht nach Bayern, fand die Tore aller festen Orte verschlossen, heerte und brannte im Lande; dann zog er wieder ab.
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10. Am folgenden Tage, dem Feste des Märtyrers Christi Laurentius, demütigte sich der König (Otto I.) vor Gott, bekannte sich allein unter allen als schuldig und tat unter Tränen ein Gelübde: Wenn Christus ihm an diesem Tage durch die Fürbitte eines solchen Sprechers in Gnaden Sieg (gegen die Ungarn) und Leben gebe, wolle er in der Burg Merseburg zu Ehren des Siegers über das Feuer ein Bistum errichten und ihm seine große, jüngst begonnene Pfalz zur Kirche ausbauen lassen. Er erhob sich vom Boden, feierte die Messe und empfing die von seinem wackeren Beichtiger Ulrich gereichte Kommunion; dann ergriff er unverzüglich Schild und Heilige Lanze, brach als erster vor seinen Kriegern in die Reihen der Widerstand leistenden Feinde ein und vernichtete und verfolgte sie, als sie sich zur Flucht wandten, bis zum Abend. Nach der Blutarbeit lagerte der König mit seinen siegreichen Truppen in der grünen Niederung und ließ sorglich feststellen, wer aus seinem Heer geblieben war. Da erfuhr er den Tod seines Schwiegersohnes Herzog Konrads, eines hervorragenden Kriegsmannes. Er betrauerte ihn mit Recht und sandte die Leiche sorgsam bereitet zur Bestattung nach Worms. Auch hatte er an seine fromme Mutter (Königin Mathilde) Boten vorausgeschickt, um sie durch einen ausführlichen Bericht von ihrer Sorge zu befreien und zugleich die Herzen der Gläubigen zum frohen Lobe Christi aufzufordern. Solch große Gabe der göttlichen Liebe nahm die ganze, und besonders die dem Könige anvertraute Christenheit mit unsagbarem Jubel auf und erwies Gott in der Höhe einmütig lobsingend Preis und Dank. In diesem Jahre (955) starb des Königs Bruder, Herzog Heinrich (I. von Bayern).
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(Übersetzung: Werner Trillmich)