Arnold von St. Emmeram, De miraculis sancti Emmerammi (Von den Wundern des hl. Emmeram)

Arnold wurde um 1000 als Sohn einer bayerischen Adelsfamilie geboren. Er wurde Mönch im Regensburger Kloster St. Emmeram, das seinerzeit für seine Reformbestrebungen bekannt war. Diese Grundeinstellung und Erfahrungen beim Tod eines Mitbruders bewegten Arnold, sich auch ganz persönlich für ein strenges und asketisches Leben zu entscheiden. Er gab sogar die Lektüre antiker ­ also heidnischer ­ Autoren auf und widmete sich ausschließlich den Kirchenschriftstellern. Zum hl. Emmeram entwickelte er offenbar eine ganz besondere Beziehung. So bat er seinen Abt, die von Arbeo von Freising verfasste Vita des Heiligen überarbeiten zu dürfen, weil sie sprachlich seinen Anforderungen nicht genügte. Zwar gab der Abt zunächst seine Zustimmung, zog diese jedoch zurück, als einige Mitbrüder, die jede Veränderung als Frevel empfanden, laut protestierten. Um des inneren Friedens Willen ging Arnold auf Geheiß seines Abtes im Jahr 1024 für drei Jahre nach Magdeburg, wo er auf den dortigen Domscholaster Meginfried stieß. Diesen überredete er, die Überarbeitung an seiner Stelle vorzunehmen.
Den Arbeotext Meginfrieds erhielt Arnold jedoch erst viele Jahre später, nachdem er wieder nach Regensburg zurückgekehrt und in St. Emmeram Propst geworden war. Arnold schrieb als Fortsetzung der Vita zwei Bücher mit Wunderberichten. Dabei war er in der sprachlichen Gestaltung anspruchsvoll, weniger wählerisch ging er mit den Inhalten um. Er sammelte alle Geschichten, in denen er irgendwie das Wirken Emmerams zu erkennen glaubte, darunter auch Erlebnisse aus der eigenen Familie, und ordnete sie grob chronologisch. Das zweite Buch behandelt in den ersten zwei Dritteln die Zeit Bischof Wolfgangs von Regensburg und Abt Ramwolds von St. Emmeram. Der Text ist angereichert mit Exkursen, Bischofs- und Abtslisten, moralisierenden Äußerungen und theologischen Zwischenreden. Ab Kapitel 49 kommen auch Texte hinzu, die gar nichts mehr mit Regensburg, dem Kloster oder dem hl. Emmeram zu tun haben. Auf diese Art und Weise sind die Miracula Arnolds eine Quelle, die für viele historische und kulturhistorische Fragestellungen interessant ist. So berichtet das folgende Kapitel 57 über einen Gerichtsprozess, den das Kloster gegen Bischof Bruno von Augsburg, den Bruder des Kaisers, führte. Bemerkenswert ist die Erwähnung, dass Kunigunde zusammen mit ihrem Bruder, Herzog Heinrich V. von Bayern, einem Gericht vorsaß; nur ganz selten lässt sich eine Königin oder Kaiserin in dieser Funktion nachweisen. Das liegt vermutlich weniger daran, dass es sich um eine einmalige Angelegenheit handelte, sondern eher daran, dass es um eine Normalität ging, die eigentlich nicht berichtenswert war und daher nur zufällig erwähnt wird.
Arnold starb im Jahr 1050. Seine Miracula haben nur wenig Verbreitung erfahren, nur sein älterer Mitbruder, Otloh von St. Emmeram, hat sie nachweislich benutzt.
(Tania Brüsch)

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