(Heinrich schenkt dem von Bischof Meinwerk gegründeten Kloster Abdinghof bei Paderborn eine von Rediald ererbte Besitzung zu Grosseneder. Leitzkau 1017 Juli 10.)
Zu Bischof Meinwerk von Paderborn hatte Heinrich II. zeit seines Lebens eine ganz besondere Beziehung. Sie hatten gemeinsam in Hildesheim die Domschule besucht, bereits von Kaiser Otto III. war Meinwerk, der aus einer angesehenen sächsischen Familie stammte, in die Hofkapelle berufen worden. Heinrich II. übertrug ihm dann im Jahr 1009 das Bistum Paderborn. Für das vergleichsweise arme Bistum war das eine gute Entscheidung: Zum einen war Meinwerk ein reicher Mann, der einiges in den Besitz des Bistums einbrachte, zum anderen verstand er es zu wirtschaften, Güterschenkungen einzuwerben und so wie es sich für einen guten Hirten gehörte sein Bistum zu mehren.
Heinrich II. wusste, welche Bürde er seinem ehemaligen Mitschüler, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, übertragen hatte. Daher ließ er ihm besondere Fürsorge zuteil werden. In vorliegenden Fall schenkt er dem Kloster Abdinghof, das Meinwerk in Paderborn gegründete hatte, eine ererbte Besitzung. Die besondere Beziehung zwischen beiden Männern spiegelt sich auch in den außergewöhnlichen Formulierungen der Urkunde wieder. Die Arenga ist so ungewöhnlich, dass man als einzige plausible Erklärung Eigendiktat des Kaisers annimmt. Hier heißt es, dass allen Getreuen Christi bekannt sei, dass das eine im Menschen sei, das regieren kann wie der Mann, und das andere, das gleichsam wie die Frau regiert wird. Dies bedenkend, habe Heinrich im Innern gewacht und nach außen hin so getan, als ob er schliefe und habe aus Liebe zu Gott die Schenkung vorgenommen.
Diese Hinwendung zum kontemplativen Leben gehörte eigentlich in die Lebenswelt der Geistlichkeit vor allem der Klöster, mit der Heinrich II. freilich vertraut war. Dennoch lässt sich erkennen, dass der Kaiser mit zunehmendem Alter sein Verhalten in mancherlei Hinsicht änderte. Nach dem Tod seines Vaters hatte er als Herzog von Bayern vor Tatendrang gesprüht. Damals hatte er offenbar ohne lange Nachzudenken widerrechtlich den Abt von Niederaltaich abgesetzt. Als nach dem überraschenden Tod Ottos III. im Jahr 1002 die Krone in greifbare Nähe gerückt war, siegte er nicht zuletzt durch seinen Aktionismus und schuf Fakten, auf die seine Kontrahenten nur noch mühsam und vergeblich reagieren konnten. Nach nur fünf Jahren als König konnte er das Bistum Bamberg gründen und bereits 1012 den Dom weihen lassen. Die hinter diesen Aktivitäten steckenden planerischen und organisatorischen Leistungen sind fast unvorstellbar. Nachdem er jedoch die Kaiserwürde erlangt und langjährige Konflikte in Sachen, Polen und mit den Brüdern Kunigundes geführt hatte, scheint er sich häufiger besonnen zu haben. Der Streit mit den Schwägern wurde beigelegt, und gegenüber Boleslaw Chrobry gab er nach. Zunehmend sorgte er sich um sein Seelenheil und bedachte die Versorgung seiner Frau nach seinem Tod. Die in der Urkunde vom 10. Juli 1017 geäußerten Überlegungen über eine Art Selbstfindung durch Kontemplation sind ein Hinweis auf diesen Wandel im Leben des Kaisers.
(Tania Brüsch)