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2. Von da begab sich Heinrich (der Zänker) zur Feier des bevorstehenden österlichen Freudenfestes nach Quedlinburg. Hier kamen viele Große des Reiches zusammen; einige aber, die es vorzogen, nicht zu erscheinen, entsandten Beobachter, die sorgsam auf alles Acht haben sollten. Während dieses Festes wurde er von den Seinen öffentlich als König begrüßt und durch kirchliche Lobgesänge ausgezeichnet. Die Herzöge Mieszko (I. von Polen), Mistui (der Obodriten), Boleslav (II. von Böhmen) und viele andere hatten sich eingestellt; sie alle sicherten ihm eidlich als ihrem König und Herrn Unterstützung zu. Doch viele der Versammelten, die aus Gottesfurcht nicht treubrüchig werden wollten, machten sich davon und begaben sich eilends nach der Asselburg (bei Hohenassel, südlich von Burgdorf bei Hannover), wo Gleichgesinnte zusammengekommen waren, die sich bereits offen gegen den Herzog zusammentaten. Hier sind ihre Namen: aus dem Osten außer Herzog Bernhard (von Sachsen) und Markgraf Dietrich (von der sächsischen Nordmark) die Grafen Ekkehard (später Markgraf von Meißen), Binizo (von Merseburg), Esiko (von Merseburg), der Graf und Priester Bernward (später Bischof von Hildesheim), Siegfried (von Northeim) und sein Sohn und die Brüder Friedrich (von Eilenburg) und Ziazo; aus der dortigen Gegend die Brüder Dietrich (Pfalzgraf von Sachsen) und Siegbert, Hoiko (wohl Graf im Hedergo/Engern), die Brüder Ekkehard und Bezeko, Brunig und die Seinen; ferner auf Veranlassung des Erzbischofs Willigis (von Mainz) die Ritter des hl. Martin (=des Erzbistums Mainz), denen eine beträchtliche Zahl aus dem Westen Folge leistete.
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5. Nun suchte Heinrich (der Zänker, Herzog von Bayern) mit den Seinen den Böhmenherzog Boleslav (II.) auf, der sich ihm in jeder Not stets hilfsbereit gezeigt hatte; er wurde ehrenvoll von ihm empfangen und durch seine Truppen von der Grenze an durch die Gaue Nisan und Daleminzien bis nach Mügeln (bei Oschatz) geleitet. Dann zog er, eingeholt von den Unsrigen, nach Magdeborn (bei Leipzig). Als nun aber Wagio, ein Ritter des Böhmenherzogs Boleslav (II.), der Heinrich mit dem Heer begleitet hatte, auf der Rückkehr nach Meißen kam, beredete er sich mit den Einwohnern; dann bat er durch einen Mittelsmann Friedrich (von Eilenburg), einen Freund und Vasallen des gerade in Merseburg weilenden Markgrafen Rikdag (von Meißen), zu einer Unterredung nach der vor der Burg gelegenen Kirche zu kommen. Kaum war er draußen, als sich das Tor hinter ihm schloss; Burggraf Rikdag, ein wackerer Ritter, wurde von ihnen am Triebischbach aus dem Hinterhalt erschlagen. Die Burg aber sicherte Boleslav sogleich durch eine Besatzung; bald musste sie ihm als ihrem Herrn Wohnung bieten.
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10. Das Erscheinen eines Kometen kündigte kommende verlustreiche Seuchen an. Als der Kaiser (Otto III.) zum Manne wurde, "legte er ab, was kindisch ist", wie der Apostel sagt; ständig beklagte er die Zerstörung der Merseburger Kirche und erwog eifrig ihre Wiederherstellung; zeitlebens war er auf den Rat seiner frommen Mutter (Theophanu) um die Verwirklichung dieses Wunsches bemüht. Wie Meinswind mir später berichtete, hatte sie nach ihrer eigenen Erzählung folgendes Traumgesicht gehabt: In der Stille der Mitternacht erschien ihr mit verstümmeltem rechtem Arm Laurentius, der heilige Streiter Christi, und sprach: "Warum fragst du nicht, wer ich bin?" "Herr, ich wage es nicht!" entgegnete sie; er aber fuhr fort: "Ich bin " und nannte seinen Namen. "Was du jetzt an mir bemerkst, das hat dein Herr (Otto II.) getan, irregeleitet durch die Worte eines Mannes (Erzbischof Giselher von Magdeburg), dessen Schuld viele Auserwählte Christi entzweit". Daraufhin legte sie ihrem frommen Sohn ans Herz, für die ewige Ruhe der Seele seines Vater beim Jüngsten Gericht zu sorgen durch Erneuerung des Bistums, schon bei Lebzeiten Giselhers oder nach dessen Tod. Wohl war sie vom schwachen Geschlecht, doch eignete ihr Zucht und Festigkeit und ein trefflicher Lebenswandel, was in Griechenland selten ist; so wahrte sie ihres Sohnes Herrschaft mit männlicher Wachsamkeit in ständiger Freundlichkeit gegenüber Rechtschaffenen, in furchtgebietender Überlegenheit gegenüber Aufsässigen. Von ihres Leibes Frucht brachte sie Gott ihre Töchter als Zehnten dar: die älteste Adelheid, zu Quedlinburg, die zweite, Sophie, in Gandersheim.
11. Damals (990) hatten sich Mieszko (I. von Polen) und Boleslav (II. von Böhmen) veruneinigt und fügten einander großen Schaden zu. Boleslav rief die seinen Vorfahren und ihm immer getreuen Liutizen zu Hilfe; Mieszko aber suchte um die Hilfe der Kaiserin (Theophanu) nach. Sie hielt sich damals in Magdeburg auf und entsandte den dortigen Erzbischof Giselher mit den Grafen Ekkehard (von Meißen), Esiko (von Merseburg), Binizo (von Merseburg), meinen Vater (Siegfried von Walbeck) und seinen Namensvetter (Siegfried von Northeim), Bruno, Udo (von Stade oder Markgraf Hodo von der sächsischen Ostmark) und viele andere. Diese zogen mit vier schwachen Trupps in den Gau Selpuli, wo sie an einem Sumpfe haltmachten, über den ein langer Knüppeldamm führte. Da fand sich während der stillen Nacht einer von Willos Begleitern ein, der am Vortage, um nach dem Rechten zu schauen, auf seinen Hof vorausgeritten und dabei den Böhmen in die Hände gefallen war; er war entkommen und brachte Graf Binizo (von Merseburg) die erste Meldung von der drohenden Gefahr. Auf seine Warnung hin erhoben und rüsteten sich die Unsrigen schleunigst und hörten im Morgendämmern die Messe, manche stehend, einige schon zu Pferde; bei Sonnenaufgang verließen sie, gespannt auf den Ausgang des bevorstehenden Kampfes, das Lager.
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20. Danach hielt der König (Otto III.) mit seinen Fürsten Hoftag in Magdeburg, zu dem sich auch der wackere Herzog Heinrich (II.) von Bayern einfand. Dabei wurde die lange Fehde zwischen ihm und (Bischof) Gebhard von Regensburg durch gute Vorschläge beigelegt. Auf der Weiterreise nach Gandersheim, wo Frau Gerberga, seine Schwester, Äbtissin war, erkrankte der fromme Herzog plötzlich, der ständig all seine Vergehen durch fromme Gaben zu sühnen suchte. Da ließ er seinen gleichnamigen Sohn (den späteren König Heinrich II.) zu sich rufen und gab ihm folgende Anweisungen: "Zieh schnell heim, ordne die Regierung und widersetze dich niemals deinem König und Herrn! Ich fühle tiefe Reue, dass ich es einst getan habe. Denk an deinen Vater, du wirst ihn in dieser Welt nicht wiedersehen!" Der Sohn reiste gleich ab; der ruhmreiche Herzog aber sang in seiner Krankheit unablässig von Herzen das Kyrie eleison und ging am 28. August (995) zu Christus hinüber; bestattet wurde er dort mitten in der Kirche vor dem Heiligenkreuzaltar. Auf diese Kunde hin nahm der Sohn durch Wahl und mit bayrischer Unterstützung vor dem Könige des Vaters Güter in Besitz. Im gleichen Jahre schieden Pfalzgraf Dietrich und sein Bruder Siegbert von dieser Welt.
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26. Damals starb am 25. Juli (996) Liudolf, der hochwürdigste Bischof von Augsburg, und Abt Gebhard von Ellwangen wurde erhoben.
Gleichzeitig wurde in Hordorf ein Kind geboren, eine Missgeburt, hinten einer Gans ähnlich, das rechte Ohr und Auge kleiner als das linke, mit safrangelben Zähnen; an der linken Hand war nur der Daumen normal, 4 Finger fehlten; vor der Taufe hatte es einen blöden Blick, dann nicht mehr; am 4. Tage starb es. Dieses Ungeheuer brachte ob unserer Missetaten eine schwere Seuche mit sich.
Am 25. November starb Bischof Hildeward (von Halberstadt), als er, ein wahrer Israelit, die ihm anvertraute Kirche und Herde 29 Jahre rühmlich geleitet hatte; er wurde außerhalb der Kirche im Kloster beigesetzt, wo er selbst sich zuvor eine Ruhestätte bereitet hatte. Da sich seine Mitbrüder bei der Wahl nicht einigen konnten, wurde Arnulf aus der königlichen Kapelle zu ihrem Vorgesetzten ernannt und am 13. Dezember (996) erhoben; so hatte es auch der heilige Mann, sein Vorgänger, zu Lebzeiten allen damals Anwesenden vorausgesagt: "Ehrt diesen Gast und dient ihm, wo ihr könnt, denn er wird nach mir für euch sorgen!" Als er schon im Todeskampfe lag, sah er die Herrlichkeit Gottes, rief seinen Kapellan Wulfher heran und fragte ihn: "Bruder, siehst du etwas?" Auf dessen Entgegnung, er habe nichts wahrgenommen, fuhr er dann fort: Das Zimmer, in dem er damals lag, in dem schon zwei seiner Vorgänger gestorben waren, sei voll göttlichen Glanzes. Mit diesen Worten ging er aus seinem Kerker ein zum ewigen Licht.
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45. Bei der Ankunft in Zeitz wurde der Caesar (Otto III.) von Hugo II., dem dritten Inhaber dieses Stuhls, mit kaiserlichen Ehren aufgenommen. Dann zog er geradenwegs nach der Burg Meißen, wo ihn Eid, der hochwürdigste Bischof dieser Kirche, und der beim Kaiser besonders angesehene Markgraf Ekkehard (von Meißen) ehrenvoll empfingen. Dann reiste er durch das Milzenerland; an der Grenze des Gaues Diadesi traf er mit Boleslaw (Chrobry) zusammen sein Name wird zu Unrecht seit alters als "hoher Ruhm" gedeutet , der ihn voller Freude gastlich in Eulau bewirtete. Jede Schilderung der prächtigen Aufnahme des Caesars durch ihn und des Geleits durch sein Land bis nach Gnesen wäre unsagbar unglaubwürdig. Angesichts der ersehnten Burg pilgerte er demütig barfuß, wurde vom dortigen Bischof Unger (von Posen) ehrfurchtsvoll empfangen und in die Kirche geleitet; hier bat er unter Tränen den Märtyrer Christi (Adalbert) um seine Fürbitte zur Erlangung der Gnade Christi. Dann errichtete er unverzüglich dort ein Erzbistum; hoffentlich war er dazu befugt, denn es fehlte doch die Zustimmung des Bischofs (von Magdeburg), dessen Diözese das ganze Land unterstellt ist; er vertraute es Radim, dem Bruder des Märtyrers (Adalbert), an und setzte ihn über Reinbern, den Bischof der Kolberger Kirche, Poppo von Krakau und Johannes von Breslau; ausgenommen blieb Unger von Posen. Auch ließ er dort einen Altar errichten und feierlich in ihm heilige Reliquien bergen.
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49. Vor seinem (Ottos III.) nahen Tode ereigneten sich viele unerfreuliche Dinge. Unsere Herzöge und Grafen nämlich suchten sich, nicht ohne Mitwissen der Bischöfe, in vielen Dingen gegen ihn zu einigen und verlangten hierfür Unterstützung durch Herzog Heinrich (IV. von Bayern), seinen späteren Nachfolger. Der aber blieb eingedenk der letzten Mahnungen seines gleichnamigen Vaters (Heinrich der "Zänker"), der in Gandersheim verstarb und ausruht; er blieb ihm unverbrüchlich treu und verweigerte ihnen seine Zustimmung. Der Kaiser, der sofort davon erfuhr, nahm es mit Nachsicht hin; doch da erkrankte er in der Burg Paterno an inneren Geschwüren, die vereinzelt allmählich aufbrachen; so schied die Krone des römischen Kaisertums mit heiterem Antlitz und stark im Glauben am 24. Januar (1002) aus dieser Welt; den Seinen hinterließ er unendliche Trauer, denn damals war keiner freigebiger und immerdar milder als er. Der da ist Alpha und Omega erbarme sich seiner, er verleihe ihm für Weniges viel, für Zeitliches die Ewigkeit!
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50. Die Augenzeugen hielten seinen Tod so lange geheim, bis die weit auseinanderliegenden Truppen benachrichtigt und zusammengezogen waren. Dann gab das trauernde Heer sieben Tage lang, ständig schwer vom Feinde bedrängt, der Leiche des geliebten Herrn (Kaiser Otto III.) das Geleit. Nirgends ließ sie der Feind unbehelligt, bis sie nach der Stadt Verona kamen. Als sie von dort aus den Hof Polling des Augsburger Bischofs Siegfried erreichten, empfing sie Herzog Heinrich (IV. von Bayern), dessen Tränen sie wiederum tief erschütterten. Unter großen Versprechungen ersuchte er sie einzeln, ihn zu ihrem Herrn und König zu wählen. Auch übernahm er die Leiche des Kaisers (Otto III.) und die kaiserlichen Insignien mit Ausnahme der Lanze, die Erzbischof Heribert (von Köln) heimlich an sich gebracht und vorausgesandt hatte. Der Erzbischof wurde vorübergehend in Haft genommen, durfte dann aber unter Hinterlassung seines Bruders (Bischof Heinrich von Würzburg) als Bürgen weiterziehen und schickte die Heilige Lanze bald zurück. Mit Ausnahme von Bischof Siegfried war er wie alle, die der Leiche des Kaisers folgten, damals nicht für den Herzog; er suchte das auch gar nicht zu verbergen, sondern erklärte, er werde bereitwillig dem zustimmen, dem der bessere und größere Teil des Volkes sich zuwenden werde.
51. Als der Herzog (Heinrich IV. von Bayern) mit ihnen die Stadt Augsburg erreicht hatte, ließ er die Eingeweide des geliebten Herrschers (Otto III.), die zuvor sorgfältig in zwei Gefäßen verwahrt worden waren, feierlich beisetzen in der Kapelle, die Liudolf, der Bischof dieser Kirche, zu Ehren des hl. Bischofs Ulrich im Südteil des Klosters der hl. Märtyrerin Afra hatte errichten lassen; als Seelgerät stiftete er 100 Hufen seines eigenen Erbguts. Dann entließ er das große Trauergefolge in Frieden und geleitete die Leiche des Caesars bis zu seinem Ort Neuburg (an der Donau). Schließlich nahm er von jedem Einzelnen Abschied und entließ auf dringende Vorstellungen seines Namensvetters Heinrich (Graf im Moselgau) , dessen Schwester (Kunigunde) er noch zu Lebzeiten des Kaisers geheiratet hatte, den Zug mit der Leiche an ihren Bestimmungsort.
52. Auf die Botschaft vom frühen Tode ihres Herrn (Kaiser Ottos III.) kamen währenddessen die Fürsten Sachsens voller Trauer zu Beratungen über die Lage des Gemeinwesens im Königshof Frohse zusammen, den damals Graf Gunzelin als kaiserliches Lehen innehatte: Erzbischof Giselher von Magdeburg mit seinen Suffraganbischöfen, Herzog Bernhard (von Sachsen), die Markgrafen Liuthar (von der sächsischen Nordmark), Ekkehard (von Meißen) und Gero (II. von der sächsischen Ostmark) und die Großen des Reiches. Als nun Graf Liuthar Ekkehards Absicht bemerkte, sich über sie zu erheben, rief er den Erzbischof und den besseren Teil der Großen zu einer geheimen Besprechung hinaus; hier machte er allen den Vorschlag, sich eidlich zu verpflichten, vor einem nach Werla anberaumten Tage weder gemeinsam noch einzeln einen Herrn und König zu erwählen. Dem stimmten alle zu und verpflichteten sich, nur Ekkehard nicht. Voller Unmut darüber, dass man ihn vorläufig von der Königswürde fernhalten wolle, brach er los: "Was hast du gegen mich, Graf Liuthar?" Und der darauf: "Merkst du es nicht? Dir fehlt das vierte Rad am Wagen!" So wurde die Wahlhandlung unterbrochen, und es bestätigte sich das alte Wort: Eine Nacht Aufschub ist ein Jahr Verzug, das aber heißt Verzögerung bis ans Lebensende. Zur Zeit des Caesars brannten die Slaven das Kloster Hillersleben nieder und verschleppten die Nonnen. An diesem Tage wurden viele der Unseren erschlagen.
53. Nach dieser weiten Abschweifung vom Thema will ich nun endlich zu einer kurzen Schilderung des kaiserlichen Leichenbegängnisses zurückkehren. Bei der Ankunft in Köln nahm Heribert, der Erzbischof dieser Stadt, die Leiche (Kaiser Otto III.) in seine Obhut. Sie wurde am Montag nach Palmarum ins Stift St. Severin überführt, am Dienstag nach St. Pantaleon, am Mittwoch nach St. Gereon. Am Tage des Herrenmahls wurde sie nach St. Peter gebracht, wo die nach kirchlichem Brauch eingelassenen Büßer Ablass empfingen; dann erteilte der Erzbischof der Seele des toten Leibes Vergebung, seine Mitpriester aber forderten zum Gedenken auf, und unter Tränen verrichtete die Gemeinde in Demut ihre Gebete. Am Freitagmorgen wurde die Leiche wieder aufgenommen und am Karsamstag nach Aachen geleitet, am Sonntage (5. April) endlich im Münster der heiligen, allzeit jungfräulichen Maria mitten im Chor beigesetzt. Dank seiner Fürsorge für alle erhoben sich innige Gebete und lautes Weinen. So vermochten die Versammelten das Fest der Auferstehung des Herrn, das Engel und Menschen gemeinsam in Freuden begehen sollen, ob ihrer Hinfälligkeit nicht in würdiger Verehrung zu begehen, denn sie empfanden das Geschehen zugleich als verdiente Strafe Gottes für ihre Sünden. Möge ein jeder, der sich gläubig zu Gott bekennt, unter Tränen Vergebung für dessen Seele erwirken, der sich mit heißestem Verlangen um die Erneuerung unserer Kirche bemüht hat. Er, der ständig bestrebt war, sich der Elenden zu erbarmen, empfange im Lande der Lebendigen die ersehnte Aufnahme in die ewige Gemeinschaft der Frommen und die unzerstörbaren Güter des Herrn.
54. Die Mehrzahl der Großen, die diesem Leichenbegängnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann (von Schwaben) ihres Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung der Königswürde; denn Heinrich, so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen ungeeignet. Die Lombarden aber wählten auf die Nachricht von des Kaisers Hinscheiden, unbesorgt um ihre Zukunft und um den Nutzen rechter Reue, Arduin zu ihrem Könige, der die Kunst des Zerstörens besser verstand als die des Herrschens; das sollte den Anstiftern dieses Vergehens durch Gottes Gericht nachher selbst klar werden. Doch lassen wir das, es ist später zu schildern; jetzt will ich anheben, von ihm zu schreiben, der durch Gottes Gnade und eigene Tüchtigkeit jeden demütigte, der gegen ihn aufstand, und der sie alle zwang, ihm mit gebeugtem Nacken zu huldigen. Er war in der Königsreihe der fünfte, seines Namens der zweite; er (Heinrich II.) sei der Inhalt meines fünften Buches.
(Übersetzung: Werner Trillmich)