Adalbold von Utrecht, Vita Heinrici II imperatoris (Die Lebensbeschreibung Kaiser Heinrichs II.)

Vorrede
Bei der Niederschrift von Taten muss man auf zweierlei achten: dass der Schreiber sich in der Schilderung an die Wahrheit hält und dass der Leser aus der Lektüre Gewinn zieht. Doch kann sich der Schreiber nicht an die Wahrheit halten, wenn er nicht diese vier Dinge entweder völlig vermeidet oder einigermaßen von seinem Geist fernhält: Hass und irdische Liebe, Neid und höllische Schmeichelei.
Hass und Neid nämlich verschweigen die guten Taten entweder gänzlich, eilen erwähnend über sie hinweg oder verdrehen sie verleumderisch. Schlechte Taten hingegen nennen sie, bauschen sie auf und übertreiben sie. Irdische Liebe und höllische Schmeichelei leugnen die schlechten Taten wissentlich oder verbergen sie, indem sie vorgeben, die Wahrheit nicht zu kennen, während sie die guten Taten, um zu gefallen, weitläufig nennen und mehr als recht preisen. So verblasst durch diese vier Dinge die Wahrheit entweder bei den guten oder bei den schlechten Taten und es erstrahlt die Falschheit in überzogener Farbe.
Geistliche Liebe aber, die Freundin der Wahrheit, verhehlt keine schlechten Taten und bauscht gute nicht großartig auf. Sie weiß, dass schlechte Taten oft die Umkehr fördern und gute Taten ihr häufig im Wege stehen, wenn sie zu Überheblichkeit führen. Besser nämlich ist es, dass Unglück den Geist zügelt, als dass Glück ihn vermessen aufbläht.
Der Leser wiederum kann für sich keinen Gewinn erzielen, wenn er nicht sorgfältig begreift und genau unterscheidet, warum Guten Gutes, Bösen Böses, Guten Böses und Bösen Gutes widerfährt.
Warum Guten Gutes zuteil wird, kann man auf zweierlei Weise verstehen: Entweder sie sind so gut, dass sie keiner Prüfung und Reinigung durch die Versuchungen dieser Welt bedürfen, oder sie sind auf eine Weise gut, dass sie, wenn sie durch Versuchungen erschüttert werden, vielleicht durch ihre Einfalt zu Fall gebracht würden. So also werden sie nicht durch den Wandel im Schmutz dieser Welt besudelt oder von Rückschlägen ermüdet. Den Schlechten aber wird Schlechtes zuteil, damit sie durch das, was sie erleiden, zur Umkehr eingeladen werden, oder, wenn sie sich nicht bekehren wollen, einsehen, dass sie sowohl hier wie auch im zukünftigen Leben dazu verurteilt sind, Böses zu erleiden.
Den Guten widerfährt auch einmal Schlechtes ­ nicht weil sie es verdienen, sondern damit ihr Verdienst durch die Qual und ihr Lohn durch den Verdienst wächst. Zuweilen ist dahinter eine leichte Schuld verborgen, für die sie hier leicht gezüchtigt werden, damit sie nicht im Jenseits schlimmer gemartert werden. Sogar Gutes wird den Bösen gewährt, damit sie entweder so die Milde Gottes erkennen und sich von ihrer Verderbtheit bekehren, oder es ihnen zur Schande gereicht, weil sie den Spender des Guten nicht erkennen wollten.
Wir halten das Vorangestellte bei allen Tatenberichten für den Schreiber wie für den Leser für nicht ohne Nutzen. Darüber hinaus wissen wir, und wir hören es sehr oft, dass in allen Schriften das Alte mit Wohlgefallen verehrt und das Neue mit Widerwillen verschmäht wird. Doch das, was wir als alt annehmen, wäre jetzt nicht alt, wäre es nicht zunächst neu gewesen. Daher geht das Neue voraus, damit das Alte folgt. Folglich ist es töricht, zu verschmähen, was vorausgeht, aber anzunehmen, was folgt, und was seine Existenz dem Vorausgegangenen verdankt. Selten nämlich sucht der Dürstende einen Fluss, wenn ihm eine Quelle zur Verfügung steht. Wir sagen dies nicht, damit das Alte verworfen werde, sondern damit Neues angenommen werde. Gilt doch in allen Schriften, wenn es wahr und nützlich ist, Neues und Altes gleichviel.
Es könnte einer einwenden, was denn für ein Nutzen im Lesen von Tatenberichten liege. Dem antworten wir: Wer auch immer die Taten eines andern liest, findet, wenn sie gut sind, etwas, das er nachahmt, und hat, wenn sie schlecht sind, etwas, von dem er abgeschreckt wird. Die Taten eines andern lesen, ist nämlich wie in einen Spiegel blicken. Wenn du in ihm siehst was dir missfällt, berichtige es in dir, wenn du siehst was dir gefällt, ahme es nach.
Genug der Vorrede, es folge der Vorrede Ursache.

(1.) Im Jahr 1002 nach der Fleischwerdung des Herrn in der 15. Indiktion starb der erhabene Kaiser Otto III. in Paterno, einer Burg in der Romagna. Er war zeitlebens ein Mann blühend in der Wohlgestalt des Körpers, maßvoll in der Redlichkeit des Charakters, jugendlich an Jahren, doch an Geistesgröße ein reifer Mann, an Güte bewundernswert. Ich wäre genug begierig, seine Taten aufzuschreiben, wenn ich es aus dem Gedächtnis festhalten könnte oder einen sicheren Berichterstatter hätte. Soviel weiß ich, dass er obwohl er in seinen ersten Lebensjahren sehr viel Kindisches tat, in den letzten Jahren untadelig lebte. Er liebte Gott und liebend fürchtete er ihn. Allen gefiel er, niemandem missfiel er, wenn nicht vielleicht den Treulosen. Denn es ist den Guten eigentümlich, den Schlechten zu missfallen und den Guten zu gefallen.
Schließlich konnten diejenigen, die bei seinem Tode zugegen waren, sehen, auf welche Weise er vorher gelebt hatte. Jeder nämlich, der dabei war, konnte an seiner Hingabe erkennen, dass er nicht starb, sondern zu seinem einzigen Verlangen hinüber ging. Die treue Kreatur eilte willig zum Schöpfer zurück. Sein Sterben, das doch ein Übergang war, bedeutete für alle von rechter Gesinnung außergewöhnliche Trauer und unglaubliche Wehklage.
Der Schmerz wäre sogar unheilbar gewesen, wenn da nach seinem Tod nicht noch Heinrich (IV. von Bayern) gewesen wäre, der ruhmreiche Herzog und der zur Übernahme der Herrschaft tatkräftige Mann. Dieser hatte in jener Zeit das Herzogtum im bayerischen Reich inne, regierte sein Volk in Frieden, verbreitete den Frieden, mehrte das Vermögen der Kirchen und förderte Gesetz und Glaube. Kurz, er lebte im Herzogtum so, dass es allen gefiel, dass er vom Herzogtum zur Königsherrschaft geführt wurde, von der Lehensfahne auf den ererbten Thron hinaufgelangte.
Ererbt sagen wir, weil er von Karl dem Großen väterlicherseits im siebzehnten, mütterlicherseits im sechzehnten Grad abstammte, wie wir von jenen hören, die die Abstammungsverhältnisse zu berechnen wissen. Darüber hinaus waren Otto III., nach dessen Tod er zum König erwählt wurde, und er selbst miteinander im dritten Grade blutsverwandt, denn seine (Heinrichs) Mutter (Gisela) war eine Tochter König Konrads (von Burgund).

(2.) Da er diesen Vorgängern entstammte, wurde er als der geborene Nachfolger erwählt, und alle ersehnten, dass er König würde. Doch auf welche Weise er von denen rechter Gesinnung zur Königsherrschaft eingeladen wurde, auf welche Weise auch der Neid, der Gefährte aller guten Männer, dies durch seine Handlanger zu verhindern suchte, ist weder mir widerwärtig zu sagen, noch für die übrigen überflüssig zu hören.
Wundere dich nicht, dass ich den Neid den Gefährten der Guten nenne, denn wo sich kraftvolle Taten häufen, ist auch der Neid im Überfluss. Wie ein gewisser Philosoph auf die Frage seines Schülers antwortete, auf welche Weise man leben könne, damit man die Nachstellungen der Neider zu vermeiden vermag: Tue nichts gut, nichts kraftvoll, nichts klug, und so weißt du, dass du die Verleumdung der Neider abwenden kannst. Entweder sei also dumm und wende den Neid ab, oder handle klug und ertrage den Neid.

(3.) Nachdem also der überaus ruhmreiche Kaiser Otto (III.) verstorben war, brachten der Kölner Erzbischof (Heribert), die Bischöfe (Notker) von Lüttich, (Siegfried von) Augsburg und (Lambert von) Konstanz, Otto (Herzog von Niederlothringen), Karls Sohn, die Grafen Heinrich (von Luxemburg) und Wichmann (aus Westfalen) und viele andere mehr, die von diesseits der Alpen bei ihm waren, seinen Leichnam treu handelnd unter größten Schwierigkeiten und noch mehr Gefahren über Verona und durch Bayern heim. Ihnen kam der hochedle Herzog mit den bayerischen Bischöfen und Grafen entgegen, übernahm den Körper seines Lehnsherrn und Blutsverwandten mit geziemender Ehrerbietung, empfing das ganze Heer mit der gebührenden Freigebigkeit und führte sie durch sein Gebiet mit der angebrachten Bequemlichkeit.
Schließlich bei Neuburg (an der Donau oder bei Polling) angelangt, trug er selbst den Leichnam des Kaisers auf seinen Schultern in die Stadt und zeigte ein Beispiel der Frömmigkeit und die Pflicht der Menschlichkeit. Er ließ das Heer lagern, damit sie selbst über Nutzen und Tröstung des Reiches beraten und sich auch die von der Länge des Weges erschöpften Pferde erholen könnten. Indem er allen Angesehensten königliche Geschenke machte, verband er sich dort diejenigen durch Freundschaft, die er bald darauf in seinen Dienst nehmen sollte.

(4.) Hierauf kam er mit dem Leichnam (Kaiser Ottos III.) nach Augsburg, ließ in der Basilika der heiligen Afra die Eingeweide des Kaisers neben dem Grab des heiligen Ulrich auf das würdigste bestatten und schenkte für dessen Seelenheil selbiger Kirche hundert Hufen aus seinem erblichen Eigenbesitz. Dort nahm er von den übrigen Abschied und kehrte selbst auf seine Besitzungen zurück.
Der Leib des Kaisers aber wurde ehrenvoll nach Aachen überführt und, wie man bis heute sehen kann, inmitten der Kirche der heiligen Maria beigesetzt, denn diese Kirche schätzte der sehr mildtätige Kaiser auf einzigartige Weise und stattete sie mit einem großen Vermögen aus.

(5.) In jener Zeit waren nach dem großherzigen Herzog Heinrich die Großen im Reich: Bernhard (I.), Herzog in Sachsen, Hermann (II.), Herzog in Schwaben, Dietrich (I.) im Lothringischen Reich, Ekkehard (I.), Markgraf in Thüringen.
Bernhard strebte wie ein Weiser nicht nach der Königsherrschaft, da er wusste, dass Heinrich sie vor allen übrigen zu erlangen vermochte. Der Weise nämlich wird in den Dingen das Verlangen zurückweisen, von denen er weiß, dass sie nicht erfüllt werden können. Auch Dietrich wusste, dass Herzog Heinrich der Erbe im Königtum war, und wollte nichts beginnen, was er nicht zu Ende führen konnte. Hermann aber, ein mächtiger und im übrigen kluger Mann, war in dieser Sache dennoch nicht weise, und glaubte zu vermögen, was sich später für ihn als unmöglich erwies. Ich weiß nicht, ob er Hoffnung hegte, das Königtum zu erringen oder auf einen Aufstand sann, aber Ekkehard wurde im Pöhlde genannten Königshof in der Nacht von seinen Feinden überfallen und starb tapfer kämpfend.
Es blieb der Streit zwischen dem ruhmreichsten Herzog Heinrich und dem mächtigsten Mann Hermann, aber er sollte kurz sein und rasch ein Ende haben. Es war nämlich der eine dem anderen an Adel und Weisheit, an Mitteln und Schönheit des Körpers ungleich.

(6.) Anfang Juni also kam Herzog Heinrich, der zukünftige König, über den Rhein nach Worms, nachdem er aus Bayern und dem östlichen Franken eine nicht unbedeutende Schar gesammelt hatte. Dort wollte er übersetzen und nach Mainz ziehen, um die Königsweihe zu erhalten. Doch Herzog Hermann (II.) sammelte die Schwaben und einige Franken und Elsässer und eilte nach Worms, um den Übergang zu verwehren und erlaubte dort nicht einem einzigen überzusetzen. Und leicht konnte Widerstand leisten, wer den Rhein als Helfer hatte.
Bei Herzog Heinrich waren aber bedeutende und sehr weise Männer: der Erzbischof (Willigis) von Mainz, der Erzbischof (Hartwig) von Salzburg, der Bischof (Albuin) von Brixen, der Bischof (Heinrich) von Würzburg, der Bischof (Gebhard) von Regensburg, der Bischof (Werner) von Straßburg, der Bischof (Christian) von Passau, der Bischof (Gottschalk) von Freising, der Abt (Erkanbald) von Fulda, weitere Äbte und viele Grafen. Nachdem der Herzog mit diesen Rat gehalten hatte, täuschte er die Rückkehr nach Bayern vor und kam, als hätte er den Übergang aufgegeben, nach Lorsch. Von dort eilte er nach Mainz und setzte ungehindert über. Dort wurde er am 6.Juni (1002) zum König erwählt, ausgerufen, geweiht und gekrönt. Dort kamen Franken und Oberlothringer zusammen, huldigten dem König und erwiesen seiner Majestät die gebührende Ehre.

(7.) Nachdem man also die Tage seiner Einsetzung gefeiert und er alle, die kamen, in seinen Dienst genommen hatte, überschritt der König den Rhein wieder und strebte mit einer sehr großen Schar durch das östliche Franken nach Schwaben, damit Hermann (Herzog von Schwaben), wenn er von der Verwüstung seines Gebietes hörte, von seinem begonnenen Aufstand abließe und sein Haupt wie die übrigen vor der königlichen Majestät beuge. In Schwaben also blieb der König viele Tage und verwüstete, ob er wollte oder nicht, das Land.
Doch erzürnt über den Bischof (Werner) von Straßburg, weil er weise gehandelt und den besseren Teil gewählt hatte, eilte Hermann in seinem Starrsinn und frechem Hochmut verbunden mit seinem Schwiegersohn Konrad nach Straßburg. Und da die Gefolgsleute des Bischofs nicht treu widerstanden, brach er die Stadtmauern, begann ein maßloses Rauben, trat mit Gewalt in die Kirche und tat ihr auf gottlose Weise Gewalt an.

(8.) Inzwischen feierte der König, der in Schwaben war, auf der Reichenau die Geburt des heiligen Johannes (24. Juni), fürchtete niemanden und trat machtvoll auf.
Als ihm nun gemeldet wurde, dass Hermann (Herzog von Schwaben) angreifen und den Streit endgültig durch den Kampf beenden wolle, gefiel dem König diese Entscheidung: Er brach von der Reichenau auf und gelangte zu weitausgedehnten und für den Kampf geeigneten Wiesen. Dort erwartete er das Kommen des Herzogs, weigerte sich nicht, das Urteil der Schlacht anzunehmen, und feierte das Apostelfest (29. Juni).
Doch nach vernünftigem Ratschluss verzichtete Hermann darauf, dem König entgegenzuziehen. Er glaubte, dass es für ihn und die Seinen vernünftiger sei, sich zu verbergen als anzugreifen. Dem so bereitstehenden König gaben darauf einige unvorsichtigen Geistes den Rat, nach Konstanz zu gehen und dort Hermann heimzuzahlen, was er sich in Straßburg verdient hatte. Die Bischöfe (Ulrich) von Chur und (Lambert von) Konstanz waren nämlich bei Hermann, weniger weil sie ihn von Herzen zum König wählten, sondern vielmehr seine Nachbarschaft fürchteten und am Ausgang des Streites zweifelten.
Doch der König, umsichtig und ohne Sorge um die Herrschaft über diese Stadt, antwortete leichthin und lächelnd: "Es sei ferne, dass wir die Rache für die Verderbtheit Hermanns gegen jenen kehren, von dem mir die Krone des Reiches verliehen ist. Leicht werde ich meinen Schaden, wenn ich für Straßburg Konstanz verwüste, nicht mindern sondern verdoppeln. Darüber hinaus erwirbt der die Herrschaft schlecht, der bei ihrer Erlangung an seiner Seele Schaden nimmt. Gott hat mich nicht gekrönt, um den Kirchen Gewalt anzutun, sondern um jene, die ihnen Gewalt antun, zu bestrafen."
Lange also wartete er auf den Wiesen und als er zuletzt wusste, dass der Herzog nicht kommen würde, brach er von dort auf und begann, durch Schwaben zu ziehen und überall die Höfe des Herzogs zu verwüsten. Endlich wurde die Klage der Armen überlaut und gelangte bis an die Ohren des Königs. Das konnte der König nicht lange ertragen, da er wusste, dass jene nicht die Schuld an der Hartherzigkeit des Herzogs trugen und sie deswegen mehr als recht gelitten hatten. Aus Frömmigkeit zog er sich deshalb aus Schwaben zurück und kam in das von ihm auf einzigartige Weise geschätzte Frankenland, sicher, dass der Herzog, ob er wollte oder nicht, den Nacken beugen und das Joch irgendwann tragen musste.

(9.) Man darf, wie ich meine, nicht übergehen, dass, bevor der König von Schwaben wegzog, Heinrich (von Schweinfurt), der Sohn Bertholds, den er zu seiner Zeit als Herzog reicher als alle Grafen seines Reiches bedacht hatte, die besten Gesandten, die er in selbigem Heer auswählen konnte, zu ihm schickte. Unbesonnen bat er, ihm das Herzogtum Bayern zu übertragen.
Aber auf die unbesonnene Frage folgte eine besonnene Antwort und der eiligen Bitte stellte man eine wohlerwogene Überlegung gegenüber. Nachdem er die Gesandtschaft nämlich geduldig angehört hatte, sagte er: "Die, die ich immer unter allen Völkern bevorzugt behandelt und immer mit der ganzen Zuneigung meines Geistes geliebt habe, die will ich nach erlangter Königsweihe weder in ihrem Recht schädigen, noch werde ich dies dulden, solange ich lebe. Sie haben ihr Recht und besitzen nach dem Recht die Macht, einen Herzog zu wählen. Dieses Recht werde ich nicht brechen und wer immer es zu brechen versucht, wird mich zum Feind haben. Auch auf diesem Heerzug haben sie es kaum verdient, dass ich ihnen irgendeinen beliebigen ohne ihre Wahl zuweise. Mir leisten sie bisher bei ungewissem Ende Gefolgschaft, und gerade ich soll sie gegen ihren Willen einem beliebigen Sterblichen übergeben?
Er möge warten, bis sie nach Bayern zurückkehren. Dort werde ich jenen wählen und ernennen, wenn sie ihn wählen, wenn sie ihn ablehnen, werde ich ablehnen. Ich meine auch nicht, dass er so unvernünftig ist, dass er seine Ehre durch meine Unehre zu mehren sucht."
Nachdem er eine solche Antwort erhalten hatte, empfing Heinrich (von Schweinfurt) den Funken des Aufstandes, den er nach einem Jahr begann ­ zu seinem Schmerz, wie sich zeigen sollte.

(10.) Der König blieb also nur wenige Tage in Franken und ging dann nach Thüringen. Dort kam ihm unverzüglich Wilhelm (von Weimar), der Anführer der Thüringer, mit den übrigen entgegen und huldigte dem König.
Der König zog von dort nach Sachsen weiter und kam nach Merseburg. Bernhard (I.), Herzog der Sachsen, Boleslaw (Chrobry), Herzog der Slaven, Erzbischof Liawizo von Bremen, Bischof Bernward von Hildesheim, Bischof Rather von Paderborn, Bischof Arnulf von Halberstadt, weitere Bischöfe von Sachsen und zahlreiche Grafen erschienen am Fest des heiligen Jakob (25. Juli) vor dem König, empfingen ihn mit der Akklamation, bekundeten ihre Zustimmung und huldigten dem Ausgelobten der Reihe nach einzeln, versprachen nach dem Handgang ihre Treue durch den Eid, krönten den König nach dem Treueversprechen, hoben den Gekrönten auf den Königsthron und ehrten den Erhobenen mit der gebührenden Beglückwünschung.

(11.) Nachdem dies beflissentlich ausgeführt worden war, schied Boleslaw (Chrobry). Von diesem Tag an, an dem er Treue versprochen und das Versprechen durch Eid bekräftigt hatte, begann er auf Verkehrtes zu sinnen und das Ersonnene, wo er konnte, ins Werk zu setzen. Nachdem sie eine wechselseitige Unterredung abgehalten hatten, begann nämlich er selbst und Heinrich (von Schweinfurt), der eine mit den giftigen Plänen des anderen in Berührung gebracht, was zu beider Schande schlecht endete.

(12.) Inzwischen traf der von Sachsen in das Lothringische Reich eilende König in Grone seine Gemahlin, die Frau Kunigunde, die dem Namen nach schon Königin war und es bald tatsächlich werden sollte. Nach Paderborn gekommen, wurde sie dann am Fest des heiligen Laurentius (10. August) ausgerufen, geweiht, gekrönt und so 'Kunigunde' zur 'Cuninga' gemacht, was man lateinisch als 'die königliche wird zur Königin' übersetzen kann.
Aber wie es niemals heiteren Himmel gibt, dem nicht Wolken folgen, so gibt es selten Freude, die nicht von Widrigkeit begleitet wird. Denn obgleich bei der Weihe der Königin alle jubelten, begannen die Bayern, die die Sitte haben, auf fremdem Gebiet zu wollen, was sie auf eigenem nicht wollen, rings um die Stadt Feldfrüchte zu sammeln und die Bauern, die das ihre verteidigen wollten, in nicht zu rechtfertigender Weise zu behandeln. Diese Sache erregte die Einheimischen, ermunterte sie noch stärker zum Widerstand.
Also strömten in steigender Anspannung die Angehörigen des königlichen Haushalts und Einheimische zusammen, liefen herbei und trafen aufeinander. Es entstand ein ernster Kampf. Von den Bediensteten des Königs wurde ein junger Mann getötet, der Bruder des Herrn Egilbert, der in dieser Zeit Kanzler war und später Bischof von Freising wurde. Wegen seines Todes waren alle Getreuen des Königs erregt und begannen, die Bürger schwer zu verfolgen und ihre Verfolgung gnadenlos zu betreiben. Und wenn sie nicht durch königliche Macht zurückgehalten worden wären, wären alle bis zur Vernichtung verfolgt worden.
Als schließlich der Aufruhr mit größter Schwierigkeit beruhigt und jene gezüchtigt worden waren, deren Dummheit die Ursache des Zwiespaltes war, eilte der König nach Duisburg und erwartete dort das Kommen der Lothringer. Zuerst erschienen die Bischöfe von Lüttich und Cambrai, die nicht an der Klugheit des Königs zweifelten und von seiner Treue überzeugt waren. Es erschien auch der Kölner Erzbischof (Heribert), doch je reicher, desto widerwilliger. Darüber hinaus war die Annahme der Krönung und Weihe in Mainz ein Grund der Verzögerung. Sie huldigten zugleich dem König, versprachen Treue und besiegelten das Versprechen durch Eid.
Mit ihnen kam der König nach Aachen, wo die übrigen Lothringer zusammengekommen waren, und an Maria Geburt (8. September) wurde er erwählt, beifällig aufgenommen, auf den königlichen Stuhl gehoben, gepriesen. Doch unter diesem Lobpreis erhoben einige freudig die Hände, andere vergossen Tränen. Die Weinenden betrauerten nämlich, dass sie Otto (III.) verloren hatten und erkannten nicht, dass sie Heinrich gewonnen hatten.

(13.) So also kehrte der König, in den einzelnen Reichen seines Vorgängers, abgesehen von Italien und Schwaben, anerkannt und von allen bestätigt nach Franken zurück, um dort nach dem Verstreichen der Winterkälte, als der Frühling die angenehme Witterung zurückbrachte, ein Heer nach Schwaben zu führen und Hermann, der die Ratschläge der Klugen nicht befolgen wollte, durch verschiedene Verwüstungen das Joch dulden zu lehren.
Doch Hermann, der durch das Befolgen der Ratschläge junger Männer und das Festhalten an einer vergeblichen Hoffnung nicht mehr er selbst gewesen war, fasste sich wieder und kam dem König am Fest des heiligen Remigius (1. Oktober) bei Bruchsal entgegen. Er wusste, dass es besser ist, Schaden zu verhüten als im Nachhinein zu bereuen. Also erschien er barfüßig mit treuen Vermittlern vor dem König, bat um Verzeihung für die schlimmen Vergehen und um die Huld, seine Güter als königliches Geschenk besitzen zu dürfen. Um dies zu erreichen, beugte er sogar die Knie bis zum Boden.
Auf der Stelle wurde er gnädig wiederaufgenommen und ihm zugestanden, worum er in aller Demut bat. Endlich wurde die Anordnung mit solchen Bedingungen verknüpft, die für ihn, obwohl gegenwärtig hart, später dennoch heilsam waren. Er war nämlich mit der Bestimmung in seine Huld wiederaufgenommen worden, dass er die von ihm geschädigte Straßburger Kirche in ihrem vorherigen Zustand wiederherstellte. Dies wies er nicht zurück, sondern auf Befehl und Rat des Königs übergab er besagter Kirche zur Wiedergutmachung des von ihm angerichteten Schadens die Abtei Sankt Stephan. Nach der Bekräftigung dieser Bedingung huldigte er mit Hand und Eid dem König und freute sich, dass er so den schlecht begonnenen Streit beendete.

(14.) Nachdem dies (die Unterwerfung Herzog Hermanns von Schwaben) zum Abschluss gekommen war, beschloss der König, nach seinem Stammland Bayern zurückzukehren, da er die neuen Getreuen nicht so häufig besuchen wollte, dass er die alten zurücksetzte. In Regensburg feierte er also den Festtag des heiligen Martin (11. November), verlieh einem gewissen Slaven Blademar (Vladivoj) das Herzogtum Böhmen und, damit er für die übrigen leichter annehmbar würde, ehrte ihn mehr als recht mit Worten und Gaben.
Er blieb also sehr viele Tage (mindestens bis zum 24. November) in Bayern, verschaffte denen, die Recht forderten, Gerechtigkeit und erwies denen, die ihn besuchen kamen, Ehre, so wie es der Würde eines jeden entsprach.

(15.) In Italien herrschte zu dieser Zeit ein gewisser Bischofsmörder namens Arduin - doch herrschte er nicht, sondern diente den in ihm herrschenden Lastern. Als sie nämlich vom Tod Kaiser Ottos (III.) hörten, wählten diesen die Langobarden, blind, taub und unbekümmert um die Zukunft, und krönten ihn (am 15. Februar 1002) der Buße entgegeneilend zu ihrem König. Als Sklave herrschte er damals wie gesagt, und da er das Kommen König Heinrichs immer erwartete, sicherte er die Zugänge zur Lombardei, die die Einheimischen die 'Klausen' nennen, durch eine hinreichende Obhut.
Er achtete die Bischöfe, die bei seiner Wahl vor allen übrigen hitzig und voll Verlangen gewesen waren, wie Ochsenknechte und behandelte sie wie Schweinehirten, was wahrlich geradezu ein Gottesurteil war. Eines Tages nämlich ließ er den Bischof (Adalbero) von Brescia zu sich kommen und wollte, ich weiß nicht worüber, verhandeln. Als ihm er diese Verhandlung zu missfallen begann, riss er ihn an den Haaren und warf ihn wie den übelsten Ochsenknecht völlig zu Boden.
Mit den Älteren besprach er nichts, mit den Jüngeren ordnete er alles. Was noch am schlimmsten war: Unter ihm herrschten Sünder, Gewalttätige und Plünderer, die Gesetzestreuen und Gottesfürchtigen wurden unterdrückt. Begehrlichkeit war bei ihm Ratgeber, der Geiz Kämmerer, das Geld Herrin und Königin. Mit diesem Hofstaat führte er ein unrechtmäßiges Szepter. Nicht um sie zu regieren hatte er die Lombardei inne, sondern um sie in Unordnung zu stürzen.
Daher reute sie seine Krönung, und die einen schickten Gesandten, die anderen Briefe an König Heinrich. Sie drängten mit demütigen Bitten, dass er dem einer sehr schweren Last unterworfenen Land zu Hilfe komme. Sie trugen sogar auf, dass er ihnen, wenn er selbst auch durch andere Geschäfte zurückgehalten werde, wenigstens irgendeinen seiner Fürsten mit einer geringen Zahl hinüberschicke. Einige äußerten einen derartigen Wunsch ausdrücklich, andere verborgen. Freilich blieben Markgraf Thedald (von Tuszien), der Erzbischof (Friedrich) von Ravenna, die Bischöfe (Warinus) von Modena, (Otbert von) Verona und (Leo von) Vercelli offen in der Treue zu König Heinrich. Aber der Erzbischof (Arnulf II.) von Mailand und die Bischöfe (Odelrich) von Cremona, (Siegfried von) Piacenza, (Wido von) Pavia, (Adalbero von) Brescia und (Petrus von) Como offenbarten nicht, was sie wollten. Alle gemeinsam ersehnten sie dennoch Heinrich als König und luden ihn durch Bittgesuche mittels Gesandten und Briefen ein.

(16.) Endlich wurde Herzog Otto von Kärnten, der auch die Grafschaft Verona innehatte, vom König ausgewählt, um die Bitte der Langobarden zu erfüllen, und wegen des Vertrauens in die obengenannten Namen mit einer geringen Zahl nach Italien befohlen. Ihm wurde noch Otto (von Hammerstein), der Sohn (Graf) Heriberts, zusammen mit Ernst , dem Sohn des Markgrafen Leopold, beigegeben. Im Gebirge, das Bayern und Kärnten von Italien trennt, kamen sie jenseits des Brenta genannten Flusses zusammen. Mit kleinem Gefolge kamen ihnen die Kärntner und Friauler entgegen, gleich als ob sie Vertrauen in die Versprechungen der Italiener hätten und nicht an Kampf dächten.
Inzwischen versammelte der Erzbischof (Friedrich) von Ravenna und Markgraf Thedald (von Tuszien) mit weiteren erklärten Getreuen König Heinrichs die Ihren, wollten den Deutschen entgegengehen und sie sicher nach Italien geleiten. Arduin, der dies vorhersah, eilte mit einer großen Schar nach Verona, um sowohl dort den Italienern, die den Deutschen zu Hilfe eilten, den Weg abzuschneiden als auch die Klausen, die der Bischof von Verona innehatte, zu erobern. Dies tat er auch.

(17.) Nachdem er die Klausen erobert hatte und hörte, dass die Deutschen in der Trienter Ebene zusammenkämen, eilte er mit all den Seinen dorthin. Doch als er die Deutschen dort nicht antraf, zog er sich in das Umland von Verona zurück und feierte dort in einer kleinen Burg die Geburt des Herrn. Doch sollte man die Feier durch einen derartigen Menschen richtiger einen Missbrauch der Feier nennen.
Inzwischen kamen die Deutschen bei einem Berg an, der aus mir unbekanntem Grund 'Ungarnberg' (im Brentatal/Val Sugana) genannt wird, und da sie wussten, dass Arduin die Klausen bereits besetzt hatte, schickten sie selbst Arduin ihre Gesandten und baten, entweder zu weichen, bis sie hinübergestiegen wären, oder selbst zu kommen, wenn sie wichen. Nachdem Arduin die Gesandtschaft gehört hatte, wandte er sich zu betrügerischer Täuschung und sagte: "Bleibt die Nacht bei uns. Bei Tagesanbruch können wir euch antworten, nachdem wir mit unseren Getreuen beraten haben."
Die Gesandten also erkannten den Hinterhalt nicht. Er selbst lief die ganze Nacht hindurch in seinem Lager umher und mahnte, dass man bei Tagesanbruch zum Angriff auf die Deutschen bereit sei. Als bei Tageslicht die Gesandten kamen, um Antwort zu erhalten, sahen sie die Langobarden alle gewappnet und bereit zum Gefecht. Sie fragten Arduin, was dies bedeuten solle. Jener spie ihnen seinen ruchlosen Plan entgegen und sprach: "Vielleicht kommt euer Bericht zur gleichen Zeit."
Hierauf rückte er mit dem Heer vor und gelangte mitten am Tag zum Ungarnberg. Man schätzte aber sein Heer auf 1015 Männer. Deutsche aber waren es kaum fünfhundert und diese waren teilweise auf Proviantbeschaffung verstreut, teilweise zur Überwachung der Straßen ausgesandt. Als sie das Kommen Arduins bemerkten, bewaffneten sie sich rasch und machten sich, wie sie gerade konnten, zum Widerstand bereit. Sie wählten den Ruf der Tapferkeit und stellten das Leben hintan.
Inzwischen kam Arduin mit den Langobarden über sie. Otto (von Worms) ging ihm mit den Deutschen entgegen. Sie trafen aufeinander, kämpften, und auf beiden Seiten gab es ein überaus schweres Gemetzel. Und fast hätten die Deutschen, obwohl äußerst wenige, gesiegt, wenn es nicht die Flucht Ottos, des Bruders des Regensburger Bischofs, verhindert hätte. Durch seine Flucht nämlich wurden die Reihen der Deutschen vermindert und, erneut von vielen angegriffen, wurden sie besiegt. Der Sieg gehörte schließlich den Langobarden, doch sehr viele der Ihren hatte man erschlagen. Wenn die Deutschen damals auch schmachvoll umkehrten, so sollten sie doch irgendwann einmal Vergeltung üben.

(18.) Inzwischen feierte der von Bayern nach Franken zurückgekehrte König in Frankfurt die Geburt des Herrn, empfing zahlreiche Gesandtschaften und entließ die Gesandten mit würdigen Geschenken und Antworten. Sogar Hermann, obschon vorher nicht imstande, das Joch zu dulden, war bei jener Feier zugegen und war der königlichen Majestät wie es sich geziemt in allem gehorsam.

(19.) Im Jahr 1003 nach der Fleischwerdung des Herrn in der 1. Indiktion beschloss König Heinrich, in den von ihm zuvor noch nie betretenen Moselgau zu ziehen, da er wusste, dass ein Gebiet, das der König nicht besucht, sehr oft von Klagen und Seufzern der Armen überfließt.
Er kam also nach Diedenhofen und hielt dort mit allen Oberlothringern eine allgemeine Versammlung. Die Herzöge Hermann (von Schwaben) und Dietrich (von Oberlothringen), die Verteidiger und Helfer des Gesetzes hätten sein sollen, griffen es auf dieser Versammlung selbstbewusst an, wollten es sogar besiegen. Doch der König erkannte dies und wie er sie so hartnäckig gegen die Gerechtigkeit sah, bestand er um so dringender auf ihr, und wer auch immer gegen jene Herzöge klagte, den stellte er durch Anwendung des Gesetzes zufrieden. Endlich befahl er zwischen mehreren Klagen, eine Mulsburg genannte Burg des Herzogs, die den Bewohnern des Gaues nachweislich schadete, niederzureißen. Er mahnte mit einer sehr machtvollen Bekräftigung, dass sie nicht wiedererrichtet werden sollte.

(20.) Nachdem er machtvoll die Versammlung abgehalten hatte, beschloss er nach Aachen zu gehen, um dort das Jahrgedächtnis des Kaisers (Otto III.) mit der gebührenden Hingabe zu begehen und auch die ihm zuströmenden Lothringer zum Nutzen des Reiches und in der Treue zu ihm zu bestärken. Zwischenzeitlich traf ihn eine sehr ernste Krankheit, und er wurde daran gemahnt, dass er, obwohl König, doch ein Mensch war.
Die begonnene Reise führte er dennoch zu Ende, bis er nach Aachen kam. Nachdem dort das Gedenken seines Blutsverwandten und Lehnsherrn mit größter Hingabe gefeiert worden war, ging er, da er vieles über die Heiligkeit des heiligen Servatius hörte, nach Maastricht, um die Fürsprache der dort ruhenden Heiligen für sich zu erflehen und für den Gottesdienst den Ort und das Leben der Kanoniker zu ordnen.
Dort hörte er zuerst vom Verlauf des Krieges zwischen den Italienern und den Deutschen. Und wie es sich für einen Weisen gehört, trug er es mit Gleichmut. Er wusste, dass weder der Himmel immer heiter sein kann, noch den Menschen die Dinge ohne Unterlass glücken.

(21.) Von dort kam er, da er die Verdienste des heiligen Lambert nicht geringschätzte, nach Lüttich. Dort erlitt er eine sehr schwere Kolik, eine ihm von seinen Vorfahren vererbte Krankheit. Und er, der durch die königliche Macht über gewöhnliche menschliche Gebrechlichkeit herausgehoben wurde, wurde durch die körperliche Beschwernis in väterlicher Züchtigung niedergedrückt.
Er kehrte wieder nach Aachen zurück und feierte Maria Lichtmess (2. Februar) mit festlichster Hingabe. Nachdem er die Lothringer entlassen hatte, brach er auf und kam nach Nimwegen. Dort blieb er die meisten Tage der Fastenzeit, Gott das gebend, was Gott gehört, und den Menschen das, was ihnen zukommt.

(22.) Inzwischen starb Herzog Blademar (Vladivoj) von Böhmen, und Boleslaw (Chrobry) trachtete danach, das Gift der Treulosigkeit, das er aus der Quelle der eigenen Ruchlosigkeit getrunken hatte, gegen den König gewandt auszuspeien. Denn er bemächtigte sich Prags, das das Haupt Böhmens ist, mit den Täuschungen des Geldes, falschen Versprechungen und den listigsten Betrügereien. Auch die zwischen Sachsen und Polen gelegene Mark Milzen unterwarf er seinem Unglück durch Hinterlist, in der er sehr gelehrt war.
Als dies dem König gemeldet wurde, wurde er nicht entflammt, nicht verärgert, nicht durch rasche Regungen zur Rache beseelt. Er wusste, dass Zorn und Hast immer Feinde des Rates sind. Doch die Kenntnis vom genannten Überfall verbergend, wies er ihn durch weise und beredte Gesandte an, er solle sich seines, ohne Fürsten kürzlich als Witwe zurückgelassenen Gebietes nicht bemächtigen; doch könne er es, wenn er wolle, mit seiner Huld und als freiwillige Gabe erwerben. Als Boleslaw diese Botschaft hörte, verschmähte der Glücklose das entgegenkommende Angebot und sollte dafür dereinst harte Schläge erdulden. Auch Heinrich (von Schweinfurt) war bei ihm und grub den Brunnen des Aufstandes, aus dem er treulos das Wasser der Verwirrung trinken sollte und legte auch die Schlingen, in denen er zu Fall kommen sollte.
Am Ende der Fastenzeit feierte der König in Quedlinburg Ostern (28. März 1003), und weise leugnete er die Gewalttat Boleslaws, obwohl er sie kannte. Otto (von Worms) und auch Ernst, die ihm vom italienischen Gefecht aus entgegenkamen, ehrte er für die empfangenen Wunden und für die Schmach der unumgänglichen Flucht mit königlichen Geschenken und brachte durch den gebührenden Trost Linderung. Er empfing auch die aus freien Stücken gekommenen Liutizen, die bis dahin den Sachsen stets feindlich gesonnen waren, und machte sie sich mit klugem Wohlwollen zu seinen Allergetreusten.

(Übersetzung: Markus Schütz)