(Heinrich nimmt die bischöfliche Kirche zu Brandenburg in seinen Schutz und verleiht dem Bischof Wigo und seinen Nachfolgern dieselbe Freiheit in der Wahl der Vögte, welche die sächsischen Bischöfe haben, sowie das freie Verfügungsrecht über die Zehnten des Bistums. Oschersleben 1010 Oktober 27.)
Das Bistum Brandenburg war 948 durch Kaiser Otto I. wahrscheinlich gleichzeitig mit Havelberg gegründet und zunächst dem Erzbistum Mainz, dann Magdeburg (968) unterstellt worden. Der Bischofssitz, erbaut an der Stelle einer ehemaligen Slavenburg auf einer Havelinsel, konnte sich bis zum großen Slavenaufstand 983 halten. Nach der Eroberung durch die heidnischen Liutizen blieb der Ort sehr lange Zeit zwischen Deutschen und Slaven umkämpft und erlebte erst im 12. Jahrhundert unter den Askaniern eine Konsolidierungsphase.
Von den unter Otto I. gegründeten Bistümern im Osten des Reiches konnten sich nur zwei eines weitergehenden Interesses Heinrichs II. erfreuen: Magdeburg und Merseburg. Besonders letzteres erfuhr die Fürsorge des Königs, der 1004 für die Wiederherstellung des unter Kaiser Otto II. aufgehobenen Bistums sorgte und es im Verlauf der Jahre immer wieder beschenkte. Auch Magdeburg, wo Heinrich im selben Jahr seinen Vertrauten Tagino als Erzbischof durchgesetzt hatte, erhielt etliche Auszeichnungen. Der Bischof von Brandenburg hingegen musste sich mit der vorliegenden Urkunde begnügen: Am 27. Oktober 1010 nahm Heinrich die bischöfliche Kirche zu Brandenburg in seinen Schutz, verlieh Bischof Wigo und seinen Nachfolgern dieselbe Freiheit bei der Wahl der Vögte, wie sie die Bischöfe in Sachsen genossen, und übertrug ihr das freie Verfügungsrecht über die Zehnten des Bistums. Dass Heinrich II. sich darüber hinaus nicht sonderlich um die Brandenburger Belange kümmerte, hängt sicherlich auch mit seiner Ostpolitik zusammen. Andauernde Konflikt mit Teilen des ostsächsischen Adels, Kriege mit Boleslaw Chrobry von Polen, ein heftig kritisiertes Bündnis mit den heidnischen Liutizen und seine Verbundenheit mit dem böhmischen Herrscherhaus banden bereits einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit und seiner Ressourcen.
(Tania Brüsch)