Leo war wahrscheinlich lombardischer Herkunft. Er war umfassend gebildet und besaß hervorragende Rechtskenntnisse. 996 wurde er von Kaiser Otto III. in die Hofkapelle aufgenommen und bald darauf als Bischof von Vercelli eingesetzt (998/99-1026). Schon bevor Arduin im Februar 1002 als Nachfolger Ottos III. in Italien gekrönt wurde, hatte sich eine Opposition gegen ihn entwickelt. Ihr gehörten die Bischöfe Reichsitaliens an. Der Streit ging um die Frage, ob die Bischöfe die verliehene Güter ihrer Vasallen bei deren Tod einziehen dürften. Otto III. hatte diese Frage auf einer Synode im September 998 noch bejaht. Da Arduin wie auch seine Anhänger die Regelung ablehnten, weil sie für ihre Erben und Nachfolger große Unsicherheit bedeutete, gerieten die betroffenen Bischöfe mit Arduins Krönung zum König unter erheblichen Druck. Sie ahnten, was geschehen würde, und handelten rasch. Eine Delegation wurde zu dem König gesandt, der nördlich der Alpen zum Nachfolger Ottos erhoben worden war und von dem man sich erhoffte, dass er in Italien Arduin sehr bald in seine Schranken weisen würde. Die Abordnung zog unter der Führung Leos von Vercelli über die Alpen.
Als Leo Heinrich II. wahrscheinlich während dessen Novemberaufenthaltes 1002 in Regensburg aufsuchte, überreichte er ihm das Gedicht, das unter dem Namen "Versus de Ottone et Heinrico" bekannt ist; es ist nicht ausgeschlossen, dass er selbst es am Hof vorgetragen hat. Im ersten Teil wird Kaiser Otto III. gepriesen und sein Tod beklagt. Die Welt wäre im Chaos versunken, wenn da nicht Heinrich II. als Nachfolger gewesen wäre. In panegyrischer Weise beschreibt er Heinrich und sein Königtum. Dabei zeigt er sich recht gut informiert, wenn er auf die Verankerung Heinrichs in seinem (ehemaligen) Herzogtum Bayern hinweist, wenn er Bayern "triumphieren" lässt, während die anderen Teile des Reiches sich fügen müssen. Dass Leo nicht allein einen Lobpreis im Sinne hatte, sondern handfeste politische Ziele verfolgte, offenbaren die letzten Strophen. Leo bittet Heinrich II., seinen ärgsten Gegner Arduin zu bekämpfen. Mit den letzten Versen erklärt er diese Unterstützung zur Vorbedingung für das zuvor gesungene Herrscherlob: Heinrich kann nur dann ein guter Herrscher sein, wenn er seine Untergebenen darunter Bischof Leo beschützt und fördert.
(Tania Brüsch)