(...)
Das Jahr 985.
Die Sachsen fielen im Slavenland ein; zu ihrer Unterstützung kam Mieszko (II. von Polen) mit einem großen Heer. Jenes ganze Land verwüsteten sie mit Brennen und Morden.
In der Zwischenzeit aber kam jener besagte Heinrich (der Zänker) aus göttlicher Eingebung wieder zu sich und bedachte beunruhigt mehr als einmal bei sich, was er getan hatte, um wieviel er sich mehr als billig und ehrenvoll erhoben hatte und aus welcher Höhe er herabgestürzt war; und als er sah, dass er sich nach dem wahrheitskündenden Wort des Evangeliums durch seine eigene Überhebung erniedrigt hatte, wurde er vom Bewusstsein der Schande getroffen und von der Reue über seine Schuld gepeinigt. Als der unmündige König (rex infans) Otto III. nach Frankfurt kam, kam er auch selbst dorthin und demütigte sich zurecht, um der Strafe für seine ungerechte Erhebung (= Hochmut, Stolz) zu entgehen. Er errötete nicht, sich dem königlichen Knäblein (rex puerulus), den er als Waisen gefangengenommen und nach dessen Königsherrschaft er tyrannisch gegriffen hatte, zu übergeben, (und zwar) in Anwesenheit der kaiserlichen Damen (dominae imperiales), Großmutter (Adelheid), Mutter (Theophanu) und Tante (Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg) selbigen unmündigen Königs, bei denen die Sorge für das Reich lag, demütig gekleidet und demütig handelnd im Angesicht des gesamten Volkes, seine beiden Hände ineinandergefaltet als Gefolgsmann (miles) und einer, der auch in Zukunft in wahrer Treue für ihn kämpfen werde (militaturus), sich nichts ausbedingend außer dem Leben, nichts erflehend außer Gnade und Huld (gratia).
Die Damen aber, deren Sorge, wie gesagt, das Reich und den unmündigen König lenkte, beglückwünschten sich sehr zu der unterwürfigen Ergebung eines so großen Mannes. Da es Gewohnheit der Frommen ist, nicht nur Gutes nicht mit Schlechtem zu vergelten, sondern sogar Schlechtes mit Gutem, nahmen sie ihn mit der gebührenden Ehre auf, gewährten ihm treue Gnade und Huld, erhoben ihn ebenfalls zu herzoglicher Würde und ehrten ihn fortan nicht nur als (irgendeinen) ihrer Freunde, sondern sogar, wie es das Recht der Verwandtschaft forderte, als einen ihrer engsten Freunde und mit der ihm geschuldeten Zuneigung und Hochschätzung.
Die vortrefflichen Markgrafen Dietrich und Rikdag starben.
(...)
Das Jahr 1000.
Als er nach kurzer Zeit von deren (=Kaiserin Adelheid) Tod erfuhr, wurde der erhabene Kaiser (Otto III.) von einem unglaublichen Übermaß des Schmerzes erfasst. Als er nämlich erkannte, dass die heilige Kirche Gottes durch den aufeinanderfolgenden Zusammenbruch dreier Säulen, auf deren wunderbare Festigkeit gestützt sie bislang unerschütterlich gestanden hatte, nämlich durch das Dahinscheiden des apostolischen Herrn (d.h. des Papstes), seiner vorgenannten Großmutter, der Kaiserin, und seiner kaiserlichen Tante, der Äbtissin Mathilde (von Quedlinburg), ins Wanken geriet und sich nur noch auf ihn allein stützen konnte, wurde er vom Gewicht der Sorgen niedergedrückt.
Nachdem er das, was dort (d.h. in Rom) in kirchlichen und weltlichen Dingen zu tun war, ordnungsgemäß geregelt hatte, beschloss er, sein vereinsamtes Vaterland gleichsam als Trostbringer im Eilmarsch zu besuchen; diesen Entschluss setzte er äußerst rasch in die Tat um, und nicht wenige aus dem römischen Adel (senatus) brachen mit ihm zusammen auf. Als er die Schwierigkeiten des Alpenübergangs überwunden hatte, eilten ihm, kaum dass er einen Fuß auf das diesseitige Gebiet hatte setzen können, ganz Lothringen (Gallia), Franken und Schwaben in Scharen in einem Heereszug zu Pferd und zu Fuß entgegen. Auch die kaiserlichen Damen, seine beiden Schwestern Sophie und Adelheid, eilten ihm mit Sachsens und Thüringens Vornehmsten beiderlei Geschlechts entgegen und empfingen ihn wie einen einzigartigen, auf einzigartige Weise Geliebten und verdientermaßen zu Liebenden, da sozusagen die Welt selbst auflachte, mit einmütiger Freude; gleichermaßen blieben sie mit schuldiger Liebe bei ihm, solange es die Schnelligkeit der beschlossenen Reise zuließ.
Jener aber eingedenk der Anweisung im Evangelium, in der es heißt: "Suchet zuerst das Reich Gottes!" wollte gemäß der Gewohnheit seiner kaiserlichen Vorfahren, dass alle seine Angelegenheiten durch die göttliche Milde gelenkt und gebessert würden; er zog deshalb mit demütiger Verehrung in das Slavenland zum heiligen Adalbert, der unlängst für Christus (gestorben und) mit dem Siegeslorbeer bekränzt worden war, und bat unterwürfig um dessen Fürsprache. Dort wurde er mit größtem Bemühen vom slawischen Herzog Boleslaw (Chrobry) empfangen und mit Gastgeschenken von in allen Ländern mit größtem Eifer zusammengesuchten Abgaben jeglicher Art in der Art eines Gefolgsmannes beschenkt; zu dieser Zeit jedoch nahm er nichts von diesen an, da er ja nicht um des Raubens und Nehmens, sondern um des Gebens und Betens willen an diesen Ort gekommen war.
Er kehrte in sein Vaterland zurück, und weil er in Quedlinburg das heilige Osterfest begehen wollte, verbrachte er auf selbigem Berg, wo geweihte Frauen in kanonischem Ritus der Regel gemäß Christus dienen, aus Zuneigung zu seiner geliebten Schwester, der Äbtissin Adelheid, den Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und die Nacht der Auferstehung des Herrn wenn man überhaupt zurecht jene Nacht eine Nacht nennen kann, die bekanntlich durch das glorreiche Licht des Erlösers aller auf der ganzen Welt in wunderbarer und unaussprechlicher Weise leuchtet gemäß den Pflichten geschuldeter Verehrung auf festliche Weise.
Von dort kehrte er in den Morgenstunden in seine Pfalz zurück, um der Erwartung des gesamten Adels und Volkes zu entsprechen (totius senatus ac plebis expectationi satifacturus), und verbrachte jene Woche damit, den königlichen Pflichten (officia regalia) zu obliegen, indem er lenkte, gewährte, beschenkte und belohnte (regendo, indulgendo, largiendo ac remunerando).
Am Sonntag nach Ostern brach er auf und nahm, nachdem er Boleslaw belohnt hatte, seine Schwester (Adelheid, die Äbtissin von Quedlinburg,) aus höchster Ehrerbietung und zugleich brüderlicher Liebe mit nach Mainz, Köln und Aachen, das er damals nach Rom allen Städten vorzuziehen sich bemühte; dort ruhte er eine kurze Zeit, um das vorzubereiten, was für die begonnene Reise angemessen erschien. Da er aber weder die beschlossene Fahrt weiter hinauszögern konnte, noch seine bereits erwähnte Schwester Adelheid, die er innig liebte, aus seiner Gegenwart zu entlassen vermochte, vereinbarten sie schließlich fest miteinander, dass sie ihm nach Rom nachreisen werde; nachdem sein Schmerz (dadurch) ein wenig gelindert war, brach jener eilends, wie er beschlossen hatte, zu seinem oh Jammer! letzten Zug nach Italien auf, jene aber, um ihr Kloster, dem sie in besonderer Weise vorstand, wiederzusehen, und so trennten sich beide ohne Aussicht darauf, einander in diesem Leben noch einmal zu sehen.
Der Kaiser aber verweilte, nachdem er die Alpen erneut überschritten und Italien durchquert hatte, eine Zeit lang in Pavia.
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Das Jahr 1002.
(...) Die Unsrigen aber, die überall glückliche Siege davontrugen, brachten nun endlich sicher den aufbewahrten Schatz der kostbaren Last (den Leichnam Ottos III.) in treuer Hingebung über die schneeigen Gipfel der Alpen. Als Herzog Heinrich (IV. von Bayern), dem die oberste Stelle im Reiche zukam, dies erfuhr, zog er überaus traurig von starker Mannschaft begleitet dem jammervollen und von allen würdig zu beklagenden Leichenzug entgegen und brachte den toten Leib unter vielem Seufzen endlich nach Aachen, wohin er lebend sich gesehnt hatte. Ohne Aufenthalt betritt man das Gotteshaus, und sozusagen mit großer Ehrbezeugung, die freilich mit unerträglichem Schmerz vermischt war, wird er, der der größte Trost der Seinigen gewesen war, der Erde übergeben, sein Geist aber durch das einmütige Gebet aller Anwesenden, wie wir glauben, in den Palast des Himmels aufgenommen.
Indem nun inzwischen viele sehr verschieden dachten und jeder für sich die rechtmäßige Herrschaft an sich zu reißen trachtete, wurde Markgraf Ekkehard (I. von Meißen) am 30. April zu Pöhlde von Siegfried und Udo schändlich erschlagen und die meisten der Seinen mit ihm. Darauf wurde am 29. Juni der genannte Heinrich, des Königs Vetter, von den Franken zur Herrschaft erwählt und ohne Wissen der Sachsen zu Mainz von Willigis gesalbt und gekrönt. Das Gerücht davon flog und sagte zugleich, dass er so schnell als möglich nach Merseburg kommen wolle, und so geschah es auch. Herzog Bernhard und die Großen der Sachsen, die mit glänzendem Gefolge dort zusammenkamen, wurden wohlwollend von ihm empfangen und erwählten ihn alsbald zu ihrem Herrn und König. Aber sie fanden auch Herzog Boleslaw (Chrobry) von Polen vor, der dem Könige entgegengekommen war und um seine Gnade flehte, indem er Frieden und Bündnis versprach; später zeigte sich, dass dieser (Friede) nicht fest war.
Als er von dort wegzog, verweilte er eine Zeitlang in den Städten und Orten des Landes und ordnete klug, was zu tun war, wie Zeit und Umstände es erforderten. Auch die Kaisertöchter Sophie und Adelheid, welche die Neuigkeit von so hohem Titel mit Ehren empfingen, kamen ihm mit größtmöglicher Liebe entgegen. Da sie es mit dem Bruder nicht konnten, freuten sie sich mit dem königlichen Vetter. Indem er diese mit gebührender Ehre mit sich führte und seine Gemahlin Kunigunde ihn begleitete, gelangte man zur Stadt Paderborn, wo zwischen Bayern und Sachsen ein gefährlicher Streit entstand, welcher den Tod vieler zur Folge hatte. Am Tage des heiligen Märtyrers Laurentius aber wird Kunigunde zur Königin geweiht und ihr die Krone aufgesetzt; auch empfängt die Kaisertochter Sophie die Weihe für die Abtei Gandersheim. Als dies vollbracht war und der König den Rhein überschritt, zog jeder heim in sein Gebiet.
Herzog Hermann (von Schwaben) leistete zusammen mit den Schwaben dem König Widerstand, und ein Teil der Franken fing an sich zu widersetzen, wobei sie viel Unnützes begingen, heilige Orte verbrannten und andere verwüsteten; doch hat sie der Herr schleunigst gedemütigt.
Das Jahr 1003.
In der Winterszeit griff König Heinrich die Milzener Slaven an, verwüstete das Land mit blutigem Morden und unterwarf sie sich. Thangmar und andere wurden getötet. In der Fastenzeit aber kam er nach Magdeburg, da er den Palmsonntag dort zubringen wollte. Von dort zog er nach der Weise der früheren Könige, der Großväter und Urgroßväter, schnell zur (Mutter)stadt Quedlinburg, wo er mit seinen Vornehmen und dem zusammengeströmten Volk die Osterfesttage verbrachte. Wenige Tage später kam er auf Bitten Adelheids, der Herrin und Mutter (= Äbtissin) (dieses Klosters), in Begleitung der Königin zum zweiten Male und wohnte freudig dem Fest des heiligen Servatius bei, um danach in Halberstadt das heilige Pfingstfest zu feiern.
Herzog Hermann (von Schwaben) gab seinen Geist auf, und die Zwietracht wich aus Schwaben.
Das Jahr 1004.
König Heinrich kam von Franken nach Italien, wo er das heilige Osterfest begehen wollte. Da man ihm aber die Freude nahm, ließ er viele Tausend Rebellen mit dem Schwert töten, wobei zugleich alle Gebäude Pavias niedergebrannt wurden, die der ausgezeichnete Fleiß der Alten errichtet hatte. Im selbigen Jahre kamen Blitze und Donner zusammen mit starkem und furchtbarem Wirbelwind und erschreckten in allen Landen die Völker. Und kurze Zeit nachdem der König aus Italien zurückgekehrt war, zog er zum Kampf nach Böhmen, welches Boleslaw (Chrobry) von Polen unrechtmäßig in Besitz genommen hatte. Jedoch mit Gottes Hilfe ergab jenes ganze Volk sich und alles Seinige in Frieden dem König, und jener Gewaltherrscher Boleslaw entfloh mit Schimpf, der König aber zog Gott sei Dank! als Sieger mit den Seinen davon.
Dem Kloster Hersfeld wird vom König das alte Recht der Vorfahren entzogen; es erleidet großen Schaden, wird seiner Güter beraubt und seiner Söhne verwaist; die, welche es seit der Regierung Karls, des Sohnes Pippins, vor 179 Jahresumläufen versammelt und erzogen hatte, verlor es in diesen Zeiten zur Strafe seiner Sünden.
Das Jahr 1005.
In der Zwischenzeit verfolgte der König selbst in fortgesetztem Zorn auf Boleslaw (Chrobry), indem er mit wiederum aufgestelltem Heer nach Polen eilte, den Flüchtenden, gleichsam um (sich gegen) das erlittene Unrecht zu verteidigen, jedoch oh Jammer! im Begriff, viele zu verlieren. Bernhard und Isi, Thiedbern und Bernhard fielen mit anderen. Der König aber, wenngleich es ihm wehtat, schloss einen unseligen Frieden und kehrte die Leichname der Toten mit sich führend mit einem bejammernswerten Heer zurück. Kiesut starb.
(...)
Das Jahr 1007.
Er (Heinrich II.) kam in die Stadt Regensburg, wo er die Auferstehung des Herrn feierte; und da ihm noch die letzte Niederlage der Seinen zu Herzen ging, entbot er durch seine Gesandten Boleslaw (Chrobry), er dürste nach Krieg, und forderte, dass jener sich auf den Krieg gegen ihn vorbereite; ein Gerücht aber, wonach aufs Neue von Balduin nichts Gutes verlautete, verhinderte, dass dies geschehen konnte. Schnell kehrte er hierher zurück, und da er von den Gebeten der heiligen Kirche unterstützt wurde, hatte er die Freude, denjenigen, den er als Feind verlassen hatte, nun ohne Kampf zu empfangen, indem sich die Gegner in Frieden mit ihm versöhnten.
Inzwischen zog Herzog Boleslaw (Chrobry), auf Veranlassung des Königs durch einen Einfall der Sachsen in Bewegung gebracht, mit kühnem Kriegsmut nahe Magdeburg, verwüstete das ganze slavische Land in jener Gegend und befahl, die Einwohner entweder dem Tod zu überantworten oder sie als Gefangene aneinander zu binden, bis er das Ufer des Flusses Elbe erreichte; obwohl er hier mit hochfahrenden Worten prahlte, kehrte er doch seines Wunsches nicht mächtig in seine Heimat zurück, da ihm der heilige Mauritius, der Ritter des höchsten Königs, Widerstand leistete, und führte in Fesseln tapfere Männer von den Sachsen mit sich fort, Liudolf, Tadila und Tadi. Als der König solches vernahm, war er im Herzen betrübt und ermahnte die Seinen, dies nicht ungerächt zu lassen. Ich weiß nicht aus welchem Grunde, aber einem solchen Zorn folgt bis jetzt keine Wirkung.
Am 1. Juni starb Graf Hermann, der Bruder des Bischofs Arnulf (von Halberstadt).
Das Jahr 1008.
(...) In demselben Jahre erregte Adalbero, ein Geistlicher, ein Bruder der Königin und des Königs Feind, viele Gräuel, gewann gegen alles menschliche und göttliche Recht mit den Seinen Trier für sich und zog so ab. Als dies dem Könige gemeldet worden war, sammelte er sogleich seine Truppen, kam dorthin und belagerte die widerspenstigen Lutharier in der Pfalz, sechzehn Wochen lang. Endlich durch den Hunger genötigt, boten diese in trügerischer Absicht die Hand und veranlassten so den König, sich mit den Seinen zurückzuziehen; sie jedoch verharrten nichtsdestoweniger in ihrer Untreue. Es starb Hilderich, der Bischof von Havelberg, und ihm folgte Erich.
(...)
Das Jahr 1013.
Zwei hellbrennende Leuchten wurden der Erde entzogen und in den Himmel entrückt, Liawizo, Erzbischof von Hamburg, und Wonleph, Priester und Eremit (monachus solitarius). Der Bischof aber verschaffte, von der Kraft der Fieber ergriffen, als er schon im Angesicht des Todes den Lohn seiner Mühe von Gott erhoffte, da er von allzu großer Liebe war, den Seinen einen Hafen des Heils. Er hatte nämlich einen ihm unter seinen Klerikern besonders vertrauten, weil in edler Weise treuen, Stellvertreter (namens) Odda; weil dieser in der Kenntnis des göttlichen und menschlichen Rechts vorzüglich gebildet war, benannte er ihn als würdigsten für das Bischofsamt und wählte ihn selbst als erster mit einem heiligen Gebet in dieses Amt; daraufhin vernahm er dieselben Gelübde des Klerus und des Volkes, die einstimmig akklamierten, und so entschlief er froh in Christus.
Der unsanfte Geist des Königs aber und der elende Durst nach Besitz wies die Bitten der Flehenden zurück und schenkte den Stimmen der Weinenden keine Beachtung. Es folgte in diesem Amt Erzbischof Unwan; dieser (= Odda) aber wurde durch die Gnade Gottes für bessere Orte und Zeiten bewahrt.
Auf vielfältige Bitten Boleslaws (Chrobry) kam Heinrich nach Magdeburg, wo selbiger Boleslaw seinen Sohn (Mieszko II.) mit verschiedenen Geschenken dem König ehrenvoll als Geleit entgegenschickte. Nach Abschluss eines beiderseitigen Friedens empfing er froh den Sohn; ihm selbst (= Boleslaw) wurde befohlen, so bald wie möglich vor das Angesicht des Königs zu treten.
Der König aber machte einen Abstecher nach Werla, blieb dort eine Weile und traf, wie üblich, viele Anordnungen. Er beschloss auch, das heilige Osterfest in Aachen zu begehen. Dass dies geschah, verhinderte eine plötzliche und schwere Erkrankung, die ihn durch göttliche Fügung mit solcher Todesangst erfüllte, dass er einige, die er ihrer Würde entkleidet hatte, und andere, die der Süße seiner Gnade zu Unrecht verlustig gegangen waren, ihrer früheren Stellung zurückgab, indem er sie wiedereinsetzte.
Als es ihm wieder besser ging, feierte er notgedrungen die österlichen Festtage im Kloster Paderborn, was bis dahin nicht Gewohnheit der Könige gewesen war.
Am 15. Mai, dem ersten Tag nach dem Neumond (luna 1), einem Freitag, versetzte das fürchterliche Dunkel eines gewaltigen Unwetters die Menschen plötzlich in Schrecken; Wolkenbruch und Blitze folgten, die mancherorts Kirchen zerstörten und viele andere Schäden anrichteten.
Heinrich versammelte zu Pfingsten (einen Hoftag) in Merseburg, wo eine sehr große Menge zusammenströmte; dort zog ihm Boleslaw (Chrobry) mit großem Aufwand verschiedener Geschenke entgegen und übergab um des Friedens willen sich und all seinen Besitz. Er nahm ihn wohlwollend auf und ließ ihn einige Tage bei sich verweilen; nachdem er, wie es der königlichen Würde entsprach, ihn mit glänzender Ehre erhöht hatte (claro honore adauctum), wenngleich nicht ohne Schaden für sein Reich (non tamen sine sui regni detrimentum), erlaubte er ihm zurückzukehren.
Aus dem Slavenland kamen auch viele Gesandte, unter diesen auch Ulrich von Böhmen, der gleichfalls mit Geschenken das Antlitz des Königs ehrte; obwohl zwischen ihm und seinem Bruder Jaromir und dem vorgenannten Boleslaw Hass fortbestand, gelangen diesem glückliche Dinge, nachdem seinem Vaterland Ehre erwiesen und sein Bruder ins Exil geschickt worden war.
Der Priestermönch Eguardus starb im Kloster.
Der weise König Heinrich, vielleicht verführt vom schlechten Rat törichter Menschen, plünderte in elender Weise die Güter des Klosters Fulda, weil ihm das Leben der Brüder missfiel. Obwohl sich die Gelegenheit bot, bessernd einzugreifen, gewann die Macht zu zerstören die Oberhand. Umherirrend flohen sie, die doch gemeinschaftlich das Joch Christi tragen sollten, hierhin und dorthin. Seit Karl I. (= Karl dem Großen) dienten sie 270 Jahre lang Gott an diesem Ort; jetzt aber, zu unseren Zeiten, oh Jammer! werden sie der Welt zum Schauspiel gemacht, fortdauernd sich selbst zum Schmerz und anderen zur Furcht.
Und es ereignete sich auch ein schweres Unwetter in diesem Jahr, so dass an sehr vielen Orten Gebäude einstürzten und einige wertvolle Dinge vom Blitz getroffen zugrunde gingen. Auf der Anhöhe von Lüneburg öffnete sich eine furchterregende Erdspalte, so dass der dortigen Kirche der Einsturz drohte und den von Furcht ergriffenen Einwohnern zeitweise gänzlich die Hoffnung auf Zuflucht genommen war.
Nachdem er die Angelegenheiten in Sachsen ordnungsgemäß geregelt hatte, zog der König zum zweiten Mal nach Italien. Im selben Jahr ereignete sich eine gewaltige Überschwemmung, die viele Schäden anrichtete, und zwar am 15. Dezember (1013), dem neunten Tag nach dem Neumond (luna nona), einem Dienstag. Dies achtete der König jedoch gering; er vollendete den begonnenen Weg und beging das Weihnachtsfest ehrenvoll zu Pavia.
In diesem Jahr 1013 entstand auch ein großer Streit im Kloster (Gernrode) der großen Markgrafen Gero zwischen Bischof Arnulf und Graf Gero, so dass einige von der Partei des Bischofs der Gefahr eines Kampfes kaum entronnen; dies aber war das Verdienst des heiligen Märtyrers Cyriacus, an dessen Fest sie in Gegenwart der Äbtissin Hedwig teilnahmen.
Das Jahr 1014.
Erneut kam es zu einer Überschwemmung. Der König eilte nach Ravenna. Auf einer Synode rief er seinen Bruder Arnulf, der zuvor mit der bischöflichen Würde beschenkt, dann jedoch von einigen gewaltsam (in seine Heimat) zurückzukehren gezwungen worden war, mit Vollmacht des Papstes und auf den Rat des gesamten Adels hin zurück und setzte ihn mit gebührender Ehre als Erzbischof (von Ravenna) ein. Nachdem er auch andere Angelegenheiten dort ordnungsgemäß geregelt hatte, zog er weiter und gelangte nach Rom. Dort zog ihm die ganze Stadt entgegen; wenn auch mit unterschiedlichem Wunsch, brachten sie dennoch, wie es billig war, ihrem Herrn die Preisungen der Lobsprüche dar und erhoben (ihn) zu den Sternen. Daher erwarb er sich und seiner Gemahlin (contectalis) (Kunigunde) den kaiserlichen Namen. Nur wenige Tage verbrachte er dort, und nachdem er die öffentliche Ordnung (publica res), wie er glaubte, gut geregelt und allerorten unermesslich viel Geld zusammengetragen hatte, eilte er wieder in sein Vaterland zurück, (jedoch) nicht ohne Schaden vieler. Viele Geiseln aber und andere, die der Bewachung der Römer anvertraut worden waren, ergriffen, als der Kaiser zurückkehrte, auf listige Weise die Flucht, wobei sie den Frieden brachen und erneut Pläne für den Krieg fassten.
Auch in diesem Jahr verbreiteten Sonne, Mond und andere Gestirne Furcht durch unglückverheißende Zeichen, denen bald eine wütende Seuche und plötzlicher Tod folgten.
Aber auch Mieszko (II.), der Sohn Boleslaws (Chrobry), wurde vom böhmischen (Herzog) Ulrich gefangen, nachdem seine Begleiter durch List getötet worden waren. Dem Kaiser dargebracht, wurde er in Gewahrsam genommen und so der Schmerz seines Vaters erneuert.
Die Äbtissin Hedwig seligen Angedenkens starb. Es starb auch Bernhard, Bischof von Verden; ihm folgte Wigger, Dompropst von Köln.
In diesem Jahr kam der Kaiser nach Corvey, um die Brüder zu visitieren; da ihm deren Leben missfiel, wollte er es kraft seiner kaiserlichen Autorität bessern. Daher verteidigten mehrere von ihnen die Gewohnheiten der Väter und, indem sie mehr als billig gegen das Recht des Reiches (ius imperii) wüteten, erwiesen sie sich in fürwahr elender Weise als unverständig, da sie, auf die eine Wange geschlagen, nicht wie Mönche auch die andere (Wange) hinhielten, sondern sich unberaten (sine consilio) als Aufständische (rebelles) schändlicherweise zum Kampf rüsteten. Was dann geschah, ist mehr geeignet in unserer Zeit Staunen zu erregen als es niederzuschreiben. Siebzehn von ihnen wurden gleichwohl gefangen und in Gewahrsam genommen; die übrigen aber befolgten die Anordnungen des Kaisers.
Im selben Jahr, am ersten November, einem Montag, übergab die Liebe des Kaisers der Dame Adelheid zwei Schwestern (= Schwesterklöster) mit ihren Töchtern und den zugehörigen Gütern, (nämlich) das Kloster (Gernrode) des verstorbenen Markgrafen Gero, das dieser zum Andenken seiner und seines Sohnes errichtet hatte, und er setzte (dort) als Vorsteherin des Nonnenkonventes dessen Schwiegertochter Hedwig, die als Nonne lebte, ein; ferner den edlen Konvent Vreden, am 2. desselben Monats, einem Dienstag. Nachdem (Adelheid die jungen Frauen mit ihren Gütern) in Empfang genommen hatte, erzog sie sie, gewann sie lieb und behütete sie in edler Weise, wie es einer solchen Familie (tanto nomini) ziemte. Durch die Weisheit der auserlesenen Mutter und Tante, durch die sie ihre Bildung erhalten hatte, erzogen, unterwies sie sie umsichtig in jedem Eifer der Frömmigkeit, damit sie weder an Verdienst noch an Vorbildlichkeit irgend jemandem in dieser Einrichtung unterlegen erscheinen sollten.
Durch die Bitten gewisser (Leute) überredet, schickte der Kaiser (dem Herzog) Boleslaw (Chrobry) seinen Sohn (Mieszko II.) unversehrt zurück. In Böhmen wurden auf Geheiß Ulrichs viele unschuldig getötet.
Eine beklagenswerte und außerordentlich erstaunliche Begebenheit trug sich am 29. September (1014), einem Mittwoch, in den westlichen Gegenden, in Walcheren und Flandern, zu. Furchterregende Wolken zogen auf, die drei Nächte lang auf wundersame Weise unbewegt blieben und diejenigen, die sie sahen, mit Schrecken erfüllten. Am dritten Tag aber brach mit unerhörtem Donner das Unwetter los und wühlte das Meer auf, so dass es schrecklich aufwallte und, indem es unglaublich anschwoll, die Wolken berührte. Als die seufzenden Einwohner das Elend unverhofften Unheils in der Wucht einer so gewaltigen Überschwemmung erblickten und wie nach dem Tod des Julian Apostata die Schiffe an den Vorsprüngen der Berge hingen und alles in die alte Unordnung (antiquum chaos) zurückkehrte, begannen sie von Todesangst ergriffen das Weite zu suchen. Weil aber ihre Sünden sie fesselten, gingen viele Tausend Menschen plötzlich in den Fluten unter, da sie dem erzürnten Antlitz Gottes nicht entfliehen konnten.
Kaiser Heinrich feierte das Osterfest in Merseburg. Dort verlor Boleslaw alle Geschenke, die er ihm geschickt hatte, zugleich mit der (kaiserlichen) Huld und Gnade (gratia), indem er ihn sich durch eine hochfahrende Gesandtschaft zum Feind machte.
Das Jahr 1015.
Wieder feierte Kaiser Heinrich hierzulande in Walbeck den Palmsonntag und band die Boten aus Italien durch Schwüre an sich; Herzog Ernst zog von dort fort und kam auf der Jagd durch die Unvorsichtigkeit der Seinen ums Leben. In demselben Jahre fügte stürmisches Wetter und Blitzschlag einigen Teilen des Klosters der heiligen Maria auf dem westlichen Berge gefährlichen Schaden zu.
Als der Kaiser zum zweiten Male Corvey besuchte, veränderte er durch einen Machtspruch einige Privilegien und Gewohnheiten der Vorfahren, welche man seit 239 Jahren durch die Verleihung Ludwigs des Frommen innehatte, und nachdem er den Vater des Klosters (Abt Walh) entfernt hatte, führte er bei ihnen einen unbekannten und vielleicht guten (Nachfolger) ein, der wie wenn er gelehrter wäre die Irrtümer bessern und die vom rechten Weg Abgekommenen vorsichtiger auf dem Pfad der heiligen Regel gehen lehren sollte. Darüber waren jene sehr betrübt, seufzten, dass ihr Leben, das fast allen Mönchen wie ein Beispiel vorgeleuchtet hatte, nichts wert geworden sei, und ermahnten sich gegenseitig, lieber fortzugehen als sich der Gewalt zu fügen. Und so geschah es, dass sehr wenige nur zurückblieben, die übrigen aber kläglich umherirrend mit dem Weltlichen sich beschäftigten. Aber viele wurden durch Gottes Gnade wieder bekehrt und beschlossen, sich der Regel zu unterwerfen statt Eitles zu lieben.
Der Kaiser beschloss auch in diesem Jahre, eine Gesandtschaft an Boleslaw (Chrobry) wegen Rückgabe der Gebiete, welche er genommen hatte, zu senden. Dieser antwortete wie gewöhnlich stolz, er wolle nicht nur sein Eigentum behalten, sondern lieber noch heimsuchen, was nicht sein sei. Der Kaiser, mit Recht darüber erzürnt, rüstete zum Krieg und rief Tausende tapferer Männer zu den Waffen, mit welchen er ohne Verzug an die Grenzen Polens rückte. Beim ersten Angriffe erhält er Unterstützung vom Himmel, so dass die Feinde den Rücken kehrten, an anderer Stelle neunhundert durchs Schwert fielen und Boleslaw selbst seiner Begegnung weit auswich. So ist er im Herzen erfreut, weil auch seine Trabantenschaar gesund geblieben war, mit Ausnahme des trefflichen Jünglings Hodo, der an Kräften nicht zum Kriege tüchtig mit wenigen, doch tapferen (Männern) eines unerschrockenen und löblichen Todes starb; seine Leiche soll Boleslaws Sohn Mieszko (II.) mit Tränen aufgehoben haben, und nachdem alles Nötige sorgfältig beigegeben war, wurde sie den Seinigen zurückgegeben, um nach Hause gebracht zu werden.
Der Kaiser aber war betrübt, dass jemand für ihn gestorben, der vorher siegreich gewesen war, und auf den Rat der Seinen sammelte er seine Truppen und befahl dem Heere heimzuziehen. Da man nun die Wege nicht kannte, zog man durch einen Wald an einen Ort, der, kaum geräumig für eine so große Menge, da auf allen Seiten ein Sumpf herumfloss und ein Kranz von Wäldern ihn umgab, den Müden kurze Rast gewährte. Da trafen die Großen und die übrige Jugend zusammen; durch ihre Kräfte sei der Sieg gewonnen, prahlten sie, und drohten ins Leere den Abwesenden mit einer neuen Niederlage. Keiner bemühte sich, wie es sich geziemt hätte, den Gott der Himmel und den König der Könige durch Lob zu erheben und ihm für die erhaltenen Wohltaten würdig zu danken oder für die zukünftigen (Wohltaten) sich in Gebeten zu ergießen; darum mussten wir weinen.
Inzwischen wird das versammelte Heer plötzlich vom Schrecken des Krieges eingeschlossen, aus Verstecken und Hinterhalten erscheinen die Feinde, eingedenk der an ihren Landsleuten verübten Gewalttaten. Diesen Ausgang versperren sie mit ihren Schwertern, jenen mit Speeren und Pfeilen. Da entsteht Geschrei und die vorhandene Freude wird in Trauer verwandelt, während von beiden Seiten hart gestritten wird, und die Feinde wären gewichen, hätten unsere Sünden sie nicht zurückgerufen. Das Gepäck eines gewissen Friedrich geriet in Gefahr, und als er selbst den Seinen zur Hilfe eilen wollte, wurde er vor aller Augen niedergestreckt. Dann stürzte sich in erneutem Schmerze der Graf Gero (II.) mitten in die Feinde, das Schicksal des sterbenden Freundes beklagend; bald schmettert er diese mit gewaltiger Rechten, bald jene mit dem schäumenden Ross ins Verderben, bis er endlich vom übergroßen Morden ermattet als erster von vielen den Becher ruhmreichen Todes kostete. Als die übrigen sich aber in die Enge getrieben sahen, riefen sie Gott um Versöhnung an, den sie erzürnt wussten. Doch konnte das Urteil nicht aufgehoben werden, da beschlossen war, dass sie für Christus sterben sollten. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht, noch irgendeine Aussicht, auf Leben zu hoffen, doch gelobten sie ihr sterbliches Geschick ohne Zögern dem, der allein vermag tot und lebendig zu machen. Die Meisten kämpften dann für Vaterland und Brüder und starben mutig, besonders die Leute des heiligen Mauritius (= des Magdeburger Erzbischofs), als Jünger des Herrn, ihm gehorsam, wie sie es sich standhaften Herzens zugesichert hatten. Mögen Adelheid, Ira, Thietmer und Gera, Doda und Volkmer mit vielen anderen gar glücklich im Himmel leben.
Eid, der Bischof von Meißen, gab das Anvertraute treulich dem Himmel zurück und ihm folgte Agilward. Megingaud, der Trierer Erzbischof, starb und ihm folgte Poppo.
(...)
(Übersetzung: Klaus van Eickels / Eike Schmidt unter Verwendung der Übersetzung von Eduard Winkelmann/Wilhelm Wattenbach)