Wipo, Gesta Chuonradi imperatoris (Die Taten Kaiser Konrads)

Wipo wurde vermutlich vor der Jahrtausendwende geboren. Sein Name ist eine Kurzform, die vielleicht von Wikpert, Wipertus abgeleitet ist. Die von ihm verwendete Form einiger Eigennamen sowie gelegentliche Gallizismen legen die Vermutung nahe, dass er an der deutsch-romanischen Sprachgrenze aufwuchs. Vielleicht lebte seine Familie in den alemannischen Gebieten des Königreichs Burgund. Sämtliche Informationen über Wipo und sein Leben stammen aus seinem Werk. Er genoss eine gründliche theologische Ausbildung und wurde zum Priester geweiht. Vielleicht gehörte er schon unter Heinrich II. der königlichen Hofkapelle an, ganz sicher jedoch unter Konrad II. und Heinrich III., denen er sehr nahe stand. Möglicherweise war er sogar an der Erziehung Heinrichs III. beteiligt. Wipo muss entweder von etwas schwacher Konstitution gewesen sein oder unter einer chronischen Krankheit gelitten haben. Selbst schreibt er, dass er wegen häufiger Erkrankungen nicht immer mit dem Hof umherreisen konnte, um seinen Pflichten nachzukommen.
Wipo sah sich weniger als Annalist oder Chronist, auch wollte er keine Lebensbeschreibung König Konrads II. verfassen. Vielmehr interessierte er sich für Konrads Herrschaft. Für den Hofkapellan war der König ein vicarius, ein Sachwalter Christi auf Erden, von Gott selbst erwählt. Da seine Gewalt von Gott kam, musste sie gut sein. Herrschaft war für Wipo Gottesdienst. Die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, bestand darin, dieses Idealbild vom christlichen Herrscher in den Taten und Handlungen Konrads wiederzufinden und sie in moralisch-pädagogischer Absicht darzustellen.
Wipo hatte nach eigener Aussage die Gesta Chuonradi als Teil eines umfangreicheren Werkes geplant, er wollte die Taten der ersten beiden Salierkönige zu Pergament bringen. Sein Werk endet jedoch mit Ereignissen des Jahres 1046 und man darf vermuten, dass er 1047 oder kurz darauf verstorben ist. Er berichtet fast ausschließlich aus eigener Erfahrung und mündlichen Mitteilungen. Schriftquellen zog er fast gar nicht hinzu. Durch seine persönlichen Nähe zu Hof und Herrscher benötigte er sie auch kaum, denn er war bereits bei der Wahl Konrads in Kamba 1024 als Augenzeuge anwesend. Da er Konrad ­ wenn auch mit vereinzelten Unterbrechungen ­ dessen ganze Regierungszeit hindurch begleitete, war er stets gut informiert. Wenn er sich krankheitsbedingt nicht selbst in der Umgebung des Königs aufhielt, konnte er zumindest auf Berichte aus erster Hand zurückgreifen, was ihn zu einer einzigartigen Quelle für die Zeit macht. Dennoch blieb die Rezeption seiner Gesta Chuonradi gering. Wipo war mit seine Vorstellungen tief in der ottonisch-salischen Reichskirche verwurzelt. Daher musste mit dem Ausbrechen des sogenannten Investiturstreits seine Werk als überholt und unmodern gelten. Nur eine Handschrift vom Ende des 16. Jahrhunderts und ein Druck von 1607 haben sich als älteste Textzeugen erhalten.
(Tania Brüsch)

(Quellverweis)