Bericht von der Bamberger Domweihe 1012

Bereits verhältnismäßig kurze Zeit nach seinem Regierungsantritt muss Heinrich II. angefangen haben, Pläne für eine Bistumsgründung in Bamberg zu entwickeln. Sehr schnell begann er mit der Errichtung einer doppelchörigen Kirche, deren Bau 1007 so weit fortgeschritten war, dass man die Hauptaltäre weihen konnte. Dies lässt sich aus den ersten beiden Schenkungsurkunden des Herrschers für die Bamberger Kirche entnehmen, die er am 6. Mai 1007 ausstellte. Als es im November desselben Jahres zum formalen Akt der Gründung des Bistums Bamberg kam, hatte man somit eine funktionsfähige Kirche, auch wenn diese sicherlich noch lange Zeit eine große Baustelle blieb. Im Jahr 1012 konnte die Weihe der ganzen Domkirche erfolgen.
Für diesen feierlichen Akt wählte Heinrich II. wieder den 6. Mai, seinen Geburtstag, was deshalb so bemerkenswert ist, weil man zu seiner Zeit normalerweise dem Tag der Geburt eines Menschen ­ im Gegensatz zu seinem Sterbetag ­ keine größere Bedeutung zumaß. Wie großartig das Ereignis gewesen sein muss, zeigt allein die Anzahl von 45 Bischöfen und Erzbischöfen, die sich zu einer feierlichen Synode in Bamberg versammelt hatten. Über die weihenden Erzbischöfe und die zu weihenden Altäre unterrichtet uns ein Weihebericht. Er wurde zwischen 1021 und 1024 abgefasst. Das Original ging verloren, jedoch hat sich in Bamberg eine Abschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten, die als "gut" gilt.
Acht Altäre und acht Konsekratoren werden genannt: Den wichtigsten Altar im Westchor weihte Bischof Eberhard I. von Bamberg, den Altar im Ostchor Erzbischof Erkanbald von Mainz, den Kreuzaltar, vor dem Heinrich II. nach seinem Tod 1024 beigesetzt wurde, weihte der Patriarch Johannes von Aquileia, die Seitenaltäre und den Kryptenaltar die Erzbischöfe Heribert von Köln, Megingaud von Trier, Hartwig von Salzburg, Tagino von Magdeburg und Ascharius von Gran (Ungarn). Diese Auswahl der Konsekratoren war programmatisch: Sie spiegelte das Reich wider, da mit Ausnahme des Erzbischofs von Bremen alle Metropoliten vertreten waren.
Nicht weniger sorgfältig hatte man die Patrozinien ausgewählt. Der Hauptaltar wurde vom Ortsbischof Eberhard der Trinität, dem heiligen Kreuz, den Aposteln Petrus und Paulus sowie dem hl. Kilian und seinen Gefährten geweiht. Dass Kilian, der Würzburger Bistumspatron, in dieser herausragenden Weise geehrt wurde, erklärt sich aus der Vorgeschichte des Bamberger Bistums. Der Würzburger Bischof hatte für die Neugründung einen Teil seiner Diözese abtreten müssen, jetzt wurde der heilige Kilian für diesen Verlust entschädigt, indem er nun auch in Bamberg besondere Verehrung genoss. Für die Seitenaltäre waren die Patrozinien erkennbar in Gruppen zusammengefasst: Die Heiligen des rechten Seitenaltars (geweiht vom Salzburger Erzbischof) wurden vor allem im bayerisch-böhmischen Raum, die des Kryptenaltars im westfränkischen Reich verehrt; der rechte westliche Seitenaltar (geweiht vom Kölner Erzbischof) gehörte den Bekennern, während der linke westliche (geweiht vom Trierer Erzbischof) die Märtyrer vereinte. Rechts und links ist hier aus der Blickrichtung des Priesters gesehen, der hinter dem Hauptaltar im Westchor steht und in das Kirchenschiff hineinschaut. In ihrer Vielfalt und Anordnung repräsentierten auch die Altarpatrozinien das Reich. Die Reichhaltigkeit der Reliquien, die wertvoller waren als jeder Goldschmuck, macht darüber hinaus deutlich, wie viele Mühen Heinrich II. für diese Stiftung auf sich genommen hatte. Kaum eine andere Kirche im christlichen Europa konnte in dieser Hinsicht eine ähnliche Ausstattung aufweisen.
(Tania Brüsch)

(Quellverweis) >