(Heinrich schenkt seinem Vasallen P. eine Besitzung in Österreich. Sontheim a. d. Günz, 1002 Juli 1.)
Mit der im Original erhaltenen Urkunde schenkt Heinrich seinem Vasallen P. eine Besitzung in Österreich. Die Urkunde wurde am 1. Juni 1002 in Sontheim a.d. Günz ausgestellt. Nur wenige Wochen zuvor war Heinrich am 7. Juni in Mainz zum König gekrönt worden. Dann versuchte er mit einem Feldzug seinen ärgsten Konkurrenten Herzog Hermann II. von Schwaben zu unterwerfen, was zunächst nicht gelang. Vielleicht hatte sich Heinrichs miles P. auf diesem Feldzug besonders verdient gemacht und erhielt nun eine Belohnung von dem neuen König, der seine Anhänger erst noch suchen und um sich scharen musste.
Die Person ist nicht zu identifizieren. Der Name war in der Urkunde ursprünglich ausgeschrieben worden, dann schabte man die Tinte bis auf das P ab und trug auf der Rasur den Namen 'Pilgrim' ein. Bei der zweiten Erwähnung des Namens blieb neben dem ersten Buchstaben auch der letzte, nämlich -s, stehen. Freilich hilft auch das kaum weiter, da die Schreiber die Namen häufig latinisierten, so dass sie wie Piligrimus auf -us endeten. Aber auch wenn der Name des ursprünglichen Empfängers noch lesbar wäre, wüsste man kaum, um wen es sich handelt. Da man um das Jahr 1000 noch lange von der Einführung von Familien- oder auch nur Beinamen entfernt war, ist der miles P. kein Einzelfall. Wo die verschenkte Besitzung lag, lässt sich ebensowenig ermitteln. Auch hier wurden Teile des Namens Uuvizinesdorf auf Rasur ergänzt. Vielleicht hatte sich der Notar aber auch verschrieben und wollte seinen Fehler korrigieren, denn es handelt sich nur um die drei Buchstaben -izi-.
Die Urkunde wurde von dem Notar EB verfasst. Es ist das erste von ihm überlieferte Diplom. EA, sein Kollege EB und ihr Vorgesetzter, der Kanzler Egilbert, bildeten bis 1004 die Kanzlei Heinrichs II. Beide Notare stammten aus dem mittel- oder niederdeutschen Sprachraum. Da Schrift und Diktat sehr ähnlich sind, vermutet man, dass sie zusammen ausgebildet worden waren. EA war bereits in der Kanzlei Ottos III. tätig gewesen. EB nahm seine Tätigkeit erst unter dem neuen König auf.
(Tania Brüsch)