Der Brief steht im Zusammenhang mit dem "Hammersteiner Ehestreit": Heinrich II. hatte wiederholt versucht, die Ehe des Grafen Otto von Hammerstein und Irmingards wegen zu naher Verwandtschaft für ungültig erklären zu lassen. Der Streit zog sich über viele Jahre hin, weil das Ehepaar es verstand, durch Unterwerfung, Bußversprechen und geschicktes Taktieren die Angelegenheit in die Länge zu ziehen. Nachdem Aribo auf den Stuhl des Mainzer Erzbischofs erhoben worden war, verschärfte sich die Situation, weil Aribo im Vergleich zu seinem Vorgänger härter durchgriff. Er lud Otto und Irmingard vor eine Provinzialsynode. Otto unterwarf sich, Irmingard weigerte sich, sagte dem Erzbischof den Kampf an und drohte damit, an den Papst zu appellieren. Aribo nahm die Herausforderung an und verhandelte das Thema 1023 auf einer Synode in Seligenstadt. Die Beschlüsse wurden in seinem Sinne gefasst: Zum einen wurde die Berechnung der Verwandtschaftsgrade, die eine inzestuöse Ehe ausmachten, so festgelegt, dass Otto und Irmingard nicht nur, wie ihnen vorgeworfen worden war, im 4. Grad, sondern sogar im 3. Grad miteinander verwandt waren. Außerdem legte man ohne Namensnennung, aber zweifellos auf Irmingard gemünzt fest, dass es Exkommunizierten verboten sei, ohne Erlaubnis ihres Bischofs an den Papst zu appellieren, denn Aribo wollte unter allen Umständen die Einmischung des Papstes verhindern.
Irmingard ließ sich jedoch nicht beirren und zog nach Rom. Ob sie selbst Papst Benedikt VIII. zu der Entscheidung bewegte oder von anderer Seite Unterstützung erhielt, lässt sich nicht mehr klären. Vielleicht war Benedikt auch gar nicht an Irmingards Fall interessiert und wollte dem Erzbischof nur klar machen, dass er eine Appellation an den Heiligen Stuhl nicht unterbinden könne und dürfe: Jedenfalls verbot der Papst dem Mainzer Metropoliten das Tragen des Palliums. Das war eine Demütigung Aribos sondergleichen. Mit der Erniedrigung ihres Oberhirten fühlten sich auch die Mainzer Suffraganbischöfe herabgewürdigt und verfassten einen Brief an Papst Benedikt, in dem sie um Aufklärung des Falls baten. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass das Wort einer Exkommunizierten mehr Geltung erhalten sollte als das ihres Metropoliten. Ihr Ziel war die Aufhebung des Palliumverbots und eine Bestätigung der Exkommunikation Irmingards. Der Brief ist erhalten geblieben, jedoch in einige Passagen verstümmelt. Nicht an allen Stellen fügen sich die erhaltenen Fragmente zu vollständigen Sätzen. Daher kann die Übersetzung an gerade an diesen Bruchstellen nur eine vorsichtige Verständnishilfe bieten.
(Tania Brüsch)