Das Regensburger Sakramentar zeichnet sich durch seinen außerordentlich reichhaltigen Buchschmuck aus. Das Vorbild für seine Gestaltung war der berühmte Codex Aureus von St. Emmeram, den seinerzeit Kaiser Arnulf (887-889) an das Regensburger Kloster geschenkt hatte. Indem Abt Ramwold (975-1000) den Codex restaurieren ließ, trat er wohl wieder verstärkt in das Bewusstsein der Mönche. Aber nicht nur der Aufbewahrungsort bzw. die Vorbildfunktion des Codex Aureus für das Regensburger Sakramentar stützen die Annahme, dass Letzteres im Auftrag Heinrichs II. im Skriptorium von St. Emmeram hergestellt wurde. Da als Auftraggeber der König (rex) genannt wird, muss das Sakramentar vor 1014 entstanden sein. Es gibt sogar die These, dass es vor der Gründung des Bistums Bamberg konzipiert wurde, weil die Heiligen der Bistümer Regensburg und Augsburg in der Handschrift sehr viel häufiger Berücksichtigung finden als die Bamberger Heiligen. Wahrscheinlich war es zunächst für eine Kirche einer dieser Diözesen bestimmt, wurde dann aber der Bamberger Domkirche zur Weihe (1012) geschenkt. 1803 kam die Prunkhandschrift im Zuge der Säkularisation zusammen mit vielen anderen wertvollen Stücken nach München, wo sie heute noch in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird.
Der Codex hat nicht nur bei Kunsthistorikern, sondern auch bei Historikern großes Interesse gefunden. Berühmt sind vor allem zwei Seiten: das Krönungsbild (fol. 11r) und das Thronbild (fol. 11v). In der Kombination von Bild und Text (in Form von Inschriften) wurden sie wieder und wieder interpretiert. Schwerpunktmäßig ging es und geht immer noch um Fragen nach dem Herrschaftsverständnis Heinrichs II. und seiner Legitimation als König.
(Tania Brüsch)