Ademar von Chabannes wurde um 988 geboren. Er erhielt seine Ausbildung in St-Martial de Limoges. Später wurde er Mönch im Kloster St-Cybard d'Angoulême. Er starb wahrscheinlich im Jahr 1034 . Ademar verfasste etliche Hymnen und Predigten, betätigte sich als Kopist verschiedener Handschriften und hinterließ historische Notizen über die beiden Kirchen, die sein Leben bestimmten. Bekannt ist er vor allem durch sein Hauptwerk, das unter den Titeln "Historiae" oder "Chronicon" zitiert wird. Es handelt sich um eine Geschichte der Franken, die bis in seine eigene Zeit reicht und sich dann zu einer Chronik Aquitaniens verengt.
Seine Chronik liegt in zwei Editionen aus der Mitte und dem Ende des 19. Jahrhunderts vor. Beide Herausgeber, ein Deutscher und ein Franzose, beschränkten sich jedoch auf eine der beiden Hauptredaktionen, weil sie die andere für eine Kompilation des 12. Jahrhunderts hielten. Daneben gibt es zudem eine Vielzahl von Vorstufen, Redaktionen und Überarbeitungen, die in der Forschung für viel Verwirrung gesorgt haben. Die Ursache liegt in der Arbeitstechnik Ademars. Als Kopist vieler Handschriften bereitete er sein Werk vor, indem er nach und nach eine Textsammlung erstellte. Unter Zuhilfenahme dieser Zusammenstellung verfasste er seine Chronik, die er aber unter Benutzung weiterer Vorlagen überarbeitete und dabei zum Teil stark veränderte. Offenbar fertigte er, vielleicht durch neue Materialfunde veranlasst, Auszüge bzw. Kurzfassungen an. Aus diesem Grund ist es sehr schwierig, im Einzelfall zu entscheiden, was für eine Fassung späteren Autoren, die Teile der Chronik übernahmen, vorgelegen haben könnte. Die Verwirrung ging zeitweilig soweit, dass man Ademar sogar die Existenz absprach und nur noch vom "Pseudo-Ademar" schrieb. Andere meinten, dass nicht Ademars Werk Eingang in andere Quellen gefunden habe, sondern dass Ademar aus diesen geschöpft und sich nur als Kompilator betätigt hätte. Inzwischen gelten aber sowohl seine Existenz als auch seine Autorschaft als gesichert.
Für Heinrich II. und die Zeit der Jahrtausendwende ist Ademar vor allem deshalb eine interessante Quelle, weil er einerseits ein Zeitgenosse ist, andererseits jedoch von den Ereignissen um Heinrich II. weit entfernt lebte und schrieb. So können wir durch ihn eine "Außensicht" fassen. Für Ademar, der nicht wie die Reichsbischöfe Thietmar von Merseburg oder Adalbert von Utrecht in das Geschehen im Reich involviert war, waren ganz andere Dinge von Interesse. Freilich unterlaufen ihm aufgrund der räumlichen Ferne auch sehr viele Fehler. Zum Beispiel übergab Erzbischof Heribert von Köln keineswegs so ohne Weiteres die Reichsinsignien an Heinrich II., wie Ademars Text suggeriert. Und Otto III. wurde nicht in Rom, sondern in Aachen beigesetzt. Der angebliche Giftmord an Otto muss wohl Ademars Vorliebe für diese Todesart, die er mehrere seiner Protagonisten erleiden lässt, zugerechnet werden.
(Tania Brüsch)