Everhelm, Vita Popponis (Lebensbeschreibung Abt Poppos von Stablo)

12. (...) Für den ihm erwiesenen Ausfluss der göttlichen Gnade dankte er dem Schöpfer der Dinge und legte, nachdem ihm die Gemeinschaft wechselseitiger wahrer Liebe mit seinem Freund zuteil geworden war, den Rest seiner Reise, die ihn, wie wir bereits erwähnten, zum Kaiser führte, zurück. Inzwischen wurde er mit königlicher Pracht und Ehre empfangen, da er bei ihm unter den anderen bereits den ersten Rang der Freundschaft erlangt hatte. Auch hatte sein heiliges Wesen die Demut und Milde des vorgenannten Kaisers in solcher Zuneigung ihm gegenüber entbrennen lassen, dass er (= der Kaiser), da seine Verehrung (Poppo) gegenüber dies gebot, lieber gleichsam dessen Befehlen gehorchen als den Bitten eines anderen entsprechen wollte.
Es geschah auch, dass Gauklerspiele den kaiserlichen Hof erfüllten und der König mit den Seinen sich an dieser Art von Darbietungen erfreute. Es wurde sogar ein nackter Mann, dessen Gliedmaßen mit Honig bestrichen waren, Bären dargeboten. Diesen versetzte die Gefahr in großen Schrecken, dass vielleicht diese Bären, wenn sie den Honig verzehrt hätten, ihm an die Knochen gehen könnten. Fürwahr nahm die Begeisterung für diese Darbietung den Blick des Königs sehr gefangen und, wenig vorausschauend, machte er sich kaum Gedanken über die Gefahr, in der der Mann schwebte. Daher wies der heilige Poppo den König darüber zurecht, wie unbillig es sei, ein solches Spiel mit einem Christen zu treiben, und brachte ihn mit seinen Großen bald von (ihrer Begeisterung für) dieses Schauspiel ab. Dann befreite er (= Poppo) auch den Mann aus der Gefahr durch die Bären und sagte immer wieder begründend und flehentlich bittend seine Meinung, damit dies in Zukunft nicht mehr geschehen sollte. Kaiser Heinrich aber gehorchte demütig ebenso seinem flehentlichen Bitten wie seiner Zurechtweisung und entließ ihn, den er bei seiner Ankunft ehrenvoll empfangen hatte, auch ehrenvoll, als er nach Hause zurückging. Auf dem Weg, den er gekommen war, zog er bis nach Arras zurück und unterrichtete (dort) Abt Richard (von St. Vanne) heiligen Angedenkens hinreichend über die ihm vom Kaiser erwiesene Milde (humanitas).
(Übersetzung: Klaus van Eickels / Eike Schmidt)