Daher scheint eine würdige Erinnerung an das Osterfest, das wir zusammen mit ir (Heinrich II.) im vorigen Jahr im höchsten Jubel gefeiert haben, ein derartiges Versprechen zumindest teilweise zu erfüllen. Denn eine derart göttliche, derart von Gottesfurcht erfüllte Feier darf nicht der Vergessenheit anheim fallen. Im Gegenteil, das Andenken an sie soll auf ewig nicht verlöschen. Gewiss wird keiner der Anwesenden diese Festlichkeit jemals vergessen können, keiner von denen, sage ich, denen die Ehrfurcht vor Gott als Verwandte der Tugend(en) gilt. Man könnte meinen, dieses Fest sei von Gott angeordnet und geschenkt gewesen, ansonsten wäre es nämlich von den Menschen nicht in solch ehrwürdiger Ordnung zu Ende geführt worden.
Siehe, der Stellvertreter des hl. Petrus (Papst Benedikt VIII.), der durch das Vorrecht der ersten Würde die Gewalt innehat zu binden und zu lösen, kam am Tag der Liebe (dies caritatis), der nach dem wunderbaren Zeugnis der Liebesspendung (Tag des) Abendmahls (= Gründonnerstag) genannt wird, zur Herberge, die nach Deinem innigsten Herzenswunsch für Gott und den hl. Petrus zu Bamberg eingerichtet wurde, auf dass man anhand der höchsterfreulichen Ankunft des gar teuren Gastes erkenne, wie angenehm unserem Gott das Lob deiner Liebe ist. Wie aber seine Ankunft vonstatten ging und in welcher Ordnung ihm die Schar der mit dem Messornat angetanen Geistlichen entgegenzog, dies will ich ohne Verdruss, so gut ich kann, im einzelnen ins Gedächtnis rufen und schriftlich niederlegen.
Am vorgenannten Tag kam er (Papst Benedikt VIII.) zu der Stunde, da es an der Zeit war, das Hochamt feierlich zu begehen, zu Pferde an, so gekleidet, wie er an den geheiligten Altar trat. Vier Chöre waren zu seinem Empfang in geziemender Weise aufgestellt: Der erste auf dem jenseitigen Ufer des Flusses, der zweite auf der Brücke am anderen Ufer, der dritte vor dem Eingang zur Burg, der vierte (schließlich) vor der Kirche in der Vorhalle (atrium) an deiner Seite.
Nachdem also die Chöre in dieser Weise aufgestellt waren und sie ihre entsprechenden Gesänge mit gefälligem Wohlklang und klarer Stimmführung vorgetragen hatten und nachdem er auf den Knien seine Gebete vor den drei Altären beendet und auf dem Bischofsstuhl Platz genommen hatte, sang der Klerus das "Te Deum laudamus" und das Volk als Entgegnung einstimmig das "Kyrie eleison", als wollten sie in Übereinstimmung mit dem Lied des Psalmisten sagen: "Ich will lobsingen mit dem Geist, aber ich will auch lobsingen mit dem Verstand (1. Korinther 14,15)." Fürwahr, nur ein Herz aus Stahl hätte sich damals nicht durch wahre Zerknirschung erweichen lassen. Inzwischen aber war dein Herz, wie ich fest glaube, zeitweise nicht dort, sondern an jenem Ort, von dem aus der Psalmist mit Seufzen spricht: "Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Heerscharen (Psalm 84,2)! Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele nach den Vorhöfen des Herrn (Psalm 84,3)." Und ferner: "Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als (sonst) tausend (Psalm 84,11)." Und deshalb hast Du es, um dir eine Wohnstatt im Himmel zu bereiten, nicht bereut, Christus alles zu geben, was Du je von ihm zu empfangen verdientest. Nun aber wollen wir die begonnene Reihenfolge einhalten.
Nachdem also der engelsgleiche Gesang beendet war und Du ob Deiner Verdienste um die überaus demütige Begrüßung von ihm den Liebeskuss und (damit) den gebührenden Ausdruck liebevollen Gegengrußes erhalten hattest, erhob er sich. Dann ging er zur Tür hinaus. Vor dem Eingang zur Kirche erbarmte er sich der Büßer und derer, die ihre Vergehen bekannten, sprach sie von den Fesseln der Sünde los und führte sie in die Kirche, auf dass sie durch denjenigen, der sich für die Sünder opfern wollte, der Osterfreude würdig würden. Danach wurde das Evangelium verlesen. Er erfüllte sein Amt, hielt eine gebührende Predigt und erteilte allen, die herbeigekommen waren, die nötige Gabe des Ablasses. Bei der heiligen Weihe von Chrisam und Öl standen ihm zwölf Bischöfe zur Seite, je sechs zu beiden Seiten des Altars wie es die entsprechende Vorschrift zur mystischen Weihe bekanntlich fordert.
Ebenso hielt er am Donnerstag (Gründonnerstag) und Freitag (Karfreitag) den vorgeschriebenen Gottesdienst persönlich ab. Bei der Ostermette aber hielt der Patriarch von Aquileia die erste Lesung, der Erzbischof von Ravenna die zweite und der Papst selbst die dritte. Zur Messe aber fand eine vollständige Prozession statt, die in allen Belangen derart prachtvoll und geordnet war, wie es sich für die päpstliche Würde geziemte. Und der Gottesdienst bei derselben Gelegenheit war so, wie es sich für das Fest des Feste schickte. Und nach dem Gottesdienst war auch für das menschliche Wohl mit dem Füllhorn reichlich Sorge getragen.
(Übersetzung: Klaus van Eickels/Eike Schmidt)