Vita sancti Heinrici et confessoris (Lebensbeschreibung des hl. Königs und Bekenners Heinrich)

Um 1145 stellte ein unbekannter Bamberger Geistlicher Material zusammen, das Kaiser Heinrich II. als Heiligen schildert. Zu den wenigen Taten Heinrichs zählt selbstverständlich die Gründung des Bistums Bamberg sowie seine keusche Lebensführung. Weitere Episoden schildern ihn in einem eher passiven Erleben: Gott oder die Heiligen stehen ihm zur Seite wie beispielsweise der heilige Benedikt an seinem Krankenbett oder der heilige Laurentius bei der Seelenwägung. Die für eine Heiligenvita unerlässlichen Wunderberichte sollten beweisen, dass Gott Heinrich ausgezeichnet und ihn unter die Heiligen berufen habe. Diesen Text benutzten der Bamberger Bischof Egilbert, das Domkapitel und das Kloster Michelsberg, um die Heiligsprechung des Kaisers zu erlangen. Einige Hürden waren zu nehmen, dann verkündete am 12. März 1146 Papst Eugen III. die Kanonisation Kaiser Heinrichs II. Relativ kurze Zeit darauf ergänzte man die Vita um einen Bericht über das erfolgreich verlaufene Verfahren an der Kurie, das die Heiligmäßigkeit Heinrichs nun auch für die gesamte Christenheit erkennbar gemacht hatte.
Diese erste Textfassung ging verloren. Die Vita sancti Heinrici ist jedoch in zwei Exemplaren überliefert, die dem Kanonisationsverfahren zeitlich noch recht nahe stehen. Die erste Handschrift (K) wurde im Kloster Michelsberg/Bamberg für den eigenen Gebrauch angefertigt und geriet später durch Schenkung in den Besitz des Domkapitels Gurk. Es handelt sich um eine sauber geschriebene Handschrift, die der Ausstattung nach für den liturgischen Gebrauch bestimmt war. Ehe die Vita nach Gurk gelangte, wurde sie jedoch grundlegend überarbeitet. So fügte man einige Blätter ein und ergänzte darauf einige Kapitel. Um einen nahtlosen Anschluss der Texte zu gewährleisten, wurden an den Übergängen Teile der alten Vita durch Rasur entfernt und neu geschrieben. Dabei wurde der Text in den Fugen etwas verändert, um für Leser und Hörer den Anschluss zwischen neuen und alten Kapiteln zu schaffen. Die zweite Handschrift (B 1), die für das Bamberger Domkapitel angefertigt wurde, wird heute noch in der Bamberger Staatsbibliothek verwahrt. B 1 ist eine direkte Abschrift von K. Ein Widmungsbild, das der Heinrichsvita vorangestellt ist, zeigt in der unteren Bildhälfte das Brustbild eines Mönchs mit Tonsur und einem Buch der Hand. Die Umschrift weist ist als Adelbertus diaconus aus.
Der ergänzte Text, den K und B 1 in der vollständigen Fassung überliefern, bildet die zweite Rezension der Vita sancti Heinrici. Als erste Rezension, die im folgenden in Auszügen wiedergegeben wird, bezeichnet man die ursprünglich für das Heiligsprechungsverfahren angefertigte und kurz darauf ergänzte Fassung; sie entspricht den alten Bestandteilen von K. Durch die insgesamt recht umfangreiche Rezeption der Vita entstand eine reichhaltige Überlieferung. Zahlreiche Textzeugnisse blieben erhalten. Einige von ihnen gehen direkt (wie K) oder durch ein verlorenes Bindeglied indirekt auf die Urfassung der ersten Rezension zurück, die sich jedoch auf diese Weise recht gut rekonstruieren ließ.
(Tania Brüsch)

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