Annales Sangallenses Maiores (ed. Henking)

(...)
1002. Kaiser Otto (III.) starb in Rom ohne Erben; ihm folgte Heinrich (II.) aus königlichem Geschlecht, auch Herzog der Bayern, der dritte (vierte) dieses Namens. Mit diesem versuchte Herzog Hermann (II.) von Schwaben und Elsaß das Reich möglicherweise zu teilen und nach einem Teil (desselben) zu trachten. Als ihm dies misslang, versuchte er Rache zu nehmen an denen, die in Straßburg gegen ihn für den König Partei ergriffen hatten; er fiel in die Stadt ein, gab sie zur Plünderung frei und entweihte mit schlechtestem Beispiel (vorangehend) Kirchenbesitz (sacra). Bald unterwarf er sich dem König, starb aber schon nach weniger als einem Jahr. Sein kleiner Sohn, der (entfernte) Neffe (consobrinus) des Königs, wurde als Herzog des Volkes eingesetzt.
(...)
1006. Ein neuer Stern von ungewöhnlicher Größe erschien, dessen strahlender und in den Augen stechender Anblick Schrecken verbreitete. In wunderbarer Weise (leuchtete) er manchmal stärker zusammengezogen, manchmal ausgedehnter und verlosch zuweilen auch ganz. Drei Monate lang war er am untersten Rand des südlichen Himmels zu sehen, jenseits aller am Himmel sichtbaren (Stern)zeichen.

1007. Es herrschte eine schwere Seuche, die mit plötzlichem Tod das Volk weithin verheerte.
(...)
1013. Heinrich (begibt sich), nachdem er ein Heer (zum Zug) nach Italien aufgestellt hat, sehnlich erwartet nach Rom und wird zum Kaiser erhoben. Nachdem die Dinge (dort), wie er meint, geordnet sind, kehrt er von dort zurück. Ein Teil des Volkes jenes Landes fällt bald von ihm ab (und stellt sich) hinter Arduin, der schon lange verwegen das Szepter erstrebt. Auf ungewöhnliche Weise leuchteten unheilkündende Kometen, lange Zeit hindurch, doch nicht an denselben Stellen: Bald versteckten sie sich hinter der Mitte der Welt, bald hinter dem unteren Rand des südlichen Himmels, bald hinter den eisigen Polen. Es folgt eine Seuche, die namenlos Körper verdirbt, die Eingeweide erglühen lässt, so dass Blut herausfließt.
(...)
1022. Kaiser Heinrich zog mit schwerbewaffneter Schar nach Apulien. Von den Beneventanern, die sich (über sein Kommen) freuten, wurde er ehrenvoll und großartig empfangen; Troia, Capua, Salerno und Neapel, Städte seines Reiches, die zu den Griechen abfielen, zwang er zur Unterwerfung. Von diesen bereitete Troia, bestens versehen mit tapfersten Kräften und jeglichem Kriegsgerät, ihm länger (als die anderen) Verzögerung und Schwierigkeiten (auf dem Weg zum) Sieg. Dennoch, obwohl die bedrängte (Stadt) hart (zurück)schlug, bei ihrer Verteidigung viele verletzte und sehr viele tötete, bot sie im dritten Monat ihrer Belagerung unterwürfig bittend dem Kaiser die Hände und verdiente sich durch einen Treueid ihre Unversehrtheit und die Gnade des Siegers. Nachdem er die Angelegenheiten so geordnet hatte, kehrte er zurück, führte jedoch den Fürsten von Capua als Gefangenen mit sich weg. Als er Italien verließ (circa egressum Italiae) befiel eine Seuche sein Heer und vernichtete es zum größten Teil, so dass der Körper des römischen Reiches des Verlustes so vieler seiner Glieder nicht ohne Unglück und Schmerz gedenken kann.
Der Sommer war fürchterlich und schreckte die Sterblichen mehr als gewöhnlich mit Donner und Blitz. Der Ansturm eines von Westen heranbrausenden Wirbelwindes erschütterte Gebäude und riss Bäume mitsamt ihren Wurzeln aus.
Abt Burchard, der feinste Spiegel (= Abbild, Vorbild) der heiligen Kirche, und auch Burchard, ein junger Mann von guter Begabung, starben auf jenem Heereszug. Notker, der gebildetste und gütigste Mann, dessen wir uns erinnern, Heribert und die beiden Rudperte, Männer von größter Unschuld, Dietrich und Liutold starben an der weithin wütenden Krankheit. Auch Ruodhard, der Bischof von Konstanz, starb; sein Nachfolger wurde Heimo, und Thiedbald wurde zum Abt erhoben.
(...)
1024. Papst Benedikt starb. Kaiser Heinrich starb und Konrad (II.) wurde zu Mainz an Mariae Geburt (8. September) zur Königsherrschaft geweiht.
(Übersetzung: Klaus van Eickels / Eike Schmidt)