Leo war wahrscheinlich lombardischer Herkunft. Er war umfassend gebildet und besaß hervorragende Rechtskenntnisse. 996 wurde er von Kaiser Otto III. in die Hofkapelle aufgenommen und bald darauf als Bischof von Vercelli eingesetzt (998/99-1026). Schon bevor Arduin im Februar 1002 als Nachfolger Ottos III. in Italien gekrönt wurde, hatte sich eine Opposition gegen ihn entwickelt. Ihr gehörten die Bischöfe Reichsitaliens an. Der Streit ging vor allem um die Frage, inwiefern die Bischöfe verliehene oder verpachtete Güter wieder einziehen dürften, wenn der Beliehene bzw. Pächter starb. Gegen diese Handhabung wandten sich Arduin und seine Anhänger, die mehrheitlich Vasallen der Bischöfe von Novara, Vercelli und Ivrea waren, da die Regelung eine große Planungsunsicherheit für die jeweils nächste Generation bedeutete. Der Streit wurde äußerst erbittert geführt. 997 hatte man sogar Leos Vorgänger, Bischof Petrus von Vercelli, ermordet. Arduin war dafür von Otto III. verurteilt worden. In Sorge um ihre Zukunft unter ihrem Feind Arduin baten die betroffenen Bischöfe Heinrich II. um Hilfe. Die damit verbundene Hoffnung und Erwartung drückt Leo von Vercelli 1002 in einem Gedicht an Heinrich II. aus (Versus de Ottone et Heinrico).
Jedoch wurden die Bischöfe wieder und wieder enttäuscht. Erst schickte Heinrich II. nur ein Heer unter Otto von Worms, das eine bittere Niederlage einstecken musste. Dann kam er selbst, zog sich jedoch sehr schnell wieder zurück. Nicht einmal seine Kaiserkrönung brachte die erhoffte Wirkung. Sobald Heinrich italienischen Boden verlassen hatte, konnte Arduin wieder ungestört handeln. In dem Brief aus dem Jahr 1016 an Kaiser Heinrich II. spiegelt sich Leos Verbitterung wider.
Leo verwendet in dem Brief ein Sprichwort, das sächsische Färbung aufweist: uuaregat self iuuuare got ('Schützet selbst eure Güter'). Gemeint ist damit wohl: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Man vermutet, dass Leo über Beziehungen nach Hildesheim verfügte, was vielleicht die Herkunft dieses Spruchs erklären könnte. Auch in anderen Briefen gibt es sprachliche Anklänge zum sächsischen Raum, und als Bischof Bernward von Hildesheim 1001 nach Vercelli kam, bereitete ihm Leo einen Empfang, der fast eines Papstes würdig gewesen sein soll.
(Tania Brüsch)