Die Regierungsjahre Heinrichs II.
1. Im Jahre seit der Fleischwerdung des Herrn 1001, im Jahre 1752 nach Gründung der Stadt (Rom), gelangte Heinrich II., zuvor Herzog von Bayern, Otto III. war kinderlos gestorben an die Spitze des Reiches und empfing die Königsherrschaft; er war der 84. Herrscher seit Augustus und regierte 23 Jahre und fünf Monate, 12 Jahre unter dem Titel eines Königs, 11 Jahre in der Würde und unter dem Titel des Kaisers. Nachdem er auf den Thron des Reiches erhöht worden war und den Markgrafen Heinrich und einige andere überwunden hatte, die ihm zu Beginn seiner Herrschaft Widerstand leisteten, auch Italien, Böhmen und ebenso Boleslaw (Chrobry) mitsamt dem ganzen Slavenvolk unterjocht hatte und ihm vom Herrn Ruhe gewährt wurde, erwählte er im Wissen darum, dass er keine Söhne haben würde denn, wie viele bezeugen, erkannte er Kunigunde, seine Gefährtin in der Herrschaft, niemals, sondern liebte sie wie eine Schwester , den Herrn, der alle Güter gibt, zum Erben und gründete im sechsten Jahr seiner Herrschaft in weisem Ratschluss ein Bistum in Bamberg zu Ehren des hl. Petrus und des hl. Georg und stattete den Ort selbst mit reichem Grundbesitz und allem geziemenden Zubehör überreichlich aus, wie man noch heute feststellen kann. Überdies errichtete er im südlichen Teil der Stadt ein Monasterium zu Ehren des heiligen Erzmärtyrers Stephan, das er der Kanonikerregel unterstellte; im anderen, das heißt nördlichen, Teil gründete er ein weiteres Monasterium zu Ehren des heiligen Erzengels Michael und des heiligen Abtes Benedikt, das der Mönchsregel unterworfen wurde. Sich und seiner Stadt, die auf dem Felsen apostolischer Unüberwindlichkeit gegründet und durch die Mauer und die Vorwerke der Verdienste des hl. Georg und der übrigen Heiligen befestigt und geziert war, errichtete er (somit) in Stephan einen Turm der Stärke gegen den Gluthauch der Laster und unter dem Schutz des Engels eine sichere Zuflucht gegen den erkältenden Hauch desjenigen, der im Norden, von wo alles Übel seinen Ausgang nimmt, seinen Sitz aufzuschlagen beschlossen hat; auf der Rechten und auf der Linken mit den Waffen der Gerechtigkeit wie mit einem Wall umgeben, sollte so der Widersacher keine Macht über sie finden können. Auch den übrigen Stätten der Heiligen in der Weite des Reiches ließ er soweit es nötig war seine reiche Freigebigkeit nicht weniger zukommen; einige, die ganz daniederlagen, stellte er besser als zuvor wieder her, anderen gab er hinzu, was nicht in ausreichendem Maße vorhanden war.
Der Bruder des Königs war Bruno, der Bischof von Augsburg. Er sah scheel auf die glückvollen Taten des Bruders und fügte ihm, wo immer er konnte, vielerlei Widrigkeiten und Unrecht zu; und wenn er es selbst nicht konnte, verband er sich mit solchen, die ihm ihrerseits Unrecht zufügten, oder stachelte andere an, ihm Unrecht zuzufügen, und wiegelte sie auf diese Weise auf. Diesem gegenüber verzichtete der Bruder nicht nur auf Vergeltung, sondern von brüderlicher Liebe geleitet überging und ertrug er vielmehr alles geduldig und suchte ihn so durch das Gute zu überwinden.
Der König von Ungarn, der Stephan genannt wurde, erbat deren Schwester Gisela, eine Frau frommen Andenkens, zur Ehe; doch verdiente er sich die Ehe mit ihr erst durch sein Versprechen, er und sein gesamtes Volk würden die Grundlagen der christlichen Religion und die Sakramente der heiligen Taufe annehmen. Nachdem er dieses Versprechen durch Taten bekräftigt hatte, blieb er hernach bei der Ausführung guter Werke fromm und gottergeben. Dies bezeugte nach seinem Tod auch die göttliche Gnade durch eindeutige und offenkundige Wunderzeichen anlässlich seiner Beerdigung.
(...)
Die Regierungsjahre Konrads II.
Im Jahre seit der Fleischwerdung des Herrn 1025, im Jahre 1776 nach Gründung der Stadt (Rom), übernahm Konrad (II.), einer der Großen des Reiches, der sich allerdings zuvor durch einen Aufstand dem Königtum widersetzt hatte, als 85. Herrscher seit Augustus die Königsherrschaft und regierte 15 Jahre; bei seiner Wahl gingen die Meinungen der Fürsten auseinander, aber Erzbischof Aribo von Mainz und Bischof Eberhard von Bamberg traten für ihn ein. Als er indessen auf den Thron des Reiches erhöht worden war, gedachte er auf den Rat des Bischofs Bruno von Augsburg hin dieser war der Bruder Kaiser Heinrichs und hatte, wie zuvor erwähnt, stets scheel auf dessen glückhaftes Handeln gesehen , das Bistum Bamberg zu zerstören; denn Bischof Bruno versprach der Königin Gisela, alle Güter, die ihm nach dem Erbrecht gehörten, ihrem Sohn Heinrich (III.) zu übertragen. Infolgedessen werden Ort und Zeit für eine Zusammenkunft festgesetzt, bei der dieses Vorhaben zum Abschluss gebracht werden soll. In der Nacht aber, die dem Verhandlungstag vorausging, begab sich Bischof Eberhard heimlich zum Zelt des erwähnten Bruno; er setzte sich an dessen Bett und verhandelte voller Eifer mit ihm, indem er ihn mannigfach wegen dieser Angelegenheit ermahnte, ihn beschwor und ihm die Erinnerung an den Bruder (Heinrich II.) ins Gedächtnis zurückrief. Als er sich zu später Stunde in der Nacht zurückgezogen und den Bischof, der ob des Gehörten bewegt war, ein Traum bedrängt hatte, da schien es diesem, als stehe sein Bruder, der Kaiser Heinrich, an seinem Lager und halte ihm sein Gesicht entgegen, das dadurch entstellt war, dass sein Bart auf einer Seite ausgerissen war. Darüber war er betroffen und verwundert, er fragte, wer sich solche Dreistigkeit gegen ihn herausgenommen habe, und erhielt zur Antwort: "Das hast du getan, weil du mich und die Heiligen Gottes, die ich mit den mir von Gott gewährten Gütern beschenkt habe, zu plündern beschlossen hast. Hüte dich vor weiterer derartiger Dreistigkeit, damit du das Begonnene nicht mit tiefem Unglück zahlst." Da erwachte er, das Gesicht versetzte ihn in tiefe Furcht, und kein geringer Schrecken und Zittern ergriffen seine Glieder. Als es Morgen geworden war und er trotz langen Wartens noch immer nicht zur Versammlung der Großen erschienen war, ließ ihn die Königin, besorgt um ihres Sohnes willen, durch Boten inständig bitten, er möge kommen und das Versprechen erfüllen. Er aber behauptete, er sei so schwer krank, dass er sich nicht vom Lager erheben und den Fuß nicht rühren könne. Als man ihn daraufhin bat, er solle sich doch auf seinem Bett zur Versammlung tragen lassen, damit so wenigstens sein Versprechen erfüllt würde, lehnte er das vollends ab und erklärte schließlich freimütig, er habe gegen Gott, seine Heiligen und seinen Bruder gesündigt. So verhinderte die göttliche Gnade um der Verdienste ihres Dieners willen, auf dass die Hoffnung, die sie auf ihn gesetzt hatte, nicht enttäuscht werde, alle Anschläge jener schändlichen Verschwörung; es bekräftigte das, was von diesem wohl begonnen war, und ließ es von da an immer vollkommener werden.
(...)
(Übersetzung: Franz-Josef Schmale, überarbeitet und ergänzt von Eike Schmidt)