Urkunde Heinrichs II. für die bischöfliche Kirche zu Paderborn (DH II. 440)

(Heinrich verleiht der bischöflichen Kirche zu Paderborn die Grafschaft des verstorbenen Grafen Liudolf mit der Maßgabe, dass ihr Ertrag zur Instandhaltung der Domkirche verwendet werden soll.)

Der Text der Urkunde, mit der Heinrich II. der bischöflichen Kirche zu Paderborn die Grafschaft des Grafen Liudolf verlieh, hat sich weder im Original noch in einer urkundlichen Abschrift erhalten. Wir wissen von der Schenkung nur deshalb, weil der Autor der Vita Meinwerci im 12. Jahrhundert offenbar sämtliche im Archiv der Kirche vorhandenen Schenkungsurkunden aus der Zeit Meinwerks in sein Werk integrierte. Daher ließ sich auch nicht mehr der vollständige Wortlaut der Urkunde rekonstruieren. Immerhin wurde aber in der Vita eine wichtige Zusatzbestimmung festgehalten: Die Schenkung wurde mit der Bedingung verknüpft, dass der Ertrag aus der Grafschaft zur Instandhaltung der Domkirche verwendet werden musste. Dem Autor der Vita war daran gelegen, seinen Protagonisten als eine Art zweiten Bistumsgründer darzustellen. Um Meinwerks Wirken für sein Bistum und seine einflussreiche Stellung im Reich herauszustreichen, erwähnt er nicht nur die Güter, die dieser für seine Kirche erbat, sondern häufig auch bedeutende Intervenienten, die sich für Paderborn einsetzten. Im folgenden Auszug, der dem Kapitel 172 der Vita entstammt, wird neben anderen Papst Benedikt VIII. als Fürsprecher erwähnt. Auf diese Weise lässt sich die Übertragung der Grafschaft datieren: Der Papst besuchte den Kaiser im Frühjahr 1020, gemeinsam feierten sie zunächst das Osterfest in Bamberg, bevor sie weiter nach Fulda zogen. Nur wenige Vertraute erhielten in diesem Zeitraum eine Urkunde vom Kaiser. Dass es Meinwerk gelang, ein kaiserliches Diplom zu bekommen, in dem der Papst und die Kaiserin intervenierten, macht einmal mehr sein enges und vertrautes Verhältnis zum Kaiserpaar deutlich.
(Tania Brüsch)