Urkunde Heinrichs II. für seinen Getreuen Petrus (DH II. 281)

(Heinrich schenkt dem Tabellio Petrus die eingezogenen Güter des Schwestermörders Petrus, Sohn des Sigezo de Accadeo. Ravenna 1014.)

Heinrich II. hatte sich in den ersten Jahren seiner Herrschaft nicht übermäßig viel um die Verhältnisse in Italien gekümmert: Ein kurzer Zug über die Alpen im Jahr 1004 mit seiner Königskrönung in Pavia, Verhandlungen mit dem Papst wegen der Gründung des Bistums Bamberg, einige Gesandtschaften, aber kein weiterer Feldzug, obwohl er wiederholt von einigen lombardischen Bischöfen um Hilfe gebeten worden war. Im italischen Reich hatte sich nämlich Arduin von Ivrea durchsetzen können, der sehr schnell nach dem Tod Ottos III. ­ lange vor Heinrich II. nördlich der Alpen ­ die Königskrone erlangt hatte. Im Laufe der Jahre drohte Heinrich ein solcher Legitimationsverlust gegenüber diesem (aus seiner Sicht: Gegen-) König, dass als Lösung nur noch die Kaiserwürde blieb, die ihn im Rang über Arduin stellte. Er verhandelte mit Papst Benedikt VIII. und zog Ende 1013 gen Rom, wo er im Februar zusammen mit Kunigunde die Kaiserkrone erhielt.
Zunächst jedoch weilte der Hof in Pavia, dann nahm Heinrich II. in der zweiten Januarhälfte an einer Synode in Ravenna teil. Demonstrativ gab er sich als König mit allen Rechten und Pflichten. Dazu zählte auch die Ausstellung etlicher Urkunden für die dortigen Anhänger mit Schenkungen und Besitzbestätigungen. So schenkte er seinem fidelis Petrus die Güter, die von einem andern Petrus, dem Sohn des Sigezo de Accadeo, eingezogen worden waren, weil dieser seine Schwester ermordet hatte. Die Urkunde wurde wahrscheinlich außerhalb der Kanzlei verfasst. Da das Original verloren ging, können aus der Schrift keine Rückschlüsse gezogen werden, aber die Titulatur ist für die Kanzlei Heinrichs II. ungewöhnlich: Heinricus rex invictissimus a deo coronatus ('Heinrich, unbesiegbarster König von Gott gekrönt').
Aus dem Eschatokoll gehen nur Ausstellungsort (Ravenna) und -jahr (1014) hervor. Der Zeitpunkt der Abfassung lässt sich aber nicht nur anhand des Itinerars Heinrichs II. genauer fassen, sondern auch durch eine weitere Urkunde: Der beschenkte Petrus gab nämlich am 26. Januar die Schenkung an das Kloster Pomposa weiter und berief sich dabei auf das Königsdiplom, das also vor diesem Zeitpunkt ausgestellt worden sein musste.
(Tania Brüsch)