Ehemals die Zoohandlung Schulze: Am Kranen 10. (alle Bilder: Leicht)

Noch in diesem Jahr soll das Gebäude bezugsfertig sein.

Der barocke Dachstuhl bleibt zur Freude der Denkmalpfleger fast vollständig erhalten.

  • Service & Verwaltung
- Kerstin Leicht

Schöne Aussichten

Das Gebäudes Am Kranen 10 wird bald fertig saniert sein und die künftigen Nutzer empfangen

Die einen freuen sich schon auf den Tapetenwechsel, manchem Fußgänger und Radfahrer dagegen ist die Baustelle „Am Kranen 10“ ein ärgerliches Hindernis: Wegen Platzmangel wurde der Geh- und Radweg gesperrt.

Auf einen termingerechten Umzug hofft Elisabeth Christmayr, Sekretärin an der Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften. Unter Leitung von Professor Dr. Klaus van Eikels wird der Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte in den ersten Stock des bis dahin „denkmalgerecht sanierten Gebäudes" Am Kranen 10 einziehen. Für das zweite Obergeschoss und das Dachgeschoss sind die beiden Lehrstühle für Kunstgeschichte sowie das ZEMAS, das Zentrum für Mittelalterstudien, vorgesehen. Elisabeth Christmayr weiß, dass der Umzug „stressig“ werden kann, da er mit dem Semesterbeginn zusammenfällt. Aber es überwiegt bei den Mitarbeitern die Vorfreude auf neue Möbel, die neue Aussicht, neue und vor allem ruhigere Räume.

Erst die Arbeit, das Vergnügen muss warten

Nicht nur die Lehrstuhlmitarbeiter hoffen, dass auf der Baustelle alles glatt läuft. An termingerechte Fertigstellung sind die Ausführenden vertraglich gebunden. „Bislang konnten alle aufgetretenen Probleme, die bei Sanierungen üblich sind, bewältigt werden. Die Kooperation mit dem Investor, Planer und den ausführenden Firmen klappt gut“, erklärt Kurt Herrmann, zuständig für Raum- und Bauangelegenheiten an der Universität. Hohe Verzugsstrafen will schließlich keine Firma riskieren.

Allerorts sind knappe Kassen an der Tagesordnung

Aufgrund der derzeitigen Finanzlage kam ein Ankauf des Gebäudes  durch die Universität nicht zustande. Da blieb nur noch die Möglichkeit, einen Investor zu finden, der das Anwesen erwirbt, nach den Vorgaben der Uni umbaut und saniert. Diese Form einer Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und privaten Unternehmen wird als „private public partnership“ (PPP-Modell) bezeichnet. Nach der Sanierung werden die Räumlichkeiten vom ersten Obergeschoss bis zum Dachgeschoss komplett von der Universität angemietet. Das Mietverhältnis ist zunächst auf 10 Jahre vereinbart.

Für die Ausführung der Baumaßnahmen ist der private Investor verantwortlich, mit dem nach Auskunft von Kanzlerin Martina Petermann bereits vertrauensvoll zusammengearbeitet wurde. „Das Hochbauamt ist nur insofern betroffen als eine direkte Verbindung zum ehemaligen Hochzeitshaus, Am Kranen 12, entsteht“, erklärt Christof Reichel, Leiter der Abteilung im staatlichen Hochbauamt. Dieses befindet sich als Eigentum der Universität in der baurechtlichen Verantwortung der staatlichen Behörde. Die Sanierung schafft ein gemeinsames Treppenhaus mit behindertengerechtem Aufzug. Ungewöhnlicherweise besaß das Haus Nr. 10 keine eigene Erschließung. In historischen Aufzeichnungen findet sich dazu eine Erklärung: Schon bald nach der Erbauung im frühen 17. Jahrhundert war das Gebäude „teilweise mit dem 'Hochzeitshaus' vereint“.

Von der Feuersbrunst verschont

Viel Beachtung schenkte der noch vorhandenen Substanz zuerst kaum einer der Beteiligten. Zwar steht das Haus im Ensemble des UNESCO-Weltkulturerbes, ist jedoch nicht als Einzelobjekt in der Bayerischen Denkmalliste verzeichnet. Während des zweiten Weltkriegs war in der Innenstadt Bambergs viel zerstört worden. So brannte auch die Häuserzeile Am Kranen. Historische Fotografien zeigen das bis auf seine Fassade zerstörte Hochzeitshaus. Doch entgegen den bisherigen Annahmen scheint das Gebäude Nr. 10 von der Feuersbrunst verschon geblieben zu sein. 1967 sollen Erdgeschoss und Obergeschosse entkernt worden sein, wie im Inventar der Stadt Bamberg nachzulesen ist. Der aufmerksame Leser registriert allerdings den Nachsatz „bis auf die Vorderstuben“.

Ist die verloren geglaubte barocke Substanz also noch weitgehend erhalten? Davon geht Dipl.-Holzwirt Dr. Thomas Eißing nun aus, der zu Beginn der Sanierung das Innere des Gebäudes begutachten konnte. Einige der angefallenen Balkenabschnitte lagern derzeit im Institut und warten auf eine dendrochronologische Untersuchung.

„Gott sei Dank“ muss laut Professor Dr. Hubel, Inhaber der Professur für Denkmalpflege, auch bei dieser Sanierung Geld gespart werden, weshalb durch die Umbaumaßnahmen relativ wenig zerstört wurde. Der barocke Dachstuhl blieb weitgehend erhalten – auch wenn hier und dort einem alten Holzbalken nun eine Ecke fehlt: Heute sind die Menschen und somit ihre Türen eben größer als im 17. Jahrhundert.