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- Pressemitteilung des Erzbistums Bamberg

Bleibt die Synagoga im Dom?

Erzbistum und Universität Bamberg laden zu Expertendiskussion zum Umgang mit antijüdischem Erbe der Kirche.

Die umstrittene Figurengruppe Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom ist Thema eines öffentlichen Expertenforums am Mittwoch, 7. Juli 2021, um 19 Uhr in Bamberg. An dem Gespräch nehmen unter anderen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil. Die Diskussion unter dem Titel „Ecclesia und Synagoga am Bamberger Dom: Ein schwieriges Erbe?“ in der Aula der Universität Bamberg mit beschränkter Teilnehmerzahl kann online verfolgt werden. 

Die Bamberger „Synagoga“ gilt aufgrund ihrer Anmut und bildhauerischen Perfektion als eine der schönsten mittelalterlichen Kathedralfiguren. Der Vorschlag ihrer Entfernung aus dem Bamberger Dom rief vor einem Jahr vor allem Entrüstung, aber auch Zustimmung hervor. Im Erzbistum Bamberg hat sich eine Expertengruppe mit der langen Tradition des Antijudaismus in der christlichen Kirche und ihrer Bildbotschaften befasst.

Das Figurenpaar der siegreichen Ecclesia als Sinnbild der christlichen Kirche und der besiegten Synagoga mit Augenbinde als Zeichen des Judentums ist an bedeutenden Kathedralen des Mittelalters zu finden wie in Paris, Reims, Straßburg oder Bamberg. In Bamberg besteht der Sonderfall, dass die Figuren nicht nur als Kopien an einem Portal zu sehen sind, sondern die Originale im Dom selbst aufgestellt sind. Diese Herabwürdigung des Judentums in einem katholischen Kirchenraum hat die Diskussion jüngst ins Rollen gebracht – verbunden mit der Forderung, die Figuren der Ecclesia und Synagoga in das benachbarte Diözesanmuseum zu versetzen.

Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Botschaft der Figuren – und auch der Kopien am Fürstenportal – aus dem historischen und theologischen Zusammenhang erklärt werden müsste. Letzteres ist ein großes Anliegen des Erzbistums, von einer Entfernung distanzieren sich Erzbischof und Domkapitel deutlich. Erzbischof Ludwig Schick betont mit Verweis auf die Erklärung „Nostra Aetate“ im Zweiten Vatikanischen Konzil 1965: „Die lange Tradition des christlichen Antijudaismus und auch das Bild der besiegten Synagoga haben zur Feindbildprägung beigetragen. Die Kirche von Bamberg ist sich dessen bewusst und ruft dazu auf, jeder Form des Antisemitismus ausdrücklich entgegen zu treten und die Verbundenheit mit Jüdinnen, Juden und dem Judentum zu fördern.“

Mit der Podiumsdiskussion soll die Öffentlichkeit an den Fragestellungen zum Umgang mit den Figuren, die kein einfaches Kulturerbe darstellen, eingebunden werden. Diskussionsgäste sind neben Erzbischof Ludwig Schick und dem Zentralratspräsidenten der Juden, Josef Schuster, der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, sowie Ludwig Unger für den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten. Von der Universität Bamberg sind beteiligt die Professur für Judaistik, Prof. Dr. Susanne Talabardon, sowie der Lehrstuhl Kunstgeschichte, insbesondere des Mittelalters, Prof. Dr. Stephan Albrecht.  

Die Veranstaltung kann unter dem Link https://erzbistum-bamberg.webex.com/erzbistum-bamberg/j.php?MTID=m127a956e640c036adba4dad4091a8e8e live verfolgt werden. Der Link wird auch auf der Homepage des Erzbistums Bamberg veröffentlicht sein.

Hintergrund:

Diese Veranstaltung ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ mit seiner Geschäftsstelle in Köln organisiert und koordiniert. Die Universität Bamberg ist mit Lesungen, Vorträgen, Führungen und Ausstellungen zudem aktiv am regionalen Themenjahr „Jüdisch sein – gestern und heute“ beteiligt, dessen Gesamtprogramm von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Bamberg, der Professur für Judaistik der Universität Bamberg und der VHS Bamberg-Land kooperativ kuratiert wird und sich an das bundesweite Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ anschließt.

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Hinweis: Für Medienvertreter/innen besteht die Möglichkeit der Präsenzteilnahme in der Aula der Universität. Dazu ist eine Anmeldung bis 1. Juli erforderlich bei yvonne.hipp(at)erzbistum-bamberg.de.

Medienkontakt des Erzbistums:
Harry Luck
Pressesprecher/Stabsstelle Medien- und Projektarbeit
Tel.: 0951/502-1531
pressestelle(at)erzbistum-bamberg.de

Medienkontakt der Universität Bamberg:
Mirjam Schmitt
Redaktionsassistenz
Tel.: 0951/863-1182
redaktionsassistenz.presse(at)uni-bamberg.de