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Ich liebe mich!

Moderne Formen des Narzissmus – psychologische Studien der Universität Bamberg

Je herablassender Narzissten andere behandeln, umso mehr werden sie von ihren Mitmenschen abgelehnt. Eine psychologische Studie konnte die sogenannte „Tit-for-Tat“-Hypothese in Bezug auf Narzissmus bestätigen, die frei übersetzt besagt: „Wie du mir, so ich dir“. PD Dr. Katrin Rentzsch von der Universität Bamberg und Prof. Dr. Jochen E. Gebauer von den Universitäten Mannheim und Kopenhagen begannen ihre Studie vor knapp zehn Jahren. Die Ergebnisse haben sie 2019 in der Fachzeitschrift „Personality and Social Psychology Bulletin“ veröffentlicht.

Ihre Frage war, welche Narzissten beliebter sind: die agentischen oder die kommunalen. Agentische Narzissten sind Menschen, die sich selbst überschätzen, sich beispielsweise für intelligenter, kompetenter oder entscheidungsfreudiger als andere halten. Deshalb behandeln sie Mitmenschen herablassend. Kommunale Narzissten dagegen überschätzen ihre Beziehungskompetenz, sie behaupten etwa von sich selbst: „Ich bin der beste Freund, den ein Mensch haben kann.“ Sie geben an, andere zu mögen, auch wenn sie sich ihnen gegenüber nicht unbedingt freundlich verhalten.

Forschungsprojekt mit fast 500 Studierenden

An der Studie nahmen zwischen 2010 und 2013 insgesamt 474 Psychologie-Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin teil. Im ersten Bachelorsemester erstellten sie eine Selbstbeschreibung. Damit erfassten die Forschenden, wie narzisstisch die einzelnen Personen sind. In den folgenden Semesterwochen wurden sie in Seminargruppen aufgeteilt und lösten gemeinsam Aufgaben. Anschließend vermerkten die Studierenden, wie sie sich gegenseitig wahrgenommen hatten. „Je stärker die agentischen Eigenschaften waren, desto ablehnender hat sich eine Person gegenüber Mitstudierenden verhalten und desto mehr Ablehnung brachten diese ihr entgegen“, erklärt Katrin Rentzsch. Dagegen hätten kommunale Narzissten ihre positive Wirkung auf andere überschätzt: „Ihre Mitmenschen mögen sie nur durchschnittlich gerne.“

So entsteht Narzissmus

Wie Narzissmus entsteht und wann er ins Negative umschlägt – Psychologinnen und Psychologen der Universität Bamberg erforschen diese Fragen seit Jahren. „Wie viele Persönlichkeitsmerkmale hat auch Narzissmus eine genetische Komponente, ist also teilweise erblich“, sagt Prof. Dr. Astrid Schütz, Inhaberin des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik. „Daneben ist elterliches Verhalten von Bedeutung.“ Eltern fördern beispielsweise agentischen Narzissmus, wenn sie ihre Kinder zu sehr verwöhnen. „Gerade in individualistischen Kulturen wie in Deutschland überhöht man Kinder bisweilen als Superstar, Prinzessin oder Boss“, so Schütz.

Ausführliche Informationen über Narzissmus finden Sie im Artikel „Ich liebe nur: MICH“ in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „uni.vers“ der Universität Bamberg: www.uni-bamberg.de/univers-forschung/2019

Aktuelle Publikation zu Narzissmus:
Katrin Rentzsch und Jochen E. Gebauer. 2019. On the popularity of agentic and communal narcissists: The tit-for-tat hypothesis, Personality and Social Psychology Bulletin, doi: 10.1177/0146167218824359

Bild: Psychologin Katrin Rentzsch forscht unter anderem zu Selbstüberschätzung und Narzissmus.(2.0 MB)
Quelle: Holger Vogel/Foto Studio West

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PD Dr. Katrin Rentzsch
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik
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katrin.rentzsch(at)uni-bamberg.de

Prof. Dr. Astrid Schütz
Inhaberin des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik
Tel.: 0951/863-1870
astrid.schuetz(at)uni-bamberg.de

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