Dr. Karin Amtmann

  • Wissenschaft & Praxis
  • Service & Verwaltung
- Monica Fröhlich

Trauer um die Hüterin des Universitätsarchivs

Dr. Karin Amtmann verstarb am 23. April 2011

„Das Archiv ist das Gedächtnis der Universität, hier wird seine Geschichte bewahrt und erschlossen“ – mit diesen Worten erklärte Karin Amtmann gerne die Bedeutung des Universitätsarchivs. Ihr besonderes Verdienst liegt in der Sensibilisierung aller Universitätsangehörigen für die Belange und den Sinn des Archivs. In kurzer Zeit wertete sie das Universitätsarchiv zu einem eigenen Dezernat auf, gab der Archivarbeit ein Gesicht und machte das systematische Sammeln von archivwürdigen Universitätsdokumenten und deren geordnete Überlieferung zu einer Gemeinschaftsaufgabe. Sie vergegenwärtigte allen den wertvollen historischen Schatz der Universität: 550 laufende Meter Akten und archivwürdiges Material aus einer 360-jährigen Geschichte mit zahlreichen Vorläufer-Einrichtungen, auf die die Universität stolz sein darf  – der sie aber auch verpflichtet ist. Die Bestände des Universitätsarchivs beinhalten Dokumente aus allen Jahrhunderten der Entwicklung zur Universität, so auch aus der Zeit der Akademie des Fürstbistums Bamberg, der Lyzeumsstiftung, der Philosophisch-Theologischen Hochschule, der Pädagogischen Hochschule und der Gesamthochschule.

Karin Amtmann ordnete in den vergangenen fünf Jahren die historischen Akten, verantwortete die Erfassung des archivreifen Schriftgutes, dessen Bewertung und Aussonderung, die Archivierung und Erhaltung aller Arten von Medien, insbesondere Schriftstücken, Akten, Karteien, Plänen, Bild- und Tonträgern. Zudem beschäftigte sie sich intensiv mit der Dokumentation der Vor-, Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der Universität Bamberg und befragte zu diesem Zweck auch Zeitzeugen. Für die Universitätsverwaltung entwickelte Karin Amtmann einen Aktenplan. Fakultäten und Institutionen unterstützte sie aktiv beim Aussondern von archivreifen Unterlagen. Und die Bestände wurden von ihr systematisch für Archivbenutzer, Studierende und Universitätsangehörige bereitgestellt.

Es war ein Glück für die Universität, dass der Bamberger Geschichtsprofessor Dr. Klaus Guth, der seit 1973 das Archiv betreute, 2005 die Einrichtung einer Planstelle für die Verwaltung des Hochschularchivs und der Registratur beantragte und Karin Amtmann, die zunächst für ein Jahr aus Projektmitteln eingestellt worden war, als Leiterin für die Stelle vorschlug. Seit 2006 war die promovierte Historikerin dann als Leiterin für das Universitätsarchiv verantwortlich.

Ihr Weg dorthin erscheint im Rückblick äußerst konsequent – wie so oft bei einem neuen Anlauf: Nach dem Besuch der Berufsschule in Bamberg und einer abgebrochenen Lehre zur Arzthelferin, war sie zunächst fünfzehn Jahre als kaufmännische Angestellte in Erlangen beschäftigt. Als hätte sie plötzlich ihre Berufung vor Augen, studierte sie nach dem Besuch des Erzbischöflichen Abendgymnasiums von 1992 bis 1998 Geschichte im Diplomstudiengang an der Otto-Friedrich-Universität und absolvierte bereits während des Studiums mehrere Praktika in Archiven. Die direkt anschließende Promotion schloss sie 2004 mit einer Arbeit über den Weg der königlich-bayerischen Staatspost in den Deutsch-Österreichischen Postverein bei Prof. Dr. Karl Möckl ab. Für Ihre Diessertation wurde Sie mit dem Otto-Meyer-Promotionspreis ausgezeichnet. Zahlreiche Praktika, u.a. im Archiv des Erzbistums, bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, im Stadtarchiv München und im Museum für Post und Kommunikation in Nürnberg hatten den Weg der promovierten Historikerin vorgezeichnet. Nach einem Aufbauseminar zum Registraturwesen für Staatsbehörden und einem Jahr Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft übernahm sie schließlich 2006 die Leitung des Universitätsarchivs.

Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein stellte sie nicht nur beim stringenten Aufbau des neuen Dezernats Z/ARCH unter Beweis, sondern auch durch das Absolvieren eines berufsbegleitenden Fernstudiengangs Archiv an der Fachhochschule Potsdam. Trotz weitreichender Erfahrungen war es ihr wichtig, den neuen Beruf theoretisch wie praktisch auf professionelle Füße zu stellen. So absolvierte sie zwei Jahre lang Module zu Archivmanagement und -wissenschaft, Archivtechnik und -organisation. Am 24.9.2010 schloss sie die Diplomprüfung im Studiengang Archiv erfolgreich ab. Ihrem Verständnis nach hatte sie gerade die persönlichen Grundlagen und die strukturellen Voraussetzungen für die anstehenden Veränderungen geschaffen, als sie Anfang April 2011 ins Krankenhaus musste, wo sie nach nur drei Wochen verstarb.

Die Universität Bamberg trauert um eine gewissenhafte Archivarin, die ihre Arbeit mit Würde und Verantwortungsgefühl ausführte, sich durch ihre außerordentliche Professionalität großen Respekt verdiente und allen eine warmherzige und hilfsbereite Kollegin war.