Monica Fröhlich/Uni Bamberg

Zwischen echten Büchern und virtuellen Katalogen: "Der Neue" - Fabian Franke in der Teilbibliothek 3

  • Service & Verwaltung
- Martin Beyer

Ein Westfale in Franken

Fabian Franke ist der neue Direktor der Universitätsbibliothek

Seit 1. Juni ist Fabian Franke im Amt: Der neue Leiter der Universitätsbibliothek setzt auf neueste Technologien, ohne dabei den Menschen, in diesem Fall den Bibliotheksbenutzer, aus den Augen zu verlieren.

Wie ein „Englishman in New York“ muss sich Dr. Fabian Franke in Franken wahrlich nicht mehr fühlen, aber mit diesem Namen wären Berührungsängste auch schwerlich nachvollziehbar. Über zehn Jahre lebte und arbeitete der gebürtige Bochumer in Würzburg, seit dem 1. Juni ist er nun in Bamberg als neuer Direktor der Universitätsbibliothek tätig.

Er hat viel vor, das merkt man gleich, wenn man Franke über sein neues Aufgabengebiet sprechen hört. „Aber natürlich ist es auch ein völliger Neuanfang, ich muss gerade zu Anfang viel zuhören, um die Universität und die Stadt kennen zu lernen.“

Aus der Physik in den höheren Bibliotheksdienst

Der Werdegang Frankes ist erstaunlich: Nach seinem Studium der Physik in Heidelberg, Stony Brook, Wien und Würzburg begann er 1996 nach einer einjährigen Postdoc-Phase die Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst: von der Technik zu den Büchern. Station machte er hierbei in München, Würzburg und einmal bereits in Bamberg. Ab 1998 war er dann Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Würzburg. Seine naturwissenschaftliche Ausbildung mag sicher ein Grund für Frankes Affinität zu neuen Medien und modernen Techniken des Bibliothekswesens sein. Er fühlt sich in virtuellen Bibliotheken genauso zuhause wie in realen. In Würzburg leitete Franke das Informationszentrum der Bibliothek und war schließlich Leiter der Teilbibliothek Geowissenschaften, Geschichte, Kulturwissenschaften, Kunst und Pädagogik.

Innovationen in kleinen Schritten

Doch wie beginnen, die eigenen Ideen einzubringen, ohne die Stärken des Bestehenden zu vernachlässigen? Fabian Franke hat sich klare Ziele gesetzt, mit dem Blick für das Machbare und in dem Bewusstsein, dass sehr viele Gespräche notwendig sein werden, um die Bedürfnisse der einzelnen Fakultäten kennen zu lernen und mit den eigenen Zielen zu vereinbaren.

Eine der ersten Maßnahmen könnte eine Verlängerung der Öffnungszeiten am Samstag sein, hier hofft Franke auf eine Erweiterung bis 18 Uhr. „Dies ist, gerade im Vergleich zu anderen Universitäten, ein wichtiger Schritt. Aktionen wie die Nachtuni haben gezeigt, dass verlängerte Öffnungszeiten auch angenommen werden“, so Franke.

Was auch bald ansteht und zu einer wesentlichen Verbesserung der Nutzungsmodalitäten führen wird, ist die Erweiterung des OPAC-Systems zu einem integrierten Katalogportal. „Hier ist es mit einem Klick möglich, von einem lokalen Bestand zur Fernleihe zu wechseln und sogar Aufsätze zu recherchieren“, erklärt der neue Direktor der Bibliothek. Überhaupt ist Franke die Erweiterung der Virtuellen Bibliothek ein großes Anliegen, um etwa die Nutzung der elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) zu optimieren. Ein anderes Zauberwort heißt: „open access“. Dahinter steckt das Prinzip, wissenschaftliche Aufsätze und Abhandlungen frei zugänglich auf Bibliotheks-Servern zur Verfügung zu stellen. Dies würde es Nachwuchswissenschaftlern erleichtern, ihre Publikationsliste aufzubauen und vor allem zu pflegen. 

Information, Information, Information

Franke hat sich neben der Erweiterung der modernen Archivierungstechniken noch einen anderen, wichtigen Schwerpunkt gesetzt: die Vermittlung von Informationskompetenz. Es ist beinahe eine Binsenweisheit geworden, dass die Suche und das Herausfiltern von Informationen zu den zentralen Qualifikationen nicht nur eines Wissenschaftlers zählen, gerade im „virtuellen Zeitalter“.

Gleichzeitig gehört aber auch genau diese Kompetenz zu dem Leistungskatalog einer Bibliothek. Sie muss dem Nutzer helfen, seine Informationen zügig und vollständig zu finden und zu verwalten. Die Frage ist nur, ob die Studierenden diesen Service auch ausreichend nutzen. „Gerade hier möchte ich ins Gespräch mit den Fakultäten kommen, um die Schulung der Studierenden zu verbessern“, sagt Franke. Vermittlung von Informationskompetenz ist ihm ein großes Anliegen, er leitet unter anderem eine bayernweite Arbeitsgruppe, die sich mit dieser Problematik beschäftigt.

Geplant ist ferner die Einführung eines virtuellen Auskunftssystems mit dem Titel „Frag’ die UB“. Hier sollen nicht nur die „frequently asked questions“ schnell und effizient beantwortet werden.

Nicht nur für Studierende! – Schüler und alle anderen Informationshungrigen herzlich willkommen

„Was ebenfalls noch nicht hinreichend bekannt ist, ist die Tatsache, dass die Teilbibliotheken der Universität für alle Interessierten offen stehen, nicht nur für Studierende.“ Das öffentliche Bewusstsein hierfür zu schärfen wäre ein weiterer Entwicklungsschritt hin zu einer offenen und modernen Bibliothek. Denkbar wäre hier, die Internetportale auf die Benutzergruppen zuzuschneiden, zum Beispiel ein eigenes Schülerportal zu entwickeln. „Denn die Schüler sind die Studierenden von morgen!“

Fabian Franke hat konkrete Zielsetzungen, die keineswegs unrealisierbar beziehungsweise unfinanzierbar wirken. Wenn er über seine Pläne spricht, bekommt man einen Eindruck von seiner Begeisterung und seinem Engagement für seinen Beruf, aber auch von der Fähigkeit, auf die Details, auf die kleinen Schritte zu achten.

Es bleibt zu hoffen, dass er in Bamberg Gehör findet und herzlich aufgenommen wird. Wenn über Bochum (frei nach Grönemeyer) gesungen wird, es sei eine ehrliche Haut, was wird dann Fabian Franke eines Tages über Bamberg sagen, denken, summen? Wir dürfen gespannt sein!