Ein letztes Mal die Tür aufschließen: Alfred Thomalla verlässt den Hausmeisterposten (Fotos: Martin Habermeyer)

Auf gepackten Kisten: Der scheidende Hausmeister im Büro

Alfred Thomalla zeigt einige seiner Schätze aus der Geschichte des Marcus-Hauses

Plausch und Scherzen gehören dazu: Alfred Thomalla mit „seiner Lieblingsprofessorin“ Prof. Dr. Anna Susanne Steinweg

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- Martin Habermeyer

„Ich wurde im Marcus-Haus geboren“

Hausmeister Alfred Thomalla geht in Altersteilzeit

Es waren lange Arbeitstage für Alfred Thomalla in den 41 Jahren als Hausmeister an der Universität: Morgens um halb sechs hat er das Marcus-Haus aufgeschlossen, nachts oft erst ab elf die Türen versperrt. Und wer ihm tagsüber auf den Gängen des Marcus-Hauses begegnete, blieb gern auf ein Wort stehen. Dass dies auch heute noch so ist, wurde anlässlich der Führung klar, die Thomalla zu seinem Abschied für die Uni-News-Redaktion gab: „Das ist der beste Mann, den wir hier haben“, erklärte etwa Prof. Dr. Karl-Heinz Renner bei einem zufälligen Treffen. Der Hausmeister kennt den Professor, der früher am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie war und aktuell an der FernUniversität Hagen arbeitet, schon seit dessen Studienzeit in Bamberg und hat auch heute noch regelmäßigen Kontakt.  

Ein Stück Bamberger Zeitgeschichte

Nach jahrzehntelanger Hausmeistertätigkeit im Marcus-Haus begann für Alfred Thomalla im Oktober 2011 die Altersteilzeit. „Ich gehe sehr, sehr ungern“, wiederholte er im Gespräch mehrmals. Verständlich, denn für ihn war das Marcus-Haus schon Heimat lange bevor die Universität dort einzog. „Das erste Mal bin ich am 6. August 1948 hier gewesen“, schmunzelte Thomalla, „denn an diesem Tag wurde ich hier geboren“. Damals war die Staatliche Frauenklinik und Hebammenschule im Gebäude am Markusplatz untergebracht, bevor sie 1984 ins Klinikum am Bruderwald verlegt wurde.

In unmittelbarer Umgebung der ehemaligen Frauenklinik wuchs Alfred Thomalla auch auf, denn sein Vater arbeitete und wohnte als Hausmeister beim Gesundheitsamt im Rotenhan-Palais in der Kapuzinerstraße 25, in dem heute das Studierenden-Service-Center untergebracht ist. Auch Alfred Thomalla ergriff den Hausmeisterberuf und wollte in dieser Tätigkeit immer möglichst vielseitig sein. So trat er nach der Ausbildung und den ersten Arbeitsjahren 1970 seinen Hausmeisterdienst in der Frauenklinik an. Dort arbeitete er als Elektriker, Dampftechniker und Desinfekteur. An die Zeit in der Klinik denkt Alfred Thomalla gern zurück: „Wir waren alle ein eingespieltes Team und haben auch abends oft gemeinsam gefeiert“, erzählte er, während er die Räume der Physiologischen Psychologie zeigt. Hier war früher der Kreißsaal, an den heute allerdings nichts mehr erinnert. Zeugnisse dieser früheren Zeit, für ihn erhaltenswerte Gegenstände, bewahrte Thomalla über die Jahre hinweg auf, beispielsweise die farbigen Glasfenster der ehemaligen Kapelle: „Sie fristen im Keller bislang ein unsicheres und unwürdiges Dasein“, so der Hausmeister. „Ich würde mich freuen, wenn sie irgendwann einen neuen Platz bekämen.“ 

„Wenn ich studiert hätte, es wäre Persönlichkeitspsychologie gewesen“

1988 schließlich bezog die Universität Bamberg das Marcus-Haus. Seitdem hat Alfred Thomalla die Professorenschaft, Dozentinnen, Dozenten und Studierende kommen und gehen sehen. Obwohl oder vielleicht weil er nie Konflikte mied und keinen Unterschied machte, ob er eine Sekretärin oder einen Professorin vor sich stehen hatte, stimmte die Chemie zwischen ihm und dem Universitätspersonal. Einigen Veränderungen und Erweiterungen, die zwischenmenschliche Nähe verringern, blickt der Hausmeister skeptisch entgegen: „Es muss alles immer schneller gehen. Und kaum lernt man jemanden kennen, schon ist er wieder weg. Außerdem denken heute viele, ihr Bereich wäre der wichtigste; früher waren wir mehr wie eine Familie.“

Trotz der immer komplexer werdenden Arbeitsumstände und schnellerer Personalwechsel ist sich Alfred Thomalla sicher: Hausmeister ist nicht nur sein Beruf sondern seine Berufung. Er würde ihr jederzeit wieder folgen. Hätte er studiert, dann wäre es Persönlichkeitspsychologie gewesen, verriet der Hausmeister. So sehr die Arbeit für die Universität zu seinem Lebensinhalt geworden ist, warnt er dennoch: „Ein Unibetrieb droht einer umgedrehten Pyramide zu ähneln: Wenn sie oben immer breiter wird, die Basis aber gleich bleibt, kippt sie um.“ Mit dem Beginn von Alfred Thomallas Altersteilzeit fehlt nun für viele Universitätsangehörige ein Stück dieser Basis.

Zum Marcus-Haus

2007 erschien als Chronik der Universitätsgebäude die Aufsatzsammlung UniChron. Der Artikel Ihr Kinderlein kommet beschreibt die Geschichte des Marcus-Hauses von der Staatlichen Frauenklinik und Hebammenschule zum Universitätsgebäude.