Kognitionswissenschaftler tagen in Bamberg
Austausch zwischen jungen und erfahrenen Wissenschaftlern auf der KogWis
Was passiert in unserem Kopf, wenn wir denken, fühlen, handeln? Und können wir diese Prozesse nicht nur verstehen, sondern auch nachbauen – in Computern, die uns dann im Alltag intelligent unterstützen? Solche Fragen haben über 100 Professoren und Nachwuchswissenschaftler vom 30. September bis zum 3. Oktober auf der KogWis im Marcus-Haus der Universität Bamberg diskutiert.
Die KogWis – die Tagung der Gesellschaft für Kognitionswissenschaften (GK) – vereint alle zwei Jahre führende Vertreter aus der Psychologie, der Künstlichen Intelligenz, der Linguistik, den Neurowissenschaften, der Philosophie und der Anthropologie. Das besondere dieser Fachtagung ist nicht nur der interdisziplinäre Ansatz. Traditionell nutzen viele Studenten und Doktoranden die KogWis, um ihre Forschungsergebnisse einem Fachpublikum vorzustellen. „Für mich ist diese Mischung aus erfahrenen und jungen Wissenschaftlern jedes Mal ein Erlebnis und extrem anregend“, sagte Ute Schmid. Die Professorin leitet die Gruppe für Kognitive Systeme an der Uni Bamberg und hat die Tagung nach Bamberg geholt und federführend organisiert.
Renommierte Wissenschaftler geben ihr Wissen weiter
In über 80 Vorträgen erörterten die Teilnehmer neue Ergebnisse beispielsweise der Hirnforschung und der künstlichen Intelligenz. Elisabeth Stern aus Zürich sprach über die Bedeutung dieser Erkenntnisse für Erziehung und Bildung und mahnte an, dieses Wissen für Lehrer und Schüler besser nutzbar zu machen. Mike Oaksford aus London stellte neue Ansätze vor, die erklären wollen, wie Menschen aus ihrem Wissen Schlussfolgerungen ziehen. Über Hirnforschung mit neuen Kernspintomografen und raffinierten Rechenverfahren sprach Rainer Göbel aus Maastricht: Inzwischen ist es möglich, Gruppen aus Nervenzellen bei der Arbeit zu beobachten, die kleiner sind als Stecknadelköpfe. Aus diesen Forschungsergebnissen sollen neue Therapieansätze für Parkinson und Depression entwickelt werden. Und der Bamberger Professor Dietrich Dörner provozierte in seiner Grundsatzrede die Teilnehmer mit seiner Feststellung, dass künstliche Intelligenz derzeit noch gar nicht existiere.
Neue und alte Förderpreise für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Christina Regenbogen von der technischen Hochschule Aachen erhielt den Preis der Gesellschaft für Kognitionswissenschaften für den besten Artikel des wissenschaftlichen Nachwuchses. Regenbogen untersuchte, wie Gesichtsausdruck und Sprachmelodie mit dem Inhalt einer Kommunikation zusammen wirken, wie unser Gehirn Emotionen über diese verschiedenen Kanäle wahrnimmt und dann verarbeitet.
Erstmals vergeben hat die GK in diesem Jahr einen Preis für den besten wissenschaftlichen Artikel eines Studierenden. Katharina Krämer aus Köln erforschte in ihrer Studie, wie sich das Verhalten von Menschen sowie ihre Gehirnaktivität verändern, wenn sie im gleichen kulturellen Kontext kommunizieren – oder auf einen Gesprächspartner einer anderen Kultur treffen.
Für das beste Poster – ein Plakat, auf dem eine wissenschaftliche Studie zusammengefasst und anschaulich präsentiert wird – hat die Firma Brain Products den Tagungsbeitrag von Carolin Dudschig aus Tübingen ausgezeichnet. Die Ergebnisse von Dudschig zeigen, dass unser Gehirn Sprache nicht nur abstrakt verarbeitet. Räumliches Vorstellungsvermögen, Gefühle und Sprache sind laut ihren Ergebnissen enger verbunden als bisher gedacht. Insgesamt 27 Posterbeiträge haben das Vortragsprogramm der KogWis ergänzt.
Diese Preise wurden beim Gesellschaftsabend in einer der weltbekannten Bamberger Brauereien beim Genuss fränkischer Spezialitäten vergeben. Dort klang die Tagung in einem ungezwungenen Diskurs zwischen Jung und Alt aus.