Der Hauptfriedhof in der Hallstadter Straße

In den Jahren 1564/65 entsandt der erste, von einer Kirche losgelöste Bamberger Friedhof in der heutigen Hallstadter Straße. Dieser wurde auf Grund einer gravierenden Seuchensterblichkeit zur Entlastung des Kirchhofes der Stiftskirche St. Martin angelegt. Auch die vermutlich katastrophalen hygienischen Missstände auf den Kirchhöfen müssen einen Grund für die Anlage eines außerstädtischen Friedhofes dargestellt haben. Einblicke in die frühneuzeitliche Sozialtopographie gewährt uns überdies die Lage des Friedhofes: dieser lässt sich nämlich am Ende der Siechenstraße in einer peripheren „Randzone“ lokalisieren, welche größtenteils von relativ unvermögenden Hauptmannschaften bewohnt wurde. Dass der Gottesacker direkt neben dem ehemaligen Liebfrauen-Siechhof errichtet wurde, wie der Zweidlerplan beweist, scheint dieses Bild vom Gefälle sozialer Differenzierung hin zum Stadtrand durchaus zu bestätigen.

 

 

Ausbau des Hauptfriedhofes und heutige Situation

Der Ausbau des Zentralfriedhofes in den 1820er Jahren war mit einer drohenden Platznot verbunden. Diese lässt sich durch die Zentralisierung auf den Hallstadter Gottesacker im Verlauf des 19. Jahrhunderts erklären, in dessen Zuge etliche Grabdenkmäler und Gebeine aus den aufgelösten Pfarrkirchhöfen auf den Zentralfriedhof verlegt werden mussten. Während dieses Ausbaus entstand 1821/22 auch der Portikus der I. Abteilung, der bis heute die Grüfte ehemaliger Großbürger wie Karl Remeis oder Johann Schönlein beherbergt. Schon 1836 wurde die alleinige Nutzung des Friedhofs in der Hallstadter Straße angeordnet. 1865 konnte sich der Zentralfriedhof endgültig als einziger Bestattungsort für die Stadt Bamberg durchsetzen.