Geschichten sehen, Bilder hören - Mittelalterliche Bildprogramme

Bamberg, 12.-13. Juli 2013

Organisation: Prof. Dr. Andrea Schindler/Prof Dr. Evelyn Meyer

Tagungsprogramm(311.4 KB)

Die immense Bedeutung von Visualität für die Kultur des europäischen Mittelalters wurde in den letzten Jahren in der Forschung immer wieder hervorgehoben und so das Mittelalter als Zeitalter der Sichtbarkeit oder des Sichtbaren beschrieben. Bei einem äußerst geringen Anteil an Lesekundigen wurden etwa religiöse Inhalte vorwiegend über bildliche Darstel-lungen (z.B. innerhalb von Kirchenräumen) vermittelt. Auch das per se zunächst schriftliche Medium der Handschrift sowie später der Inkunabel/des Frühdrucks bediente sich sowohl im geistlichen wie auch im weltlichen Bereich immer auch bildlicher Darstellungen. Dabei sind die Bilder zugleich Ausdruck der Wertschätzung (etwa bei Repräsentations-Handschrif-ten) und dienen der Verdeutlichung von schriftlich Dargelegtem, können dabei aber auch eine „Parallelgeschichte“ erzählen.

Die sprachlich manifestierten Bilder werden aber auch durch den Akt der Performanz im Vortrag hör- und vielleicht auch erlebbar, durch besondere rhetorische Kunst des Vortragen-den oder auch durch die Meisterschaft des Autors, der Worte und Klänge nicht nur einsetzt, um die Handlung voranzutreiben, sondern auch um sie klanglich auszugestalten und so mit einer weiteren Ebene der Deutung auszustatten.

Die zunächst mündlich tradierten, dann (auch) in die handschriftliche Überlieferung über-führten Geschichten werden unter anderem etwa in Bildzyklen auf Burgen, in städtischen Repräsentationsbauten oder auf Luxus-Einrichtungsgegenständen (z.B. Wandteppichen) festgehalten, wodurch „Fiktion als Statussymbol“ (Michael Curschmann) etabliert wird, und somit für den Betrachter sichtbar und allgegenwärtig – im Gegensatz zum schnell verklun-genen Wort des Vortragenden.

Diese vielfältigen Beziehungen zwischen Wort und Bild – die „Ikonotexte“ (Horst Wenzel) – im Kontext des Erzählens von Geschichten mit zentraler Bedeutung für die Bildung eines kulturellen Gedächtnisses, als „Medien der memoria“ (Horst Wenzel) sollen im Rahmen der Tagung aus der Sicht verschiedener mediävistischer Disziplinen und verschiedener Kulturen beleuchtet werden. Mögliche Ansatzpunkte bieten illustrierte Handschriften und Drucke (speziell etwa auch Bamberger Exponate), Text-Bild-Kombinationen, Bildzyklen, Bild-Orte (Handschriften, Burgen, Kirchen, Textilien etc.), Kulturvergleiche (etwa arabische Manuskripte und Fundstücke o.ä.), die mediale Funktion von Bildern, Sprach- und Schriftbilder, die Rolle des Hörers, Betrachters und Lesers, der Unterschied in der Wahrnehmung über das Auge bzw. über das Ohr, Performanz, gender und Bilder, musikalische Bilder, ohne dass damit das einschlägige Themenspektrum bereits ausgeschöpft sein könnte.

Wir bitten um Themenvorschläge bis zum 23. November 2012 an:

andrea.schindler@uni-bamberg.de und emeyer16@slu.edu

oder per Post an:

Prof. Dr. Andrea Schindler
Juniorprofessur für Germanistische Mediävistik
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
96045 Bamberg